K-Word #450: Neues aus der Lesbenwelt
Brandi Carlile wirft Regenbogen über die Grammy-Verleihung, Emeli Sandé outet sich: Sie hat sich in ihre Klavierlehrerin verliebt, „WIR“-Star Eva-Maria Jost, Christina Hecke, Leisha Hailey, Kerstin Ott, Leisha Hailey, Film- und Serien-Tipps und mehr!
Von Karin Schupp
8.4.2022 - Für fünf Grammys war Brandi Carlile bei der Awards Show am Sonntag nominiert, darunter als allererste Frau mit zwei Songs in der Kategorie „Song of the Year“. Im Red Carpet-Interview mit Laverne Cox (Orange is the New Black) verriet sie, dass sie sich noch nie „glamouröser“ fühlte als in ihrem Glitzerjackett von Boss: „Ich verwandle mich endlich in Elton John, was schon immer mein Traum war!“ Am Ende ging die lesbische Singer-Songwriterin leider leer aus, aber immerhin hat sie ja schon sechs goldene Grammophone im Regal stehen, und es war, wie sie auf Instagram schrieb, ohnehin ihre „höchste Ehre“, auf der Bühne ihren Song „Right On Time“ (nominiert in drei Kategorien) zu singen - siehe Clip. Bei der Grammy-Academy bedankte sie sich dort für die „wundervolle Sichtbarkeit“ und uns ließ sie wissen: „Der ganze Regenbogen und all die Freude waren ein Versprechen, dass wir niemals versteckt sein werden.“
Leider konnten sich nicht alle lesbischen und queeren Musikerinnen, die für einen Grammy nominiert waren - siehe K-Word #449 - freuen, aber: St. Vincents „Daddy’s Home“ gewann in der Kategorie „Best Alternative Music Album“, Doja Cat wurde mit SZA für „Kiss Me More“ als „Best pop duo/group performance“ ausgezeichnet, und Arooj Aftab bekam für „Mohabbat“ den Grammy für die beste „Global Music Performance“. Die queere Pakistani, die im Alter von 19 Jahren nach New York auswanderte, ist die erste Grammy-Gewinner:in ihres Landes.
Die R&B-Sängerin Emeli Sandé („Read All About It“) hat sich geoutet: Sie habe sich in ihre Klavierlehrerin verliebt, und die sei „die Eine fürs Leben“, verriet sie der britischen Zeitung Metro. „Ich fühle mich definitiv glücklicher als je zuvor.“ Auf die Frage, ob sie bisexuell sei, sagte die Schottin, die bis 2014 mit einem Meeresbiologen verheiratet war: „Ich bin mir nicht sicher, als was ich mich identifiziere, aber ich denke schon.“ Auf Instagram postete sie anschließend ein Foto mit ihrer Liebsten mit den Worten: „Ich habe lange Zeit damit gekämpft, mich so zu akzeptieren, wie ich bin. Ich bin so glücklich, dass ich meine Seelenverwandte Yoana gefunden habe, sie ist eine so außergewöhnliche Frau! Mich in sie zu verlieben, hat mir die Kraft gegeben, die ich brauchte!“
Eva-Maria Jost, bekannt aus der lesbischen Serie WIR (ZDF-Mediathek; hier unser Interview mit ihr und Ko-Star Katharina Nesytowa), stellte uns gestern auf Instagram ihre Freundin Sophya vor: Sie schickte ihr dort einen Geburtstagsgruß mit einer poetischen Liebeserklärung, die mit den schönen Worten „P.S. Und die bist auch einfach eine geile Sau“ endete.
