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K-Word #329: Neues aus der Lesbenwelt

Heute: „The L Word: Generation Q“ feiert Premiere, Nadine Angerer in „Dancing on Ice“, Maren Kroymann, Megan Rapinoe, Beachvolleyball-Star Kira Walkenhorst jetzt im lesbischen Doppel, Adèle Haenel, Film- und Serientipps und mehr!

Von Karin Schupp

6.12.2019 - Moment mal, ist das nicht… Dana Fairbanks? Zwischen Shane und Alice? Nicht ganz: Erin Daniels, die in The L Word den Tennisprofi spielte (und unverzeihlicherweise in Staffel 3 sterben musste), war auf der Premierenparty von The L Word: Generation Q, in dessen Cast neben Kate Moennig (K-Word #317), Leisha Hailey und Jennifer Beals (bisher) nur neue Gesichter sind. Cybill Shepherd (Phyllis, K-Word #327) war auf der Party am Montag der einzige weitere Ex-TLW-Star, an lesbischer Prominenz waren Comedian Tig Notaro (One Mississippi) - na klar: ihre Frau Stephanie Allynne spielt im Reboot Alices Freundin - und King Princess (K-Word #323) da, die hier „den besten Abend meines Lebens“ erlebte (wie sie auf Instagram schrieb).

Showtime/ InstagramPrivat immer noch gut befreundet: Kate Moennig, Erin Daniels und Leisha Hailey auf der Premierenparty

Am Sonntag startet die lang ersehnte Fortsetzung von The L Word dann im US-Fernsehen – wir berichten nächste Woche von der großen Screeningparty in New York und den ersten Reaktionen der Fans! - und uns bleibt vorerst nur, sehnsüchtig übern großen Teich zu schauen (inoffiziellen Informationen zufolge will Sky Deutschland die acht neuen Folgen erst ab April 2020 ausstrahlen – wir halten euch natürlich auf dem Laufenden!) und die – immerhin zahlreichen – Trailer im eigenen Youtube-Kanal zu schauen. Oder diese 2-minütige Szene mit Bette (die als Bürgermeisterin von Los Angeles kandidiert), Shane (die steinreich geworden ist und in Scheidung lebt) und Alice (die ihre eigene Fernsehshow hat) beim Wiedersehens-Brunch:

Maren Kroymann erhielt am 1. Dezember in London, den „Lifetime Achievement Award“ der Rose d’Or, einem der bedeutendsten Fernsehpreise der Welt. In ihrer Rede bedankte sie sich bei ihrer Radio Bremen-Redakteurin Annette Strelow, die sie nach zwanzig Jahren TV-Abstinenz ins Fernsehen zurückholte: „20 Jahre lang war ich in etwa das, was man bei Islamisten Schläfer nennt – bis ich dann mit Gewalt zurückgekommen bin. Zwar bin ich keine Terroristin, sondern nur eine lesbische Feministin, aber das ist manchen Leuten ähnlich unangenehm.“ Mehr Kroymann gibt’s in der ARD-Mediathek: Letzte Woche war sie in der NDR-Talkshow  zu Gast, und eine neue Folge ihrer Sketchcomedy Kroymann (die ebenfalls für eine Rose d’Or nominiert war) steht dort auch.

Kira Walkenhorst kommt als lesbisches Doppel zurück: Vor einem knappen Jahr beendete die Beachvolleyball-Olympiasiegerin und –Weltmeisterin verletzungsbedingt ihre Karriere (K-Word #284) und wurde zwischenzeitlich zum Sprachrohr für Regenbogenfamilien (K-Word #290) – sie und ihre Frau Maria sind Eltern von Drillingen -, sprach aber schon bald von einem Comeback und ihrem großen Ziel: die Olympischen Spiele 2024. Und jetzt hat sie mit Melanie Gernert eine neue Partnerin gefunden. Mit der erfolgreichste Spielerin der deutschen Techniker Beach Tour 2019 bestritt sie schon 2011 einige Turniere - und: „Melli“ ist ebenfalls offen lesbisch. „Ich bin nie auf Ablehnung gestoßen“, sagte sie die 32-Jährige im März. „In anderen Sportarten stelle ich es mir bedeutend schwerer vor, insbesondere für Männer.“

Matthias Zepper, CC-BY-SA Kira Walkenhorst (l.) und Melanie Gernert

Vor zwei Wochen wurde Nadine Angerer in Dancing On Ice „schlittschuhfahrende deutsche Eiche“ bezeichnet, in der letzten Show aber beeindruckte die Ex-Fußballerin die Jury mit sichtbaren Fortschritten und bekam deutlich bessere Noten. Auffallend war dabei, wie sehr sie gerade den heteromantischen Aspekt ihrer Kür mit Profi-Partner David Vincour lobten. Tja, so gehen die Geschmäcker auseinander: Ich fand’s besser, wie Natze am Ende ihrer vorherigen Kür ihre Frau Magda küsste (K-Word #328)! Heute Abend geht’s weiter (SAT.1, Fr, 20:15 Uhr).

