K-Word #460: Neues aus der Lesbenwelt
Rebel Wilson kam mit ihrem Coming-out einem Outing zuvor, „Princess Charming“ startet erfolgreich, Disney steht zu lesbischem Film-Kuss, Brittney Griner: Knast in Russland verlängert, Ariana DeBose, zwei US-Fußballstars outen sich - und mehr!
Von Karin Schupp
17.6.2022 - Rebel Wilson (Pitch Perfect) kam mit ihrem Coming-out am letzten Freitag offenbar einem Outing durch die Zeitung The Sydney Morning Herald zuvor. Nachdem sie ein Pärchenfoto mit ihrer Freundin, der Modedesignerin Ramona Agruma, gepostet hatte (K-Word #459), empörte sich der (übrigens schwule) Autor des geplanten Artikels öffentlich darüber, dass sie ihm seine Story weggenommen habe. Es sei ein „großer Fehler“ gewesen, ihr zwei Tage vor der Veröffentlichung einige Fragen zuzuschicken, schrieb er. Sein Chefredakteur hielt dem unvermeidlichen Shitstorm zunächst entgegen, dass man den australischen Filmstar nicht outen wollte und den Artikel ohne ihr Einverständnis niemals veröffentlicht hätte, zeigte am Ende dann aber doch Reue: „Der Herald hat Fehler gemacht und wird daraus lernen.“ Wilson (42) reagierte auf Twitter nur knapp: „Es war eine sehr schwierige Situation, aber ich habe versucht, sie mit Anstand zu meistern.“ Agruma, die seit Anfang des Jahres in ihrem Instagram-Account auftaucht, ist offenbar ihre erste Frauenbeziehung. Gemeinsam besuchten sie bereits Hollywood-Events, etwa die Oscar-Party von Vanity Fair, als Paar hatten sie sich bis letzte Woche aber nicht zu erkennen gegeben.
Schlechte Nachrichten für Brittney Griner: Der lesbische US-Basketballstar, seit vier Monaten in einem russischen Gefängnis, muss noch mindestens bis 2. Juli in Haft bleiben. Ihre erste gerichtliche Anhörung wurde damit schon zum dritten Mal verschoben, zuletzt sollte sie eigentlich am 18. Juni stattfinden (K-Word #456). Der zweifachen Olympiasiegerin wird Drogenschmuggel vorgeworfen: am Moskauer Flughafen wurde in ihrem Gepäck Cannabisöl gefunden. Während immer wahrscheinlicher wird, dass sie als politische Geisel festgehalten wird, trafen sich Vertreter:innen der US-Regierung in dieser Woche mit Griners Club Phoenix Mercury. „Sie arbeiten unermüdlich“, sagte Mercury-Star Diana Taurasi (K-Word #425) danach in einer Pressemitteilung. „Wir tun alles, was wir können, um BG zu unterstützen (…) Wir wollen, dass BG so schnell wie möglich nach Hause kommt; das ist die Nummer eins auf unserer Liste.“ Inzwischen steht die Support-Webseite We Are BG online, etliche Basketballstars, darunter das Männerteam Boston Celtics, zeigen mit dem T-Shirt „We Are BG“ ihre Solidarität.
Die zweite Staffel von Princess Charming legte bei RTL+ diese Woche den „erfolgreichsten Start ever der Princess-Family“ hin (laut Sender), am nächsten Dienstag geht’s bei Vox los, allerdings erst nach Mitternacht (00:25 Uhr). In Folge 1 lernen wir Prinzessin Hanna Sökeland und die 19 Singles kennen, es gibt Dosenbier, einen ultraschlechten Anbaggerspruch und einige Schockverliebte, und auch Hanna hat schon eine Favoritin. Hier geht’s zu unserem Folgen-Rückblick, und es gibt noch mehr Prinzessinnen-Content: Princess Charming-Dauerbewerberin Annikazion bringt wieder ihre witzigen Recpas auf Youtube, im offiziellen Princess Charming-Podcast bei Audio Now war Ex-Princess Irina zu Gast, und die Podcasts Ach Papperlapapp, Maybegaybe und Auf Toast sprechen in Hanna und die Liebe live auf Instagram über die jeweils neue Folge (Mi, 20 Uhr). Wer selbst mitdiskutieren will: es gibt einen Whatsapp-Gruppenchat zur einzigen lesbischen Datingshow weltweit.
Ihre Beziehung ist das offenste Geheimnis im Frauenfußball, auch wenn die US-Nationalspielerinnen Tobin Heath und Christen Press bisher dazu schweigen. Zwei Instagram-Posts aus letzter Woche können jetzt aber zumindest als persönliches Coming Out gewertet werden: Beide posteten Fotos, auf denen sie T-Shirts mit unmissverständlicher Aufschrift tragen: „Gay Vibes“ (Heath) bzw. „A day without lesbians is like a day without sunshine” (Press). Die Pullis stammen aus der neuen Kollektion ihres sehr queeren Kleiderlabels re-inc, das sie 2019 mit ihren Kolleginnen Megan Rapinoe und Meghan Klingenberg gründeten (die Motive „Queer Queer Queer“ und „Gay is Good“ gibt’s dort auch). Und wer noch zweifelt: Im re-inc-Mitgliederbereich wurde Press ganz deutlich: „Während meine Identität schon immer darin verwurzelt war, eine schwarze Frau zu sein, habe ich lange gebraucht, um meine Identität als lesbische schwarze Frau anzunehmen und zu verstehen,“ schrieb sie in einem Beitrag zum Pride-Monat.
