K-Word #363: Neues aus der Lesbenwelt
Heute: Die lesbischen Emmy-Nominierungen, Saskia Beecks bei „Promi Big Brother“, Donald Trumps lesbische Nichte, Ellen DeGeneres, „Verbotene Liebe“ kommt mit Carla von Lahnstein zurück, lesbischer Song von Taylor Swift? Hochzeit bei „Blindspot“? Und mehr!
Von Karin Schupp
31.7.2020 - Auf der Emmy-Nominierungsliste, die am Mittwoch bekannt gegeben wurde, stehen wieder eine Reihe von lesbischen Schauspielerinnen und Comedians: Samira Wiley, die schon zum dritten Mal für ihre lesbische Rolle in The Handmaid's Tale nominiert ist (2018 gewann sie); Vorjahres-Gewinnerin Hannah Gadsby, die nach dem Emmy für Nanette auch für ihr neues Comedy-Special Douglas ausgezeichnet werden könnte; und Wanda Sykes, die - für ihren Gastauftritt in The Marvelous Mrs. Maisel und ihre Stimme in der Puppenshow Crank Yankers - ihre zwölfte und dreizehnte Emmy-Nominierung bekam.
Fiona Shaw ist zum zweiten Mal für ihre Rolle als MI6-Spionin in Killing Eve nominiert, Holland Taylor könnte für Hollywood ihren zweiten Emmy nach 1999 bekommen, für Kate McKinnon wäre es der dritte Emmy für die Sketchcomedy Saturday Night Live, und die zweifache Emmy-Gewinnerin Cherry Jones steht für ihren Gastauftritt in Succession auf der Liste.
Für ihren lesbischen/ bisexuellen Rollen wurden nominiert: Alexis Bledel für The Handmaid’s Tale (dafür bekam sie bereits 2017 einen Emmy), Linda Cardellini für die zweite Staffel von Dead to Me (K-Word #352), Vorjahresgewinnerin Jodie Comer (und Sandra Oh) für Killing Eve und Kerry Washington für Little Fires Everywhere (K-Word #353).
Kritik gab’s nach der Bekanntgabe daran, dass außer Laverne Cox (für Orange Is the New Black) und Rain Valdez (für Razor Tongue) keine trans Schauspieler_innen nominiert wurden und insbesondere der Cast von Pose bis auf den schwulen Schauspieler Billy Porter leer ausging. Die Emmys werden am 20. September per Online-Show vergeben.
#Patata Forever: In der finalen Folge der Serie Blindspot, die in den USA letzte Woche nach fünf Staffeln zu Ende ging, heirateten die FBI-Agentinnen Patterson (Ashley Johnson, K-Word #361) und Zapata (Audrey Esparza). Allerdings leider nur in einer Halluzination von Jane (Jaimie Alexander) - schaaaade!
Erzählt Taylor Swift in ihrem neuen Song „Betty“ eine lesbische Lovestory? Die Zeilen „Betty, one time I was riding on my skateboard/ When I passed your house/ It's like I couldn't breathe“ können durchaus als unerfüllte Teenager-Liebe gelesen werden, und dann gibt’s im Text auch noch eine gewisse Inez, die ausnahmsweise die Wahrheit verbreitete („You heard the rumors from Inez/ You can't believe a word she says/ Most times, but this time it was true“). Fans haben in ihrem neuen Album „folklore“ sogar noch mehr queere Hinweise gefunden, etwa „Chase two girls, lose the one” in „cardigan“ (ein lesbisches Liebesdreieck?) oder „I think you should come live with me/ And we can be pirates/ Then you won't have to cry/ Or hide in the closet” in „seven“ („im Schrank verstecken“ heißt bekanntlich, sich nicht zu outen). Die Popsängerin, die - soweit bekannt - nicht queer ist, sich aber aktiv für LGBT-Rechte einsetzt (K-Word #334), hat ihre Songs bisher nicht kommentiert.
Am 7. August startet in SAT.1 die neue Staffel von Promi Big Brother, und wie üblich lancierte der Sender wieder via BILD die ersten C- bis F-Promi-Namen. In den Container zieht demnach auch die lesbische Ex-Berlin und Tag Nacht-Darstellerin Saskia Beecks (K-Word #39), die sich vermutlich derzeit in Corona-Quarantäne befindet, denn schon seit Anfang Juli war die 32-Jährige untypischerweise nicht mehr auf Instagram aktiv. Wenn Beecks tatsächlich BB-Kandidatin wird, erfahren wir dann sicherlich auch, ob sie wirklich schwanger ist, wie Fans auf Insta-Foto entdeckt zu haben glauben - oder ob es sich bei ihrem Bäuchlein nur um eine gewöhnliche Corona-Wampe handelt.
