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K-Word #443: Neues aus der Lesbenwelt

Die lesbische Box-Olympiasiegerin Nicola Adams wird Mutter, China zensiert Lesben in „Friends“, Kristen Stewart, Irina Schlauch, Wanda Sykes, Hanna van Vliet, Tash Sultana, Medaillen für jede zweite offen queere Olympionikin in Peking, Filmtipps und mehr!

Von Karin Schupp

18.2.2021 - Nicola Adams, Doppel-Olympiasiegerin im Boxen, und ihre Freundin Ella Baig werden Eltern, wie das Paar gestern in den sozialen Medien bekannt gab. Auf der britischen Vogue-Webseite schildert Adams außerdem ihren Weg zur Familiengründung, der bereits 2019 begann. „Wir beschlossen, dass Ella das Baby austragen würde, dass wir meine Eizelle verwenden und einen Samenspender finden würden, der Ella ähnelt.“ Erst nach zwei Fehlgeburten hatten sie Erfolg und möchten nun „über unsere Erfahrungen sprechen, weil der IVF-Prozess immer noch mit einem Stigma behaftet ist“, schreibt die Engländerin und beklagt außerdem den Mangel an Erziehungsratgebern für gleichgeschlechtliche Familien: „Über all dies muss mehr gesprochen werden.“ Die Boxerin, die in London und Rio Gold gewann und danach ins Profilager wechselte, beendete ihre Karriere 2019, bleibt in ihrer Heimat aber durch Medienauftritte präsent: So tanzte sie in der Promi-Tanzshow Strictly Come Dancing mit einer Frau (K-Word #386). Mit Baig, Influencerin und Model, ist sie seit vier Jahren zusammen.

N. Adams/ Instagram„Nach einer gefühlten Ewigkeit können wir endlich verkünden, dass wir Eltern werden!“, schrieben Nicola Adams (r.) und Ella Baig auf Instagram

Zensiert: Kaum stand bei Streamingdiensten in China mal wieder die erste Staffel von Friends, fiel Fans der Sitcom auf, dass darin alle Dialoge fehlen, die darauf hinweisen, dass Ross‘ Ex-Frau Carol (Jane Sibbett) lesbisch ist und ihn für Susan (Jessica Hecht) verlassen hat. Die Storyline ist auch in China wohlbekannt, denn schließlich lief dort früher durchaus die ungeschnittene Fassung und ist noch heute auf DVD erhältlich. Seit 2016 ist allerdings im Fernsehen die Darstellung von Homosexuellen verboten, und auch der Hashtag #FriendsCensored, der im sozialen Netzwerk Weibo trendete, wurde nach wenigen Stunden zensiert. Von der Folge, in der Carol und Susan heiraten, bleiben dann wahrscheinlich nur fünf Minuten übrig. Übrigens war „Die lesbische Hochzeit“ (Staffel 2, Folge 11) seinerzeit - im Jahr 1996 - auch in den USA revolutionär: „Einige lokale TV-Stationen haben die Episode mit unserer Hochzeit nicht ausgestrahlt“, erzählte Jane Sibbett 2019 dem Guardian.

NBC/ Screenshot Eine der ersten Lesben-Hochzeiten im US-Fernsehen: Carol (l.) und Susan wurden von der LGBT-Aktivistin Candace Gingrich (ganz links), lesbische Halbschwester des hochrangingen, konservativen US-Politikers Newt Gingrich, getraut

Diesen Clip posteten Comedian Wanda Sykes und ihre Frau Alex zum Valentinstag. Die Emmy-Gewinnerin, bei uns zuletzt in der Comedyserie The Upshaws (Netflix) zu sehen, moderiert zusammen mit Amy Schumer und Regina Hall die Oscar-Verleihung am 27. März.

„Ich bin sprachlos und voller Demut. Ich bin überwältigt“, kommentierte Kristen Stewart letzte Woche gegenüber Entertainment Tonight die Oscar-Nominierung für ihre Rolle in Spencer (unsere Filmkritik). „Ich hätte in tausend Jahren nicht geglaubt, einmal in Gesellschaft dieser vier unglaublichen Frauen zu sein“, sagte sie in dem Statement über ihre Mitbewerberinnen Jessica Chastain, Penelope Cruz, Olivia Colman und Nicole Kidman. „Ich würde dafür bezahlen, Filme zu machen. Ich würde sie auch machen, wenn es illegal wäre. Ich bin SO glücklich. Es ist ein guter Tag.“ Von ihrer Verlobten Dylan Meyer (K-Word #428) bekam die queere Schauspielerin diesen nicht ganz so konventionellen Gruß zum Valentinstag:

Ein hervorragender Schnitt: Die Hälfte der 24 offen lesbischen, bisexuellen und queeren Olympionikinnen in Peking (hier stellen wir sie vor) fährt mit einer Medaille nach Hause! Besonders erfolgreich waren die Lesben im Eishockey: Gold gewann Kanada mit sieben offen queeren Spielerinnen, darunter Ko-Kapitänin Brianne Jenner, auf dem Treppchen landeten die USA mit Alex Carpenter (Silber) und Finnland mit Ronja Savolainen (Bronze). Die Schwedin Sandra Näslund wurde Olympiasiegerin im Skicross, im Eisschnelllauf holte Brittany Bowe (USA) Bronze über 1000 Meter, und Eisschnelllauf-Superstar Ireen Wüst  fügte ihrem Gold über 1500 Meter eine Bronze-Medaille in der Teamverfolgung hinzu. Damit besitzt die Niederländerin, die ihre Karriere bald beenden und Mutter werden will (K-Word #442), nun 13 olympische Medaillen aus fünf olympischen Spielen.

