K-Word #351: Neues aus der Lesbenwelt
Heute: Saara Aalto feiert Quarantäne-Hochzeit, getrennt: Cara Delevingne & Ashley Benson, Nicki Minaj, Linda Perry und die 4 Non Blondes, Megan Rapinoe, Indigo Girls, TV- und Netflix-Tipps - und mehr!
Von Karin Schupp
8.5.2020 - Die finnische Sängerin Saara Aalto, Eurovision Song Contest-Teilnehmerin 2018, heiratete im April ihre Lebensgefährtin Meri Sopanen - nur zu zweit - in Helsinki, nachdem sie wegen der Corona-Pandemie ihre Hochzeitsfeier im Sommer absagen mussten. „Meri und ich wollten die Liebe feiern und etwas Positives in die Welt schicken“, erklärte die 33-Jährige – und wahrscheinlich wollten sie nicht noch länger warten: Das Paar ist seit sechs Jahren zusammen und seit 2016 verlobt. Aalto, in ihrer Heimat schon lange ein Popstar, wurde als Zweitplatzierte in der britischen Castingshow The X Factor (2016) auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt, beim ESC 2018 wurde sie allerdings nur Vorletzte (K-Word #252).
Häufiger als Hochzeiten in der Quarantäne sind aber wahrscheinlich Trennungen: Am Valentinstag posteten sie noch ein Kuss-Selfie (K-Word #340) und zu Beginn des Shutdowns Mitte März noch fröhliche Tik Tok-Clips (K-Word #344), aber Anfang April sollen sich Topmodel/ Schauspielerin Cara Delevingne (Carnival Row) und Pretty Little Liars-Star Ashley Benson getrennt haben – das jedenfalls weiß die Zeitschrift People zu berichten. Die beiden waren zwei Jahre zusammen und machten ihre Beziehung letztes Jahr im Juni öffentlich (K-Word #307). Wer die „Sex-Bank“, die sie letztes Jahr in ihr Haus wuchteten, behalten durfte, ist nicht bekannt.
Am Mittwoch lief auf Sky das Finale von The L Word: Generation Q – und wer das Serien-Reboot verpasst hat: Die Staffel steht noch bis zum 5. Juni beim Streamingdienst Sky Ticket Serien (Probemonat: 4,99 Euro), und unsere Rückblicke auf alle acht Folgen stehen hier. Und weil alle fragen: Ja, es wird eine zweite Staffel geben, aber vor 2021 sollten wir nicht damit rechnen.
Kein echter Ersatz, aber vielleicht doch einen Blick wert ist die Miniserie Hollywood (Netflix) von Ryan Murphy, die mit – zum Teil – realen Charakteren eine fiktive Geschichte über Sexismus, Rassismus und Homophobie in den Filmstudios der 1940er Jahre erzählt. Die queeren Frauen fallen, wie meist bei dem schwulen Superproduzenten (Glee, Pose, American Horror Story), ein bisschen hinten runter, aber es kommen drei Filmstars vor, die mehr oder weniger offen bisexuell waren: Anna May Wong (Michelle Krusiec), Tallulah Bankhead (gespielt von Criminal Minds-Star Paget Brewster) und Hattie McDaniel (Queen Latifah). Und als Boss eines Filmstudios: Holland Taylor (The L Word), deren Lebensgefährtin Sarah Paulson zu Murphys Stammpersonal gehört (hier aber nicht dabei ist).
Außerdem neu bei Netflix: In Nur die halbe Geschichte, einer lesbischen Highschool-Version von Cyrano de Bergerac, lässt sich die schüchterne Außenseiterin Ellie (Leah Lewis) vom dem recht tumben Footballer Paul (Daniel Diemer) engagieren, um in seinem Namen Liebesbriefe an seinen Schwarm Aster (Alexxis Lemire) zu verfassen – und beide ahnen nicht, dass Ellie selbst in Aster verliebt ist. Ein warmer, liebenswerter Film der lesbischen Regisseurin Alice Wu (Saving Face), in dem Coming Out und erfüllte Liebe weniger im Mittelpunkt stehen, als man denken könnte.
Die Kultserie Berlin, Berlin kehrt heute als Spielfilm zurück – und zwar direkt zu Netflix, nachdem der Kinostart wegen Corona gecancelt worden war. Lolles (Felicitas Woll) Ex-Mitbewohnerin Rosalie (Sandra Borgmann), bis heute eine der beliebtesten lesbischen Serienfiguren, hat allerdings leider nur einen Kurzauftritt. GZSZ-Fans können sich über Janina Uhse (die seinerzeit mit Linda Marlen Runge das Paar „Jasmanni“ spielte) in einer der Hauptrollen freuen.
Ebenfalls neu bei Netflix: Die vierte Staffel der kanadischen Dramedy Workin‘ Moms über Freud und Leid berufstätiger Mütter. Im Mittelpunkt stehen die PR-Expertin Kate (Catherine Reitman) und die Psychotherapeutin Anne (Dani Kind, Wynonna Earp), aber auch die lesbische Maklerin Frankie (Juno Rinaldi), die in Staffel 3 mit ihrer Nachbarin zusammenkam, ist wieder dabei.
