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K-Word #401: Neues aus der Lesbenwelt

Ulrike Folkerts macht bei umstrittener Corona-Aktion #allesdichtmachen mit, Jennifer Beals, die Ex-Fußballerinnen Tabea Kemme und Anja Mittag, Angel Olsen, Kehlani, Jada Pinkett Smith und ihre Tochter Willow, Zoë Kravitz, Film- und Serientipps und mehr!

#allesdichtmachen/ ScreenshotVerunglückte Aktion, die wohl das Darben der Kultur während der Pandemie, die Corona-Maßnahmen allgemein und/ oder die Medienberichterstattung darüber kritisieren wollte: Ulrike Folkerts in ihrem #allesdichtmachen-Video

Von Karin Schupp

23.4.2021 - Nein, Ulrike Folkerts (K-Word #399) ist keine „Querdenkerin“, aber das Video, das die Tatort-Kommissarin gestern unter dem Hashtag #allesdichtmachen hochlud, ist zumindest verwirrend. „Ich unterstütze die Corona-Maßnahmen, weil ich das Meer liebe“, sagt sie darin. „Und weil ich das Meer liebe, will ich mehr: Mehr Maßnahmen! Nur mit mehr Maßnahmen komme ich wieder ans Meer.“ Das kann man als echten Wunsch, aufgrund ihres Tonfalls aber auch als Zynismus verstehen. Rund 50 Schauspieler:innen stellten in der umstrittenen Satire-Aktion Clips online, in denen sie die deutsche Corona-Politik kommentieren und sarkastisch „einen Lockdown für immer“ fordern. Dafür werden sie jetzt öffentlich heftig kritisiert – und nur von rechter Seite bejubelt. Geäußert hat sich Folkerts zu ihrem Statement noch nicht, andere Teilnehmende aber distanzierten sich auf Instagram mittlerweile vom „Beifall von Corona-Leugnern“ (Kostja Ullmann) und „rechtem Gedankengut“ (Heike Makatsch), wiesen die „hinein orakelte Nähe zu Querdenkern zurück“ (Jan-Josef Liefers) oder äußerten sich reuig: „Wir hätten vielleicht mehr das sagen sollen, was eigentlich gemeint ist.“ (Meret Becker). Aber was genau meinten sie denn damit? Und meinen überhaupt alle dasselbe? Die Webseite allesdichtmachen.de gibt jedenfalls keinen Aufschluss: Sie ist down.

UPDATE: Heute Abend entschuldigte sich Ulrike Folkerts in einem zweiteiligen Statement auf Instagram: „Ich habe einen Fehler gemacht. Ich war naiv genug zu glauben, mit meinen Kolleg*innen ein gewinnbringendes Gespräch in Gang zu bringen. Das Gegenteil ist passiert. Und das tut mir Leid.“ Ausdrücklich betonte sie ihre Distanz zu Querdenkern und Rechten und erklärte: „Meine persönliche Haltung ist ganz klar für die Einhaltung der Coronamaßnahmen.“

Mit einer Schweigeminute solidarisierte sich The L Word-Star Jennifer Beals mit der Aktion „Day of Silence“, die US-Schulen heute (23. April) zum Schweigen aufruft, um damit gegen Mobbing und Diskriminierung von LGBT+-Jugendlichen zu protestieren. Zum #DayofSilence rufen unter anderem auch die Supergirl-Stars Chyler Leigh und Nicole Maines, der queere Teeniestar JoJo Siwa (K-Word #391) und der Cast von Grey’s Anatomy auf.

Noch bis Mai steht Jennifer Beals für die zweite Staffel von The L Word: Generation Q (K-Word #397), einen Sendetermin gibt’s noch nicht.

