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K-Word #453: Neues aus der Lesbenwelt

Cristina do Rego („Pastewka“) outet sich, das Serienfinale von „Killing Eve“ erzürnt Lesben (und den Autor der Romanvorlage), Fußball: neuer US-Proficlub mit lesbischem Management, Finna, Kehlani, Patricia Highsmith, Ehrung für Lily Tomlin - und mehr!

Von Karin Schupp

29.4.2022 - Cristina do Rego, die als motzige Kim in der Comedyserie Pastewka bekannt wurde, hat sich geoutet – gut ein Jahr nach der #actout-Aktion von 185 Kolleg:innen. „Ich bin gefragt worden, ich habe auch darüber nachgedacht und fand das auch ‘ne tolle Aktion“, sagte sie in Bettina Böttingers queerem Podcast Wohnung 17, doch damals habe sie sich noch nicht dafür gewappnet gefühlt. Im Gespräch erzählt die Deutsch-Brasilianerin (36) von ihrem schwierigen Coming Out als Teenie in der Provinz bei Paderborn: „Das war für mich nicht einfach, weil ich kein Vorbild hatte. Es gab niemanden, und ich konnte auch mit niemandem darüber reden. Die einzige lesbische Frau, die ich kannte, war Hella von Sinnen. Mit der habe ich mich nicht identifiziert“, sagte sie. „Und ich hatte auch nicht das Selbstbewusstsein, mir das vor mir selbst einzugestehen, weil in mir immer der Wunsch war, ‚normal‘ zu sein.“ Erst nach ihrem Umzug nach Berlin mit Anfang 20 begann sie, ihre lesbische Identität auszuleben - jedoch nicht offen, weil das in ihrem Beruf „auf keinen Fall möglich war, verpönt einfach.“ Und da kommt dann wieder die Bedeutung von #actout ins Spiel: „Die Aktion gibt mir jetzt auch Schutz.“ Cristina hat mit Jasna Fritzi Bauer und Anna-Maria Mühe den Podcast Unter Dry und drehte gerade mit Edin Hasanovic die Liebeskomödie Trauzeugen, die 2023 ins Kino kommt.

Richard Hübner/ TVNOW Cristina do Rego, hier in „Lucie. Läuft doch!“ (RTL+), erlebte ihr Coming Out in den Nullerjahren, als es bereits die L-MAG, „The L Word“ und etliche geoutete LGBTQ-Promis gab – und doch kann man sich auch dann alleine fühlen, wenn man im eigenen Umfeld einfach nur Heterosexualität erlebt

Lily Tomlin wurde mit einem Hand- und Schuhabdruck vor dem Chinese Theatre am Hollywood Boulevard in L. A. geehrt. Die Laudatio bei der Zeremonie am letzten Freitag hielt ihr Grace and Frankie-Ko-Star Jane Fonda, mit der sie gut befreundet ist. „Lily schubst mich schon seit Jahrzehnten herum“, scherzte sie. „Deshalb bin ich wirklich froh, dass man ihre Hände in Zement stecken wird. Vielleicht bleiben sie dann stecken. Und ihre Füße auch.“ Tomlin (82) lebt seit 2011 offen lesbisch, davor war es ein sehr offenes Geheimnis. Mit ihrer Frau Jane Wagner lebt und arbeitet sie seit 51 Jahren zusammen, 2013 heiratete das Paar.

Ab heute stehen bei Netflix die letzten zwölf Folgen von Grace and Frankie. Die erfolgreichen Comedyserie geht damit nach sieben Staffeln zu Ende.

Aktuell im Kino: Everything Everywhere All at Once erzählt von der Waschsalon-Besitzerin Evelyn (Michelle Yeoh), die finanzielle Probleme, eine zerrüttete Ehe und Streit mit ihrer lesbischen Tochter Joy (Stephanie Hsu) hat, weil die ihre Freundin Becky (Tallie Medel) mit zu Opas Geburtstag bringen will. Und dann soll ausgerechnet Evelyn auch noch das Multiversum retten. Natürlich hat sie darauf so gar keine Lust, bis ihr bewusst wird, dass auch die Existenz ihrer Tochter auf dem Spiel steht – und plötzlich zeigt sie Einsatz und ungeahnte Fähigkeiten.

Leonine Joy (Stephanie Hsu, r.) mit ihrer Freundin Becky (Tallie Medel)

Am Montag lief bei Starzplay das Serienfinale von Killing Eve – und wer ein Happy End zwischen der ziemlich durchgeknallten Auftragsmörderin Villanelle und der (gar nicht mehr so) braven (inzwischen Ex-)Geheimdienstlerin Eve sehen will, sollte die Folge nicht bis zum Schluss sehen. Das Ende löste nämlich viel - vor allem - lesbischen Unmut aus, bedient es doch mal wieder das uralte „Bury Your Gays“-Filmklischee. Selbst der Autor der Romanvorlage, Luke Jennings, distanzierte sich davon: „Wie viel befriedigender und getreu dem ursprünglichen Geist von Killing Eve wäre es, wenn das Paar gemeinsam in den Sonnenuntergang spazieren würde? Spoiler-Alarm, aber genau so erschien es mir, als ich die Bücher schrieb“, kommentierte er in einem Beitrag für den Guardian. „Ich kannte das Ende der letzten Folge schon im Voraus und ahnte zu Recht, dass die Fans verärgert sein würden. Aber diesen Fans möchte ich Folgendes sagen: Villanelle lebt. Und wenn schon nicht auf dem Bildschirm, dann wird sie doch auf den Buchseiten zurückkehren.“

David Emery/ BBCA Nach vier Staffeln erotisch aufgeladenem Katz-und-Maus-Spiel kriegen sich Villanelle (Jodie Comer, l.) und Eve (Sandra Oh) endlich - und dann...