Die Sängerin Lotta Laut alias Edith Stehfest und ihr Mann, Dancing on Ice-Kandidat und Ex-GZSZ-Star Eric Stehfest, haben über ihre offene Ehe und Ediths Bisexualität gesprochen. Als sie 14 war, so erzählte sie in Bild, habe sie „erkannt, dass es nicht darum geht, ein Geschlecht zu lieben, sondern einen Menschen. Dies zu leben, schenkt ein großes Maß an Selbstliebe. Die Verbindung zwischen zwei Frauen hat immer einen einzigartigen Hauch Magie in sich.“ Bevor sie mit Eric zusammenkam, habe sie „viele Beziehungen mit Frauen“ gehabt, sagte die 23-Jährige im Sat.1-Frühstücksfernsehen, und auch seit der Hochzeit verzichte sie nicht auf den „Hauch Magie“. Für Eric, mit dem sie ein 3-jähriges Kind hat, war das anfangs „schwer zu verstehen“, wie er in Bild sagte, aber jetzt gilt: „Wenn jemand Lust auf Sex mit einer anderen Person hat, reden wir offen darüber. Wir erleben es gemeinsam oder lassen es.“ Lotta Laut veröffentlichte in diesem Jahr ihr Debütalbum Exit.

Edith Stehfest/ InstagramEdith und Erik Stehfest

Wie man es nicht machen sollte: Der Netflix-Weihnachts-Dreiteiler Zeit der Geheimnisse mit Corinna Harfouch und Christiane Paul erzählt auf verschiedenen Zeitebenen die Geschichten (und Geheimnisse) von vier Frauengenerationen. Und Paul bietet als Problemtochter Sonja alles auf, was man sich so vorstellen kann: Rebellin, Studienabbruch, jung schwanger, Auswanderung (während sie ihre zwei Töchter bei der Oma ablädt), Alkoholproblem… und im Handlungsstrang 2004 bringt sie zu Weihnachten ihre neue Freundin mit: wohl ein weiteres Zeichen ihres ungeordneten, chaotischen Lebens. Die arme Juliana (Eva Bay) taucht nur in zwei Szenen auf, sagt kein einziges Wort und wird in der Zeitebene 2019 offenbar umstandslos verlassen – dass die beiden demnach 15 Jahre zusammen waren (wenn das mal keine Stabilität ist!), ist keine Erwähnung oder gar Würdigung wert. Lesbische Sichtbarkeit sieht anders aus!

Katalin Vermes/ Netflix Sonja (r.) und Juliana, die schon froh sein darf, dass sie überhaupt einen Namen gekriegt hat

Ob uns The Marvelous Mrs. Maisel in Staffel 3 zufriedener macht? Die preisgekrönte Serie um die 50er-Jahre-Hausfrau Midge (Rachel Brosnahan), die sich als Stand-up-Comedian neu erfindet, hat mit Midges Managerin Susie (Alex Borstein) die butchigste TV-Figur jenseits von Big Boo und Frauenknast-Walter im Cast, weigert sich aber, ihr eine queere Identität oder gar eine Lovestory zu geben. Und irgendwie bezweifle ich, dass sich das in den neuen Folgen ändert, da die zwei Frauen in ihrem Lebens – Midge, mit der sie auf Tour geht, und ihre neue Klientin, Comedystar Sophie Lennon, gespielt von der lesbischen Schauspielerin Jane Lynch - sie voll in Anspruch nehmen. Staffel 3 steht jetzt in der englischen Originalversion bei Amazon, die deutsche Synchronfassung kommt am 7. Februar 2020.

