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K-Word #409: Neues aus der Lesbenwelt

Cara Delevingne, deutsche Lesbenserie „Loving Her“ startet, Demi Lovato, Tabea Kemme, Megan Rapinoe, Janelle Monáe, „Bachelor“-Kandidatin Jessica Fiorini, Taryn Manning („Orange is the New Black“), „Princess Charming“, „The L Word: Generation Q“ und mehr!

Von Karin Schupp

25.6.2021 - „Bei mir ändert sich ständig, als was ich mich definiere, ob es nun pansexuell, bisexuell ist – ich weiß es nicht. Es ist wie ein schwingendes Pendel, aber im Moment fühle ich wohler als früher damit, bisexuell zu sein“, sagte Topmodel/ Schauspielerin Cara Delevingne, die in den letzten Jahren ausschließlich Frauen und zuletzt Ashley Benson (K-Word #351) datete, im Podcast Make It Reign. Eins ist aber sicher: Cara mag Vulven! In ihrem neuem Haus in Los Angeles, das sie kürzlich von Architectural Digest filmen ließ, hat sie einen „Pink Pussy Palace“, einen Raum mit Pole Dance-Stange und Schaukel, und zwei Zimmer sind durch einen „Vagina Tunnel“ miteinander verbunden – hier auf Youtube anzuschauen.

Architectural Digest/ YoutubeCara Delevingne: „Ich komme hierher, um nachzudenken, zu kreieren, um mich inspiriert zu fühlen.“ Was man in so einer Vagina eben so macht...

Überraschung: Ex-Orange is the New Black-Star Taryn Manning hat sich mit der Musikerin Anne Cline verlobt. Wie ein Video auf der Klatsch-Webseite TMZ zeigt, machte ihr Cline während eines Auftritts in einem Restaurant in Florida einen Antrag. „Es war mein leichtestes 'Ja' jemals!“, erklärte die Schauspielerin danach in einem Statement. Dass die beiden ein Paar sind, war bisher nur ein Gerücht – und nicht das einzige um Manning, die noch 2017 in einem Interview betonte: „Ich bin nicht lesbisch, soll heißen: ich liebe Männer. Ich habe experimentiert. Es ist gut. Aber ich bevorzuge einfach Männer.“ Die 42-Jährige, die immer wieder mit ihrer Drogen- und Alkoholsucht zu kämpfen hat, spielte in der Frauenknastserie die homophobe Fundamentalchristin Pennsatucky, die sich dann aber mit der Lesbe Big Boo befreundet. Mit ihrem Coming Out reiht sich Manning in eine lange Reihe queerer Schauspieler:innen der Serie ein, etwa Taylor Schilling (Piper), Lea DeLaria (Big Boo), Samira Wiley  (Poussey), Ruby Rose (Stella), Asia Kate Dillon (Brandy) und das OITNB-Paar  Emily Tarver (McCullough) und Staffel 6-Neuling Vicci Martinez (Daddy).

Cline/ InstagramTaryn Manning (r.) und Anne Cline

Es ist soweit: Die erste deutsche Lesbenserie Loving Her steht ab 1. Juli in der ZDF-Mediathek. In der Adaption der holländischen Serie Anne+ lässt die Studentin Hanna (Banafshe Hourmazdi) nach einer Begegnung mit ihrer ersten Liebe Franzi (Lena Klenke) ihre Verflossenen Revue passieren, darunter Club-Girl Lara (Emma Drogunova) und ihre Chefin, gespielt von der queeren Tatort-Kommissarin Karin Hanczewski (K-Word #402). „Als ich mich selbst als Teenager das erste Mal in ein Mädchen verliebte, habe ich Serien, Geschichten und Erzählungen über queere Frauen und ihre Lebenswelt vermisst“, sagte die Drehbuchautorin Marlene Melchior auf DWDL. „Umso mehr habe ich mich gefreut, mit Loving Her über eine lesbische junge Frau erzählen zu können, deren Liebesleben authentisch, facettenreich und manchmal auch absurd komisch ist.“ Einziger Wermutstropfen: Die sechs Folgen sind nur rund 15 Minuten lang – insgesamt hat die Serie also nur Spielfilmlänge.