Das neueste Enthüllungsbuch über Donald Trump kommt aus seiner eigenen Familie und wurde von seiner lesbischen Nichte Mary Trump (55) geschrieben. In Too Much and Never Enough bezeichnet die Psychologin ihre Familie aus „toxisch“ und den US-Präsidenten als Narzissten, für den Lügen und Betrügen „ein Lebensstil“ sei. Bei ihrer Familie outete sie sich – außer bei ihrer Tante Mary vor zehn Jahren – nie: „Auch wenn meine Familie nicht ausdrücklich homophob war, hat niemand über Homosexualität gesprochen“, sagte sie dem LGBT-Magazin The Advocate: „Meine Familie waren so anti-alles, gegen alles, was anders war als sie. Also habe ich einfach angenommen, dass sie auch anti-gay waren.“ Als sie mit 30 mit ihrer Partnerin zusammenzog, erzählte sie ihrer Familie nichts davon („Warum auch? Sie hatten nie Interesse an meinem Privatleben gezeigt“), und auch ihre geplante Hochzeit auf Hawaii verschwieg sie: „Mein Großvater ist gestorben, und wir mussten sie verschieben. Niemand in der Familie wusste, was hinter den Kulissen mit meiner Hochzeit los war.“ Trump ist inzwischen geschieden und lebt mit ihrer Tochter in New York. Von ihrem Buch wurden in ersten Woche nach Erscheinen schon 1,35 Mio. Exemplare verkauft.
Die Produktionsfirma Warner Media wird das Arbeitsklima bei der Ellen DeGeneres Show überprüfen, nachdem elf frühere und aktuelle Angestellte der erfolgreichsten Daytime-Sendung der USA ein „toxisches Arbeitsumfeld“ vorgeworfen hatten (K-Word #362). Auch wenn die Vorwürfe sich nicht direkt an die Moderatorin richteten, leidet auch ihr persönliches Image darunter, zumal auch ihr rüdes Verhalten gegenüber Untergebenen nachgesagt wird (K-Word #348). In dieser Woche hat Ellen DeGeneres reagiert und in einem Brief an ihre Crew die volle Verantwortung übernommen. „Jeder, der mich kennt, weiß, dass es das Gegenteil von dem ist, woran ich glaube und was ich für unsere Show erhofft habe“, zitiert der Hollywood Reporter aus ihrem Schreiben. „Als jemand, über die immer geurteilt wurde und die fast alles verloren hat, nur weil ich die war, die ich bin, habe ich tiefes Mitgefühl für diejenigen, die ungerecht behandelt oder - schlimmer noch - ignoriert werden.“ Gerüchten zufolge wurde einer ihrer drei leitenden Angestellten - er wurde am häufigsten kritisiert - bereits entlassen.
Mit Rafiki (unsere Filmkritik), dem ersten lesbischen Liebesfilm aus Kenia (wo er verboten ist), endet am 6. August (23:45 Uhr) die Filmreihe „rbb Queer“ beim ARD-Sender RBB.
Ab 6. August im Kino: Das französische Drama Wir beide von Filippo Meneghetti erzählt eine ergreifende Liebesgeschichte, bei der garantiert kein Auge trocken bleibt. Die Rentnerinnen Nina (Barbara Sukowa) und Mado (Martine Chevallier) sind seit Jahrzehnten ein glückliches Paar, doch vor anderen Menschen siezen sie sich und geben vor, in zwei Wohnungen auf derselben Etage zu wohnen. Weil Mado es auch vor ihrem gemeinsamen Umzug nach Rom nicht schafft, sich bei ihren Kindern zu outen, kriselt es gehörig, und als Nina plötzlich vor verschlossener Tür steht, wird’s richtig kompliziert... Lest nächste Woche hier auf L-MAG Online unsere Filmkritik!
