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K-Word #423: Neues aus der Lesbenwelt

Lesben im Bundestag, erster Trailer von „Benedetta“, Maren Kroymann kriegt Comedypreis, „The L Word: Generation Q“, „007 - Keine Zeit zu sterben“, Filmtipps, zwei Hochzeiten: „Younger“-Star Molly Bernard und Ex-Fußballstar Joanna Lohman - und mehr!

Von Karin Schupp

1.10.2021 - Dem neu gewählten Bundestag gehören mindestens 21 offen queere Abgeordnete an (=2,9%), darunter erstmals zwei trans Frauen, Nyke Slawik (Grüne, NRW) und Tessa Ganserer (Grüne, Bayern). Neu dabei sind auch Marlene Schönberger (Grüne, Bayern), Vorsitzende des Vereins Queer in Niederbayern e.V., und die bisexuelle Ex-Sprecherin der Grünen Jugend Ricarda Lang (Baden-Württemberg); wiedergewählt wurden die lesbische Grüne Ulle Schauws (NRW), die seit 2013 im Bundestag Queer- und Frauenpolitik macht, und leider auch Alice Weidel (AfD, Baden-Württemberg). Offen schwule Abgeordnete gibt's bei den Grünen, SPD, FDP und – mit Jens Spahn – auch einen bei der CDU.

Instagram/ gruene.de/ Lisa-Marie Friede, CC-BY-SA Die Grünen führen die LGBTQ-Hitliste mit neun queeren Bundestagsabgeordneten, drei davon sind Nyke Slawik, Ricarda Lang, Ulle Schauws (v.l.n.r.)

Die Schweiz stimmte in einer Volksbefragung mit großer Mehrheit für die Ehe-Öffnung (wir berichteten) - und zu den Befürworterinnen gehörte auch Sarah Bossard, die eingetragene Lebenspartnerin von Alice Weidel. In der Basler Zeitung (Bezahl-Artikel) kritisierte die Filmemacherin, die mit ihren zwei Kindern im Kanton Schwyz lebt, die aggressive Kampagne der Ehe-Gegner und sagte, dass sich die Ehe für alle „nicht aufhalten“ lasse. Das sollte sie mal ihrer Frau verklickern: Die AfD-Bundestagsfraktion unter ihrer Vorsitzenden Weidel wollte die Ehe-Öffnung in Deutschland umgehend wieder abschaffen (ihr Gesetzesentwurf wurde im Juni 2019 von allen anderen Parteien abgewiesen), und 2017 schmückte eins von Weidels Wahlkampf-Postern der Spruch „Ehe für alle, während das Land islamisiert wird?“

In den USA endete die Basketballsaison, und Sue Bird (Seattle Storm) tauschte, beklatscht von ihrer Verlobten Megan Rapinoe, ihr Trikot mit ihrer guten Freundin Diana Taurasi (Phoenix Mercury, K-Word #416), mit der sie bei den Olympischen Spielen in Tokio ihr fünftes Gold holte. Wie Fans befürchten, könnte das Birds letzte Saison gewesen sein, die 40-Jährige hat sich dazu aber noch nicht geäußert.

Der erste Trailer von Benedetta (Kinostart: 2. Dez.) ist da! Gegen das lesbische Nonnendrama von Paul Verhoeven (Basic Instinct), das wegen seiner expliziten Sexszenen und seiner „campy“ Inszenierung schon beim Filmfestival in Cannes für Aufsehen sorgte (K-Word #412), protestierten am letzten Sonntag in New York wütende Katholiken: Der Film sei blasphemisch und beleidige die Heiligkeit von Nonnen. Tatsächlich basiert Benedetta aber auf einer wahren Geschichte: Die Titelfigur (hier gespielt von Virginie Efira) wurde im 17. Jahrhundert wegen ihrer sexuellen Beziehung mit der Ordensschwester Bartolomea (Daphne Patakia) verurteilt und saß - bis zur ihrem Tod - 35 Jahre lang im Kerker.

Bald braucht sie einen extra Raum für ihre Pokale: Maren Kroymann erhält heute Abend den Ehrenpreis des Deuschen Comedypreises (1. Okt., SAT.1, 20:15 Uhr). Sie sei „ein absoluter Glücksfall für die deutsche Humorbranche“, erklärte  Ralf Günther, Geschäftsführer der Veranstaltung, gegenüber der dpa. „Sie ist die Pionierin der feministischen Satire, stets relevant, gesellschaftskritisch und immer höchst unterhaltsam.“ Die 72-Jährige, die sich 1993 als eine der ersten Promi-Lesben in Deutschland outete, wurde in den letzten Jahren mit Auszeichnungen geradezu überhäuft. Auch ihre Sketchshow Kroymann bekam schon viele Preise – nur nicht den Comedypreis, für den sie dieses Jahr nicht mal nominiert ist.

NDR/ Radio Bremen/ Niels-Jonas Simon Maren Kroymann in „Kroymann“, nächste Folge am 10. Okt. um 23:30 Uhr im NDR

Am 29. September startete bei uns die zweite Staffel von The L Word: Generation Q, und wir können uns auf weitere vier Mittwoche mit je einer Doppelfolge freuen. Lest auf l-mag.de unsere Vorschau und die Rückblicke auf Folge 1 und Folge 2 und im aktuellen L-MAG (gibt's auch als E-Paper) unser Interview mit Jordan Hull (Angie). Und wer schon Folge 2 gesehen hat, versteht, wieso Finley-Darstellerin Jacqueline Toboni (frisch verlobt: K-Word #417) hier versucht, der Plakat-Dani (Arienne Mandi) eine reinzuhauen.

