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K-Word #343: Neues aus der Lesbenwelt

Heute: Diese Lesbe (Foto, r.) rettet uns vorm Coronavirus - glaubt das queere Internet, „Onward“ wegen lesbischer Figur in einigen Ländern verboten, Irland schickt lesbische Sängerin zum ESC, Gianna Nannini, Ellen DeGeneres, Serientipps - und mehr!

CDC Jen Bornemann (r.): lesbische Kompetenz im Kampf gegen COVID-19?

Von Karin Schupp

13.3.2020 - Werden Lesben die Welt retten und uns den Coronovirus vom Leibe halten? Diese Hoffnung kam in den USA auf, nachdem die US-Gesundheitsbehörde CDC ein Foto mit einer - nun ja, lesbisch aussehenden - Mitarbeiterin veröffentlichte. Er fühle sich erleichtert, „dass mindestens eine Lesbe mit einem klimpernden Schlüsselbund um den Hals“ an der Sache dran sei, schrieb Twitter-User taber, „Oh, Gott sei Dank, so könnten wir’s schaffen“, twitterte Prof. Dr. Karen Kelsky, „Juror Nr. 59“ kündigte an, „alle meine Notfallkontakte auf sie“ zu ändern, und Twitter-Userin Dr. Meghan Purvis hoffte: „Wenn sie noch einen zweiten Schlüsselbund an ihrer Gürtelschlaufe hat, kriegen wir in 48 Stunden einen Impfstoff.“ An der Frau auf dem Foto, Jen Borneman, ging die Welle der Zuversicht nicht unbemerkt vorbei: Sie versprach uns, „mit ihrem Schlüsselband stolz für die gute Sache zu kämpfen“.

Weil ihr Konzert in Italien wegen der Corona-Krise abgesagt wurde, ließ sich Gianna Nannini etwas Besonderes einfallen: Sie holte ihr Konzert per Instagram-Streaming von zu Hause aus nach. „Das Schlimme an diesem Virus ist die Einsamkeit“, schrieb sie in ihren Social Media-Kanälen. „Wir werden unser Bestes tun, um diese schreckliche Zeit gemeinsam zu überwinden.“ Die Musikerin (65) lebt seit 2017 mit ihrer Frau Carla und ihrer Tochter Penelope (9) in London, hält sich aber zurzeit in ihrem Haus in Mailand auf.

Die österreichische Nationalspielerin Sarah Puntigam, die sich Ende 2019 outete (K-Word #331), wurde letzte Woche vor dem Testspiel gegen die Schweiz für ihr 100. Länderspiel ausgezeichnet. Damit ist sie Nummer 3 nach Nina Burger (109 Spiele) und Andreas Herzog (103), die beide nicht mehr aktiv sind. Schön, dass sich der österreichische Fußballverband hier für eine frauenfreundliche Sprache entschieden hat und auch „Andi Herzog“ zur „ÖFB-Akteurin“ machte! Lest hier unsere Zwischenbilanz zum Stand des internationalen und deutschen Frauenfußballs.

Bei uns machte der erste lesbische Disney-Charakter, Officer Specter in Onward: Keine halben Sachen (K-Word #341), nur wenig Eindruck: Es hanelt sich ja nur einen Satz einer Nebenfigur: Specter beklagt sich über die Bürden der Mutterschaft: „Wegen der Tochter meiner Freundin reiße ich mir oft die Haare aus.“ Doch in anderen Ländern ist so eine leicht zu überhörende Bemerkung Teufelszeug: In Katar, Kuwait, Oman und Saudi Arabien läuft der Film wegen der lesbischen Referenz nicht im Kino, Russland verwendete statt „Freundin“ einen Begriff, dem sich das Geschlecht der Person nicht entnehmen lässt. Die Dialogzeile sei ihre Idee gewesen, erklärte derweil die lesbische Schauspielerin/ Drehbuchautorin Lena Waithe (K-Word #336), die der Figur im Original ihre Stimme verleiht. „Ich habe sogar eine lesbische Stimme, glaube ich. Es hätte sich einfach nicht richtig angehört, ‚mein Mann‘ zu sagen.“

The Walt Disney Company Der größte Teil des Publikums hat den lesbischen Bezug wahrscheinlich nicht mal verstanden: Officer Specter in „Onward“

Lena Waithe ist ab 30. März (auf Sky) in der dritten Staffel von Westworld (K-Word #311) zu sehen, in der auch die bisexuellen Schauspielerinnen Evan Rachel Wood, Tessa Thompson (K-Word #257) und Thandie Newtonhier die drei bei der Premiere der neuen Staffel - mitspielen. Wood, die auch mal mit The L Word-Star Kate Moennig techtelte, soll seit einiger Zeit mit der nonbinären Künstler_in Illma Gore, im Clip rechts hinter ihr, zusammen sein (und lins von ERW: Tessa Thompson).