Lest im neuen L-MAG - ab heute erhältlich - unser Interview mit Banafshe Hourmazdi. Außerdem im Heft: Auf Klo-Moderatorin Maria Popov, Irina Schlauch von Princess Charming, queere Familienformen, viele Film-, Buch- und Musiktipps und die Frage: Was wird in diesem Jahr aus den Dyke Marches?

ZDF/ Marcus Glahn Lara (l.) und Hanna in „Loving Her“

Emma Drogunova könnt ihr am 1. Juli nicht nur in Loving Her, sondern auch in dem lesbischen Liebesfilm Bonnie & Bonnie (unsere Filmkritik) sehen, der im drittem Programm RBB in der Reihe „rbb QUEER“ läuft (23:15 Uhr) und dort danach noch drei Monate lang in der Mediathek steht.

Geschäftstüchtig: Eben erst als nichtbinär geoutet (K-Word #405) – und schon entwarf Popstar Demi Lovato einen nichtbinären Mundschutz! Die 4er-Packung kostet beim Maskenhersteller Henry stolze 49,50 $, wovon 25 Prozent an das „Center for Transyouth Health and Development“ des Kinderkrankenhauses von Los Angeles gehen.

Lovato/ InstagramDemi Lovato mit selbst entworfenem Mundschutz zum „Nonbinary Pride“

Schade, das war knapp: Um ein Haar wäre Tabea Kemme die erste offen queere Präsidentin eines Bundesliga-Clubs geworden. Die Fußball-Olympiasiegerin hatte sich bei ihrem alten und recht angestaubten Verein Turbine Potsdam um den Posten beworben (unser Interview). Doch bei der Mitgliederversammlung am 18. Juni verlor sie nach einer Marathonsitzung mit 100 : 110 Stimmen gegen den amtierenden Präsidenten Rolf Kutzmutz, der ihr mit seinen Getreuen zuvor reichlich Gegenwind ins Gesicht geblasen hatte und etwa auf der offiziellen Facebook-Seite des Clubs nur seine eigene Wahlliste vorstellen ließ. Kemme zeigte sich als faire Verliererin: „100 Stimmen für den sportlichen Aufbruch machen mich stolz. (…) Als Athletin nehme ich das Abstimmungsergebnis sportlich. Es ist für den Frauenfußball in Potsdam aber ein klares Zeichen, Versäumnisse offen zu benennen und diese abzustellen. Dabei Respekt und Fairness gegenüber einzelnen Personen den Vorrang vor Diffamierung zu geben“, schrieb sie auf Instagram und versprach, sich weiter für den Frauenfußball engagieren.

Kemme/ InstagramDFB-Chefin könnte sie bestimmt auch: Tabea Kemme

Bisher schickte Victoria’s Secret klassische weiß-dünn-langhaarige Models wie Heidi Klum und Gisele Bündchen als „Angels“ über den Laufsteg, für seine neue Kampagne „The VS Collective“ engagierte der Lingerie-Hersteller aber zwar ebenso attraktive, aber nicht ganz so normschöne Frauen wie die lesbische Fußballweltmeisterin Megan Rapinoe und das trans Model Valentina Sampaio. Rapinoe, die bei den Olympischen Spielen in Tokio wieder auf dem Platz stehen wird, ist sicherlich die US-Spielerin, die am stärksten ihre Popularität kapitalisiert: Sie wirbt derzeit außerdem für einen Sportgetränkehersteller, CBD-Produkte und ein Deo.

