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K-Word #441: Neues aus der Lesbenwelt

Corona-Odyssee für lesbische Olympionikin Kim Meylemans, Krimi-Autorin Val McDermid zwingt Fußballclub in die Knie, Batwoman-Star Javicia Leslie über ihre sexuelle Identität, Da Brat wird Mutter, Cara Delevingne, Lea DeLaria, Ricarda Lang und mehr!

Von Karin Schupp

4.2.2022 - Corona-Odyssee für die Olympionikin Kim Meylemans: Die lesbische Deutsch-Belgierin, die für Belgien im Skeleton startet, war nach ihrer Ankunft in Peking positiv getestet worden und musste zunächst für drei Tage in ein Quarantäne-Hotel. Nach negativen Tests war sie am Mittwoch davon ausgegangen, ins Olympische Dorf gebracht zu werden - landete stattdessen aber an einem neuen Quarantäne-Ort. „Ich muss hier für weitere sieben Tage bleiben mit zwei PCR-Tests pro Tag und keinen Kontakten zu sonst jemandem“, sagte sie unter Tränen in einem Video auf Instagram. Erst nachdem das IOC eingegriffen hatte, durfte die 25-Jährige ins Olympische Dorf umziehen, wo sie jetzt isoliert wohnen und trainieren muss. Ganz allein blieb sie aber nicht: Ihre Freundin (und Skeleton-Konkurrentin!) Nicole Silveira leistete ihr – wie dieses Video zeigt – vor dem Fenster Gesellschaft. Über 20 weitere lesbische Sportlerinnen bei den Olympischen Winterspielen stellen wir hier  vor.

Instagram/ MeylemansIm Skeleton sind sie Konkurrentinnen, privat sind sie ein Paar: Kim Meylemans (Belgien, l.) und Nicole Silveira (Brasilien)

Die Hip Hop-Legende Da Brat („SockIt2Me“) und ihre Freundin, die Unternehmerin Jesseca Dupart, kündigten an, dass sie Eltern werden. „Wir ERWEITERN die Familie“, schrieb die beiden auf Instagram zu einem Foto, das Duparts Babybauch zeigt. Da Brat, deren Homosexualität bis dahin ein offenes Geheimnis war, outete sich im März 2020 aus Freude über einen Bentley, den ihr ihre Freundin geschenkt hatte (K-Word #345). Am 22. Februar ist Hochzeit - das gab das Paar mit einem Foto bekannt, das Da Brat mit dem tätowierten Datum auf dem Rücken zeigt. 

Da Brat/ InstagramDa Brat (hinten) und Jesseca Dupart

Val McDermid zeigt Haltung: Die lesbische Bestseller-Autorin (darunter die Krimi-Reihe um die lesbische Journalistin Lindsay Gordon) hat dem Raith Rovers FC ihre Unterstützung entzogen, weil der Fußballverein David Goodwillie verpflichtete: der Stümer gilt als Vergewaltiger. McDermid, seit 2014 Trikotsponsorin des schottischen Zweitliga-Clubs, hat ihren Vertrag „für die nächste Saison gekündigt, weil dies ein ekelhafter und verabscheuungswürdiger Schritt ist“, wie sie Anfang der Woche twitterte. „Goodwillie hat nie ein Fünkchen Reue für die von ihm begangene Vergewaltigung gezeigt. Seine Anwesenheit im Starks Park [dem Heimstadion, in dem eine Tribüne ihren Namen trägt] ist ein Schandfleck für den Verein.“ Goodwillie war 2017 von einem Zivilgericht wegen Vergewaltigung einer Frau zu £ 100.000 Schadensersatz verurteilt worden, strafrechtlich belangt wurde er allerdings nicht. Nach etlichen weiteren Protesten - so erklärte auch die Kapitänin des Frauenteam ihren Austritt – entschuldigte sich der Vorstand gestern. Man werde Goodwillie nicht aufstellen und versuchen, den Vertrag aufzuheben. McDermid begrüßte das, merkte aber an, dass „die Leute, die die Entscheidung getroffen haben, immer noch im Amt“ seien.

