K-Word #369: Neues aus der Lesbenwelt
Queere Superheldinnen im Kino (Foto), Babett Peter & Ella Masar sind Eltern, Nicola Adams, Caster Semenya, Christina Hecke, Kerstin Ott, kanadische Fußball-Nationalspielerin outet sich als trans, haben Cara Delevingne und Halsey eine Affäre? Und mehr!
Von Karin Schupp
11.9.2020 - Die zweifache Box-Olympiasiegerin Nicola Adams hat richtig gestellt, dass sie lesbisch ist: „Ich bin lesbisch, nicht bi“, erklärte sie auf ihren Social Media-Kanälen und spielte dazu Whiteys Song „Gay” („Bitch I’m gay, I can’t even think straight.”) ein. Damit reagierte die Britin (27) offensichtlich darauf, dass sie in den Berichten über ihre Teilnahme an der Promi-Tanzshow Stricty Come Dancing - als erstes gleichgeschlechtliches Tanzpaar (K-Word #368) – als bisexuell bezeichnet wurde. Vorwerfen kann man’s den Medien aber nicht: Bisher hatte Adams nur bei ihrem öffentlichen Coming Out 2013 über ihre sexuelle Identität gesprochen und sich damals noch als bisexuell identifiziert.
I’m lesbian not bi, just saying pic.twitter.com/1FBIuAd4fK
— Nicola Adams (@NicolaAdamsOBE) September 6, 2020
Queere Superheldinnen, seit gestern im Kino: In X-Men: New Mutants entdecken fünf Jugendliche in einer gruselig-mysteriösen Einrichtung ihre Mutantenkräfte, und zwei von ihnen, Dani (Blu Hunt, The Originals) und Rahne (Maisie Williams, Game of Thrones), werden ein Paar. Man habe die telepathische Verbindung, die Rahne und Dani in den Comics haben, ausbauen wollen, erklärte Williams in Entertainment Weekly. Über ihre Beziehung werde aber „im Film nicht viel gesprochen. Sie steht nicht im Mittelpunkt, und sie labeln sie auch nicht unbedingt. Die anderen auch nicht, und niemand stellt es in Frage.“ Was natürlich auch bedeuten kann – bei Hollywood-Filmen ist ja ein gewisses Misstrauen durchaus angebracht! – dass man nach dem ersten Kuss nichts mehr davon mitbekommt.
A propos Hollywood: Neue Oscar-Regeln sollen für mehr Vielfalt im Kino sorgen. Ab 2024 müssen Filme in der Kategorie „Bester Film“ mindestens zwei von sechs Diversity-Kriterien erfüllen, dazu gehören: Mindestens eine Hauptfigur oder wichtige Nebenfigur gehört einer ehtnischen Minderheit an, mindestens 30% der Nebenrollen gehören unterrepräsentierten Gruppen – ethnische Minderheiten, Frauen, LGBTQ+ oder Behinderte – an. Pluspunkte gibt’s auch, wenn der Film sich thematisch mit diesen Gruppen beschäftigt oder mindestens zwei Frauen oder Vertreter:innen von Minderheiten leitende Positionen hinter der Kamera bekommen. Ein radikaler Schritt, aber anders wird sich Hollywood wohl nicht bewegen, wie auch die Zusammensetzung der Academy zeigt, deren knapp 10.000 Mitglieder über die Oscars abstimmen: Trotz Bemühungen der letzten Jahre sind davon 84% weiß und 68% männlich.
Schlagersängerin Kerstin Ott – im ersten Halbjahr 2020 auf Platz 3 der erfolgreichsten Popstars in Deutschland (vor Billie Eilish, Robbie Williams und Kollegah!) hat ihre für Dezember geplante Tour auf April 2021 verschoben. Alle Ersatztermine stehen hier.
Supermodel/ Schauspielerin Cara Delevingne (Carnival Row) und Popstar Halsey (K-Word #306) sollen miteinander techteln. Es sei „ganz zwanglos“, und beide wollten nur „ein bisschen Spaß“, zitiert die englische Sun eine namenlose „Quelle“. Verbürgt ist nur, dass beide sich kennen und seit dem Frühjahr single sind. Gut möglich ist aber auch, dass das Boulevardblatt sich diese Story nur als schönes Beziehungs-Viereck zusammengebastelt hat: Schließlich sind zurzeit auch Caras Ex, Ashley Benson (K-Word #353), und Halseys Ex, der Rapper G-Eazy, ein Paar. Halsey ist offen bisexuell, bekannt sind bisher von ihr aber nur Beziehungen mit Männern, zuletzt war sie mit Evan Peters (American Horror Story) liiert.
Leichtathletik-Star Caster Semenya ist weiterhin für ihre Paradestrecke über 800 Meter gesperrt, solange sie ihre erhöhten Testosteronwerte nicht medikamentös senkt. Das Schweizer Bundesgericht bestätigte am Dienstag dieses Urteil des Internationalen Sportgerichtshofs in Lausanne. Dazu will sich die dreifache Weltmeisterin und Doppel-Olympiasiegerin aber nicht zwingen lassen. In einer Presseerklärung protestierte sie dagegen, „Athletinnen auszuschließen oder unsere Gesundheit nur wegen unserer natürlichen Fähigkeiten zu gefährden“, und versprach weiter zu kämpfen, ließ aber offen, ob sie nun zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zieht. Bei den Olympischen Spiele in Tokio 2021 strebt die Südafrikanerin, die mit ihrer Frau eine kleine Tochter hat (K-Word #366), nun einen Start über die 200-Meter-Distanz an – das Verbot bezieht sich nur auf die Strecken zwischen 400 und 1500 Metern.