Victoria's Secret/ InstagramMegan Rapinoe (Mitte) und Valentina Sampaio (unten r.) sind jetzt auch Victoria's Secret-Engel

Nach der #actout-Aktion der Film- und Fernsehschaffenden (K-Word #390) wäre bei uns doch jetzt mal der Spitzensport dran! Frankreich macht’s vor: Am letzten Wochenende outeten sich in der TV-Doku Faut qu’on parle (= Man muss darüber sprechen) fünf lesbische und schwule Sportler:innen, darunter die Florettfechterin Astrid Guyart (2018 WM-Bronze mit der Mannschaft) und die Basketballerin Céline Dumerc (Olympiasilber 2012), die sich beide auch für die Olympischen Spiele in Tokio qualifiziert haben. Ebenfalls zu Wort kam die bereits offen lesbische Judoka Amandine Buchard, die amtierende Judo-Europameisterin  ist und ebenfalls gute Chancen auf einen Olympia-Start hat.

Instagram Amandine Buchard (l.) und Céline Dumerc

Trans Coming Out: Kumi Yokoyama (27), seit 2015 im japanischen Fußballnationalteam und nach einer Station beim 1. FFC Frankfurt (2017/ 2018) aktuell beim US-Club Washington Spirits unter Vertrag, erzählte auf dem (japanischsprachigen) Youtube-Kanal der Ex-Nationalspielerin Yūki Nagasato, dass er_sie (Yokoyama verwendet im Englischen das Pronomen „they“) sich vor sieben Jahre die Brüste entfernen ließ und erst in Deutschland und USA gelernt habe, sich mit seiner_ihrer Identität wohl zu fühlen. „Ich war in den letzten Jahren mit mehreren Frauen zusammen, aber in Japan musste ich ungeoutet bleiben“, sagte Yokoyama. „Ich glaube aber, dass es für mein künftiges Leben härter wäre, mich nicht zu outen, und deshalb habe ich den Mut dazu gefunden.“ Glückwünsche kamen sogar von US-Präsident Joe Biden: Er gratulierte auf Twitter Yokoyama und dem Football-Profi Carl Nassib, der sich am Dienstag als schwul outete.

Yuki Nagasato/ ScreenshotSchon 157.000 Aufrufe: Kumi Yokoyamas trans Coming Out auf Youtube

Die Schweizerin Jessica Fiorini, Teilnehmerin bei Love Island (Staffel 2, 2018) und Der Bachelor (10. Staffel, 2020), also bisher hetero unterwegs, stellte letzte Woche auf Instagram ihre Freundin vor. „Es hat sich in dem Moment einfach richtig angefühlt“, sagte die frühere Investmentberaterin und heutige „Content Creatorin“ der Schweizer Zeitschrift Blick. Sie sei „Frauen gegenüber nie abgeneigt“ gewesen, habe es „aber nicht wirklich wahrhaben“ wollen und erst jetzt gemerkt, „dass ich Männer einfach nicht mehr attraktiv finde und ich mich zu Frauen viel mehr hingezogen fühle.“ Womöglich ist sie deshalb im April zwei Tage vor Drehstart aus der Schweizer Bachelorette-Ausgabe rausgeflogen?!

Fiorini/ InstagramÜber ihre Freundin verrät Jessica Fiorini (r.), die in Düsseldorf lebt, nur, dass sie um die Ecke in Köln wohnt

Da hätten wir doch gleich die nächste Datingshow für Jessica: Princess Charming geht 2022 in die zweite Runde! Der Bewerbungsbriefkasten für die neue Staffel der lesbischen Traumfrau-Suche ist bereits eingerichtet. Aber noch läuft die erste Staffel, in der in der nächsten Folge am Dienstag nur noch neun Lesben um Princess Irinas Gunst buhlen und so viel geküsst wird wie nie… Wann Princess Charming zu Vox kommt, ist noch nicht bekannt, aber TVNOW hat jetzt die ersten beiden Episoden kostenlos online gestellt. Oder ihr lest einfach unsere Recaps.

