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K-Word #399: Neues aus der Lesbenwelt

Die erste „Princess Charming“ ist da, Bettina Böttinger mit queerem Podcast, Ulrike Folkerts veröffentlicht Autobiografie, „Queer As Folk“ kommt zurück, „The Crown“-Star Emma Corrin outet sich, Kate Winslet, Demi Lovato, Kehlani, „Batwoman“ und mehr!

Von Karin Schupp

9.4.2021 - Das ist die Princess Charming: Die Kölner Anwältin Irina Schlauch wird in der weltweit ersten lesbischen Datingshow Princess Charming ihre „Traumfrau“ suchen. Sie freue sich, zeigen zu können, „dass wir [Lesben] einfach coole Frauen sind, nicht mehr und nicht weniger. Je öfter Diversität im TV und Streaming gezeigt wird, desto normaler wird es für die Menschen“, sagte die 30-Jährige im RTL-Interview und äußerte die Hoffnung, „dass wir der einen oder anderen Frau ein bisschen Mut machen können, zu sich und der eigenen sexuellen Orientierung zu stehen.“ Irina, die bei Frauen recht vage auf „Charakter, Selbstbewusstsein und Humor“ achtet, wird die Wahl zwischen 20 Kandidatinnen haben. Nach heftiger Kritik und „auf vielfachen Wunsch von Publikum und Bewerbungskreis“ hatte sich die RTL-Gruppe im Dezember dafür entschieden, vom ursprünglichen Konzept - Heteromänner buhlen mit queeren Frauen um die Gunst der bisexuellen „Prinzessin“ – abzurücken (K-Word #383). Die Sendung nach dem Vorbild der schwulen Prince Charming soll im Frühjahr beim Streamingdienst TVNow laufen.

TVNow/ René Lohse Irina Schlauch im RTL-Interview: „Ich bin gespannt, wer mich durch ihre Art umhaut.“

„Mir fallen mindestens vier queere Schauspieler ein, die ihre Sexualität verstecken. Es ist schmerzhaft. Weil sie Angst haben, dass es rauskommt“, kritisierte  Kate Winslet in der Sunday Times die Homophobie der Filmbranche und fügte hinzu, dass das vor allem Männer betreffe. In dem Interview bedauerte die heterosexuelle Oscar-Gewinnerin auch, dass queere Filme überhaupt nur dann realisiert werden, wenn „große Namen“ dafür gecastet werden, so auch das Liebesdrama Ammonite (Kinostart: 26. Aug.), in dem sie und weiterer Filmstar, Saoirse Ronan, ein Paar spielen. „Ich weiß, dass der Part keiner anderen angeboten wurde“, sagte sie. Aber immerhin: „Indem ich diese Rolle angenommen habe, hatte ich die Möglichkeit, eine LGBTQ-Story in die Wohnzimmer zu bringen.“

Tobis Film Kate Winslet (r.) und Saoirse in „Ammonite“

Böttinger Wohnung 17 heißt ein neuer queerer Podccast und ja, richtig: Dahinter steckt die Kölner Treff-Moderatorin Bettina Böttinger (K-Word #164), die sich künftig jeden Mittwoch in ihrer Kölner Wohnung mit einem LGBTQ-Gast unterhält - und zwar „nicht nur ‚für uns‘ aus der weiteren Community, sondern für alle Menschen, die sich für andere interessieren, für Lebenswege, für nicht normatives Leben in dieser Gesellschaft“, wie sie in der Folge mit der trans Grünen-Politikerin Tessa Ganserer sagt. In der Premieren-Episode mit Comedian Tahnee (K-Word #376) vergleichen die beiden ihre unschönen Coming Out-Geschichten und ihre ersten Lieben - Tahnee war in ihre Kindergarten-Erzieherin verliebt, Bettina schwärmte mit 9 für Irene aus der Soap Forsyte-Saga –, sprechen über lesbische Gene und Frauen in Anzügen. Böttinger Wohnung 17 gibt's  ab 14. April jeden Mittwoch in der WDR 2 App, der ARD-Audiothek und bei allen gängigen Podcatchern. Elf weitere lesbische Podcasts empfehlen wir hier.

WDR/ M. Grande Bettina Böttinger in ihrem Podcast: „Ich möchte mich gerne mit anderen Persönlichkeiten austauschen, das Stichwort ist queer, aber immer auch Identität.“

Heute Abend stellt Ulrike Folkerts in der NDR-Talkshow (9. Apr., 22 Uhr) ihre Autobiografie „Ich muss raus“ vor, in der sie auch über ihre Erfahrungen als „Frau in der Filmbranche, als lesbische Frau, als kinderlose Frau, als älter werdende Frau“ (Verlagstext) schreibt. Das Buch erscheint am Montag. Und schon am Sonntag kommt ein neuer Lena Odenthal-Tatort (ARD, 20:15 Uhr), in dem die dienstälteste Kommissarin der Krimireihe den Mord an einem Kioskbesitzer löst. Im Cast ist auch die queere Schauspielerin Lana Cooper (Looping).

„Dass sich eine Schauspielerin wie Ulrike Folkerts geoutet hat, hat mich als junge Frau bestärkt“, sagte  Josefine Paul, Chefin der Grünen-Fraktion im Landtag von NRW, der Zeit, der sie zusammen mit ihrer Lebensgefährtin, Sachsens Justizministerin Katja Meier, ihr erstes Interview als Paar gab. „Vielleicht hilft das anderen, wenn sie sehen: Ah, die sind wie wir. Vielleicht motiviert es sie sogar, bei einer Partei mitzumachen, für ein Amt zu kandidieren.“

Und noch eine queere Grüne: Die Europa-Abgeordnete Terry Reintke ist eine von vier jungen Politikerinnen, die in der Doku Yes, She Can porträtiert wurden (hier in der ARD-Mediathek).