Wer mehr auf deutsche Serien steht: Lest hier unser Interview mit Christina Petersen und Liza Tzschirner, die in der Krankenhaus-Soap In aller Freundschaft ein Paar spielen, und schaut euch in der ARD-Mediathek die letzte Folge von Dienstag an, in der die beiden unterschiedliche Ansichten über das Zusammenziehen haben.
Liebe. Jetzt! ist eine brandneue Serie bei ZDFneo über Menschen, die – manchmal unfreiwillig – in der Corona-Quarantäne aufeinander hängen. Oder auch alleine sind wie Lena (Isabel Thierauch, bekannt aus dem Lesbenfilm Zwischen Sommer und Herbst) in der Folge „Nachtschwärmer“ (Mediathek), in der ihre Steuerberaterin Katharina (Kara Schröder) heftig mit ihr flirtet. Eigentlich steht Lena ja nicht auf Frauen – oder…?
Im Willkommen im Club, einem neuen Podcast vom Radiosender PULS, sprechen Kathi Roeb (queer) und Julian Wenzel (schwul) und Gäste über LGBTIQ*-Themen, in der Premiere ging's ums Coming Out. Neue Folgen stehen jeden Mittwoch auf der Podcast-Seite des Bayerischen Rundfunks und allen gängigen Podcast-Plattformen.
Coming In: Nicki Minaj hat sich in ihrem Remix von Doja Cats „Say So“ als hetero geoutet: „Used to be bi now I’m just hetero”, rappt sie darin. Neu ist daran allerdings nur, dass sie früher tatsächlich mal bisexuell gewesen sein will. Denn schon 2010 sagte sie zu den Bi-Gerüchten, die sie anfangs noch selbst befeuert hatte: „Ich date keine Frauen und ich habe keinen Sex mit Frauen. Außer natürlich, wenn es Cassie (Ventura) wäre“ (im Magazin Black Men) und „Ich finde Girls sexy, aber ich werde nicht lügen und behaupten, dass ich Girls date.“ (im Rolling Stone)
Noch mehr Corona-Fernsehen bei YouTube: Am Mittwoch gab's dort eine queere Live-Lesung des Drehbuchs von Ocean’s 11, unter anderem mit den bisexuellen Schauspielerinnen Stephanie Beatriz (Brooklyn Nine-Nine, K-Word #164), Mara Wilson (Matilda, K-Word #152) und Natasha Negovanlis (Carmilla, K-Word #203) in den Rollen von George Clooney, Carl Reiner und Casey Affleck und den trans Schauspieler_innen Jen Richards (Stadtgeschichten) als Brad Pitts „Rusty“ und Brian Michael Smith (The L Word: Generation Q) als Don Cheadles „Basher“.
Und die Hit-Produzentin Linda Perry („Get the Party Started“, „Beautiful”, K-Word #334) begrüßt in ihrer täglichen Talkshow What’s Up With Linda Perry prominente Gäste wie Dolly Parton, Brandi Carlile und ihre Frau Catherine, Gina Gershon (Bound) und ihre Ex-Bandkolleginnen der 4 Non Blondes („What’s Up“) zu ihrer ersten Aussprache seit ihrer Trennung 1994. Damals gingn sie im Streit auseinander, der laut Perry auch damit zu tun hatte, dass sie im Gegensatz zu Bassistin Christa Hillhouse und Drummerin Dawn Richardson schon damals offen lesbisch lebte.
Niederlage für die Frauenweltmeisterinnen: Das Fußballnationalteam der USA hat 2019 seinen Verband wegen Diskriminierung verklagt und die gleiche Bezahlung sowie die gleichen Reise-, Spiel- und Trainingsbedingungen wie die – deutlich weniger erfolgreichen - Männer gefordert. Ein Bundesgericht wies nun am 1. Mai ihre Klage auf gleiche Bezahlung – es geht um 66 Millionen $ - ab, über die übrigen Forderungen wird erst im Juni verhandelt. Die beiden Team-Kapitäninnen, Alex Morgan und Megan Rapinoe, äußerten sich überrascht und schockiert über das Urteil, vor allem über die Begründung: Die Frauen hätten in der Summe letztlich mehr verdient als die Männer. „Wenn ich für jedes Spiel einen Dollar verdiene und ein Mann verdient drei Dollar, und wenn ich zehn Spiele gewinne und er nur drei, dann habe ich zehn Dollar und er neun Dollar – da verstehe ich nicht, inwiefern ich mehr Geld verdiene“, sagte Rapinoe in der Sendung Good Morning America, und Morgan kündigte an: „Wir sind Kämpferinnen und werden gemeinsam weiter dafür kämpfen.“ Die US-Männernationalmannschaft unterstützt übrigens die Klage.
Das lesbische Folk-Duo Indigo Girls veröffentlicht am 22. Mai ein neues Album und streamt bis dahin an jedem Donnerstag ein Live-Konzert von Zuhause, die Premiere war gestern Abend. Auf „Look Long“, dem 16. Album von Amy Ray and Emily Saliers, deren Song „Closer to Fine“ (1989) bis heute an lesbischen Lagerfeuern geschmettert wird, ist auch ein neuer Lesbensong: In „Country Radio“ geht's um ein „gay kid in a small town who loves country radio“ – das auch Saliers einmal war: „So fühlte ich mich während dieser vierstündigen Autofahrten von Nashville nach Atlanta“, sagte sie der Musikzeitschrift Rolling Stone.
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