Irland schickt eine lesbische Sängerin zum Eurovision Song Contest nach Rotterdam: Lesley Roy (links im Bild) wird mit „Story of my Life“ antreten. Die 33-Jährige, die schon Songs für den schwulen US-Popstar Adam Lambert schrieb und seit neun Jahren mit einer Amerikanerin verheiratet ist, tritt am 12. Mai im ersten Halbfinale des ESC an.

 

In der neuen Netflix-Datingshow Love is Blind lernen sich Heteropaare über zehn Tage hinweg kennen, ohne sich je zu sehen. Das dürfen sie erst nach der Verlobung - und den Heiratsantrag muss der Mann machen (wer bisher noch nicht wusste, was „heteronormativ“ bedeutet, weiß es jetzt!). Das schreit ja regelrecht danach, von queeren Seite aufs Korn genommen zu werden, und Ellen DeGeneres übernahm diese Aufgabe dankenswerterweise! „Ich war in einer der ersten Folgen“, behauptete die lesbische Moderator in ihrer Show. „Ich habe nicht nach Liebe gesucht und sie auch nicht gefunden.“ In dem Clip, in dem ein echter Kandidat hineingeschnitten wurde, kann sie über Heteros nur den Kopf schütteln und kommt zu dem Schluss „Oh, straight people!“

Youtube-Star Hannah Hart (fast 2,5 Mio. Abonnent_innen) heiratet demnächst ihre Freundin und spricht in einem tränenreichen Youtube-Video darüber, dass ihr Vater nicht zu ihrer Hochzeit kommt, weil er Zeuge Jehovas ist: Es fühlt sich richtig schlecht an“, sagt sie und wundert sich über ihren Kummer darüber, wo doch „die Zeugen Jehovas mein Leben lang wichtiger waren als ich.“ Dabei wünsche sie sich so sehr, „eine Beziehung zu meinem Vater zu haben.“ Die 33-Jährige, die bei ihrer Mutter aufwuchs, ist seit 2018 mit der Buzzfeed-Producerin Ella Mielniczenko verlobt (K-Word #262).

Hart/ Screenshot YoutubeHannah Hart in ihrem Video „My Dad Isn't Coming to Our Wedding“

Ein Gewinner der Coronakrise werden wohl die Fernsehsender und Streamingdienste sein – was bleibt uns bei Quarantäne und abgesagten Veranstaltungen anderes übrig! Und zum Glück ist auch für uns was dabei: Netflix bringt nach Gentefied (K-Word #340) und I am not okay with this (K-Word #341) gleich noch eine Serie mit queerer Hauptfigur: In Feel Good (ab 19. März) spielt sich Stand up-Comedian Mae Martin selbst: Die Kanadierin lebt in London und versucht, ihre Suchtprobleme, ihre anstrengende Mutter (Friends-Star Lisa Kudrow) und ihre frische Beziehung mit – der kürzlich noch heterosexuellen – George (Charlotte Ritchie, Call The Midwife) auf die Reihe zu kriegen. Lest unsere Serienkritik nächste Woche hier auf L-MAG Online.

Den Trailer gibt’s nur auf Englisch:

Bei Sky Go und dem Streamingdienst Sky Ticket stehen außerdem die lesbisch-trans-queere Serie Work in Progress und die historische Lesbenserie Gentleman Jack (auch bei Amazon und anderen Streaminganbietern) online, und L-MAG-Leserin Laura aus Hamburg empfiehlt uns die holländische Webserie Anne+. Darin wirft die lesbische Studentin Anne (Hanna van Vliet) nach einer Begegnung mit ihrer ersten Liebe Lily (Eline van Gils) einen Blick zurück auf ihr turbulentes Beziehungsleben. Die sechs 10-minütigen Folgen der ersten Staffel stehen kostenlos und mit englischen Untertiteln auf Youtube, die zweite Staffel läuft seit Anfang März im holländischen Fernsehen.

Weitere Streamingserien mit lesbischen, bisexuellen und queeren Charakteren stellen wir hier und hier vor, und am Horizont wartet auch schon The L Word: Generation Q (ab 15. April bei Sky/ Sky Ticket).

 

Jetzt da: Die neue Ausgabe der L-MAG  an jedem Bahnhofskiosk, bei Readly, im Abo oder als e-Paper-Abo: Mit Interviews mit La Roux und Marla Glen, Sorgerechtsentzug bei lesbischen Müttern, Reisetipp Ljubljana, Vorschau auf „The .L Word: Generation Q“ und vielen weiteren TV-, Film-, Musik- und Buchtipps.

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