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K-Word #432: Neues aus der Lesbenwelt

Huch - Lesben in „Rosamunde Pilcher“! Fortsetzung für Kristen Stewarts lesbische Liebeskomödie „Happiest Season“, „Tatort“ nervt Lesben, Martina Navratilova bei den „Real Housewives“, Irina Schlauch, Dunja Hayali, LP, Melissa Etheridge – und mehr!

Von Karin Schupp

3.12.2021 - Huch - Lesben in Rosamunde Pilcher! Zu Beginn der neuen Folge Im siebten Himmel heiratet ein Frauenpaar in einer Kirche - ein kleiner Schritt für die Menschheit, ein großer Schritt für die verstaubte ZDF-Reihe, in der die Hetero-Welt noch in Ordnung ist! Anschauen müsst ihr den Film aber nicht, denn leider geht’s nicht um die beiden, sondern um das – natürlich heterosexuelle - Liebesleben der jungen Vikarin Becky Taylor (Antonia Bill). Schade, denn selbst das Pilcher-Publikum ist da wahrscheinlich schon weiter, als das ZDF denkt (5. Dez., 20:15 Uhr und schon jetzt in der Mediathek).

ZDF/ John Ailes Die Charaktere von Emma Skinner (l.) und Rachel Leigh (r.) haben nicht mal Namen

„Euch kann’s aber auch gar nicht Recht machen“, brummt man wahrscheinlich im Ersten beleidigt: Der Dortmunder Tatort am letzten Sonntag sorgte nämlich für genervte lesbische Proteste: In der Folge „Masken“ entpuppt sich die Revierleiterin Katrin Steinmann (Anne Ratte-Polle) als Mörderin eines Polizisten, der sie nicht nur erpresste und als Lesbe outen wollte, sondern auch mit ihrer Adoptivtochter Jessica (Michelle Barthel), ebenfalls Polizistin, geschlafen hat. Die außerdem ihre heimliche Geliebte war. Und sich am Ende erschoss. Whaaaat? Ahima Beerlages Kommentar zu der hanebüchenen Story könnt auf der queeren Schweizer Webseite Mannschaft  lesen.

WDR/ Zeitpunkt Pictures/ Thomas Kost Fiese Lesbe und eine von beiden muss sterben: solche Filmklischeen haben wir eigentlich für überwunden gehalten: Katrin Steinmann (Anne Ratte-Polle) und Jessica Steinmann (Michelle Barthel) im „Tatort“

Alexia Putellas vom FC Barcelona ist Weltfußballerin des Jahres: Sie wurde am Montag in Paris mit dem Ballon d'Or 2021 ausgezeichnet. Die spanische Nationalspielerin ist Gerüchten zufolge mit ihrer Teamkollegin Jenni Hermoso zusammen, die bei der Wahl auf Platz 2 landete. Offen queere Spielerinnen in der Top 10 sind Sam Kerr, Pernille Harder und Fran Kirby vom FC Chelsea und Arsenal-Stürmerin Vivianne Miedema.

ScreenshotAlexia Putellas: „Das hier ist eine individuelle Auszeichnung, doch ohne mein Team wäre das nicht möglich gewesen.“

Heute Abend laufen auf Vox die letzten drei Folgen der lesbischen Datingshow Princess Charming, und wer wissen will, was seitdem aus „Princess“ Irina Schlauch wurde: Sie war letzte Woche zu Gast in Bettina Böttingers Talkshow Kölner Treff und in deren Podcast Böttinger Wohnung 17. Live könnt ihr sie im Mai 2022 sehen, wenn sie mit Busenfreundin-Podcasterin Ricarda Hofmann (K-Word #429) und Princess Charming-Kandidatin Mirielle Bouaouina auf #LoveisLive-Tour ist. Mit wem Irina zurzeit glücklich ist, ist nicht öffentlich bekannt, aber die zwei Finalistinnen, die ich hier für die Nachzüglerinnen nicht spoilere, sind (inzwischen) anderweitig vergeben - hier und hier. Unsere Folgen-Rückblicke findet ihr auf unserer Webseite.

Screnshot/ Kölner Treff„Inzwischen bezeichne ich mich als Aktivistin“: Deutschlands derzeitige Vorzeige-Lesbe Irina Schlauch im „Kölner Treff“

Ebenfalls im letzten Kölner Treff stellte Dunja Hayali (K-Word #371) eine Doku über sich vor, die in der Reihe Her Story (Sky Ticket) erschien, und sprach über einen Tweet, den sie kurz zuvor gepostet hatte: „Über Freiheit und Eigenverantwortung sprechen und dann einem geimpften Menschen, in diesem Falle mir, beim Einkaufen ins Gesicht spucken und mich als Impf-Nazi bezeichnen. Danke für nichts. Hab heute mal die Schnauze voll.“ Sie sei in den letzten Monaten wiederholt „angepöbelt, beleidigt, geschubst, angerempelt“ worden, sagte die ZDF-Moderatorin, aber: „Irgendwann ist es einer zu viel.“ Die für ihr Engagement gegen Rassismus mehrfach ausgezeichnete Berlinerin, die die Auseinandersetzung mit Andersdenkenden nicht scheut, forderte, „auszuhandeln, wie wir miteinander umgehen wollen. Und es ist kein Umgang, jemandem ins Gesicht zu spucken. Streitkultur? Ich weiß gar nicht, wo die abgeblieben ist.“

Sky/ Ulrich Hartmann Dunja Hayali in „Her Story“

Drei neue Folgen ihres Podcasts Linda and ME veröffentlichen Melissa Etheridge und ihre Frau Linda Wallem an den ersten drei Freitagen im Dezember. Das kostet allerdings was: Linda and ME steht auf ihrer persönlichen Streaming-Plattform EtheridgeTV.

