L-Mag

K-Word #336: Neues aus der Lesbenwelt

Die Dreharbeiten zu Kristen Stewarts lesbischer Komödie laufen (und der restliche Cast klingt auch gut), Janelle Monáe, Halsey, Maren Kroymann, Tennislesben bei den Australian Open, lesbische Eishockeynationalspielerin gestorben, Serien-Tipps und mehr!

Depiction Illustration/ InstagramSieht zwar nicht so aus, aber in diesem Film ist Kristen Stewart - hier in einer Szene mit dem schwulen Schauspieler Dan Levy - lesbisch

Von Karin Schupp

24.1.2020 - In Pittsburgh begannen die Dreharbeiten zu Happiest Season von Clea DuVall (Veep, The Handmaid’s Tale): eine lesbische Romantic Comedy! Mit Kristen Stewart! Und einer lesbischen Regisseurin/ Drehbuchautorin! Erste Bilder zeigen eine Szene mit Stewart (mit blonder Langhaarperücke!) und dem schwulen Schauspieler Dan Levy (Schitt’s Creek); die zweite Hauptdarstellerin Mackenzie Davis (Black Mirror: San Junipero, Terminator 6) wurde noch nicht erblickt. In weiteren Rollen: Der bisexuelle Parks and Recreation-Star Aubrey Plaza (K-Word #155), Alison Brie (GLOW) und als Davis’ Eltern Mary Steenburgen („Pornstaches“ Mutter in Orange is the New Black) und der schwule Schauspieler Victor Garber (Stadtgeschichten). Die Liebeskomödie dreht sich um eine Frau (Stewart), die ihrer Freundin (Davis) während der Weihnachtsfeiertage bei deren konservativer Familie einen Heiratsantrag machen will – dort aber feststellt, dass die dort noch gar nicht geoutet ist. Happiest Season startet in den USA am 20. November, einen deutschen Termin gibt's leider noch nicht.

Sie ist und bleibt unser lesbischer Superstar: Maren Kroymann erhielt nach dem Deutschen Fernsehpreis, zwei Grimme-Preisen und dem „Lifetime Achievement Award“ der Rose d’Or (K-Word #329) die Carl Zuckmayer-Medaille. Der Preis, den das Land Rheinland-Pfalz „für Verdienste um die deutsche Sprache und um das künstlerische Wort“ verleiht (und mit einem 30-Liter-Pfalz Wein belohnt!), überreichte ihr am letzten Samstag in Mainz Cordula Stratmann. „Dieser Preis ist auch ein Signal für andere, dass es gut gehen kann, wenn man zu dem steht, was man denkt“, sagte Kroymann in ihrer Dankesrede und freute sich anschließend: „Ich geh auf Wolken, ich bin beseelt, ich bin einfach ganz, ganz glücklich und total dankbar. Es ist so ein schöner Tag.“ Ab 26. Jan. ist sie neben Heiner Lauterbach und Barbara Sukowa in der Komödie Enkel für Anfänger im Kino zu sehen.

Noch ein Preis: Janelle Monáe wird vom LGBT-Verband Human Rights Campaign (HRC) mit dem Equality Award geehrt. „Janelle Monáe ist eine Ikone, die ihre globale Plattform zur Verbreitung ihrer Botschaft nutzt, Authentizität zu feiern und uns alle so anzunehmen, wie wir sind“, heißt es in der HRC-Presseerklärung. „Janelle ist eine treibende Kraft für den positiven Wandel.“ Die Verleihung findet am 28. März in L.A. statt. Die Musiker_in und Schauspieler_in (Hidden Figures) outete sich 2018 als pansexuell (K-Word #249) und im Januar wohl auch als nichtbinär (K-Word #335), widmete ihr Album „Dirty Computer“ jungen LGBT-Menschen, fördert mit ihrem Kollektiv Wondaland Frauen in Kunst und Kultur und setzt sich mit dem Verband When We All Vote für eine höhere Wahlbeteiligung junger Leute und People of Color ein. Demnächst ist Monaé in der 2. Staffel der Netflix-Thrillerserie Homecoming zu sehen, im Biopic The Glorias über die Feministin Gloria Steinem (Julianne Moore) spielt sie deren politische Weggefährtin Dorothy Pitman-Hughes. Der Film hat am Sonntag beim Sundance Filmfestival Premiere.

Kyles Janus Anak Jihem/CC-BY-SA Janelle Monáe

In den zwölf neuen Folgen von Babylon Berlin küsst Kriminalassistentin Charlotte Richter (Liv Lisa Fries) ihre neue Freundin Vera (Caro Cult) – viel mehr als das zeigt die erste Hälfte der Staffel aber leider nicht (und weitere Folgen durfte ich nicht vorab sehen), sodass wir nur hoffen können, dass ihre Beziehung in der zweiten Hälfte mehr Raum bekommt. Immerhin lobte Cult im L-MAG-Interview: „Dass sie so viel Diversität in sich vereint, ist für mich eines der größten Geschenke an der Rolle. Denn ich als Caro finde es absurd mich derart einzuschränken und zu sagen: Ich stehe nur auf Männer.“ Die Staffel startet heute bei Sky, und wer kein Abo hat, kriegt die Folgen auch beim hauseigenen Streamingdienst Sky Ticket (Probemonat: 4,99 Euro). Oder ihr wartet bis Herbst: Dann kommt die Serie zur ARD.

