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K-Word #367: Neues aus der Lesbenwelt

Heute: Liebesfilm mit Kate Winslet und Saoirse Ronan: der erste Trailer ist da, Queerfilmfestival im September, neue bisexuelle Disney-Figur, Sara Ramirez, Tegan & Sara, Bella Thorne, Berlinale vergibt genderneutrale Schauspielpreise, TV-Tipps - und mehr!

Trailer/ Screenshot Saoirse Ronan (l.) und Kate Winslet in „Ammonite“

Von Karin Schupp

28.8.2020 - Der erste Trailer von Ammonite ist da! Der nächste große Lesbenfilm nach Carol und Porträt einer jungen Frau in Flammen erzählt die Liebesgeschichte zwischen der berühmten Fossiliensammlerin Mary Anning (1799-1847), gespielt von Oscargewinnerin Kate Winslet, und einer wohlhabenden Londonerin (Saoirse Ronan). Tatsächlich sind von der Mitgründerin der Paläontologie zeitlebens weder hetero- noch homosexuelle Beziehungen bekannt, aber Regisseur/ Drehbuchautor Francis Lee, der auch das Schwulendrama God’s Own Country drehte, stellte klar, dass sein Film nur von „ihrem Leben inspiriert“ und kein Biopic sei. Die Sexszene darin habe sie zusammen mit Ronan choreografiert, sagte Winslet dem Hollywood Reporter. Ein „Sandwich zu essen“, sei wohl leichter, aber: „Ich war noch nie so stolz auf eine Liebesszene wie in Ammonite. Und ich habe mich nie weniger gehemmt gefühlt.“ Der deutsche Kinostart ist für den 21. Jan. 2021 geplant – da lasst uns mal alle mithelfen, dass es nicht wieder zu coronabedingten Kino-Schließungen kommt!

Der VfL Wolfsburg steht im Finale der Champions League gegen Titelverteidigerin Olympique Lyon (Sonntag, 21 Uhr). Wir drücken dem deutschen Meister und Pokalsieger 2020 die Daumen! Was offen lesbische/ queere Fußballerinnen angeht, hat Wolfsburg bereits gewonnen: Hier sind Pernille Harder, Svenja Huth (K-Word #333), Joelle Wedemeyer, Lara Dickenmann & Anna Blässe (K-Word #340) unter Vertrag, bei Lyon sind es Shanice van de Sanden (K-Word #361), Kadeisha Buchanan, Jodie Taylor und Lucy Bronze (siehe auch: Die 51 lesbischen Stars der Fußball-WM 2019).

Instagram Joelle Wedemeyer (2.v.l.) mit ihrer Freundin, der Fußballerin Katharina Baunach (West Ham United), und Shanice van de Sanden (im Jackett) mit ihrer Freundin Tatjana

Nach ihrem bisexuellen Coming Out vor vier Jahren (K-Word #169) hat sich Sara Ramirez als nonbinär geoutet. Als „Girlish boy, Boyish girl, Boyish boy, Girlish girl, alles und nichts davon“, bezeichnet sich der Ex-Grey’s Anatomy-Star in dem Instagram-Post mit dem Hashtag #nonbinary. Dort und in der Twitter-Bio soll schon Ramirez für sich schon länger die Pronomen „she“ und das genderneutrale (ins Deutsche nicht übersetzbare) „they“ vermerkt haben. Ramirez, zuletzt in Madam Secretary und Grey’s in bisexuellen Rollen zu sehen, ist seit 2012 mit einem Mann verheiratet; ob die beiden noch zusammen sind, ist nicht bekannt.

Queeres Kino trotz Corona: In elf Städten zeigt das queerfilmfestival 2020  vom 2.-6. September LGBTQ-Filme auf der Leinwand und weitere Filme exklusiv online. Zu den Premieren gehört Adam über einen braven Teenager, der durch seine lesbische Schwester die queere Szene in New York kennen lernt und sich dort in eine Frau verliebt, die ihn allerdings für trans hält… Die US-Komödie von trans Regisseur Rhys Ernst basiert auf dem Debütroman der lesbischen Ex-The L Word-Autorin Ariel Schrag. Der finnische Romanverfilmung Baby Jane erzählt die wilde Liebesgeschichte zwischen der Studentin Jonna und der geheimnisvollen Piki, die sich in einer queeren Bar in Helsinki kennen lernen. Und im Online-Programm läuft Ein Herz aus Dynamit aus Guatemala, ein Mix aus Liebesfilm und Rachedrama über ein Frauenpaar, das nach einem brutalen Überfall zurückschlägt. Das komplette Programm steht hier, am Wochenende stellen wir euch auf L-MAG Online die lesbischen Highlights vor!

