K-Word #371: Neues aus der Lesbenwelt
Kristen Stewart, Megan Rapinoe, Ellen DeGeneres äußert sich zum Shitstorm gegen sie, Dunja Hayali, Wilhelmine, Dominique Rinderknecht, Tash Sultana, „Deutschland 89“, „Wynonna Earp“ und andere Serien- und Film-News - und mehr!
Von Karin Schupp
25.9.2020 - Kristen Stewart äußert sich nur selten politisch und hält nichts von Social Media, am Mittwoch machte sie aber eine Ausnahme und nutzte den Instagram-Account ihrer Freundin, der Drehbuchautorin Dylan Meyer (K-Word #325) für eine Ansage: Anlässlich des „National Voter Registration Days“ rief sie dazu auf, sich für die Präsidentschaftswahl am 3. November registrieren zu lassen. „Ich wähle, weil ich an unser Land glauben WILL“ schreibt sie dort. „Weil ich den Klimawandel für Realität halte. Ich halte systematische Rassismus für Realität. Ich glaube an die Rede- und Versammlungsfreiheit. Ich glaube an Waffenkontrolle. Ich glaube an das Recht der Frauen, über ihren eigenen Körper zu entscheiden. Ich glaube daran, dass Menschen das Recht haben, ohne Angst zu leben und zu lieben und sich als das idenfizieren, wonach sie sich fühlen.“ In den USA muss man sich fürs Wählen registrieren, was in den von Republikanern regierten Bundesstaaten zunehmend erschwert wird.
Auch viele andere US-Promis riefen dazu auf, sich frühzeitig um darum zu kümmern, darunter auch Fußballweltmeisterin Megan Rapinoe und ihre Freundin, Basketballstar Sue Bird. Rapinoe wurde in dieser Woche von der Zeitschrift TIME zu einer der „100 einflussreichsten Menschen der Welt“ gekürt. Weitere LGBT auf der jährlichen Liste sind die lesbische Bürgerrechtlerin Angela Davis, die bisexuelle Musikerin Halsey, die queeren Black Lives Matter-Gründerinnen Alicia Garza, Patrisse Cullors und Opal Tometi, trans Aktivist Chase Strangio, trans Filmemacherin Tourmaline und drei schwule Männer: Billy Porter (Pose), TV-Produzent Greg Berlanti und der taiwanesische LGBT-Aktivist Chi Chia-wie. Auch Basketballstar Dwayne Wade und die Schauspielerin Gabrielle Union, die im Februar mit ihrer trans Tochter an die Öffentlichkeit gingen, stehen auf der Liste. Die einzigen Deutschen, die es in die traditionell USA-lastige Top 100 schafften, sind Angela Merkel und Ursula von der Leyen.
In der noch laufenden Saison der US-Basketballliga WNBA, die coronabedingt als Turnier in Florida ausgetragen wird, wurde Crystal Dangerfield (Minnesota Lynx) als „Rookie of the Year“ (= beste neue Spielerin) ausgezeichnet. Ihre erste Anrufe gingen an ihre Familie und ihre Freundin, erzählte sie im Interview mit einer WNBA-Reporterin – ein so beiläufiges Coming Out, wie man es sich wünscht. Besagte Freundin taufte sich auf Twitter inzwischen in „Crystal's TOY trophy/ Her #1 Fan“ um.
Die ZDF-Moderatorin Dunja Hayali erhält den Walter-Lübcke-Demokratie-Preis. Damit zeichnet das Land Hessen in diesem Jahr zum ersten Mal Menschen aus, die sich „für ein funktionierendes Miteinander“ einsetzen. Geehrt werden neben Hayali, die für ihr unerschrockenes Engagement gegen Rassismus und Rassisten auch schon das Bundesverdienstkreuz bekam (K-Word #252), Robert Erkan, der Angehörige der Opfer des Anschlags von Hanau betreut, und das „Mobile Beratungsteam gegen Rechtsextremismus und Rassismus“. Der hessische CDU-Politiker Walter Lübcke war 2019 wegen seiner flüchtlingsfreundlichen Einstellung ermordet worden.