Frédéric Batier/ X-Filme Vera (Caro Cult, l.) und Charlotte (Liv Lisa Fries) in „Babylon Berlin“

Bei Sky/ Sky Ticket startet ab 29. Januar auch die BBC-Serie Gentleman Jack über Anne Lister (Suranne Jones), eine lesbische Großgrundbesitzerin die im 19. Jahrhundert lebte, die zahlreiche Affären hatte und im Laufe ihres Lebens mehrere Frauen heiratete. Lest am Sonntag unsere Serienkritik hier auf L-MAG Online.

Neu auf Netflix: Staffel 3 der Teenie-Gruselserie The Chilling Adventures of Sabrina (K-Word #296), in der es zwei queere Charaktere gibt: Sabrinas pansexueller Cousin Ambrose (Chance Perdomo) und Theo (Lachlan Watson), der sich in Staffel 1 als nonbinär, in Staffel 2 als trans outete und sich in den kommenden Folgen in eine neue Serienfigur verliebt.

Diyah Pera/ Netflix Theo (Lachlan Watson, vorne) mit Roz (Jaz Sinclair) und Harvey (Ross Lynch)

Und noch ein Netflix-Tipp: In ihrem Comedy-Special Sweet & Salty (mit dt. Untertiteln) spricht Fortune Feimster über ihre Kindheit als Tomboy-Pfadfinderin, ihre Beziehung zur Kirche und ihr überraschend spätes lesbisches Coming Out im College. Die Comedienne ist durch Rollen in Komödien wie Office Christmas Party und Comedyserien wie The Mindy Project bekannt und spielte zuletzt kleine Rollen in den queeren Serien Stadtgeschichten und The L Word: Generation Q.

Eine traurige Nachricht: Die Ex-Eishockeynationalspielerin Sophie Kratzer ist am 13. Januar gestorben. Sie wurde nur 30 Jahre alt. Wie der Münchener Merkur schreibt, litt sie seit 2017 an Krebs und starb im Kreise ihrer Eltern, Geschwister, ihrer Lebensgefährtin Marie und deren Eltern. Die gebürtige Landshuterin, die mit dem ESC Planegg sieben deutsche Meistertitel holte, war 149-fache Nationalspielerin und stand bei fünf Weltmeisterschaften und den Olympischen Winterspielen 2014 auf dem Eis. 2017 beendete sie ihre aktive Laufbahn und arbeitete im Organisationskomitee der Heim-WM der Männer im selben Jahr. Zuletzt begann sie eine Ausbildung zur Journalistin. „Sie hat mit ihrem großen Einsatz und sympathischen Auftreten auf und neben dem Eis begeistert“, schreibt Franz Reindl, Präsident des Deutschen Eishockey-Bunds, in seinem Nachruf. „Sie hinterlässt eine unfassbare Lücke“,

Sport Arena/ münchen.tv/ ScreenshotSophie Kratzer (1989-2020), im Dezember 2016 bei münchen.tv

Am Montag begannen die Australian Open, und schon im Vorfeld hatte es Proteste dagegen gehagelt, dass das Tennisturnier den australischen Ex-Tennisstar Margaret Court zum 50. Jubiläum ihres Grand Slam-Erfolgs ehrt. Die 77-Jährige ist nämlich eine lautstarke LGBT-Hasserin, verdammte die Ehe für alle („Sie wollen die Ehe, weil sie sie zerstören wollen“, sagte sie 2017. „Es wird keinen Muttertag und keinen Vatertag mehr geben, es wird kein Ostern und kein Weihnachten mehr geben.”) und beleidigte Tennisprofi Casey Dellacqua, die mit ihrer Frau zwei Kinder hat (K-Word #247). Ex-Kolleginnen, darunter die lesbischen Tennislegenden Martina Navratilova und Billie Jean King, forderten deshalb schon, das nach ihr benannte Stadion der Australian Open umzubenennen. Man respektiere Courts „unübertroffene Karriere“ und ihr Recht auf freie Meinungsäußerung, stehe selbst aber für die Werte Gleichheit, Diversität und Inklusion, versuchte sich der Australische Tennisverband in einem offenen Brief aus der Affäre zu ziehen, während Court, seit den 70er Jahren eine evangelikale Predigerin, ankündigte, sich nicht zu diesen Themen äußern zu wollen. Und machen die aktuellen lesbischen Profis? Johanna Larsson (K-Word #218) und das Tennis-Paar Alison van Uytvanck und Greet Minnen (K-Word #242) schieden leider schon in der ersten Runde der Australian Open aus, Richèl Hogenkamp (K-Word #309) scheiterte bereits in der Quali-Runde.