Am 2. September (Mi, 21:15 Uhr) startet bei ProSieben die dritte Staffel des Grey’s Anatomy-Spin Offs Seattle Firefighters (K-Word #366), in der wir mehr über die Backstory der bisexuellen Feuerwehrfrau Maya (Danielle Savre) erfahren und – ab Folge 5 – die ebenfalls bisexuelle Grey’s-Ärztin Dr. Carina DeLuca (Stefania Spampinato) in ihr Leben tritt.

Im österreichischen Landkrimi Das dunkle Paradies muss die Ermittlerin Franziska Heilmayr (Stefanie Reinsperger, die auch in How to Sell Drugs Online (Fast) eine Polizistin spielte) nicht nur einen Mordfall lösen, sondern hat auch noch Stress mit ihrer Freundin Annie (Andrea Wenzl), weil sie es nicht schafft, sich bei ihrer Familie zu outen. Der Film lief am Montag im ZDF und steht noch bis zum 22. September in der Mediathek.

ZDF/ Alfons Kowatsch Franziska Heilmayr (Stefanie Reinsperger) mit ihrem Kollegen Martin Merana (Manuel Rubey) in „Das dunkle Paradies“

Luz, die Hauptfigur der neuen Disney-Kinderserie  Willkommen im Haus der Eulen  (ab 31. August beim Disney Channel), ist bisexuell! Das bestätigte die bisexuelle Serienschöpferin Dana Terrace auf Twitter. Schon während der Entwicklungsphase habe sie angekündigt, dass es in ihrem Hauptcast „queere Kids“ gebe, schrieb sie dort, zunächst sei ihr von einem der Disney-Bosse aber gesagt worden, dass sie „auf dem Kanal keine bisexuelle oder homosexuelle Beziehung zeigen dürfe.“ Seitdem, so ergänzte sie inzwischen, habe sie aber die volle Unterstützung des Senders. In der Animationsserie geht es um eine 14-Jährige, die zufällig in einer magischen Welt landet und Lehrling einer rebellischen Hexe wird. Die queere Storyline beginnt erst in Folge 16 (zuvor scheint sich Luz nur für Jungs zu interessieren), aber die Wartezeit dauert nicht allzu lange: Die Episoden werden montags bis freitags (15:15 Uhr) ausgestrahlt.

Disney Channel Erst Rivalin, dann - mehr?! Luz (r.) und Amity in „Willkommen im Haus der Eulen“

Und für die Erwachsenen läuft ab 1. Sept. (21 Uhr) die Miniserie Mrs. America über die erzkonservative Anti-Feministin Phyllis Schlafly (Cate Blanchett), die in 1970er Jahren gegen die Gleichstellung der Geschlechter in der US-Verfassung kämpfte (sie steht übrigens bis heute nicht drin!). Eine spannende Geschichtslektion mit hochkarätigen Schauspielerinnen wie Sarah Paulson, Rose Byrne, Uzo Aduba, Elizabeth Banks und Melanie Lynskey als Schlaflys Verbündete oder (real existierende) Aktivistinnen der Frauenbewegung. Lesben spielen - außer in den Folgen 5 (mit der lesbischen Schauspielerin Roberta Colindrez, Vida) und 7 keine große Rolle, was auch der Realität entspricht: Aus Angst, nicht mainstreamig genug zu wirken, unterdrückten damals viele Feministinnen lesbische Sichtbarkeit. Die neun Folgen (synchronisiert oder in der Originalfassung) laufen beim Pay-TV-Sender Fox und stehen im Anschluss bei Sky Ticket, Magenta TV, Vodafone Select und GigaTV.