In diesem Jahr waren recht viele lesbische und bisexuelle Schauspielerinnen für einen Emmy nominiert - siehe K-Word #363 -, bei der Verleihung am letzten Wochenende bekam aber nur Cherry Jones (63) den begehrten Fernsehpreis (für ihre Gastrolle in Succession). Jones, die in Transparent eine lesbische Rolle spielte, ist mit der Filmemacherin Sophie Huber verheiratet, in den Nullerjahren war sie mit Sarah Paulson (Ratched, Carol) zusammen.
Wilhelmine („Meine Liebe“, K-Word #321) ist jetzt Trikotsponsor des TuS Woltersdorf im Wendland: Beim Besuch ihres Ex-Fußballteams im Wendland brachte die Sängerin mit ihrem Namen bedruckte Leibchen mit. Und mitgespielt hätte sie, wie das Lokalblatt Kiebitz berichtete, auch beinahe, wenn ihr Spielerinnenpass nicht abgelaufen gewesen wäre. Lest in der L-MAG-Ausgabe 03-2020 unser Porträt der lesbischen Berlinerin - hier als E-Paper nachbestellbar.
Am Montag, in ihrer ersten Show nach der Sommerpause,äußerte sich Ellen DeGeneres zum ersten Mal öffentlich zu den Vorwürfen, dass ihre Redaktion ein „toxisches Arbeitsumfeld“ und sie längst nicht so freundlich sei, wie sie sich vor der Kamera geben würde (K-Word #362). „Ich habe erfahren, dass Dinge passierten, die niemals hätten passieren dürfen“, erklärte die Moderatorin, übernahm dafür „die volle Verantwortung“ und kündigte an: „Wir haben die nötigen Änderungen vorgenommen und schlagen heute ein neues Kapitel auf.“ Zur Kritik an ihrem Charakter sagte sie: „Ich bin die Person, die Sie im Fernsehen sehen. Ich bin aber auch vieles anderes. Manchmal bin ich traurig. Ich werde wütend. Ich werde ängstlich. Ich werde ungeduldig. Und daran arbeite ich.“ Sie sei zwar eine gute Schauspielerin, aber „nicht so eine gute Schauspielerin, dass ich 17 Jahre lang jeden Tag hierherkommen und Ihnen etwas vormachen könnte.“ (Ex-)Angestellte unterstellten ihr in BuzzFeed „taktisches“ Verhalten und ärgerten sich darüber, dass sie ihre Erklärungen humorvoll verpackte. Das Branchenblatt Variety hätte statt unspezifischer Äußerungen mehr konkrete Ansagen erwartet. The Wrap wusste hingegen zu berichten, dass es sich hinter den Kulissen „sehr anders“ anfühle.
Sodom und Gomorrha im ZDF: Ruby O. Fee, bekannt aus Bibi & Tina und als Matthias Schweighöfers Freundin, gerät heute in SOKO Leipzig (ZDF, 25. Sept., 21:15 Uhr) nach dem Tod ihres Ex-Freundes in Mordverdacht. Der hatte eine Affäre mit einer verheirateten Lehrerin - und sie offenbar auch... Whaaat? Dann doch lieber Zoom-Unterricht...
Als Verbotene Liebe – Next Generation kehrt im Winter die beliebte Soap zurück, und neben neuen (verbotenen) Liebespaaren sind auch Fanlieblinge aus alten Zeiten wieder im Cast: die Fieslinge Clarissa von Anstetten und Ansgar von Lahnstein, Café-Besitzerin Charlie Schneider und die LGBT-Abteilung mit Carla von Lahnstein (Claudia Hiersche), die inzwischen eine Event-Agentur leitet, und Olli Sabel, dessen Darsteller Jo Weil sich im April (endlich) auch privat als schwul outete. Die zunächst nur zehn Episoden werden exklusiv bei TVNOW laufen, wo auch ältere Folgen der früheren ARD-Serie (1995-2014) zu finden sind.
