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K-Word #325: Neues aus der Lesbenwelt

Heute: Kristen Stewart will ihre Freundin heiraten, Whitney Houston & Robyn Crawford waren tatsächlich ein Paar, Boxerin Nicola Adams beendet Karriere, Megan Rapinoe, Kerstin Ott, Adèle Haenel, Halsey, La Roux, Film- und Serientipps - und mehr!

The Tonight Show/ ScreenshotKristen Stewart als „sozial irrelevante heteronormative Gender-Rolle - die tot ist“

Von Karin Schupp

8.11.2019 - Bei Kristen Stewart ist definitiv der Knoten geplatzt: Nach jahrelangem Herumdrucksen spricht sie jetzt ganz offen über ihre Beziehungen. In der Radiosendung von Howard Stern erzählte die 29-Jährige, wie sie ihre Freundin kennen lernte, dass sie ihr schon nach zwei Wochen ihre Liebe erklärte und es nicht abwarten könne, ihr einen Heiratsantrag zu machen. „I can’t fucking wait“, sagte sie. „Ich will das vernünftig angehen, aber es könnte bald passieren.“ Sie habe schon „echt coole Ideen“, die sie aber nicht verraten wollte, weil ihre Zukünftige ja zuhören könnte. Bei der Glücklichen handelt es sich um die Drehbuchautorin  Dylan Meyer (K-Word #315), die sie vor sechs Jahren an einem Filmset kennen lernte, aber erst im Sommer auf einer Party wiedertraf. Kristen scheint allerdings schnell entflammbar zu sein: Auch mit Robert Pattinson, mit dem sie bis 2013 zusammen war, hätte sie sich eine Ehe vorstellen können. „Ich wollte schon, ja“, sagte sie. „Ich bin keine Superduper-Traditionalistin, aber gleichzeitig… bei allen meinen Beziehungen dachte ich, dass es das jetzt wäre.“

Und auch Kristens Halloween-Besuch in The Tonight Show war sehr queer: ihr Zombie-Baseballer-Kostüm (siehe Foto oben) erklärte sie nämlich so: „Meine Freundin geht als tote Cheerleaderin, also eine 'Fearleaderin'. Und sie meinte, wenn Leute fragen, was wir sind, sagen wir einfach: ‚Wir sind sozial irrelevante heteronormative Gender-Rollen – die TOT sind!‘“

Dass wir so viel von Kristen Stewart hören, liegt daran, dass in den USA nächste Woche ihr neuer Film 3 Engel für Charlie startet (bei uns ist es erst am 2. Januar soweit). Das Filmstudio fand aber noch eine weitere Werbefigur für die Actionkomödie: Weltfußballerin Megan Rapinoe (K-Word #319) trainiert als Charlies Assistent „Bosley“ künftige „Engel“.

A propos Fußball: Am Samstag (18:30 Uhr, live bei Eurosport) spielt das deutsche Nationalteam im mit 90.000 Fans (!) ausverkauften Wembley-Stadion gegen den WM-Vierten England. Im Vergleich der offen lesbischen/ bisexuellen/ queeren Spielerinnen führt England schon jetzt 8:0!

„Ich habe vor allem am Anfang auch viele Hassmails bekommen, dass es gar nicht geht, so wie ich lebe. Und Beschimpfungen wie fette Lesbe und sowas. Da musste ich auch erst lernen, damit umzugehen“, erzählte Kerstin Ott im L-MAG-Gespräch, aber: „Ich bin nicht auf der Welt, um von allen gemocht zu werden.“ Ihre Schlager - ihr neues Album „Ich muss dir was sagen“ erschien letzte Woche - mögen vielleicht nicht für jedes Ohr etwas sein, aber unsere Herzen hat sie auf jeden Fall erobert: „Sie ist einer der nettesten, authentischten Menschen, die ich je interviewt habe“, sagte unsere Chefredakteurin Manuela Kay nach ihrem Interview, nachzulesen im nächsten Heft (ab 20. Dez. im Handel).