 

Minnen/ InstagramAlison van Uytvanck (l.) und ihre Lebens- und Doppelpartnerin Greet Minnen bei den French Open 2019

Kurzes Glück: Nach Sara Gilbert und Linda Perry (K-Word #334) trennte sich in Hollywood ein weiteres Powerlesbenpaar: Nach drei Jahren Beziehung und nur zwei Monaten, nachdem Lena Waithe ihre Hochzeit bekannt gegeben hatte (K-Word #327), verkündeten sie und ihre Frau, die TV-Produzentin Alana Mayo, das Aus ihrer Ehe. Das brachte Branchen-Darling Waithe erstmals eine schlechte Presse ein: Gerüchten zufolge soll sie notorisch untreu gewesen sein und ihren Loverinnen teure Geschenke gemacht haben. Andere munkeln über eine Affäre mit Cynthia Erivo, Oscar-nominiert für ihre Rolle in Harriet (D-Start: 23. Apr.). Multitalent Waithe spielt in der kommenden Staffel von Westworld mit, gerade lief der Film Queen & Slim, für den sie das Drehbuch schrieb, im Kino, und im März startet in den USA ihre neue Comedyserie Twenties über eine Lesbe (gespielt von Newcomerin Jonica T. Gibbs) und ihre zwei besten Hetero-Freundinnen.

Waithe/ InstagramLena Waithe (r.) und Alana Mayo

Letzte Woche berichtete ich über das lesbische Prinzenpaar Heike II. und Ute I. des saarländischen Karnevalsvereins Die Rebläuse, das von seinem  Landesverband von der Wahl zum „Prinzenpaar des Jahres“ ausgeschlossen wurde. Nach etlichen Protesten hatte der Dachverband Saarländischer Karnevalsvereine (VSK) schließlich ein Einsehen und erklärte, „gleichgeschlechtliche Paare“ zur Wahl zuzulassen. Allerdings würden Heike II. und Ute I. zwar zur Veranstaltung am Sonntag kommen, aber dennoch „nicht am Wettbewerb antreten. Sie wollen durch ihren höheren Bekanntheitsgrad den Wettbewerb nicht verzerren.“

Die Rebläuse/ FacebookHeike II. und Ute I.: Trotz aller Fortschrittlichkeit - die eine der beiden muss Anzug tragen, die andere ein Kleid

Halseys (K-Word #306) neues Album Manic ist nicht superqueer und ein Song wie ihr Liebesduett „Strangers“ mit Lauren Jauregui (K-Word #201) ist nicht dabei, aber hier und da fallen ein paar regenbogenfarbene Brosamen ab wie in „Alanis‘ Interlude“ (mit Alanis Morissette) mit der Zeile „Your pussy is a wonderland/ And I could be a better man“ und „Clementine“: „In my world, I'm seven feet tall and the boys always call, and the girls do too“. Die 25-Jährige ist offen bisexuell, scheint in den letzten Jahren aber nur mit Männern zusammen gewesen zu sein, ihr derzeitiger Freund ist der Schauspieler Evan Peters (American Horror Story).

 

Jetzt im Handel: Die neue Ausgabe der L-MAG mit dem Titelthema Klima, einem Interview mit Kerstin Ott, „3 Engel für Charlie“ und vielen weiteren Film-, TV-, Musik- und Buchtipps. An jedem Bahnhofskiosk, bei Readly, im Abo oder als e-Paper-Abo erhältlich.

Aktuelles Heft

WEAR YOUR PRIDE

Lesbische Mode + queere Accessoires. Interview mit Princess Charming Lea und Schlagerstar Kerstin Ott. Aktivismus jenseits der Städte und Filmfestivals. mehr zum Inhalt



Anzeige

QFFM QUEER FILM FESTIVAL MÜNCHEN

Die neunte Ausgabe des Queer Film Festival München (QFFM) steht bevor: Vom 15. bis zum 20. Oktober gibt es internationale Highlights des queeren Filmschaffens zu sehen. Hauptveranstaltungsort sind ...
Mehr >>

Finde deinen Weg zum Heft…

Die Zeiten werden härter!

 

L-MAG will weiter kritisch und sichtbar bleiben! Unterstütze uns mit einer Paypal-Spende und helfe uns dabei.

Gute Artikel gibt es nicht umsonst!

Vielen Dank!
Dein L-MAG Online-Team

 

 


L-MAG.de finde ich gut!

Die Zeiten werden härter!

 

L-MAG will weiter kritisch und sichtbar bleiben! Unterstütze uns mit einer Paypal-Spende und helfe uns dabei.

Gute Artikel gibt es nicht umsonst!

Vielen Dank!
Dein L-MAG Online-Team

 

 


L-MAG.de finde ich gut!
x