McDermid/TwitterVal McDermid (r.) 2015 mit ihrer Frau Jo Sharp, die das gesponserte Raith Rovers-Trikot mit dem Namen ihrer Webseite trägt

Supermodel/ Schauspielerin Cara Delevingne wird im August 30 und freut sich: „Älterwerden ist so schön“, sagte sie in Harper’s Bazaar, fügte aber hinzu: „Ich freue mich sehr, aber ruf mich an dem Tag an und schau, wie’s mir geht – wahrscheinlich weine ich.“ In dem Interview verriet sie auch: „Ich will Babys haben. Aber jetzt noch nicht. Ich kaufe Kinderkleider für mein künftiges Kind, das noch nicht existiert. Babyschuhe haben es mir wirklich angetan – sie brechen mir das Herz.“ Eine Beziehung fehlt ihr seit ihrer Trennung von Ashley Benson (K-Word #353) offenbar nicht. „Es ist schön, Single zu sein. Ich hatte mir wenig Zeit genommen, um an mir selbst zu arbeiten, weil ich eine Zeitlang eine Beziehung nach der anderen hatte“, sagte sie. Die zweite Staffel ihrer Fantasyserie Carnival Row erscheint 2022 bei Amazon.

Dass Miranda (Cynthia Nixon) ihren Mann Steve in der Sex and the City-Fortsetzung And Just Like That (bei Sky Ticket) für den nichtbinären Comedian Che Diaz verlässt, gefällt Teilen des Publikums so gar nicht. „Ich nehme den Hass im Internet sehr wohl wahr“, sagte Darsteller:in Sara Ramírez (K-Word #411), selbst queer und nichtbinär, der Zeitschrift People und distanzierte sich ein wenig von der Figur: „Ich sehe mich nicht selbst in Che. Und ich habe keine Kontrolle über die Drehbücher.“ Dennoch ist der Ex-Grey’s Anatomy-Star „stolz auf die Sichtbarkeit, die wir geschaffen haben. Wir haben einen Charakter gebaut, der menschlich ist, der nicht perfekt ist, der komplex ist, der nicht da ist, um gemocht zu werden, der nicht die Anerkennung anderer sucht.“

Screenshot/ HBO Che (Sara Ramírez, l.) und Miranda (Cynthia Nixon) in „And Just Like That“

Der Gegenwind, den Che Diaz erfährt, „ist nicht die Schuld der Serie, sondern die Schuld des Publikums“, findet  Lea DeLaria. „Die Leute haben ein echtes Problem mit Menschen, die nicht den Geschlechtsrollen entsprechen“, sagte der Ex-Orange is The New Black-Star der Webseite Page Six. „Ich glaube, die Serie spricht eine bestimmte Generation an, die Probleme damit hat.“ Sie selbst sei schon ihr ganzes Leben lang so behandelt worden, sagte sie und erwähnte, dass sie seit Ramírez‘ Coming Out und neuem Haarschnitt regelmäßig mit Ramírez verwechselt werde. „Ich will es nur mal loswerden: Ich bin nicht Che Diaz“, sagte der selbsternannte „Lord of the Lesbians“ deshalb kürzlich in einem Clip. Cynthia Nixons Kommentar auf Istagram: „In meinem Herzen schon.“

DeLaria/ InstagramLea DeLaria hat einen Kurzauftritt in Folge 2 der neuen Netflix-Dokuserie „Getting Curious“ mit Jonathan Van Ness („Queer Eye“)

Die kanadische Mysteryserie Wynonna Earp (2016-2021, K-Word #399) war nicht nur ein queerer Kulthit, sondern hat bis heute auch eine leidenschaftliche Fangemeinde, die wohl als größte Lesbengruppe der Welt gelten kann und vielen Zuschauerinnen beim Coming Out half. Amber Alexander, selbst ein Fan der Serie, will jetzt einen Dokumentarfilm über dieses Phänomen drehen und sammelt per Crowdfunding 25.000 Dollar für die Produktion – hier gibt’s Infos, und auf GoFundMe könnt ihr spenden.

