K-Word #318: Neues aus der Lesbenwelt
Heute: "Batwoman"-Star Ruby Rose will raus aus der Lesben-Schublade, neuer "The L Word"-Trailer, Ellen DeGeneres und Brad Pitt haben denselben Frauengeschmack, Anna Calvi, Megan Rapinoe, Jane Lynch dreht modernes "Golden Girls", Young M.A. - und mehr!
Von Karin Schupp
20.9.2019 - Dass die Superheldin in Batwoman (K-Word #313; in den USA ab Okt.) lesbisch ist und von einer Lesbe gespielt wird, bringt der neuen Serie außerordentlich viel Presse - und ausgerechnet jetzt betonte Hauptdarstellerin Ruby Rose in Glamour: „Diese Serie dreht sich nicht um eine lesbische Superheldin. Sie dreht sich um eine Superheldin.” Das kommt im neuen Trailer aber ganz anders rüber… Das Label „lesbisch“ geht der Australierin, die in ihrer Heimat schon lange ein Star ist und immer schon „out” war, halt inzwischen ein bisschen auf die Nerven. „Ich habe keinen Master-Abschluss in Lesbischsein“, sagte sie. „Ich war immer Ruby Rose, die lesbische MTV-Moderatorin, das lesbische Model, die lesbische Schauspielerin. Und ich so: ‘Das ist nicht Teil meines Jobs. Das steht nicht auf meiner Visitenkarte. Ich habe das doch nicht studiert!”
Fußballweltmeisterin Megan Rapinoe (K-Word #316) erzählte in Instyle, wo sie ihre Lebensgefährtin, Basketballweltmeisterin Sue Bird, kennen lernte: Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio war‘s, als sich Megan nach ihrem recht frühen Ausscheiden bei den Basketballerinnen rumtrieb:
Für ihre lesbische Hauptrolle in Der Boden unter den Füßen (unsere Filmkritik) bekam Valerie Pachner am letzten Freitag in Berlin den Deutschen Schauspielpreis der Schauspielergewerkschaft BFFS. Ihr Dank ging sympathischerweise an ihre zwei besten Freundinnen.
Ellen DeGeneres und Brad Pitt haben denselben Frauengeschmack! Und hatten vielleicht sogar einmal dieselbe Freundin! Das stellte sich raus, als der Filmstar seine alte Bekannte in ihrer Show besuchte und erzählte, dass sie sich vor rund 30 Jahren auf einer Poolparty bei Melissa Etheridge kennen lernten: „Ich glaube, du hast meine Freundin angebaggert… Ich war geschmeichelt.“ Ellen, die vorgab, sich nicht daran zu erinnern, legte aber noch einen drauf: „Ich habe das Gefühl, dass ich mit einer weiteren Freundin von dir zusammen war!“ Leider kamen sie überein, erst nach der Show darüber zu reden, aber das Internet war sich schnell einig: Das muss Juliette Lewis gewesen sein, die mit Pitt Anfang der 90er liiert war, nachdem sie mit ihm Kalifornia (1993) gedreht hatte. Um die Schauspielerin gab’s schon damals Bi-Gerüchte, die sie allerdings längst dementierte: „Ich bin hetero, und ich stehe nicht auf diese Mädels, die auf lesbisch tun, um sich für Kerle interessant zu machen. Diesen Trend mag ich gar nicht“, sagte sie 2012 der lesbischen Webseite After Ellen.
Showtime legt nach: Drei Wochen nach dem ersten Trailer für das Serien-Reboot The L Word: Generation Q veröffentlichte der US-Sender schon den zweiten: Gut gelaunt, sexy – und: Bettes Pool scheint noch zu existieren… In den USA starten die acht neuen Folgen im Dezember, hierzulande laufen sie voraussichtlich im Frühjahr 2020 bei Sky.
Südafrikas Leichtathletik-Star Caster Semenya wird jetzt Fußballerin: Die mehrfache Olympiasiegerin und Weltmeisterin über 800 Meter heuerte als Stürmerin beim JVW Football Club in der Nähe von Johannesburg an. „Ich bin außerordentlich glücklich, dass ich solch eine Sport-Ikone für meinen Club gewinnen konnte“, sagte die lesbische Vereinsgründerin und Kapitänin des südafrikanischen Nationalteams Janine van Wyk (die in diesem Jahr nach Dänemark wechselte). Das Laufen wolle sie aber keineswegs aufgeben, erklärte Semenya auf Twitter. Die 28-Jährige, die mit ihrer Jugendfreundin Violet Raseboya verheiratet ist (K-Word #182), ist zurzeit gesperrt, weil sie sich der Vorgabe des Internationalen Leichtathletikverbands IAAF verweigert, ihren hohen Hormonspiegel medikamentös zu senken (K-Word #312).
Die lesbische Schauspielerin Jane Lynch (die in The L Word die Anwältin Joyce Wischnia spielte, K-Word #269) gewann letzte Woche einen Emmy für ihre Gastrolle in The Marvelous Mrs. Maisel und verriet am Rande der Verleihung, dass sie mit Cyndi Lauper an einer Comedyserie für Netflix arbeitet, die „eine Art Golden Girls der Gegenwart“ sein wird. „Ich bin fast 60, sie ist 65, und wir beginnen unseren nächsten Lebensabschnitt, ohne je Ehemänner oder Kinder gehabt zu haben“, sagte sie dem Branchenblatt Variety. „Und es gibt noch zwei weitere Personen, die noch nicht gecastet wurden.“ Eine Lesbe und eine Hetera, die sich sehr aktiv für LGBTQ-Rechte einsetzt (K-Word #280)? Also, wenn's in dieser Serie keine Lesbe gibt, dann weiß ich auch nicht!
