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K-Word #396: Neues aus der Lesbenwelt

Bald kommt die erste deutsche Lesbenserie (Foto), Elliot Page: erstes Interview nach dem trans Coming Out, Cara Delevingne, Hannah Batka, Fußballstar Viktoria Schnaderbeck, Sarah Lombardi, lesbische Grammy-Gewinnerinnen, „Wynonna Earp“ retten – und mehr!

Marcus Glahn/ ZDF Hanna (Banafshe Hourmazdi, r.) und Franzi (Lena Klenke in „Loving Her“

Von Karin Schupp

19.3.2021 - In Berlin wird gerade Deutschlands erste deutsche Lesbenserie gedreht. In Loving Her, einer Adaption der niederländischen Serie  Anne+ (K-Word #343), läuft Hanna (Banafshe Hourmazdi) kurz vor ihrem Wegzug aus Berlin ihrer Jugendliebe Franzi (Lena Klenke) und deren neuer Loverin über den Weg. Was sie dazu veranlasst, all ihre Ex-Freundinnen und -Affären Revue passieren zu lassen Im Cast sind auch Tatort-Kommissarin Karin Hanczewski und Eva Meckbach (Rampensau), die sich beide an der #actout-Kampagne für mehr LGBTQ-Sichtbarkeit in Film, Fernsehen und Theater beteiligten (K-Word #390). Die „Instant-Serie“ (= schnell und preiswert produziert, 10-20-minütige Folgen) soll im Sommer bei ZDFneo laufen und in der ZDF Mediathek abrufbar sein. Das Original kommt vermutlich bald zu Netflix (in Holland und Belgien stehen die 14 Folgen dort bereits). Und noch eine gute Nachricht:Die Dreharbeiten zu einer Spielfilm-Version von Anne+ beginnen in Kürze in Amsterdam!

Hier der Trailer für Anne+ (von Loving Her gibt’s bisher nur das obige Foto):

Elliot Page (Juno, Inception) ist der erste trans (& queere & nichtbinäre) Mann auf dem Cover der US-Zeitschrift Time. Im ersten Interview seit seinem trans Coming Out im Dezember 2020 (wir berichteten) sprach der Oscar-nominierte Schauspieler über sein fast lebenslanges Unbehagen, den Erwartungen an Mädchen und Frauen zu genügen, und erklärte, dass die Entfernung seiner Brüste Anfang des Jahres sein „Leben total verändert“ habe. Natürlich erfuhr der Kanadier nach seinem Schritt an die Öffentlichkeit eine „enorme Menge an Hass und Transphobie“, er bekam aber auch viel Zuspruch, gewann noch am selben Tag  400.000 neue Instagram-Follower hinzu, und in seinen Briefkasten flattern inzwischen mehr Rollen-Angebote denn je, vor allem für trans, aber auch für cis-männliche Rollen. Aktuell steht Page für Staffel 3 der Netflix-Serie The Umbrella Academy vor der Kamera.

Time Elliot Page in „Time“: „Egal, wie groß die Herausforderungen und Probleme sein werden – nichts kommt dem Gefühl gleich, das ich jetzt habe.“

Topmodel/ Schauspielerin Cara Delevingne (Suicide Squad) war als Jugendliche homophob und selbstmordgefährdet. „Ich kannte keine Homosexuellen. Ich wusste nicht, dass es das gibt, und ich glaube, ich habe nicht mal verstanden, dass ich homophob war“, erklärte die pansexuelle Britin, die zuletzt mit der Schauspielerin Ashley Benson zusammen war (K-Word #351), in Gwyneth Paltrows Podcast Goop. „Die Vorstellung, gleichgeschlechtliche Partnerinnen zu haben, fand ich abstoßend.“ Auch wegen ihrer „Scham, queer zu sein“, habe sie unter einer massiven Depression gelitten. Und selbst heute tauchten immer wieder Zweifel auf. „Ein Teil von mir denkt immer noch: ‚Oh, ich wünschte, ich wäre einfach hetero.‘ Es ist wirklich kompliziert.“ Staffel 2 von Caras Serie Carnival Row ist seit letztem Sommer abgedreht, Amazon gab bisher aber noch keinen Starttermin bekannt.

Delevingne/ InstagramCara Delevingne

„Ich hätte mir gewünscht, dass ich den Mut schon früher gefunden hätte“, sagte die österreichische Fußballnationalspielerin Viktoria Schnaderbeck (Arsenal London, auf dem Foto links) im Tagesspiegel über ihr öffentliches Coming Out im Dezember 2019 (K-Word 331) - eine Soli-Aktion wie #ihrkönntaufunszählen (K-Word #392) hätte sie damals bestimmt gestärkt. Inzwischen postet Viki Pärchenfotos auf Instagram und schreibt selbstbewusst: „ICH BIN HOMOSEXUELL. Heute kann ich das mit Stolz und ohne Scham sagen, was allerdings nicht immer so war.“ Und ihre Offenheit wird belohnt: Nach einem Online-Event im Februar, bei dem die 30-Jährige über ihr Coming Out und ihre Liebe zu Anna (einer Lehrerin, die neulich aus Norwegen zu ihr nach London zog) sprach, bekam sie viel positives Feedback, „das mir gezeigt hat: Man kann echt was bewegen und einen Unterschied machen.“