Amazon Studios Susie (Alex Borstein, r.) und Midge (Rachel Brosnahan)

Jetzt exklusiv beim lesbischen US-Streamingdienst Tello: In der Weihnachts-Romantic Comedy Season of Love geht’s um drei (künftige) Frauenpaare (unsere Filmkritik), und eine der Hauptrollen spielt Dominique Provost-Chalkley, bekannt als queere Waverly in der Kultserie Wynonna Earp. Die Britin konnte in dem Film auch ihr musikalisches Talent zeigen: Sie spielt eine Straßen- und Kneipen-Musikerin und steuerte auch den Titelsong „Lift Your Spirit Up“ bei. Das heftige Lampenfieber, das ihre Figur im Film plagt, kennt Dom auch selbst: „Ich schreibe Songs und spiele sie in meinem Zimmer, seit ich 16 bin. Bisher war das nur etwas, was ich für mich selbst gemacht habe“, sagte sie der Webseite TV Junkies. „Das ist sozusagen mein erster Auftritt, und mir wurde klar, dass ich anfangen muss, ‚Ja‘ zu Dingen zu sagen. Angst kann dich zurückhalten und dir viele Gründe geben, ‚Nein‘ zu sagen, weil das viel einfacher ist.“

Dominique Provost-Chalkley (r.) und Janelle Marie in „Season of Love“

Die französische Schauspielerin Adèle Haenel (30), zuletzt im lesbischen Liebesdrama Porträt einer jungen Frau in Flammen zu sehen, hat den Regisseur Christophe Ruggia angezeigt: Er habe sie sexuell belästigt, als sie zwischen zwölf und fünfzehn Jahre alt war. Schon Anfang November hatte sie ihn dessen öffentlich beschuldigt (K-Word #325), damals aber noch gesagt, dass sie ihn nicht verklagen wolle, weil sie im französischen Justizsystem sowieso keine Chance habe, Recht zu bekommen. Nun ging sie doch zur Polizei – weil sein heftiges Leugnen „unerträglich“ sei und „das Gefühl der Immunität, in dem er lebt, und das Gefühl der Ungerechtigkeit, in dem ich seit 18 Jahren lebe“ verstärke, wie sie der Webseite Mediapart sagte. Die Staatsanwaltschaft hat bereits zuvor ein Verfahren gegen den heute 54-Jährigen eröffnet.

ScreenshotAdèle Haenel und ihre Lebensgefährtin Céline Sciamma, Regisseurin von „Porträt einer jungen Frau in Flammen“, in Cannes 2019

Nach der Auszeichnung als Weltfußballerin des Jahres 2019 im September (K-Word #319) wurde Megan Rapinoe am Montag als… äh, Weltfußballerin des Jahres 2019 geehrt. Richtig: im September war’s die FIFA-Trophäe The Best und jetzt kam der Ballon d’Or dazu, den die französische Zeitschrift France Football seit 1956 - und seit letztem Jahr auch an Frauen - vergibt (der Versuch, den Preis gemeinsam als „FIFA Ballon d‘Or“ zu vergeben, dauerte nur von 2010-2015). Die US-Weltmeisterin, die nicht vor Ort war und sich per Einspieler bedankte, verzichtete aber nicht darauf, auch in Frankreich klare Kante zu zeigen: Im Interview mit France Football sprach sie über Rassismus und Sexismus im Fußball warf den männlichen Kollegen Lionel Messi, Cristiano Ronaldo und Zlatan Ibrahimović vor, sich aus diesen Themen rauszuhalten: „Cristiano, Lionel, Zlatan, helft mir! Diese großen Stars setzen sich für nichts ein, wo es doch so viele Probleme im Männerfußball gibt. Haben sie Angst davor, alles zu verlieren? Sie glauben das wohl, aber es stimmt nicht.“

Bei Streamingdiensten steht der Film schon, und jetzt gibt’s ihn auch auf DVD: My Days of Mercy von der lesbischen Regisseurin Tali Shalom-Ezer ist ein Liebesdrama mit Tiefgang und ohne Kitsch: Die eine (Ellen Page) ist die Tochter eines zum Tode Verurteilten und engagiert sich gegen die Todesstrafe, die andere (Kate Mara) tritt dafür ein - da treffen verschiedene Welten aufeinander, die ihre Liebe auf die Probe stellen (unsere Filmkritik).

Die Berliner Rapperin Sookee veröffentlichte in diesem Jahr als Sukini die Kinderlieder-Platte Schmetterlingskacke, und letzte Woche erschien das Video zu ihrem Regenbogenfamilien-Song „Meine Mamas“, das die lesbische Regisseurin Kerstin Polte (Wer hat eigentlich die Liebe erfunden?) drehte. Die zwei „Mamas“ kennt man übrigens: Sie werden von Karin Hanczewski,  Kommissarin im Dresdener Tatort, und Ex-GZSZ-Star Lea Marlen Woitack („Sophie“) gespielt.

 

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