Reintke/ InstagramTerry Reintke vor dem Europaparlament

Emma Corrin, die für ihre Rolle als Lady Diana in The Crown im Februar einen Golden Globe gewann, hat sich offenbar geoutet: Sie postete auf Instagram ein Bild von sich in einem Brautkleid (aus einem Fotoshoot für die Zeitschrift Pop) und kommentierte es mit den Worten: „ur fave queer bride“, also: eure queere Lieblingsbraut. Unter den Gratulantinnen in der Kommentarspalte: die queeren Musikerinnen Soko, King Princess und Christine and the Queens

„Wisst ihr das Neueste über mich? Ich weiß endlich, dass ich lesbisch bin!“, erklärte Kehlani am Osterwochenende in einem Instagram Live-Video. Bisher noch unklar ist, ob’s die Musikerin, die sich bisher als queer und nichtbinär bezeichnete und mit ihrem Ex-Freund Javie Young-White eine Tochter (2) hat, ernst meinte. In der aktuellen Coverstory von The Advocate sprach sie aber darüber, dass sie als Künstlerin, die als cis und hetero durchgeht, priviliegiert sei. „Mich gucken die Leute auf der Straße nicht an und denken, ‚Oh, ich wette, die ist queer. Oder: ‚Ich wette, die steht auf Frauen.‘ Es ist härter für trans Künstler*innen. Es ist härter für Schwarze Schwule. Es ist härter für maskuline Schwarze Lesben.“

Batwoman-Star Javicia Leslie hat was richtigzustellen: Sie habe sich nach ihrem Casting als neue lesbische Batwoman nicht bei ihrer Mutter „geoutet“, wie viele Medien (auch wir) berichteten, sondern: „Es war ein Gespräch. Ich bin 33, es war einfach ein Gespräch“, sagte sie in The Advocate. „Ich wollte nicht, dass sie das Gefühl hat, etwas zu hören, dass sie nie von mir persönlich gehört hat.“ Unbestätigt ist bisher übrigens das Gerücht, dass Batwoman schon nach drei Staffeln enden wird, Leslie aber in der Serienfamilie „Arrowverse“ weiterhin als Superheldin auftauchen soll.

The CW Ryan Wilder/ Batwoman (Javicia Leslie, r.) und ihre Ex Angelique (Bevin Bru) in „Batwoman“

Clexacon, die Fanconvention für - vor allem weibliche - queere Charaktere in Film und Fernsehen, findet in diesem Jahr nur im Netz statt (16.-18. April). Unter den knapp 50 virtuellen Gästen sind in diesem Jahr Amy Acker (Person of Interest), Jes Macallan (Legends of Tomorrow), und Jaime Murray (Warehouse 13, Spartacus, Defiance), das Ticket kostet 45 $ und für Finanzschwache sogar nur 25 $ – alle Infos hier.

Heute endet in den USA die queere Dämonenserie Wynonna Earp mit der vierten Staffel – wenn sich nicht ein neuer Sender findet (die Suche danach läuft, K-Word #396). Showrunnerin Emily Andras tut ihr Bestes, wird wohl vorsichtshalber auf einen fiesen Cliffhanger verzichten und schenkt den queeren Fans die heißersehnte #Wayhaught-Hochzeit, wie dieser Teaser verrät: 

„That’s the kind of lover I am / Doesn’t matter you’re a woman or a man/ I don’t care if you’ve got a dick/ I don’t care if you got a WAP/ I just wanna love/“, singt Demi Lovato in „The Kind of Lover I Am“. Schwanz oder WAP (= „wet ass pussy“) - das ist ihr egal, nur die Einschränkung, dass sie für einen cis Mann „zu queer“ sei, wie sie im März erklärte (K-Word #395), passte wohl nicht in den Text. Der Song ist auf ihrem frisch erschienenen Album Dancing with the Devil…The Art of Starting Over zu hören.

Youtube/ ScreenshotDemi Lovato in ihrer neuen Dokuserie „Dancing with the Devil“

Queer As Folk kommt zurück! Der US-Streamingdienst Peacock gab ein Reboot der Schwulenserie mit acht neuen Folgen in Auftrag, die – nach Manchester im britischen Original und Pittsburgh in der US-Adaption - jetzt in New Orleans spielen sollen. Was uns aber vor allem interessiert: Wird es darin auch wieder Lesben geben? Vielleicht sogar mehr als nur ein Frauenpaar?

Showtime Und vielleicht auch ein heißeres lesbisches Liebesleben? Bei Mel (Michelle Clunie) und Lindsay (Thea Gill) ging's im Vergleich zu den Männerpaaren in „Queer as Folk“ doch immer sehr züchtig zu

Warum nicht auch mal einen schwulen Liebesfilm sehen: Am 15. April erscheint Futur Drei  auf DVD und bei Streamingdiensten. Der Teddy Award-Gewinner 2020 erzählt von dem Deutsch-Iraner Parvis (Benny Radjaipour), der Sozialstunden in einer Geflüchteten-Einrichtung ableisten muss und sich dort in Amon (Eidin Jalali) verliebt. Eine gute Gelegenheit, einen Blick auf die künftige Hauptdarstellerin von Deutschlands erster Lesbenserie Loving Her (K-Word #396) zu werfen: Banafshe Hourmazdi spielt Amons Schwester Banafshe. Begleitend zum Release gibt‘s vom 15.-18. April das Online-Festival FUTUR 3.0 mit Watch-Partys, Workshops, Panels, einem Musikstream und mehr; die meisten Events sind kostenlos (Programm und Infos: hier).

 

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