K-Word #333: Neues aus der Lesbenwelt
Heute: Hochzeit der US-Fußballstars Ali Krieger & Ashlyn Harris, jetzt outen sich auch deutsche Fußballnationalspielerinnen, warum Carmen nicht zu „The L Word“ zurückkehren darf, Lily Tomlin, Kerstin Ott, wird Captain Marvel lesbisch? Und mehr!
Von Karin Schupp
3.1.2020 - Es war die lesbische Hochzeit des Jahres 2019: In Miami heirateten am letzten Samstag die US-Fußballweltmeisterinnen Ashlyn Harris und Ali Krieger. Die beiden sind seit 2010 zusammen und outeten sich im März als Paar (K-Word #293). Unter den rund 150 Gästen waren auch etliche (Ex-)Fußballstars, darunter Abby Wambach (K-Word #200), Kelley O’Hara (K-Word #309), die Brasilianerin Marta und ihre Freundin Toni Pressley, Christen Press und Tobin Heath (deren Pärchen-Coming Out jetzt auch mal bevor stehen könnte, wo’s bei „Krashlyn“ doch so gut geklappt hat!) und Megan Rapinoe, die – wie auch Alis schwuler Bruder Kyle Krieger und Nationalspielerin Sydney Leroux - zu den „Bridesmaids“ gehörte und natürlich ihre Lebensgefährtin Sue Bird (K-Word #318) mitbrachte. Die Tische trugen die Namen von lesbischen Ikonen wie Sally Ride, Billie Jean King und Ellen DeGeneres, es gab eine Torte in Regenbogenfarben, blinkende Einhornhütchen - und eine rauschende Party! Wem der Hochzeitsclip (s. unten) nicht genügt: es gibt auch ein 18-minütiges Video des Fests!
Nach dem Coming Out der österreischen Fußballstars Viktoria Schnaderbeck und Sarah Puntigam (K-Word #331) wagen sich jetzt auch deutsche (Ex-)Nationalspielerinnen aus dem Instagram-Schrank: Svenja Huth (VfL Wolfsburg) und Babett Peter (Real Madrid) veröffentlichten zwar keine Kussfotos, weshalb die Mainstreammedien wohl bisher nicht reagierten, aber gemeinsame Neujahrsgrüße mit der Freundin sind doch wohl ebenso eindeutig - und beide posten auch schon seit einer Weile Bilder mit ihrer Liebsten. Babetts Freundin Ella Masar, die mit ihr beim VfL Wolfsburg spielte und sich Anfang des Jahres von ihrer Frau Erin McLeod trennte (K-Word #294), hat ihre Karriere nach der letzten Saison beendet, lebt jetzt mit Babett in Madrid, gründete eine Marketing-Agentur für Ex-Fußballerinnen und macht den Trainerschein.
Und aufgrund dieses Fotos vom Neujahrstag verbreitete sich das Gerücht, dass die VfL Wolfsburg-Stars Lara Dickenmann - die Schweizerin ist seit 2018 offen lesbisch (K-Word #267) - und Anna Blässe geheiratet hätten, wohl auch weil Anna das Selfie mit den Worten „YES!YES!YES!“ betextete. Ich kenne mich da jetzt nicht so aus – aber das wäre schon ein recht ungewöhnliches Hochzeits-Styling, oder?
Während die dritte Folge von The L Word: Generation Q mit einem Gastauftritt von Megan Rapinoe erfreute, enttäuschte Showrunnerin Marja-Lewis Ryan die Hoffnungen auf eine Rückkehr von Tina, Kit und Carmen. „Einige Dinge lagen nicht in meiner Hand“, sagte sie der Webseite Autostraddle. „Einige Leute standen nicht zur Verfügung.“ Aber während Laurel Holloman (Tina) und Pam Grier (Kit) freiwillig verzichteten – erstere ist mittlerweile Malerin, letztere hatte bereits ein volles Auftragsbuch -, hat Carmen-Darstellerin Sarah Shahi schon mehrmals geäußert, gerne wieder in ihre alte Rolle zu schlüpfen – und darf es nicht. Wie neulich schon vermutet (K-Word #331), liegt das daran, dass Shahi nicht, wie Carmen, hispanische, sondern persische Wurzeln hat, und solch eine unauthentische Besetzung wird heute nicht mehr gerne gesehen. Sie hätte Shahi schon gerne gecastet, sagte Ryan, und Carmen kurzerhand persische Vorfahren dazugedichtet, aber die „Latinx“ (= Menschen mit lateinamerikanischem Hintergrund) in ihrem Drehbuchteam hätten ihren Vorschlag abgelehnt. „Natürlich ist das schade. Aber noch blöder wäre es, den falschen Schritt zu gehen.“ Ob sie sich das für Staffel 2 (falls es eine geben sollte) nicht vielleicht doch noch mal überlegen?? Und da die früheren Hauptcharaktere Tasha, Jodi und Helena unerwähnt blieben: Kommen wenigstens die vielleicht noch?!?
Eindeutig tot ist ja nun leider Dana, die im Reboot zumindest namentlich verewigt wurde (siehe unten). Aber so oft wie ihre Darstellerin Erin Daniels (K-Word #329) jetzt schon ihre Ex-Kolleginnen am Set besuchte bzw. - wie in diesem Clip - überraschte, könnte man ihr doch eine neue Rolle geben! In diesem Fall würde ich auch die plötzlich auftauchende, lesbische Zwillingsschwester akzeptieren!