Nisse Schmidt/Idre Fjäll/CC-BY, Bowe/InstagramSandra Näslund (l.), Olympasiegerin und Weltmeisterin im Skicross, und Brittany Bowe, die in ihren zweiten olympischen Spielen ihre zweite Bronze-Medaille gewann

Noch mehr Olympionikinnen: Die US-Turnerinnen Laurie Hernandez und Charlotte Drury sind ein Paar, wie sie mit einem Pärchen-Post am Valentinstag bestätigten (aufmerksame Fans hatten es bereits im vergangenen Juni geahnt). Hernandez (21) gewann in Rio 2016 zwei Medaillen - Silber auf dem Schwebebalken und Gold im Team-Mehrkampf; im selben Jahr wurde sie auch Siegerin der Promi-Tanzshow Dancing with the Stars. Drury, US-Vizemeisterin im Trampolinturnen, war in Tokio 2021 im Ersatzkader des Olympia-Teams.

L. Hernandez/ InstagramLaurie Hernandez (l.) und Charlotte Drury

The L Word: Generation Q bekommt eine dritte Staffel (wir berichteten) – und seit dieser Verkündung wurde nur eine weitere Info bekannt: Die neuen Folgen starten in den USA noch in diesem Jahr. Wie zeitnah sie dann zu uns kommen (voraussichtlich wieder exklusiv zu Sky inkl. seinem Streamingdienst Sky Ticket), ist noch nicht bekannt.

Das wäre ja mal ein Crossover: „Natürlich würde ich eines Tages gern in The L Word zu sehen sein!“, sagte Hanna van Vliet, Star des niederländischen Lesbenfilms Anne+ (Netflix) im L-MAG-Interview. „Ich dachte mir, ich fange einfach damit an, diesen Wunsch zu verbreiten, und dann liest es hoffentlich jemand und eins führt zum anderen. Bei The L Word dabei zu sein wäre so cool.“ Im Gespräch mit uns spricht die lesbische Schauspielerin, die zu einem der zehn „Shooting Stars“ der Berlinale 2022 gekürt wurde, über ihren Film und die gleichnamige Serie, queere Sichtbarkeit in den Medien und Lesben in Musicals.

EFT/ eventpress Hanna van Vliet im L-MAG-Interview: „Ich möchte nicht aufhören, darüber [übers Queersein] zu sprechen, denn ich liebe die queere Community.“

„Irgendwann sind Outings hoffentlich nicht mehr nötig“: Unter dieser Überschrift veröffentlichte die Zeit ein Interview (leider hinter der Bezahlschranke) mit Princess Charming-Star Irina Schlauch (K-Word #438). (Mit „Outing“ meinen die meisten heute übrigens „Coming Out“ - dabei bedeuten diese Begriffe eigentlich das explizite Gegenteil, wie ich in diesem Artikel erkläre.) Am 3. März sehen wir Irina in einer sehr queeren Folge der ZDF-Serie SOKO Stuttagart - mehr dazu nächste Woche bei K-Word!

ZDF/ Markus Fenchel Mörderin, Mutter oder nur eine Baby-Bewundererin? Irina Schlauch (r.) mit Giannina Erfany-Far in „SOKO Stuttgart“

In Marry Me – Verheiratet auf den ersten Blick (seit 10. Feb. im Kino) spielt Comedian Sarah Silverman eine lesbische Variante des Rollenklassikers „Schwuler bester Freund“: Als Parker steht sie dem braven, geschiedenen Mathelehrer Charlie (Owen Wilson) zur Seite, der beim einem Konzert von Popstar Kat Valdez (Jennifer Lopez) überraschend zu deren Ehemann wird, nachdem das Schild „Marry Me!“ in seine Hände geraten war. Leider ist Parker in dem Film ihre eigene Freundin sehr schnell los und konzentriert sich danach nur noch darauf, den Heteros um sie herum zum Liebesglück zu verhelfen.

Universal Studios Schade: Hätte Parker (Sarah Silverman, l.) das „Heirate mich!“-Schild nicht an Charlie (Owen Wilson) weitergegeben, wäre es ein Lesbenfilm geworden!

Auch in der Agatha Christie-Neuverfilmung Tod auf dem Nil mit Kenneth Branagh als Hercule Poirot (aktuell im Kino) gibt’s Lesben: Marie Van Schuyler und Mrs. Bowers sind wie im Original eine reiche Amerikanerin und ihre Krankenschwester - aber auch ein heimliches Paar! Gespielt werden die beiden von Jennifer Saunders (Absolutely Fabulous) und Dawn French, die in ihrer britischen Heimat als Comedy-Duo French and Saunders berühmt sind.

Marie Van Schuyler (Jennifer Saunders, l.) und Mrs. Bowers (Dawn French) in „Tod auf dem Nil“

Heute erschien „Coma“, die erste Single aus Tash Sultanas neuem „MTV Unplugged“-Album (kommt am 3. Juni). Der queere, nichtbinäre Popstar aus Australien (K-Word #371) geht in diesem Jahr auch auf Europa-Tour und tritt am 23./ 24. März in Köln und am 25. März in München auf. Konzerte in Wien, Berlin, Wiesbaden und Dresden folgen ab Ende August.

Neue Musik gibt's auch von Mae Krell: Die queere Indiefolk-Sängerin aus New York veröffentlichte in dieser Woche die EP „imposter syndrome“ mit vier Songs über „die unvermeidlichen Selbstzweifel, die wir alle in unseren 20ern erleben“, wie es im Begleittext heißt.

 

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