Heute neu erschienen: Hannah Batkas erstes Album „Mitten in Berlin“ und das Video zu ihrem neuen Song „Himmel auf Erden“, in dem sie mit ihrer Freundin Iris zu sehen ist. Im L-MAG-Interview sagte die Musikerin, die das Cover unserer aktuellen Ausgabe schmückt (hier erhältlich): „Meine Songs erzählen von der verrückten Phase des Erwachsenwerdens und davon, wie ich von einem schüchternen Schulmädchen zu einer selbstbewussten jungen Frau geworden bin, die weiß, was sie will, und für ihre Meinung einsteht.“

Vier lesbische Grammy-Gewinnerinnen: Bei der Musikpreisverleihung am letzten Sonntag wurde Britanny Howards „Stay High“ als „Bester Rocksong“ ausgezeichnet ,Meshell Ndegeocello, H.E.R. und Robert Glasper gewannen den Grammy für den „Besten R & B Song“ für „Better Than I Imagined“, „Bester Countrysong“ wurde „Crowded Table“ von Brandi Carlile (ihr sechster Grammy!) und ihrer Supergroup The Highwomen, und die Politkommentatorin Rachel Maddow gewann in der Kategorie „Best Spoken Word Album“ für ihr Hörbuch „Blowout: Corrupted Democracy, Rogue State Russia and the Richest, Most Destructive Industry on Earth“.

Screenshot/ Recording Academy - GrammysBrittany Howard, bis 2018 Sängerin der Alabama Shakes und mit der Musikerin Jesse Lafser verheiratet, veröffentlichte 2019 ihr Solo-Debütalbum „Jaime“

Die Oscars 2021 hingegen werden sehr hetero: Abgesehen von Viola Davis‘ und Andra Days Nominierung für ihre bisexuellen historischen Charaktere in Ma Rainey’s Black Bottom (Netflix) und The United States vs. Billie Holiday (Kinostart: 27. Mai) gibt‘s keine Nominierungen für LGBTQ-Filmschaffende, -Rollen oder –Filme. Keine Beachtung fanden auch Jodie Foster, die Ende Februar für Der Mauretanier einen Golden Globe gewann (und ihre Frau Alexandra Hedison im Live-TV küsste, K-Word #394), und der französische Bewerber für den Auslands-Oscar Wir beide (unsere Filmkritik). Das Lesbendrama von Filippo Meneghetti gewann letzte Woche aber immerhin den französischen Filmpreis César für das beste Regiedebüt. Die Oscars werden am 25. April verliehen.

Paramount Pictures „The United States vs. Billie Holiday“: Andra Day (r.) als die bisexuelle Jazz-Ikone und „Orange is the New Black“-Star Natasha Lyonne als deren Loverin Tallulah Bankhead

Wenn Wynonna Earp nicht noch gerettet wird, wird die queere, feministische und witzige Dämonenjagdserie nach der aktuellen vierten Staffel enden – obwohl der Sender Syfy eigentlich bereits 2018 fünf Staffeln bestellt hatte. Während die Macher:innen optimistisch darauf hoffen, eine neue Heimat für ihre Comicverfilmung zu finden, läuft die Fan-Rettungsaktion #BringWynonnaHome bereits auf Hochtouren. Die vorerst letzten sechs Folgen laufen derzeit in den USA und demnächst auch beim deutschen Kanal Syfy, der Starttermin ist aber noch nicht bekannt (alle anderen Episoden gibt’s in der Flatrate von Sky Go/ Sky Ticket, außerdem bei Amazon, Google Play und iTunes).

Syfy Kultpaar #Wayhaught in „Wynonna Earp“: Nicole Haught (Katherine Barrell, l.) und Waverly Earp (Dominique Provost Chalkley)

Jetzt auch Sarah Lombardi: Nein – kein Coming Out, aber in ihrem neuen Song „Love is Love“ freut sich die Schlagersängerin über alle Formen der Liebe und zeigt im Video Pärchen-Clips, die ihr Fans – darunter überraschend viele Frauenpaare – zuschickten. Diese Idee hatte übrigens neulich schon die queere Berliner Sängerin L_Tashina (als Laura Tashina aus Dahoam is Dahoam bekannt) mit ihrem Song „I Is My Name“ (K-Word #392).

Und wer nicht auf die Schlager-Disco-Mucke steht, kann mit Mino Riots neuem Track nachspülen, den die queerfeministische Rapperin aus Saarbrücken mit Sookee aufnahm. „Darf Sein“ ist eine Botschaft an „alle Selbstzweifler*innen, dass der Umgang mit der eigenen Persönlichkeit ein Prozess ist, der Zeit brauchen darf. Weich und verletzlichsein als Stärke betrachten und geduldig mit sich bleiben.“ Mino Riots Debüt-EP „Vol. 1“ erscheint am 21. April.

 

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