TVNOW/ Screenshot Liegt in der Kuss-Statistik derzeit vorne: Elsa (r.) mit Irina in Folge 5 - zu unserem Rückblick einfach aufs Bild klicken!

Neu bei Disney+: Die 6-teilige Dokuserie Pride widmet sich der Geschichte der LGBTQI*-Bewegung in den USA von den 1950er-Jahren bis in die Gegenwart ist auch fürs europäische Auge interessant - lest am Wochenende hier auf l-mag.de unsere Sendungskritik.

Ebenfalls sehenswert: Russell T. Davies‘ (Queer As Folk) neue Schwulenserie It’s a Sin, in der vier junge Schwule und ihre beste Heterofreundin die Aids-Krise im London der 1980er Jahre erleben, ist berührend und traurig, aber auch voller Kraft, Humor und Lebensfreude. Schade nur, dass so gar keine lesbischen Charaktere darin vorkommen, und auch die einzige Hetera keinerlei Liebesleben zugestanden bekommt. Die fünf Folgen stehen bei Starzplay.

Sind die pansexuelle Musikerin/ Schauspielerin Janelle Monáe und Oscar-Gewinnerin Lupita Nyong‘o (12 Years a Slave) ein Paar? Diese Frage ist nicht neu (K-Word #301), aber jetzt tauchte wieder ein Clip auf, der die beiden kuschelig tanzend zeigt. Na ja, ein echter Beweis ist das aber nicht.

„Meine Familie ist sehr religiös, und Homosexualität ist dort einfach ein großes Tabu, also sprechen sie nicht gerne darüber. Es wird nicht wirklich akzeptiert“, sagte Michael Jacksons lesbische Tochter Paris Jackson (K-Word #359), in Willow Smiths (K-Word #401) Facebook Watch-Show Red Table Talk. Sie respektiere den Glauben ihrer Verwandten, sei jetzt aber an dem Punkt, „dass ich von ihnen erwarte, ihre Kultur und ihre Religion beiseite zu lassen – denn Erwartungen führen zu Verbitterung.“ Immerhin: ihre zwei Brüder würden sie unterstützen, sagte Paris, und ihr älterer Bruder Prince habe sich in der Highschool sogar dem „Gay-Straight-Club“ angeschlossen. Jackson war zuletzt mit dem Musiker Gabriel Glenn zusammen, sagte aber 2020, dass sie sich als lesbisch identifiziere und „mehr als nur Frauen als Männer gedatet“ habe und auch mal „mit einem Mann, der eine Vagina hatte, zusammen“ war.

Red Table Talk/ ScreenshotParis Jackson spielt übrigens in der 10. Staffel der Serie „American Horror Story“ mit (US-Start: Ende August)

Viele Mythen rankten sich um das nie realisierte The L Word-Spin Off The Farm, in dem Alice (Leisha Hailey) für den Mord an Jenny im Gefängnis gelandet wäre. Wie Hailey selbst schon andeutete, hat die Frauenknastserie zu Recht kein grünes Licht bekommen, aber wir sind natürlich trotzdem neugierig auf die Pilotfolge, die seit 2019 ungesendet in einer Schublade liegt. Autostraddle-Gründerin Riese Bernard gelang es nun aber wenigstens, Ilene Chaikens Skript halbwegs vollständig zusammenzutragen und in ihrem The L Word-Podcast To L And Back mit verteilten Rollen vorlesen zu lassen. Die etwa halbstündige Folge erzählt von Alices erstem Tag im Knast, der ein bisschen dem einer gewissen Piper vier Jahre später ähnelt - aber alles in allem war es wohl besser, auf Orange is the New Black zu warten!

Im August startet in den USA die zweite Staffel von The L Word: Generation Q (K-Word #407), zu Sky Deutschland kommt sie voraussichtlich Ende September, und der Cast wünscht uns schon jetzt einen „Happy Pride“:

 

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