Die lesbische Sängerin Lucy Spraggan (K-Word #326), die 2012 durch die britische Ausgabe der Castingshow X Factor berühmt wurde, veröffentlichte heute ihren neuen lesbischen Lovesong „Flowers“ mit einem sexy Video:
Am Samstag ist Christina Hecke in einer neuen Folge der ZDF-Krimireihe In Wahrheit zu sehen. Die Schauspielerin, die sich im Februar outete (K-Word #339), spielt die Kommissarin Judith Mohn, die einen längst zu den Akten gelegten Fall wiederaufnehmen muss (12. Sept., 20:15 Uhr).
Am 18. September startet bei Netflix die neue Serie Ratched, eine Art Prequel des Kinoklassikers Einer flog übers Kuckucksnest (1975) über die Vorgeschichte der sadistischen Krankenschwester Mildred Ratched. Im Trailer verkündet ein Arzt, dass er mittels Lobotomie „jugendliche Unruhe, Lesbianismus, Manie heilen“ könne – und schon küsst Hauptdarstellerin Sarah Paulson (K-Word #353) zuerst einen Mann und dann Cynthia Nixon (K-Word #368). Vielleicht ist das nur eine Traumsequenz, aber beim schwulen Superproduzenten Ryan Murphy (American Horror Story, Glee, Pose), der in seine Serien fast immer LGBT-Charaktere einbaut, besteht zumindest Anlass zur Hoffnung.
Die Fußballerinnen Babett Peter (Real Madrid) und Ella Masar (inzwischen Inhaberin einer Spielerinnen-Agentur) haben am Dienstag auf Instagram die Geburt ihres Sohns verkündet. Dort haben die beiden Anfang des Jahres auch schon ihre Beziehung öffentlich gemacht (K-Word #333) und Ende Februar verkündet, Eltern zu werden werden (K-Word #341).
Babett, Ella und Baby Masar-Peter sind aber nicht die einzige frische Regenbogenfamilie in Spanien: Im Ozeaneum in Valencia wurden die beiden Pinguine Electra und Viola Mütter: Das gleichgeschlechtliche Paar adoptierte ein fremdes Ei und brütete es gemeinsam aus. Weitere lesbische Pinguin-Eltern stellten wir hier und hier vor.
Aber zurück zum Fußball: Rebecca Quinn gewann 2019 mit dem kanadischen Nationalteam WM-Bronze, galt bisher als lesbische Frau - und outete sich jetzt als trans. „Bei den Menschen, die ich am meisten liebe, bin ich schon seit vielen Jahren offen trans“, schrieb Quinn am Mittwoch auf Instagram, möchte nun aber auch „für queere Leute sichtbar sein, die keine Menschen wie sie selbst in ihrem Feed sehen. Ich weiß, dass das vor Jahren mein Leben gerettet hat.“ Cis Menschen („Wenn du nicht weißt, was cis bedeutet, dann bist du es wahrscheinlich!!!“) forderte Quinn dazu auf, trans und nonbinären Stimmen zuzuhören, nicht automatisch ein Gender zu unterstellen und genderneutrale Pronomen einzuüben (Quinn benutzt für sich die – nicht ins Deutsche übertragbaren – Pronomen „they/ them“). Quinn steht beim US-Club OL Reign unter Vertrag und ist in diesem Jahr an den schwedischen Vittsjö GIK ausgeliehen.
Beim Bundesliga-Auftaktsieg gegen Hoffenheim (3:1) schoss sie ein Tor, und mit uns sprach Turbine Potsdam-Star Gina Chmielinski über ihr Coming Out, welches Fußballerinnen-Paar für sie „relationship goals“ erfüllt und mit welchem Spruch man sie lieber nicht anbaggern sollte. Lest hier unser Interview.
Letzte Woche gab’s für Pernille Harder und Magdalena Eriksson eine Pärchenzusammenführung bei Chelsea (K-Word #368), in dieser Woche wechselten die US-Weltmeisterinnen Christen Press (zuvor Utah Royal) und Tobin Heath (zuvor Portland Thorns) gemeinsam zu Manchester United. Dass die beiden ein Paar sind, gilt bei Fans schon seit vielen Jahren als offenes Geheimnis, bestätigt haben sie das aber nie - nicht mal indirekt mit gemeinsamen privaten Fotos auf Instagram.
Nagasato Yūki, japanische Nationalspielerin und Weltmeisterin 2011, wechselte als erste Fußballerin ihres Landes zu einem Männerclub. Die 33-Jährige, die auch schon bei Potsdam, Wolfsburg und dem FFC Frankfurt spielte, steht jetzt für den Fünftligisten Hayabusa 11, dem Team ihres älteren Bruder Genki, auf dem Platz – allerdings nur als Leihgabe ihres Clubs Chicago Red Stars bis Ende des Jahres.
Der DFB nimmt ja nicht allzu oft die Wörter „Schwule, Lesben und Transgender“ in den Mund, aber in diesem Clip, der letzte Woche beim Länderspiel der U21-Männer gegen Moldau Premiere hatte, tut er’s und verkündet, „für alle“ offen zu sein und „gemeinsam für Teilhabe und Diskriminierung“ zu stehen:
Vielfalt auch bei Nike: Unter dem Motto „Wenn man so sein kann, wie man ist, ist alles für alle besser!“ lässt der Sportartikelhersteller in einer neuen Kampagne Personen aus der LGBTI-Community zu Wort kommen, darunter auch Mio von Seitenwechsel, dem Berliner Sportverein für FrauenLesbenTrans*Inter*:
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