Syfy Waverly (Dominique Provost-Chalkley, l.) und Nicole Haught (Katherine Barrell) waren nicht die einzigen queeren Charaktere in „Wynonna Earp“ - aber die beliebtesten

Ricarda Lang (K-Word #423), bisher Vizechefin und frauenpolitische Sprecherin von Bündnis 90/ Die Grünen, wurde am letzten Samstag zusammen mit Omid Nouripour zur Bundesvorsitzenden ihrer Partei gewählt. Damit ist die 28-Jährige die erste offen bisexuelle Partei-Chefin in Deutschland. In Das Bisexuelle Journal sagte sie im letzten Sommer: „Bisexuelle Menschen sind kaum sichtbar und werden oft diskriminiert. Gerade bisexuelle Frauen werden häufig nicht ernst genommen. Es gibt viele Anfeindungen bis hin zu offenem Hass auf das vermeintlich Andere. Dem müssen wir entgegenwirken – sowohl in der Politik als auch in der Gesamtgesellschaft, aber natürlich auch in der LSBTI*-Community.“

Grüne im Bundestag/ S. Kaminski Ricarda Lang, Ex-Sprecherin der Grünen Jugend, hat die Schwerpunkte Klimapolitik, soziale Gerechtigkeit und Feminismus und Body Positivity

Serientipp: In Girls5Eva versuchen sich die Mitglieder einer Girlgroup, die in den Neunzigern ihren einzigen Hit hatte, an einem Comeback. Gloria (Paula Pell, Wine Country) war damals eine Schranklesbe, wie witzige Rückblenden illustrieren, heute aber ist sie offen lesbisch und unglücklich geschieden (Pells echte Ehefrau Janine Brito hat einen Gastauftritt auf Glorias Ex). Die von Tina Fey produzierte Comedyserie läuft beim neuen Streamingdienst Peacock unter dem Dach von Sky Ticket. Staffel 2 ist in Arbeit.

Peacock/ Heidi Gutman Paula Pell (ganz rechts) mit Busy Philipps, Renée Elise Goldsberry und Sara Bareilles als in die Jahre gekommene Girlgroup „Girls5Eva“

Batwoman-Hauptdarstellerin Javicia Leslie bezeichnet sich nicht mehr - wie bisher - als bisexuell (K-Word #360). „Ich habe keine echte Überschrift oder Beschreibung, was ich bin. Ich fühle mich hingezogen zu wem ich auch immer mich in diesem Moment hingezogen fühle“, sagte sie im Podcast The Homo Schedule. Zwar gebe es dafür einen Begriff, aber sie wolle sich eben nicht (mehr) labeln. In dem Podcast ihrer queeren Kolleg:innen Jasmin Savoy Brown und Liv Hewson (Yellowjackets, K-Word #437) erzählte Leslie auch, dass sie sich in der 9. Klasse geoutet habe und ihre „ersten Erfahrungen“ machte, als sie später bei der Restaurantkette Hooters jobbte, wo offenbar viele Mitarbeiterinenn „fluide“ sind. *** Achtung: Batwoman-Spoiler! *** Ryan Wilder (Leslie) aka Batwoman hat eine neue Liebe: In der aktuellen Folge 3.11 der Superheldinnenserie hat sie zum ersten Mal Sex mit Sophie (Meagan Tandy), die eindeutig einen Typ hat: Auch ihre Ex Kate Kane (Ruby Rose), der sie in Staffel 1 wieder näher kam (K-Word #342), trug ja das Fledermauskostüm.

Ein neuer Song von Wallis Bird (K-Word #319) und ein neues Video, das die lesbische Irin in ihrer Wahlheimat Berlin drehte: „What’s Wrong with Changing?“ Ihr neues Album „Hands“ erscheint Ende Mai.

 

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