Bei Amazon steht ab heute Deutschland 89, Teil 3 der Deutschland-Reihe, in der DDR-Spion Martin Rauch (Jonas Nay) die Mauer zum Fall bringt. In der letzten Staffel war seine Stasi-Tante Lenora (Maria Schrader, die für ihre Netflix-Serie Unorthodox gerade einen Emmy gewann) mit der südafrikanischen Geheimagentin Rose (Florence Kasumba) zusammen. Ob sie auch jetzt noch ein Paar sind, konnte ich im Vorfeld leider nicht rausfinden.
Weitere Serien-News: Der Pay-TV-Sender Syfy zeigt ab 1. Oktober die dritte (und letzte) Staffel der Comicverfilmung Marvel’s Runaways, in der es ein junges lesbisches Paar gibt, und ab 11. November die sehr queere Kultserie Wynonna Earp mit dem Frauenpaar „Wayhaught“. Nach den beiden ersten Staffeln, die auch bei Netflix stehen, feiert am 9. Dezember die dritte Staffel Deutschland-Premiere, im Januar folgt Staffel 4, die auch in den USA noch nicht komplett ausgestrahlt wurde. Und am 29. Oktober startet bei Joyn Good Trouble, ein Spinoff der Regenbogenfamilienserie The Fosters, in der das Mütterpaar Stef und Lena aber leider nur hin und wieder vorbeischaut.
Bedauerlich: Supergirl (mrz17) wird nach der 6. Staffel, der Produktion in diesen Tagen beginnt, enden. Wenn es stattdessen ein Spin-off mit Lena Luthor (Katie McGrath) und Supergirls lesbischer Schwester Alex (Chyler Leigh, K-Word #357) gäbe, könnte ich damit leben.
Jetzt im Kino: Blackbird erzählt von dem letzten Wochenende, das eine todkranke Mutter (Susan Sarandon) mit ihrer Familie verbringt, darunter auch ihre lesbische Tochter (Mia Wasikowska), die ihre On/ Off-Freundin (gespielt von der queeren nichtbinären Schauspieler_in Bex Taylor-Klaus) mitbringt. Lest hier unsere Filmkritik.
Neu auf DVD und beim Streaminganbieter Kino-On-Demand: Der Dokumentarfilm Ich bin Anastasia von Thomas Ladenburger und der lesbischen Kamerafrau Elfi Mikesch begleitet die erste trans Bundeswehr-Kommandantin Anastasia Biefang bei ihrem Transitionsprozess, ihrem Dienstantritt und in ihrem Privatleben mit Partnerin und Familie.
Ein bisschen schräg: Die Schweizer TV-Moderatorin Dominique Rinderknecht (K-Word #315) erzählte im Youtube-Kanal SRF Virus zusammen mit ihrer Schwester Noemi, wie sie vor vier Jahren mit dem Model Tamy Glauser zusammenkam - und die ganze Story wird mit Schauspielerinnen nachgestellt:
Tash Sultanas Video zur neuen Single „Beyond the Pine“ zeigt zwei Männer, die Beziehungssituationen tänzerisch interpretieren. Die Botschaft des nichtbinären Popstars aus Australien: „Lieb, wen du willst – unabhängig von Hautfarbe, Ethnie, Gender, Religion, Sexualität oder Identität.“ Ende des Jahres erscheint Tashs zweites Album „Terra Firma“, ab Ende August 2021 sind Konzerte in Deutschland und Österreich geplant (Termine). Eine Coverstory mit Interview findet ihr im L-MAG Sep/Okt 2018 – hier kostenlos als E-Paper.
Weiterlesen: K-Word #370: Neues aus der Lesbenwelt
Jetzt im Handel: Die neue Ausgabe der L-MAG- an jedem Bahnhofskiosk, im Abo, als e-Paper und bei Readly erhältlich.
L-MAG, frei und selbstbewusst!
Wir wollen unabhängig und selbstbestimmt bleiben. Zum Jahresende wenden wir uns an unsere Leser:innen: Ihr wisst am besten, warum es uns braucht und was ihr an uns schätzt. Helft uns, damit wir uns für die Zukunft wappnen können, die in politischer wie finanzieller Hinsicht nicht einfach wird.
Gute Artikel gibt es nicht umsonst!
Vielen Dank!
Euer L-MAG-Team