Das größte deutsche Filmfestival Berlinale kündigte für 2021 genderneutrale Schauspielpreise an – und sorgte damit für Kritik. Als „Feigenblatt für Innovation“ bezeichnete der Verband Pro Quote Film, der für mehr Frauen vor und hinter der Kamera eintritt, die Entscheidung. „Dieser pseudogenderneutrale Schauspielpreis [wird] nichts an dem System der Chancenungleichheit ändern, weder für Frauen* noch für geschlechtlich diverse Menschen. Er wird ihn im Gegenteil noch verstärken“, erklärte die Vorsitzende Barbara Rohm und wies darauf hin, dass „die Berlinale bisher nicht mal genderneutrale Toiletten“ habe. Sinnvoller sei ein „Preis für gendersensible Darstellung“. Und auch Leslie Malton, Vorsitzende des Bundesverbands Schauspiel, sagte: „Die Berlinale versucht mit ihrer Entscheidung politisch korrekter zu sein als korrekt (…). Um mehr gendergerechtes Bewusstsein in der Branche zu erreichen und ein Signal zu setzen, müssen die derzeit benachteiligten Geschlechter sichtbarer werden. Aber die Streichung der Geschlechterkategorien führt zum Gegenteil.“

Erfüllt auf jeden Fall die Frauenquote: Der Dokumentarfilm Uferfrauen - Lesbisches L(i)eben in der DDR von Barbara Wallbraun stellt die Biografien sechs ostdeutscher Lesben vor. Uferfrauen startet am 3. Sept. im Kino (alle Orte/ Termine), und bei uns findet ihr nächste Woche eine Filmkritik und ein Interview mit der Filmemacherin.

Mit einer Verlosung sammeln Tegan and Sara Geld für ihre Stiftung, die sich für LGBTQ Mädchen und Frauen einsetzt. Zu gewinnen gibt’s zwei signierte (und tatsächlich benutzte) Gitarren plus ein virtuelles Meet & Greet. Lose ab 10 $ gibt’s hier. Ihr neues Video „I Know I’m Not The Only One“ stellten die lesbischen Zwillinge kürzlich in einem Youtube-Special vor.

A propos bezahlen: Der pansexuelle Ex-Disney-Star Bella Thorne hat mit der Social Media-Plattform OnlyFans in einer knappen Woche über zwei Millionen Dollar verdient. Auf der Webseite versorgen Influencer ihre Follower gegen einen Abo-Beitrag mit exklusiven Inhalten – die offenbar häufig erotisch oder sexuell sind. Sie werde sich allerdings nicht nackt zeigen, enttäuschte die 22-Jährige vermutlich die Hoffnungen vieler, die das 20 $-Monatsabo bei ihr gebucht haben, dafür werde sie aber jede persönliche Nachricht beantworten. Außerdem wolle sie ihre Präsenz auf OnlyFans dafür nutzen, für einen neuen Spielfilm zu recherchieren, sagte sie der Los Angeles Times: „Was macht so eine Plattform mit ihren Usern? Wie weit ist man bereit zu gehen, wie weit WILL man gehen?“ Thorne, die mit dem italienischen Popstar Benjamin Mascolo liiert ist, zwischendurch aber auch mit Frauen techtelt (K-Word #321), veröffentlichte schon einmal Nacktfotos von sich, um einem Hacker zuvorzukommen, und führte 2019 bei einem (Hetero-)Porno Regie. Und so warb sie auf Instagram (wo sie fast 24 Mio. Fans hat) für ihren FansOnly-Kanal:

Wer noch mehr lesen will: Die neue L-MAG ist da! Neben dem Titelthema Künstliche Intelligenz (Queere Cyborgs? Feministischer Cyber-Sex?) geht’s um lesbische Superheldinnen im Kino, Serien und Comics, Frauen- und Lesbenunterkünfte zu Coronazeiten und #BlackLivesMatter in der LGBT-Community. Außerdem gibt's Bilder von den Dykes Marches in acht Städten, einen Gleitgel-Test, Interviews mit der Fußballerin Gina Chmielinski (Turbine Potsdam) und der Schriftststellerin Mirjam Müntefering, wie immer Buch-, Film- und Plattentipps und vieles mehr. Jetzt an jedem Bahnhofskiosk, im Abo, als e-Paper und bei Readly!

 

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