L-MAG Kerstin Ott (r.) mit L-MAG-Chefredakteurin Manuela Kay

Jetzt hat sie’s zum ersten Mal bestätigt: Whitney Houston (1963-2012) und ihre Jugendfreundin/ Assistentin Robyn Crawford (K-Word #151) waren tatsächlich ein Paar. In ihrem Enthüllungsbuch A Song For You: My Life with Whitney Houston, das nächste Woche in den USA erscheint, erzählt Crawford (58), dass sie sich 1980 bei einem Sommercamp ineinander verliebten: „Wir redeten und redeten, und plötzlich waren unsere Gesichter ganz nahe. Der erste Kuss war lang und langsam, wie Honig“, zitiert die Zeitschrift People exklusiv aus dem Buch. Über ihren ersten Sex schreibt sie: „Sie zu streicheln und zu lieben war wie ein Traum.“ Whitney habe ihre Beziehung aber beendet, nachdem sie 1982 ihren ersten Plattenvertrag unterschrieben hatte – aus Angst vor der Öffentlichkeit („Sie sagte, dass die Leute das gegen uns verwenden würden, wenn sie es rauskriegen.“) und ihrer Familie. Vor allem ihre Mutter Cissy Houston äußerte sich in Interviews des öfteren homophob und schrieb in ihrem Buch Remembering Whitney (2013): „Ich wollte nicht, dass Robyn meiner Tochter nahe kam.“ Ihre Einstellung scheint sich aber - leider viel zu spät - verändert zu haben: Kürzlich sagte Houston in einem Gespräch mit dem LGBTQ-freundlichen Bischof Joseph Tolton, dass der Schlüssel zur Akzeptanz eines homosexuellen Kinds „Liebe und Lernen“ sei. Robyn Crawford ist heute mit der Audible-Managerin Lisa Hintelman verheiratet und hat zwei Kinder.

Dutton

Ab 14. November im Kino: In Booksmart, dem Regiedebüt von Olivia Wilde (bekannt als bisexuelle Ärztin Thirteen in Dr. House), wollen die beiden weiblichen Hauptfigurenalles vor ihrer Abschlussfeier alles nachholen, was sie in ihrer strebsamen Schulzeit verpasst haben. Aber die Nacht verläuft für die lesbische (aber unerfahrene) Amy (Kaitlyn Dever, Unbelievable) und ihre beste Freundin Molly (Beanie Feldstein) natürlich ganz anders und viel wilder als geplant - und: die einzige Sexszene des Films ist eine lesbische! „Hätte ich den Film früher schon sehen können, hätte ich auch schon früher zu mir selbst finden können“, sagte Feldstein, die im echten Leben lesbisch ist, über die spritzige Highschoolkomödie. Unsere Filmkritik findet ihr nächste Woche hier auf l-mag.de.

In eine ganz andere Richtung geht Searching Eva (Kinostart: 13. Nov., Orte/ Termine). Die Kölnerin Pia Hellenthal begleitet in ihrer Dokumentation, die für den Deutschen Dokumentarfilmpreis 2019 nominiert war, Eva Collé - queer, Feministin, Model, Sexarbeiterin, Musikerin und Ex-Junkie -, die Privatsphäre für ein überholtes Konzept hält und ihr ganzes Leben schonungslos offen in ihren Social Media-Kanälen teilt.

Die französische Schauspielerin Adèle Haenel, zurzeit in dem lesbischen Liebesdrama Porträt einer jungen Frau in Flammen zu sehen (unsere Filmkritik), machte öffentlich, dass der Regisseur Christophe Ruggia, mit dem sie ihren ersten Film Kleine Teufel (2002) drehte, sie sexuell belästigt habe, als sie zwischen zwölf und fünfzehn Jahre alt war. „Ich bin richtig zornig“, sagte die heute 30-Jährige der Webseite Mediapart, die am Wochenende einen Artikel und ein Live-Gespräch mit ihr veröffentlichte. „Aber es geht nicht so sehr um mich, wie ich das überlebt habe oder nicht. Ich möchte (...) das System des Schweigens und der Komplizenschaft anprangern, die so etwa möglich machen.“ Ruggia (54), der die Vorwürfe strikt von sich weist, flog umgehend aus dem Regieverband SRF, dessen Vorstand auch Haenels Lebensgefährtin Céline Sciamma angehört. In Frankreich, wo das #MeToo-Thema noch weniger Wellen schlug als bei uns, ist die zweifache César-Gewinnerin die bisher bekannteste Schauspielerin, die sich öffentlich äußerte und sogar einen Namen nannte. Auf Instagram bekam Haenel tausendfachen Zuspruch, darunter auch von Kolleginnen wie Oscar-Gewinnerin Marion Cotillard, die schrieb: „Meine Dankbarkeit dir gegenüber ist unendlich.“

Mediapart/ ScreenshotAdèle Haenel am Wochenende: „Monster gibt es nicht. Das ist unsere Gesellschaft. Das sind wir, unsere Freunde, unsere Väter.“

Die britische Boxerin Nicola Adams (K-Word #271), zweifache Olympiasiegerin und WBO-Weltmeisterin im Fliegengewicht 2019, beendet aus gesundheitlichen Gründe ihre Karriere. Bei weiteren Schlägen auf ihr Auge bestehe die Gefahr, dass sie ihr Augenlicht verliere, schrieb die 37-Jährige, die 2017 ins Profilager wechselte, in einem offenen Brief an ihre Heimatzeitung Yorkshire Evening Post.