Ein klares Zeichen gegen Rassismus: Als am letzten Samstag die Saison der US-Frauen-Basketball-Liga WNBA startete – sie wird bis zum 2. August in Florida als Turnier vor leeren Rängen ausgetragen – richteten sich die Augen weniger auf das Eröffnungsspiel zwischen New York Liberty und Seattle Storm als auf eine Aktion vor dem Anpfiff. Beide Teams verließen während der Nationalhymne die Halle, danach erklärten die lesbische Nationalspielerin Layshia Clarendon (New York, K-Word #229) und Breanna Stewart (Seattle) gemeinsam, die Saison Breonna Taylor, einer im März durch Polizeischüsse getöteten Schwarzen, und der #SayHerName-Kampagne (die auf die weiblichen Opfer rassistischer (Polizei-)Gewalt aufmerksam macht) zu widmen. Anschließend drehten alle Spielerinnen den Kameras den Rücken zu und schwiegen für 26 Sekunden – eine Sekunde für jedes Lebensjahr von Taylor. Alle WNBA-Teams tragen zudem während des Turniers Taylors Namen auf ihren Trikots, eine Idee der lesbischen Nationalspielerin Angel McCoughtry (K-Word #91).
„Ich will die Hymne nicht hören, ich will nicht da draußen stehen“, sagte Clarendon, die mit der Sportmanagerin Jessica Dolan verheiratet ist (K-Word #229), dem Sportsender ESPN. „Ich will nicht einmal in der Nähe sein, weil es einfach absurd ist, dass Gerechtigkeit und Freiheit nicht allen gleichermaßen zuteil werden.“
Die Schattenseiten des Profisports erlebte Elena Delle Donne (Washington Mystics, K-Word #159), einer der größten Stars der WNBA: Sie macht Mitte Juli in einem offenen Brief publik, dass sie trotz ihrer chronischen Erkrankung an Lyme-Borreliose (sie nimmt 64 Tabletten am Tag!) vom Verband nicht als Risikopatientin freigestellt wurde. Offenbar ist sie nun aber doch nicht angereist, nachdem ihr Team-Manager versprochen hatte, sie dennoch zu bezahlen.
#Chiana-News: In Alles was zählt wird Chiara heute Abend (RTL, Fr, 19:05) erst so richtig klar, was sie für Ina empfindet…
Was The L Word kann, kann Verbotene Liebe schon lange: Noch in diesem Jahr kehrt die beliebte ARD-Soap (1995-2014) als Verbotene Liebe - Next Generation zurück, und neben neuen Charakteren wird auch die lesbische Gräfin Carla von Lahnstein (Claudia Hiersche) wieder mit dabei sein! Die Serie wird exklusiv beim Streamingdienst TVNOW laufen, geplant sind zunächst nur zehn Folgen.
Ab heute auf Joyn Primetime: Die zweite Staffel der Footballer-Serie All American, in der die beste Freundin der männlichen Hauptfigur lesbisch ist. Gespielt wird die Rolle von Brez-Z (Empire), die mit Ruby Roses gut befreundet ist (K-Word #357), liiert sind sie aber nicht: Die Rapperin/ Schauspielern ist mit einer Visagistin zusammen.
Und ebenfalls heute startet bei Sky Atlantic die in den 1930er Jahren angesiedelte Serie Perry Mason mit Matthew Rhys in der Rolle des legendären Privatdetektivs/ Strafverteidigers und Juliet Rylance als energische Sekretärin seines Auftraggebers, die später seine Assistentin wird - und sich in Folge 4 als lesbisch entpuppt.
Wynonna Earp-Star Dominique Provost-Chalkley, die sich an ihrem 30. Geburtstag Ende März als „von allen Formen und Geschlechtern angezogen“ geoutet hat (K-Word #345), sprach in einem Online-Interview mit The Advocate ausführlich über ihren langen Coming Out-Prozess und wie ihr dabei ihre bisexuelle Rolle hat. In den USA und Kanada startete am letztem Sonntag endlich die vierte Staffel der queeren Dämonenjagd-Serie, deren Fortsetzung lange auf der Kippe stand (K-Word #308), und auch für die deutschen Fans gibt’s gute Nachrichten: der Pay-TV-Sender Syfy beginnt im Herbst mit der Ausstrahlung aller vier Staffeln von Wynonna Earp (einen genauen Termin gibt es noch nicht), zumindest bis dahin stehen die Staffeln 1 und 2 auch bei Netflix.
Der CSD Stuttgart hatte in diesem Jahr erstmals einen eigenen Song: „Pride“ von der lesbischen Musikerin Linda Wirth:
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