Etheridge/ InstagramGeschäftstüchtig: Melissa Etheridge (r.) mit Linda Wallem

Ist der lesbische Nonnenfilm Benedetta (aktuell im Kino) ein „unterhaltsames Trash-Feuerwerk“, wie unsere Rezensentin schrieb, „ein humorvoller Film über das Fleisch und den Glauben“ (SZ), eine „Kritik an der Institution Kirche mit betont auf Skandal getrimmten Bildern“ (taz) – oder einfach nur schlecht? Auch unter den L-MAG-Leserinnen ist das Drama umstritten, und es ist tatsächlich ein bisschen schade, dass ausgerechnet der für seine softpornösen Frauenbilder kritisierte Paul Verhoeven auf dem Regiestuhl saß. Es spricht aber auch nichts dagegen, das Thema noch einmal neu zu inszenieren! Spannend ist die Geschichte von Benedetta Carlini, die wegen ihrer Beziehung mit der Nonne Bartolomea bis zu ihrem Tod im Kerker saß, allemal. Entdeckt wurde sie übrigens von der US-Historikerin Judith C. Brown, deren Buch „Schändliche Leidenschaften: das Leben einer lesbischen Nonne in Italien zur Zeit der Renaissance“ (Reclam, 1988) leider vergriffen ist. Im aktuellen L-MAG (hier als E-Paper) gibt's übrigens ein Interview mit Bartolomea-Darstellerin Daphné Patakia.

Capelight Es gibt zwar keine Bilder von Benedetta und Barolomea, aber es ist doch sehr wahrscheinlich, dass Frauen im 17. Jahrhundert nicht so makellos aussahen wie Daphné Patakia (l.) und Virginie Efira

Seit heute gibt's „Churches“, das sechste Album von LP (K-Word #395), und soeben erschien auch das Video zu ihrem Song „Conversation“. Anfang 2022 gibt die lesbische Musikerin drei Konzerte in Deutschland (die L-MAG als Medienpartnerin präsentiert): für Köln (30. Jan.), Berlin (23. Feb.) und Frankfurt/M. (6. Mrz.) gibt's noch Tickets (alle Tour-Termine/ Infos).

Ohne Samantha, dafür aber mit einer neuen queeren, nichtbinären Figur startet am 9. Dez. bei Sky die Sex and the City-Fortsetzung And Just Like That mit Carrie, Charlotte und Miranda. Und Podcaster:in und Comedian Che (gespielt vom ebenfalls nichtbinären Ex-Grey’s Anatomy-Star Sara Ramírez, K-Word #411) scheint sogar eine der Hauptrollen zu spielen. Ob Miranda in den neuen Folgen ihr Coming Out erleben wird, wie seit Erscheinen des ersten Trailers spekuliert wird, ist noch nicht bekannt (und der 2. Trailer- siehe unten - ist auch nicht aufschlussreicher), aber passen würde es - ich habe sie ja schon immer für lesbisch gehalten, was damals aber wohl eher eine Gaydar-Reaktion auf Cynthia Nixon (K-Word #394) war, die sich nach dem Ende von Sex and the City 2004 outete.

Gebotoxte, unsympathische High Society-Frauen, die sich gegenseitig nicht leiden können: So stelle ich mir die The Real Housewives-Reihe vor, ohne je eine Folge davon gesehen zu haben. Bei The Real Housewives Miami könnte sich das vielleicht ändern, denn hier ist nicht nur die allererste lesbische „Hausfrau“ im Cast (wow - nach 15 Jahren und 88 Staffeln in elf US-Städten!), sondern es handelt sich dabei auch noch um Julia Lemigova, die Ehefrau von Martina Navratilova - die, wie ein Kuss im Trailer zeigt - ebenfalls in der Reality-Doku auftaucht. Die Tennis-Ikone und die Miss UdSSR 1990 sind seit zwölf Jahren zusammen und seit Ende 2014 verheiratet (K-Word #75). Die Staffel startet in den USA am 16. Dezember, bei uns könnte sie zum Amazon Prime-Kanal hayu kommen, wo die meisten Real Housewives-Formate stehen.

Screenshot/ TrailerHoffentlich gibt's Youtube-Clips von Martina Navratilova (l.) und Julia Lemigova in „The Real Housewives of Miami“, damit wir uns nicht den ganzen Rest anschauen müssen

In der lesbischen Liebeskomödie Happiest Season (unsere Filmkritik) wurde Aubrey Plaza als Ex von Hauptfigur Harper (Mackenzie Davis) zum Fan-Liebling, und nicht wenige hätten ihr ein Happy End mit Hauptfigur Nr.2, Abby (Kristen Stewart), gewünscht (K-Word #383). Vielleicht in der Fortsetzung? Die jedenfalls kündigte Plaza in dieser Woche beiläufig an: In einem Tik Tok-Clip, der während einer Signierstunde für ihr Kinderbuch „The Legend of the Christmas Witch“ entstand, hört man sie in Bezug auf den Film murmeln: „Es wird noch einen geben.“ Dann hebt sie den Kopf und sagt: „Weil auch meine Figur Liebe verdient!“ Happiest Season war der bisher erfolgreichste Originalfilm der Streamingplattform Hulu (bei uns: in der Sky Ticket/ Go-Flatrate und bei Streaminganbietern), und schon im Mai schloss die Ko-Drehbuchautorin Mary Holland eine Fortsetzung nicht aus, sprach aber von „einem sehr frühen Stadium“. Plaza, die durch die Comedserie Parks & Recreation bekannt wurde, outete sich 2016 als bisexuell und ist mit dem Drehbuchautor Jeff Baena verheiratet.

@evilhag4ever

NO IM SO EXCITED I CANT (from @ electrop0p on ig)

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