Im Toy Story-Prequel Lightyear - jetzt im Kino - strandet Space-Ranger Buzz Lightyear mit seiner lesbischen Commanderin Alisha Hawthorne auf einem unerforschten Planeten. Und während für ihn die Zeit (aus Gründen) fast still steht, vergehen 62 Jahre, in denen Hawthorne mit ihrer Frau eine Familie gründet und ihr auch mal ein Küsschen auf den Mund gibt – ein ultrakurzer Moment, der aber für 14 Staaten, überwiegend muslimische Länder wie Ägypten, Katar, Malaysia und die Vereinigten Arabische Emirate, Grund genug war, Lightyear aus ihren Kinos zu verbannen. Der Forderung Chinas, die Stelle rauszuschneiden, verweigerte sich das Filmstudio Disney bisher. „Wir werden nichts weglassen, schon gar nicht etwas so Wichtiges wie eine liebevolle und inspirierende Beziehung, die Buzz zeigt, was ihm fehlt“, sagte die Produzentin Galyn Susman gegenüber Reuters. „Es ist frustrierend, dass es immer noch Orte gibt, die nicht dort sind, wo sie sein sollten.“ Der Kuss war schon einmal geschnitten worden, auf Druck von Mitarbeitenden aber wieder reingekommen, wie im März bekannt wurde (K-Word #448).
Die RTL-Sender bringen in ihrer „Woche der Vielfalt“ vom 20. bis 26. Juni einen Hauch mehr LGBTQ-Content als sonst: RTL Passion zeigt den finnischen Film Girl Picture über drei beste Freundinnen: Rönkko (Eleonoora Kauhanen) steht auf Jungs, und Mimmi (Aamu Milonoff) und die ehrgeizige Eiskunstläuferin Emma (Linea Leino) verlieben sich ineinander (22. Juni, 20:15 Uhr). In Das perfekte Promi Dinner bekochen sich Ex-Princess Charming Irina Schlauch, Ex-Prince Charming Nicolas Puschmann, Drag Queen Candy Crash (Queen of Drags) und die trans Love Island-Kandidatin Jessica Derucki gegenseitig (Vox, 26. Juni, 20:15 Uhr).
Eine Gastrolle bei der RTL-Soap Alles was zählt spielt heute (17. Juni, 19:05 Uhr) trans Mann Balian Buschbaum (K-Word #444), der dem RTL-Publikum bereits aus Let's Dance und Ninja Warrior bekannt ist. In Unter Uns hat sich Architekt Dominic (gespielt vom schwulen Ex-Verbotene Liebe-Star Jo Weil) schon im Mai als trans geoutet, deswegen eine Krise mit seiner Flamme Eva (Claudelle Deckert) überstanden, und in Folge 6894 steht der erste Sex an (RTL Passion: 20. Juni, RTL: 24. Juni und schon jetzt bei RTL+). Außerdem gibt’s die Trailer-Kampagne „Vielfalt verbindet“ mit RTL-eigenen LGBTQ-Promis wie Irina Schlauch, Jorge González und Bella Lesnik (RTL-Exclusiv), die mit dem trans Model und Mentalcoach Jill Deimel liiert war und jetzt mit einer Frau zusammen ist.
Die queere Oscar-Gewinnerin Ariana DeBose (West Side Story, K-Word #449), laut der Zeitschrift Time einer der 100 einflussreichsten Menschen 2022 (K-Word #457), sprach auf der „Time 100-Gala in New York“ über „die Bedeutung, queer zu sein“: „Ich bin unglaublich stolz, einer Community anzugehören, die widerstandsfähig ist, die Empathie schätzt, die sich gegenseitig die Kraft gibt, zu sich selbst zu stehen“, sagte sie. „In einer Welt, in der ‚Don't Say Gay‘ buchstäblich ins Gesetz geschrieben wird, weil andere Menschen Macht und Einfluss haben - oder vielleicht aus Angst vor dem Verlust dieser Dinge -, will ich, dass jede einzelne Person, die sich als LGBTQ identifiziert, weiß, dass sie geliebt wird, dass sie gesehen wird, dass sie geschätzt wird und dass sie dazugehört.“ Ganz in ihrem Element war die gelernte Musicaldarstellerin, als sie am letzten Sonntag den Theaterpreis Tony Awards moderierte: Sie sang und tanzte sich in der Eröffnungsnummer durch sämtliche Broadway-Klassiker (und ließ dabei eine Regenbogenfahnen-Beleuchtung, ein küssendes Männerpaar und ein paar Mal „Keep it gay“ einfließen).
Now THAT is how you kick off the #TonyAwards! We give our round of applause right back to @ArianaDeBose. pic.twitter.com/fybuEJ0agQ
— CBS (@CBS) June 13, 2022
Die Raumfahrtserie For All Mankind spielt zwar in einer alternativen Realität, aber auch dort ist es in den 1960er Jahren (Staffel 1) und 1980er Jahren (Staffel 2) schwierig, homosexuell zu leben, und so stand dem Glück zwischen der Astronautin Ellen (Jodi Balfour) und ihrer großen Liebe Pam (Meghan Leathers) immer etwas im Wege. Ob’s in Staffel 3, die 1992 spielt, endlich was wird? Eine gewaltige Hürde gibt's diesmal aber auch: Ellen, jetzt US-Senatorin, tritt als republikanische Präsidentschaftskandidatin gegen Bill Clinton an… (jetzt bei Apple TV+).
Jodie Balfours Lebensgefährtin Abbi Jacobson (K-Word #427) adaptierte derweil den Frauen-Baseball-Klassikers Eine Klasse für sich (1992) als Serie. A League of Their Own, in der es – anders als im Spielfilm mit Madonna, Geena Davis und Rosie O'Donnell - auch queere, lesbische und trans Charaktere geben wird, kommt am12. August zu Amazon Prime.
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