Auf der Deluxe-Edition von Kerstin Otts Albums „Nachts sind alle Katzen grau“ (heute erschienen) gibt's sechs neue Songs, darunter auch „Der Morgen nach Marie“ (Audio) über eine Herzensbrecherin, die in einer Kneipe nicht nur den Männern, sondern auch ihr selbst den Kopf verdrehte: Der Song endet mit der Strophe „Ich war selbst in sie verliebt./ Manchmal denk ich nach, / was hab' ich falsch gemacht, / dass es bei einem Abend blieb./ Das ist der Morgen nach Marie“. Im Podcast Queerkram spielte die Schlagersängerin die lesbische Bedeutung des Songs allerdings herunter: „Das Lied ist nicht autobiografisch“, sagte sie. „Es ist jetzt nicht so, dass ich der Barkeeper bin“ - ihm werden diese Zeilen offenbar in den Mund gelegt. Aber: „Jeder interpretiert diesen Song für sich neu und anders.“ Nun ja, die meisten werden da jetzt nicht groß um die Ecke denken – und warum auch?!
Die Öffentlich-Rechtlichen geben sich ja schon Mühe in Sachen Vielfalt: In der braven ARD-Komödie Familienerbe (Mediathek) in der drei Halbgeschwister nach dem Tod ihrer Eltern um die Familienvilla streiten, spielt Christina Hecke (die sich vor zwei Jahren outete: K-Word #339) eine nichtbinäre Genderwissenschaftler:in mit selbstbewusster Freundin (The Voice of Germany-Gewinnerin Ivy Quainoo). Und während der Bruder das Haus verkaufen und die Schwester darin wohnen will, wollen die beiden daraus einen „Live & Work Space für genderfluide Menschen“ machen…
Jetzt im Free TV: Sixx zeigt ab 12. April die zweite Staffel von Batwoman, in der Ruby Rose nach ihrem Wellen schlagenden Ausstieg (K-Word 426) durch Javicia Leslie ersetzt wurde, die nun die lesbische Superheldin spielt. Bei Streaminganbietern steht schon Staffel 3 (allerdings unsynchronisiert), ob die Serie fortgesetzt wird, ist noch nicht bekannt.
Bei RTL+ starten am 12. April zwei neue queere Serien: In Generation geht’s um (überwiegend) quere Kids an einer US-Highschool, darunter Greta (Haley Sanchez), die für die coole Riley (Chase Sui Wonder) schwärmt. Und in Everything’s Gonna Be Okay sind die junge, pansexuelle Autistin (Kayla Cromer), ihre Schwester und ihr schwuler Vormund (Josh Thomas) die Hauptfiguren. Diese und vier weitere neue Serien stellen wir hier vor.
Aktuell im Kino: Die Doku Loving Highsmith von Eva Vitija, die sich mit der lesbischen Identität und dem regen Liebesleben der Schriftstellerin Patricia Highsmith beschäftigt (unsere Filmkritik). Und in Wo in Paris die Sonne aufgeht von Jacques Audiard mit Ko-Drehbuchautorin Céline Sciamma (Porträt einer jungen Frau in Flammen) küssen sich ihr Porträt…-Star Noémie Merlant und die bisexuelle Musikerin Jehnny Beth, aber seid vorgewarnt: Das Paar steht nicht im Mittelpunkt der Comicverfilmung über Sex, Online-Dating und Einsamkeit in der Großstadt.
In der neuen Ausgabe von Bettina Böttingers Podcast Wohnung 17 spricht L-MAG-Verlegerin Manuela Kay in einem sehr persönlichen Gespräch über den mitunter unfreundlichen Umgangston innerhalb der Lesben-Community, aufgeklebte Fingernägel („Wer weiß, wo die am Ende bleiben…“), Lesbenpornos, das Älterwerden und wieso ihr sie auf keinen Fall siezen solltet, wenn ihr ihr begegnet. Der WDR-Podcast steht hier und bei eurem Podcatcher.
Die GLAAD Media Awards am letzten Samstag in L.A. waren für The L Word-Star Leisha Hailey eine seltene Gelegenheit, sich aufzubrezeln:
Heute erschienen: Das Gute Laune-Liebeslied „An all diesen Tagen“ von Wilhelmine (K-Word #414). Wer die queere Berliner Musikerin live on Tour (ab 29. April) sehen will: Einige ihrer Konzerte sind schon ausverkauft (Termine).
Und zum Ausklang gibt's hier noch Emeli Sandés neuen Song „This Isn’t Much“, für dessen Video Tänzerinnen aus der queeren Community gecastet wurden:
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