„My beau, I’m gay“, kommtierte die US-Indie-Musikerin Angel Olsen auf Instagram ein Foto ihrer Liebsten, der nichtbinären Drehbuchautorin Adele Thibodeaux. Olsens lesbisches Coming Out kommt ein bisschen überraschend (oder eben gerade nicht?!): in früheren Interviews hatte sie mehrfach ohne Not betont, hetero zu sein. Das ist ihr neuer Song „Alive and dying (waving, smiling)“, der vor ein paar Tagen erschien:

Ganz neue Seiten zeigt Tig Notaro (Star Trek: Discovery) in Army of the Dead (ab 21. Mai auf Netflix): Nach dem Erscheinen des ersten Trailers des Zombiethrillers trendete sie auf Twitter mit dem Hashtag #hotTig. „So viel hat sich geändert, Jimmy. Es geht hier wirklich verrückt zu, seit ich als ‚sexy A.F.‘ trende“, witzelte die Comedienne mit dem staubtrockenen Humor in Jimmy Fallons Tonight Show. „Meine Frau [Stephanie Allynne, The L Word: Generation Q] fährt auf mich ab, jetzt wo ich ‚sexy A.F.‘ bin.“

Screenshot TrailerTig Notaro: „Sexy A.F.“ in „Army of the Dead“ - nach eigenem Bekunden vorher gar nicht, was „A.F.“ bedeutet (= as fuck)

„Der Frauenfußball in Deutschland stagniert“, erklärte Ex-Fußballnationalspielerin Tabea Kemme im Podcast Mittags bei Hennings ihre Motivation, sich bei ihrem alten Club Turbine Potsdam als Präsidentin zu bewerben (K-Word #398). Sie wolle den Frauenfußball professionalisieren, sagte sie ihren Ex-Kolleginnen Anja Mittag und Josephine Henning und merke schon jetzt, das „nicht alle davon begeistert“ seien. „Tabbi“ wäre die erste offen queere Vereinsvorsitzende der oberen Fußballligen; ob die Wahl wie geplant am 30. Mai stattfinden wird, steht offenbar noch nicht fest.

Anja Mittag (K-Word #337) sprach ihrerseits im Podcast Querfragen darüber, wie „enorm wichtig“ öffentliche Coming Outs im Profifußball seien. „Wir brauchen für die Gesellschaft gute Beispiele und Spieler, Spielerinnen, die als Vorbild vorangehen“, sagte sie. Man solle den Leuten aber Zeit lassen - auch sie, die schon ihre erste Freundin hatte, als sie mit 17 bei Turbine Potsdam anfing, war nicht von Anfang an so locker. Geprägt habe sie letztlich ihre Zeit beim schwedischen FC Rosengard, „weil das Land offen und sehr tolerant ist.“

Mittag/ InstagramAlte Freundinnen: Tabea Kemme, Anja Mittag und Josephine Henning

Als „Lockdownbaby“ bezeichnet Linda Mar aka Linda Marlen Runge im L-MAG-Interview ihr Solo-Debüt mit dem Song „Irgendwann“. Dass es im Text offen bleibt, ob sich der Song an einen Mann oder eine Frau richtet, sei keine bewusste Entscheidung gewesen, sagte sie uns. „Ich schreibe, ohne nachzudenken. Liebeslieder richten sich ja meist nicht an eine Sie oder einen Er, sondern an: ‚Dich‘. Die Liebesgeschichte, die den Song inspiriert hat, erzählt von einer Frau. Wenn ich das singe, meine ich damit aber auch eigene Beziehungen. Ich habe es zu meinem ‚Du‘ gemacht: zu mir selbst, zu Personen, mit denen ich schon Ähnliches erlebt habe – und umgekehrt.“ Lest hier auf l-mag.de das komplette Interview.

Promo Linda Mar im L-MAG-Interview: „Ich bin ein Rock'n Roll Kind“

„Ich liebe Männer und Frauen gleichermaßen“, sagte Willow Smith 2019 in der Facebook Watch-Talkshow Red Table Talk (K-Word #307), die sie mit ihrer Mutter Jada Pinkett Smith moderiert. Jetzt verriet die Sängerin (20) aber in derselben Sendung, dass sie „bisher noch nie in eine Frau verliebt“ war. auch wenn sie schon für viele Frauen geschwärmt habe. „Ich habe aber definitiv das Gefühl, dass es passieren könnte.“ Auch ihre Mama (bald in Matrix 4 zu sehen) erzählte, mit 20 für Frauen geschwärmt zu haben und bestätigte zwar nicht das uralte Gerücht, dass sie heimlich lesbisch sei, bekannte aber: „Ich war zwei Mal in eine Frau verknallt.“ Ob was draus wurde, erfuhren wir aber nicht.