Weil die Frage immer wieder kommt: Staffel 2 von The L Word: Generation Q läuft zurzeit exklusiv bei Sky und dem Streamingdienst Sky Ticket. Letzterer bietet einen Probemonat für 7,49 Euro, in den die fünf Doppelfolgen reinpassen. Frühestens in ein paar Monaten kommt die Staffel vermutlich zu TVNOW, wo schon die gesamte Serie mit allen bisher 7 Staffeln steht, und Amazon Prime (hier aber nicht in der Flatrate!). Eine DVD für den deutschen Markt ist vorerst nicht zu erwarten - die gibt's noch nicht mal von der 1. Staffel.

Der queere Teeniestar JoJo Siwa (K-Word #391) schlägt sich gut in der Promi-Tanzshow Dancing with the Stars, der US-Version von Let’s Dance. Nach ihrem Quickstep in der ersten Runde (K-Word #422) tanzten die 18-Jährige (die Blonde im Video) und Profi-Tänzerin Jenna Johnson in dieser Woche einen Cha-Cha und bekamen dafür mit 31 von 40 Punkten die zweitbeste Wertung des Abends.

Im Videogame Life is Strange: True Colors dürft ihr die bisexuelle Hauptfigur Alex eine Lovestory mit Radio-DJ Steph erleben lassen (unser Game-Check), in der gestern erschienenen Erweiterung „Wavelength“ tritt nun die lesbische Steph selbst in den Mittelpunkt. In ihrer Story geht’s um das Jahr, bevor Alex nach Haven Springs kam, und natürlich um so manches Geheimnis. Parallel zum Game-Launch hat der Life is Strange-Hersteller Square Enix eine Spendenaktion für den LGBTQ-Menschenrechtsverband „OutRight Action International“ gestartet, bei der ihr eine Jeansjacke gewinnen könnt – ein Einzelstück, das vom Life is Strange-Team und der bisexuellen Musikerin mxmtoon gestaltet wurde (Teilnahmeschluss: 11. Oktober).

Square Enix Steph wurde schon in Teil 2 des Games, „Life is Strange: Into the Storm“, zum Fanliebling

An dem Gerücht einer lesbischen Agentin im neuen James Bond-Film Keine Zeit zu sterben (jetzt im Kino) ist leider nichts dran: Nomi, die anfangs die legendäre Dienstmarke 007 trägt, flirtet weder mit Bond-Girls noch ist ihre sexuelle Identität je Thema. Zu dem Gerücht kam es wohl, weil Nomi-Darstellerin Lashana Lynch lesbisch ist. Daniel Craigs Nachfolgerin (er nahm seinen Abschied als Bond) wird sie nicht: Die Suche soll erst nächstes Jahr beginnen. Und wenn man so manche Kommentare dazu liest, scheint die Idee einer schwarzen Frau als neue Agentin 007 einige Männer regelrecht in Panik zu versetzen.

Universal Pictures Lashana Lynch in „Keine Zeit zum Sterben“

Die pansexuelle Schauspielerin Molly Bernard (im Foto links) heiratete letzte Woche in New York ihre Freundin Hannah Lieberman. Die 33-Jährige, die als pansexuelle Lauren in der Serie Younger bekannt wurde, sagte 2017 in einem Interview, dass ihr die Rolle bei ihrer sexuellen Identitätsfindung geholfen habe. Sie date zwar überwiegend Männer, sagte sie damals auf ET Online, identifiziere sich aber „nicht als hetero“ und halte es für „gut möglich, eine Beziehung mit einer Frau oder einer trans Person zu haben.“ Gesagt, getan: Im Januar gab sie ihre Verlobung mit der Anwältin bekannt.

In Washington heirateten am letzten Wochenende der Ex-Fußballstar Joanna Lohman (K-Word #303) und ihre Verlobte Melodie George. Die 39-Jährige mit dem markanten Irokesenschnitt war schon in ihrer aktiven Zeit bis 2018 – sie spielte  zuletzt beim Club Washington Spirit, der ihre Nummer, die 21, seitdem nicht mehr vergibt – eine der sichtbarsten Lesben im Profifußball. 2014 outete sie sich mit ihrer damaligen Verlobten, der britischen Nationalspielerin Lianne Sanderson, seitdem engagiert sich als „Rainbow Warrior“, wie sie sich nennt, öffentlich für LGBTQ-Rechte.

Am 4. Oktober im ZDF (0:30 Uhr) und schon ab Sonntag in der ZDF-Mediathek: Der empfehlenswerte Dokumentarfilm Uferfrauen über die Lebensgeschichten von sechs lesbischen Frauen, die in der DDR lebten - hier unsere Filmkritik und hier unser Interview mit der Regisseurin Barbara Wallbraun.

Jetzt neu bei Amazon Prime: Eine Art Black Swan, aber mit echt lesbischer Handlung ist der psychologische Ballett-Thriller Tanz zum Ruhm. An einer renommierten Tanzakademie in Paris werden Underdog Kate (Diane Silvers) und die schöne Marine (Kristine Froseth) von Rivalinnen zu Freundinnen und von Freundinnen zu Loverinnen – dabei hilft, dass sie nicht nur ein Zimmer, sondern auch ein Bett teilen müssen…

 

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