Mit einem neuen Club startet in den USA heute die neue Saison der Frauen-Fußball-Liga NWSL: Der Angel City FC in Los Angeles (zu dem im Sommer auch unsere langjährige Nationaltorfrau Almuth Schult wechselt) ist wohl der einzige Profi-Club, der hinter den Kulissen lesbischer ist als davor: Den (mindestens) zwei lesbischen Spielerinnen DiDi Haracic und Paige Nielsen stehen im Management die Club-Präsidentin Julie Uhrman, Ex-Nationalspielerin Angela Hucles Mangano, Chris Fajardo und Kim McCauley gegenüber. Die Videogame-Unternehmerin Uhrman gründete das Team zusammen mit Oscar-Gewinnerin Natalie Portman und der Investorin Kara Nortman und sammelte fast nur weibliche Gründungsmitglieder um sich, darunter Serena Williams, Jennifer Garner, Eva Longoria, Orange is the New Black-Star Uzo Aduba, die lesbische Tennislegende Billie Jean King, Ex-Fußballstar Abby Wambach und ihre Frau Glennon Doyle.

Uhrman/ InstagramClub-Präsidentin Julie Uhrman (l.) und Angela Hucles Mangano, Head of player development and operations

Gerade lief der Dokumentarfilm Loving Highsmith im Kino (unsere Filmkritik), und jetzt gibt’s auch eine Graphic Novel über die lesbische Bestseller-Autorin: In Flung Out of Space: Inspired by the Indecent Adventures of Patricia Highsmith geht's um die junge Pat in New York, die sich als „Trinkerin, Raucherin und Lebenshasserin“ bezeichnet, sich immer wieder von ihrer Homosexualität „heilen“ lassen will, dazwischen aber viele One-Night-Stands mit Frauen hat – und im Kaufhaus der Kundin begegnete, die zu ihrem Lesbenroman The Price of Salt (als Carol verfilmt) inspirierte. Die Comic-Autorinnen Grace Ellis und Hannah Templer halten sich dabei nicht zurück und zeigen auch Highsmiths unsympathische Seiten: „Ihr Werk kann zwar gewürdigt werden, aber sie war bekanntermaßen antisemitisch, rassistisch und sexistisch, und es wäre ein Fehler, sie völlig unkritisch hoch zu schätzen“, sagte Templer dem LGBT-Magazin The Advocate.

Abrams and Chronicle Books

 

„Ich verstehe mich selbst als queer und für mich war es total befreiend, al sich seinerzeit bei der Lesbisch-Kampagne von L-MAG mitgemacht habe (im Frühjahr 2020)“, sagte uns die Rapperin Finna in der aktuellen L-MAG, wo sie es diesmal sogar aufs Cover geschafft hat. Am 20. Mai erscheint ihr erstes Album „Zartcore“ und noch bis November ist die Hamburgerin auf Tour, die nächsten Termine stehen hier. Im neuen Heft sprechen wir auch mit der Rapperin Ebra, den Schauspielerinnen Jördis Trauer und Hanna van Vliet (Anne+), es geht ums Liebesleben während Corona, Sex im Freien, eine Segelreise um die Welt, Lesben und Religion, und wie immer gibt's natürlich Promi-News, Buch-, Musik-, Film- und Serientipps!

Beim DOK.fest München (4.-15. Mai im Kino, 9.-22. Mai digital) gibt’s einige queere Dokumentarfilme zu sehen, darunter How the Room Felt über queere Frauen in einer georgischen Kleinstadt, die in einem Fußballteam ihre Ersatzfamilie gefunden haben; Germany Represent – jung, weiblich, politisch über drei Bundestags-Newcomerinnen, darunter die trans Grünen-Politikerin Nyke Slawik (K-Word #423), in den Monaten ihrer Kandidatur bis zu ihrem Wahlerfolg; und in Ultraviolette and the Blood-Spitters Gang erzählt der französische Regisseur Robin Hunzinger anhand von Nachlassbriefen und Found Footage aus alten Schwarzweißfilmen die Liebesgeschichte seiner Großmutter Emma und ihrer großen Liebe Marcelle in den 1920ern nach: Die beiden jungen Frauen wurden nach zwei Jahren auseinander gerissen, weil Marcelle in ein Tuberkulose-Sanatorium musste, und tauschten heiße Liebesbriefe aus...

Heute erschienen: „Blue Water Road ist ein Ort in meinem Kopf“, erklärt Kehlani den Titel ihres neuen Albums und lädt zu einer „Reise ein, die gleichermaßen emotional, sexuell und spirituell ist“. Die Musikerin, die sich lange als pansexuell bzw. queer identifizierte und sich vor einem Jahr als lesbisch outete (K-Word 401), hat eine Tochter (3) mit dem Gitarristen Javie Young-White und ist Gerüchten zufolge mit der queeren Rapperin 070 Shake liiert.

 

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