„This is a thing“, schrieb Zoë Kravitz (Mad Max: Fury Road, Big Little Lies) zu einem  Foto mit Taylour Paige (Ma Rainey’s Black Bottom) und ließ damit Tür und Tor für queere Interpretationen offen: Meint sie damit etwa, dass die beiden ein Paar sind? Immerhin lebt die Schauspielerin (die zuletzt in der Serie High Fidelity eine bisexuelle Rolle spielte) in Scheidung von ihrem Mann, und wer weiß, ob Paige wirklich noch mit Grey’s Anatomy-Star Jesse Williams zusammen ist… Beide kommentierten die Spekulationen nicht, aber spätestens seit Kravitz auch ein Foto von der Schauspielerin Cree Summers mit den Worten „also a thing, a love thing“ kommentierte, liegt die Vermutung nahe, dass sie unter „Ding“ etwas anderes versteht. Oder - neue Idee: dass sie polyamorös lebt…

Serientipps: Im Sony Channel startet am 29. April die vierte Staffel von Call My Agent! mit der lesbischen Schauspieler:innen-Agentin Andréa (Camille Cottin), deren Beziehung mit Colette (Ophélia Kolb) - und inzwischen einem Kind - leider nie so richtig glücklich sein darf. Aber vielleicht in der fünften Staffel und dem Fernsehfilm, mit dem die französische Serie nächstes Jahr ihr Ende finden wird?!

Um eine Dating-App, die genetisch das 100%ige Liebesmatch findet, geht’s in der neuen Netflix-Serie The One. Leider dreht sich die Handlung aber ein bisschen zu sehr um einen Mordfall, der das Lebenswerk der (wenig romantischen) „The One“-Gründerin Rebecca (Hannah Ware) ins Wanken bringt. Wenigstens zwei Nebenstränge erzählen aber die spannenderen Geschichten von Menschen, die per DNA „gematcht“ wurden, darunter die ermittelnde Kommissarin Kate (Zoë Tapper) und die Spanierin Sophie (Jana Pérez), bei denen es statt eines ersten heißen Dates ganz anders kommt…

Netflix Definitiv kein „Match“: „The One“-Boss Rebecca (Hannah Ware, l.) und Polizistin Kate (Zoë Tapper), die ihren Machenschaften auf der Spur ist

Kehlani hat bestätigt, dass ihr lesbisches Coming Out am Oster-Wochenende (K-Word #399) ernst gemeint war. „Ich bin gay, gay, gay… ich weiß endlich, dass ich eine Lesbe bin“, sagte sie am Donnerstag auf TikTok. Die US-Musikerin („Good Life“), die sich zuvor als queer bezeichnet hat, hatte ihre letzte bekannte Beziehung mit ihrem Gitarristen Javie Young-White, mit dem sie eine Tochter (2) hat.

Ebenfalls neu bei Netflix: Die japanische Manga-Verfilmung Ride or Die ist eine Art lesbisches Thelma und Louise: ein Roadmovie über eine Lesbe und ihre - schon seit der Schulzeit - große Liebe, die ein Mord verbindet. Das Liebesdrama beginnt hetero und ziemlich blutig, aber wer sich geduldet, kriegt auch eine lange lesbische Sexszene. Den Film gibt’s in japanischer oder englischen Sprache mit deutschen Untertiteln.

US-Basketballstar Elena Della Donne (Washington Mystics) gibt in einer neuen Youtube-Dokuserie Einblick in ihr Coronajahr 2020 und ihren Alltag mit ihrer Frau Amanda (K-Word #225). Folge 1 von Beyond the Game zeigt, wie sie mit Amanda und ihren zwei Hunden einen Roadtrip nach New York macht, um sich einer Bandscheiben-Operation zu unterziehen. Die Nationalspielerin outete sich während der Olympischen Spiele in Rio 2016 (K-Word #159), wo sie später den Olympiasieg holte.

Jetzt da: „Vol. 1“, die Debüt-EP der queerfeministischen Rapperin Mino Riot, an dessen Track „Darf sein“ auch Sookee und in „Riot ist Liebe“ Mona beteiligt sind.

 

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