K-Word #332: Neues aus der Lesbenwelt
Heute: Die Coming Outs des Jahres 2019 - 22 Promis, die sich in diesem Jahr als lesbisch, bisexuell, queer oder trans outeten.
Von Karin Schupp
27.12.2019 - Das größte und zugleich am wenigsten überraschendste Coming Out 2019 war das von The L Word-Star Kate Moennig. Sie kehrte im Dezember nicht nur wieder als „Shane“ auf die Bildschirme zurück, sondern sprach im September in RuPauls Podcast What’s The Tee tatsächlich zum allerersten Mal über ihre sexuelle Identität (K-Word #317). Dass sie lesbisch ist, war wohl für uns offensichtlicher als für sie: Sie merkte erst mit Mitte 20 – und zwar am Set der Lesbenserie! Das Zeitfenster, sie zu erobern, hat sich allerdings längst geschlossen: Schon seit fast zwei Jahren ist sie mit der brasilianischen Musikerin Ana Rezende verheiratet, einer echten „Bette“, wie sie im Interview mit Vulture sagte: „Sie ist unglaublich intelligent, unglaublich stark.“
Vielleicht wollte Moennig ja auch mit dem Nachwuchs mithalten: In der Serienfortsetzung The L Word: Generation Q sind die meisten ihrer Ko-Stars auch privat offen lesbisch, bisexuell oder queer. Auch Jacqueline Toboni, die bekannteste unter ihnen - sie spielte in der Fantasyserie Grimm mit und hatte eine lesbische Rolle in der Netflix-Serie Easy – erklärte Anfang Dezember: „Ich fühle mich eher homo als hetero.“ (siehe auch: Die Top 25 der queeren Schauspielerinnen unter 30)
Im März outeten sich die US-Fußball-Stars Ali Krieger und Ashlyn Harris, beide bei Orlando Pride unter Vertrag, indem sie ihre Verlobung bekannt gaben – geheiratet wird am 28. Dezember. Dass sich die langjährige FFC Frankfurt-Spielerin Krieger schon 2015 in einem Youtube-Video geoutet hat (K-Word #91), war zuvor von den Medien nicht zur Kenntnis genommen worden (es war allerdings auch gar zu halbherzig formuliert!), aber dass die beiden ein Paar sind, war schon lange ein offenes Geheimnis. Inwischen wurden sie mit Fußballweltmeisterinnen, und ihre Angst, Werbeverträge zu verlieren, bestätigte sich nicht – im Gegenteil: „Die Firmen wollen jetzt noch lieber mit uns arbeiten“, sagte Krieger dem LGBT-Magazin Out.
Gar nicht auf unserem Gerüchte-Zettel hatten wir hingegen Rapinoes Nationalteam-Kollegin Kelley O’Hara: Sie outete sich, indem sie nach dem gewonnenen WM-Finale an den Spielfeldrand lief und ihre Freundin küsste. Damit wurde sie zur Nr. 51 auf unserer Liste der lesbischen, bisexuellen und queeren Stars der Fußball-WM.
In Deutschland outete sich in diesem Jahr nur eine einzige Fußballerin - in einem Video: Shiho Shimoyamada, die für den Zweitligisten SV Meppen spielt, wollte damit andere LGBT-SportlerInnen in Japan – dort finden die Olympischen Spiele 2020 statt - zum Coming Out zu inspirieren (K-Word #295).
Am Mittwoch vor Weihnachten outeten sich kurz hintereinander die österreichischen Fußballnationalspielerinnen Sarah Puntigam (Montpellier) und Team-Kapitänin Viktoria Schnaderbeck (Arsenal London): Beide posteten Fotos mit ihrer Freundin auf Instagram. Puntigam, früher beim SC Freiburg, ist mit der Ex-Montpellier-Spielerin Genessee Daughetee zusammen, von Schaderbecks Freundin ist nur der Vorname Anna bekannt.
Beanie Feldstein spielte 2019 in Booksmart ihre erste Hauptrolle und bekam dafür direkt eine Golden Globe-Nominierung. Im März outete sich die Schwester des Schauspielers Jonah Hill als lesbisch, ihre Freundin zeigte sie schon zuvor auf Instagram.
Ex-Pretty Little Liars-Star Ashley Benson wurde von ihrer Freundin Cara Delevingne geoutet, die ihr im Juni bei einer Preisverleihung ihre Liebe erklärte und seitdem auch in Interview über sie spricht (K-Word #314) - anders als Benson, die aber immerhin vor zwei Wochen auf Instagram das Gerücht dementierte, dass sie sich getrennt hätten.