Bei den Creative Emmy Awards wurde auch Hannah Gadsby (K-Word #268) für ihr lesbisches Comedy-Programm Nanette (Neflix) ausgezeichnet. Die eigentliche Emmy-Verleihung, bei der auch lesbische Promis wie Kate McKinnon, Ellen DeGeneres, Cherry Jones und Fiona Shaw nominiert sind (mehr lesbische Nominierte: K-Word #310), findet am Sonntag statt und wird von TNT Serie übertragen (in der Nacht auf Montag, ab 2:00 Uhr).
Die US-Datingshow Bachelor in Paradise machte im August Schlagzeilen (und Quote), als sie die Verflossene der queeren Kandidatin Demi Burnett ins Ferienparadies holte (K-Word #315). Der Ausflug ins Trash-TV endete für die beiden – selten genug – tatsächlich happy: In der letzten Folge machte Demi ihrer alten und neuen Freundin Kristian Haggerty einen Heiratsantrag, und die revanchierte sich in der Reunion-Sendung am Dienstag:
Queer zu sein, ist kein cooler Modetrend – das musste Anna Calvi einem Journalisten erklären, „der mich fragte: 'Ist dieses ganze queere Ding, das plötzlich da ist, eine neue Gegenkultur wie Punk? Und ich versuchte ihm zu erklären, dass der größte Unterschied ist (…), dass wir über Leben und Tod sprechen“, sagte die britische Musikerin in einem Porträt des Independent. „Menschen bringen sich um. Und ich finde es echt gefährlich, wenn man das so verkürzt und ein Produkt daraus macht.“ Auch sie selbst wurde letztes Jahr in einer Kneipe übel beschimpft, als sie ihre Freundin küsste, erzählte sie. „Wenn du als lesbische Frau durch die Welt gehst, sogar als weiße, nicht behinderte Person, passt du dein Verhalten ständig an, um nicht die Zielscheibe des Hasses von jemandem zu werden.“ Calvi, die sich Anfang 2018 outete (K-Word #239), war für den Mercury Prize für das britische „Album des Jahres“ nominiert, bei der gestrigen Verleihung ging der Preis dann aber an den Rapper Dave.
Anna Calvi (r.) auf der Bühne mit der bisexuellen Musikerin Jehnny Beth von der Frauenband Savages:
Ein neues Eishockey-Baby: Meghan Duggan, Kapitänin des US-Teams und Olympiagewinnerin 2018, und Gillian Apps, die als Kapitänin der Kanadierinnen drei Mal Olympiagold gewann und 2015 ihre Karriere beendete, verrieten auf Instagram, dass sie im kommenden Februar Eltern werden. Das seit einem Jahr verheiratete Paar (K-Word #269) ist nicht die einzige länderübergreifende Regenbogenfamilie im Eishockey: Auch zwei weitere Ex-Kapitäninnen ihrer jeweiligen Nationalteams, Caroline Ouellette (Kanada) und ihre Frau Julie Chu (USA), haben eine Tochter (K-Word #226).
Lilly Singh erobert eine TV-Bastion, die bisher weißen Männern vorbehalten war: Die bisexuelle Kanadierin mit indischen Eltern, die durch ihren Youtube-Kanal (14,1 Mio. Abonnent:innen!) bekannt wurde, moderiert seit Montag eine Late Night-Show bei NBC und ist damit in diesem Job die einzige Frau, queere Person und Person of Color bei einem der großen US-Network-Sender! A Little Late with Lilly Singh ist allerdings nur etwas für Nachteulen: Sie läuft nachts um 1:35 Uhr nach den Late Night Shows von Jimmy Fallon und Seth Meyers. Singh, die nächste Woche 31 Jahre alt wird, outete sich im Februar auf Instagram als bisexuell.
Singapurs erste Schwimm-Weltmeisterin beendet ihre sportlerische Karriere. Theresa Goh, die neben zwei Weltrekorden über 50 Meter und 200 Meter Brustschwimmen Bronze bei den Paralympics in Rio 2016 gewann, erklärte auf Facebook, dass die „zwanzig Jahren Blut, Schweiß und Tränen“ es wert waren – „jeder einzelne Tropfen“. Die 32-Jährige, die seit ihrer Geburt gelähmt ist, ist auch Singapurs einzige offen lesbische Sportlerin: Sie outete sich 2017 in der Straits Times: „In den Zeitung, im Fernsehen oder Kino habe ich nie jemanden im Rollstuhl gesehen, geschweigen denn jemanden im Rollstuhl, der homosexuell ist… es ist einfach nicht fair, dass ich einen Teil meines Lebens verstecken soll.“
A propos Labels: „Ich bin keine Lesbe“, sagte die Rapperin Young M.A. ("Ooouuu", K-Word #210) in der Youtube-Interviewreihe Hollywood Unclocked, stellte aber klar: „Ich würde nie mit einem Mann zusammen sein. Ich stehe nicht auf Kerle. Ich liebe Frauen.“ Auch als „weibliche Rapperin“ möchte sie sich nicht bezeichnen: „Ich bin einfach Young M.A.“ Dabei geht es ihr aber gar nicht um die durchaus zutreffenden Begriffe, sondern: „Zunächst einmal scheinen Rapperinnen die einzigen zu sein, die in eine Schublade gepackt werden, denn man sagt nicht ‘männliche Rapper’ , sondern einfach nur Rapper”, erklärte sie. „Und was 'gay rapper' angeht, finde ich, dass wir doch nicht getrennt gesehen werden wollen. Wenn du einfach nur akzeptiert werden willst, so wie du bist, sag doch einfach ‘Ich bin ich’.”
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