Baig/ InstagramNicola Adams (l.), die sich 2013 als bisexuell outete, mit ihrer Freundin Ella Baig

In Zeiten, in denen Supermärkte schon ab September Spekulatius und Dominosteine anbieten, wundert es nicht, wenn die ersten Weihnachtsfilme schon Anfang November rauskommen: Tage wie diese, ab heute bei Netflix, erzählt drei Teenager-Lovestories während eines Schneesturms in einer US-Kleinstadt. Und in einer davon geht’s um eine lesbische Außenseiterin (Liv Hewson), die ihrem Cheerleader-Schwarm (Anna Akana) hinterherschmachtet. Liv Hewson, die sich als gay und nonbinär definiert, kennen wir als Drew Barrymores Tochter aus der Serie Santa Clarita Diet, die bisexuelle Anna Akana aus der Comedyserie Corporate (und sie ist eine Freundin von Dylan Meyer – siehe oben - was mal wieder beweist, dass das queere Hollywood ein Dorf ist!).

Eine lesbische Journalistin entdeckte begeistert, dass die Schauspielerin Lucy Liu (Elementary) in ihrem Zweitjob als Künstlerin ziemlich lesbische erotische Gemälde malt.

Zwei Trophäen für Halsey: Bei den MTV Europe Music Awards am letzten Sonntag in Sevilla wurde die bisexuelle Musikerin (K-Word #306) in den Kategorien „Best Pop Artist“ und „Best Look“ ausgezeichnet.

MTV/ ScreenshotHalseys Auftritt bei den MTV Europe Music Awards

So schnell kann’s gehen: Das Frauenpaar in der US-Ausgabe von Bachelor in Paradise (K-Word #315), das sich am Ende sogar verlobte, hat in gleichlautenden Statements seine Trennung bekannt gegeben.

Ab 14. November neu bei Sixx (20:15 Uhr): Legacies, ein Spinoff von The Originals (das wiederum ein Ableger von The Vampire Diaries ist). Im Mittelpunkt steht Hope Mikaelson (Danielle Rose Russell), die von den mächtigsten Vampiren, Werwölfen und Hexen abstammt und eine Art amerikanisches Hogwarts besucht, in dem irgendwie alle queer sind. Und schon in Folge 1 erfahren wir, dass Josie (Kaylee Bryant), die Tochter des Schulleiters, und Penelope (Lulu Antariksa) mal ein Paar waren…

The CW/ Screenshot … und pssst: das Thema ist für Josie und Penelope noch nicht durch!

Nach fünf Jahren Pause meldet sich La Roux („Bulletproof“) zurück und veröffentlichte mit „International Woman of Leisure“ ihre erste Single seit 2014. Ihr neues Album „Supervision“ erscheint im Februar zeitgleich zum Beginn ihrer Welttournee, die sie - für ihr einziges Deutschland-Konzert - am 15. Februar auch nach Berlin führt. Ob die britische Musikerin, die sämtliche Gaydars auslöst, immer noch alle Labels - hetero, homo und bisexuell - ablehnt? „Ich fühle mich weder wie das eine noch wie das andere”, sagte sie 2015 dem Observer. „Ich fühle mich nicht wie ein Mann, ich fühle mich nicht wie eine Frau – daher kommt die Androgynität. Ich fühle mich wahrscheinlich eher feminin als maskulin… Wenn die Leute mich als homosexuelles Rollenvorbild hoch halten wollen, bin ich stolz darauf, habe deshalb aber nicht das Bedürfnis zu sagen, dass ich gay bin.”

 

Jetzt im Handel: Die neue Ausgabe der L-MAG mit dem Titelthema Sex, Film-, TV-, Musik- und Buchtipps, Interviews mit Ricarda vom Podcast "Busenfreundin", Musikerin Wallis Bird und der lesbischen Bundestagsabgeordneten Ulle Schauws. An jedem Bahnhofskiosk, bei Readly, im Abo oder als e-Paper-Abo erhältlich.

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