Youtube-Star Lilly Singh (14,8 Mio. Abonnent_innen) outete sich im Februar auf Instagram als bisexuell und startete danach durch: Seit September moderiert sie A Little Late with Lilly Singh und ist damit die erste Frau, erste queere Person und erste Person of Color mit einer eigenen Late Night-Show, diebei einem der großen, frei empfangbaren US-Network-Sender läuft.
Eine Sensation in Indien: Dutee Chand (23), die schnellste Frau ihres Landes und Vize-Asien-Meisterin über 100 Meter, machte im Mai öffentlich, dass sie in einer Studentin (19) aus ihrem Heimatdorf ihre „Seelenverwandte“ gefunden habe. Ihr Coming Out wurde weltweit bejubelt, in ihren Dorf durfte sie sich aber nicht mehr blicken lassen (K-Word #305).
Sie ist Schriftstellerin (ihr Roman Masserberg wurde 2010 verfilmt), war ProSieben-Wetterfee, moderierte früher die MDR-Talkshow Riverboat, hat drei Hetero-Ehen hinter sich – und im Mai outete sich Else Buschheuer im SZ Magazin als „lesbisch und genderfluid – wobei sich das stündlich ändern kann.“
Österreich bekam im Juni seine erstes offen lesbisches Kabinettsmitglied: Die neue Bildungsministerin Iris Rauskala erwähnte in zwei Interviews in Der Standard und Die Presse, dass sie mit einer Frau verheiratet ist und „noch nie negative Reaktionen erlebt“ habe (K-Word #307).
„Ich liebe Männer und Frauen gleichermaßen“, sagte Willow Smith (18), Sängerin und Tochter der Filmstars Jada Pinkett Smith und Will Smith, im Juni. Der Satz fiel in der Facebook-Talkshow Red Table Talk, in der sie regelmäßig mit ihrer Mutter und Großmutter über Beziehungsthemen diskutiert. Und die mittlerweile 19-Jährige meinte es wörtlich: Sie wünscht sich eine Dreierbeziehung „mit einem Mann und einer Frau.“ Mamas Reaktion: „Was immer dich glücklich macht!“
Zwei deutsche Pop-Newcomerinnen machten gleich von Anfang gar keinen Hehl daraus, dass sie auf Frauen stehen: Hanna Batka war im Frühjahr dank ihres Songs „We Are“ in einem Bahn-Werbespot in aller Ohren, und ihr eigenes Video zu dem Song war so offen lesbisch wie sie selbst. Und auch Wilhelmine, in der Berliner LGBT-Szene schon lange ein Name, lieferte mit ihrer Debütsingle „Meine Liebe“ ein gesungenes Coming Out.
Weitere Coming Outs in Deutschland: Als lesbisch und divers („Das bedeutet, dass ich mich weder als Mann oder Frau bezeichne“) outete sich Heinrich Horwitz, Ex-Kinderstar aus der 90er-Jahre-Serie Bruder Esel (ausgerechnet) in Bild und bekam dafür prompt die Schlagzeile „Tochter Miriam heißt jetzt Heinrich” (der Vater, auf den sich der Satz bezieht, ist Schauspieler Dominique Horwitz). Horwitz war zuletzt– in einer Frauenrolle – in der ARD-Reihe Bozen-Krimi zu sehen (K-Word #317).
Über ihre bisexuelle Seite sprachen auch die Hamburger Rapperin Eunique und die Sängerin Lotta Laut aka Edith Stehfest, die bisher vor allem als Ehefrau des Ex-GZSZ-Stars Eric Stehfest bekannt ist (K-Word #329).
Sam Bettens, den wir bisher als Sängerin der belgischen Band K’s Choice kannten, kündigte im Mai eine Transition an. „Transgender zu sein, ist keine Entscheidung“, sagte er auf Youtube. „Ich war es schon immer, aber bisher wusste ich es einfach nicht.“ Der 47-Jährige lebt mit seiner Frau Stef Kramer und vier Kindern im kalifornischen Palm Desert.
Und das – vorerst - letzte Coming Out des Jahres: US-Eiskunstläuferin Amber Glenn outete sich Anfang Dezember in der Zeitung Dallas Voice als „bisexuell/ pansexuell“. Die 20-Jährige, die mit 14 US-Juniorenmeisterin war, gilt als Favoritin der nationalen Meisterschaften im Januar und wird bei der WM im März 2020 für die USA antreten.
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