Kerstin Ott als Ersthelferin: Auf der Heimfahrt nach ihrem Silvester-Auftritt in Berlin wurde die Sängerin („Die immer lacht“) bei Itzehoe Zeugin einer Massenkarambolage und eilte mit ihrer Frau Karolina zu Hilfe. „Es geht uns gut!“, schrieb sie gestern auf Instagram. „Das mussten wir nun erst mal zwei Tage verdauen, es waren natürlich sehr schockierende Momente.“ Die acht Unfall-Beteiligten kamen zum Glück mit leichten Verletzungen und Blechschäden davon. Kritik äußerte Kerstin allerdings an einigen Schaulustigen, „die in so einer schrecklichen Situation an Fotos oder Autogramme denken können, anstatt zu helfen. Das sind Dinge, die ich weder verstehen noch jetzt schon wegpacken kann.“ Lest in der neuen L-MAG (am Bahnhofskiosk oder hier erhältlich) unser ausführliches Interview mit Kerstin Ott.
Senioren-Greta: Grace and Frankie-Star Jane Fonda protestiert seit Oktober jeden Freitag in Washington für den Klimaschutz und wurde seitdem schon fünf Mal verhaftet. Am letzten Freitag setzte sie aber aus (weil ihr bei einer weiteren Verhaftung 30 Tage Knast gedroht hätten) und wurde durch ihren Ko-Star Lily Tomlin vertreten, der stattdessen die Handschellen angelegt wurden. Die lesbische Schauspielerin (80) ist nicht die einzige Grace and Frankie-Kollegin, die sich Fondas #FridaysforFuture-Protest anschloss: Auch Sam Waterston (Sol), June Diane Raphael (Brianna) und Brooklyn Decker (Mallory) ließen sich schon für die gute Sache verhaften, ebenso etliche weitere Promis, darunter Piper Perabo (Imagine Me & You), Rosanna Arquette (The L Word), Marg Helgenberger (CSI), Diane Lane (House of Cards) und Sally Field (Brothers & Sisters).
Lily Tomlin was just arrested.
— Joshua Potash (@JoshuaPotash) 27. Dezember 2019
For protesting to save our climate with Jane Fonda in DC.
pic.twitter.com/aLjPBZfqaz
Ist Captain Marvel/ Carol Danvers lesbisch? Diese Fan-Theorie, die auch ihre Darstellerin Brie Larson höchspersönlich unterstützt (K-Word #322), wurde jetzt von der Marvel-Produzentin Victoria Alonso befeuert. „Carol könnte irgendwann eine Lovestory mit einer Person desselben Geschlechts haben“, sagte sie in einem Reddit-Q&A im Dezember. Auch wenn das nur eine äußerst vage Aussage ist und es für Teil 2 (der für 2022 angekündigt ist) noch nicht mal ein Drehbuch gibt, wird bereits spekuliert, wer Carols Loverin sein könnte. Da die Wunschkandidatin der Fans, Valkyrie (Tessa Thompson), in Thor 4 (Kinostart 2021) schon eine andere Loverin kriegen soll (K-Word #311), steht jetzt Jessica Jones, die in der Netflix-Serie von Krysten Ritter gespielt wurde, hoch im Kurs. Schon deren Casting ist aber zum jetzigen Zeitpunkt nur ein Gerücht.
Der lesbische Kuss am Ende von Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers (K-Word #331) dauert zwar nur eine Sekunde, machte aber ordentlich Schlagzeilen - was sehr viel über die noch fehlende LGBTQ-Sichtbarkeit im Kino sagt! Er habe damit zeigen wollen, „dass im Star Wars-Universum alle willkommen ist, ohne dass es plump rüberkommt oder eine zu große Sache daraus gemacht wird“, erklärte Regisseur J. J. Abrams in einem Interview mit MovieZine. „Es spielt keine Rolle, was jemandes sexuelle Vorliebe ist.“ Den Zensurbehörden in Singapur und Dubai war das Szenchen zu anstößig: Sie schnitten sie aus dem Film.
Mit 3 Engel für Charlie begannen gestern die Kristen Stewart-Festspiele 2020: In der in Deutschland gedrehten Actionkomödie ist KStew zwar irgendwie queer, der „kleine Moment“, den Regisseurin Elizabeth Banks als Beweis hervorhob (K-Word #326), ist allerdings noch unauffälliger als der Kuss in Star Wars. Was aber auch zu erwarten war, denn Charlies Agentinnen wird ja traditionell kein Liebesleben zugestanden. Trotzdem: „Ein riesiger Spaß mit feministischer Botschaft“, urteilte unsere Filmkritikerin. Am 9. Januar startet außerdem der Unterwasser-Monster-Thriller Underwater – Es ist erwacht mit Kristen als Ingenieurin auf einer Bohrinsel, und ab 26. März ist sie als Kino-Ikone Jean Seberg in dem Biopic Seberg zu sehen.
Darauf haben wir schon seit Monaten: Sky zeigt ab 29. Januar die BBC/ HBO-Serie Gentleman Jack über die lesbische Großgrundbesitzerin Anne Lister (1791-1840), gespielt von Suranne Jones, die über ihre zahlreichen sexuellen Eroberungen Buch führte und als erste Engländerin eine Frau heiratete: Die wohlhabende Erbin Ann Walker (Sophie Rundle). Die acht Folgen, in denen diese Beziehung im Mittelpunkt steht, werden nach ihrer Ausstrahlung bei Sky auch im Streamingangebot des Bezahlsenders abrufbar sein. Die zweite Staffel ist übrigens schon bestellt.
Weiterlesen: K-Word #332: Neues aus der Lesbenwelt
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