K-Word #468: Neues aus der Lesbenwelt
Abbi Jacobson: Neue queere Serie und Verlobung, Ellen DeGeneres' Ex Anne Heche liegt nach Unfall im Sterben, Princess Charming: überraschendes Crossover-Paar aus Staffel 1 und 2 und Hanna im Playboy, The L Word und weitere Serien- und Filmnews und mehr!
Von Karin Schupp
12.8.2022 - Als 1992 Eine Klasse für sich (mit Madonna, Geena Davis und Rosie O’Donnell) ins Kino kam, war der lesbische Subtext greifbar - aber mehr war damals nicht drin. Das ändert Abbi Jacobson (Broad City) jetzt mit ihrer neuen Serie A League of Their Own (ab heute bei Amazon Prime), die außer dem Originaltitel des Films und dem Thema – die erste Frauen-Baseball-Liga in den 1940er Jahren - nichts mit der Vorlage zu tun hat. Sie präsentiert andere Charaktere und einen vielfältigeren Cast: Es gibt schwarze Figuren und viele lesbische und queere Charaktere, es gibt Romanzen - so werden Jacobson und D’Arcy Carden (The Good Place) ein Paar – und queere Freundschaften, die in Serien immer noch viel zu selten gezeigt werden. Im Cast sind auch die lesbischen Schauspielerinnen Roberta Colindrez (Vida) und Melanie Field (You, Staffel 2) und Rosie O’Donnell hat einen Gastauftritt als Barfrau einer Lesbenkneipe. Übertrieben ist all das nicht: Beim Premiere-Screening im Juni in New York sagte die damalige Baseball-Spielerin Maybelle Blair (95), dass „von uns 650 mit Sicherheit 400 lesbisch waren“ – und outete sich gleich selbst.
„Ich kann mich damit identifizieren, weil es genau meine Geschichte ist“, sagt Abbi Jacobson über Carson, ihre Figur in A League of Their Own. „Ich habe meine Sexualität erst sehr spät entdeckt, auch wenn man sein Coming-out noch später als ich haben kann.“ Und wie sie kürzlich bei einem Auftritt zum 30. Geburtstag des Originalfilms verriet, ist sie mit ihrer Freundin, der Schauspielerin Jodi Balfour (die eine lesbische Hauptrolle in der Apple+-Serie For All Mankind spielt, K-Word #460), verlobt. Ein Paar sind die beiden seit Oktober 2020, wie sie letztes Jahr auf Instagram öffentlich machten.
Sind Vivianne Miedema, Europameisterin 2017, und Beth Mead, Europameisterin 2022, ein Paar? Zumindest wird seit der EM über die zwei Fußballprofis, die zusammen bei Arsenal spielen, gemunkelt - und gerade urlauben sie gemeinsam in Griechenland. Beide standen auf unserer Liste der lesbischen und bisexuellen EM-Stars 2022 – da galt aber noch die schottische Nationalspielerin Lisa Evans als Lebensgefährtin der Ex-Bayern-Stürmerin, Meads letzte bekannte Freundin war Miedemas Oranje-Kollegin Daniëlle van de Donk.
Anne Heche liegt nach einem Autounfall am vergangenen Freitag mit schweren Verbrennungen und einem Hirntrauma im Koma. Ihre Familie gab heute bekannt: „Es wird nicht erwartet, dass sie überlebt. Sie hat sich schon lange dafür entschieden, ihre Organe zu spenden, und sie wird an den lebenserhaltenden Maschinen gehalten, um festzustellen, ob sie lebensfähig sind“, zitierte CNN aus dem Statement. Die Emmy-nominierte Schauspielerin war mit ihrem Mini Cooper zunächst gegen eine Garage und dann in ein Wohnhaus in Los Angeles gerast, das in Flammen aufging. In ihrem Blut wurden Spuren von Kokain gefunden. Die 53-Jährige, die in der Vergangenheit über ihre mentalen Problemen gesprochen hat, war von 1997 bis 2000 mit Ellen DeGeneres liiert (was sie ihre damals viel versprechende Kino-Karriere kostete, wie sie später sagte), seitdem aber nur noch mit Männern, zuletzt mit dem Schauspieler Thomas Jane. Aus zwei früheren Beziehungen hat sie zwei Söhne, 20 und 13 Jahre alt.
Die dritte Staffel 3 von The L Word: Generation Q startet noch in diesem Jahr, zumindest in den USA: Die neuen Folgen laufen ab 18. November beim US-Sender Showtime und dessen Streamingplattform. Bei uns kommt die Serie wohl wieder zu Sky und WOW (Ex-Sky Ticket), einen Termin gibt’s aber noch nicht. Die Gaststars sind inzwischen auch bekannt: Vor zwei Wochen erwähnte ich bereits die lesbische Sängerin Kehlani: Sie spielt Ivy, eine junge Mutter und Visagistin, die „sich in die falsche Person verliebt“. Die bisexuelle Comedienne Margaret Cho tritt als Gast in Alices Talkshow auf. Joanna Cassidy (Six Feet Under) spielt Tess' Mutter, und Joey Lauren Adams (die in dem damals umstrittenen Film Chasing Amy von 1997 eine Lesbe spielte, die sich in einen Mann verliebt) ist Taylor, „eine bodenständige Barista mit einer heimlichen Leidenschaft“ (Zitate von Showtime). Auch die bisherigen Gaststars Laurel Holloman (Tina) und Rosie O’Donnell (Tinas Verlobte Carrie - oder nicht mehr?!?) sind wieder an Bord.
Russlands beste Tennisspielerin Daria Kasatkina gewann drei Wochen nach ihrem lesbischen Coming-out (K-Word #465) das WTA-Turnier im kalifornischen San José und sprang damit in der Weltrangliste von Platz 12 auf Platz 9 – die bisher höchste Platzierung ihrer Karriere! Auf Instagram posteten sie und ihre Freundin, die russisch-estnische Eiskunstläuferin und olympische Medaillengewinnerin Natalia Zabaiiako, stolz Fotos mit dem Pokal - siehe Foto. In einem Interview sagte Kasatkina über die Resonanz auf ihr Coming-out: „Ich habe nur sehr gute Dinge gehört. (...) Ich fühle mich freier und glücklicher. Ich glaube, ich habe den richtigen Schritt getan. In Anbetracht der Situation in der Welt, all dieser schwierigen Dinge, wann, wenn nicht jetzt?“
Aktuell im Kino: Für mich ist das ja nix, aber ich will nicht unerwähnt lassen, dass es im Scifi-Horrorthriller Nope von Jordan Peele eine lesbische Hauptfigur gibt: Die extrovertierte Emerald (Keke Palmer) betreibt mit ihrem zurückhaltenderen Bruder OJ (Daniel Kaluuya) eine Farm für Filmpferde. Nachdem sie immer mehr schockierende Phänomene beobachten, die aus dem Himmel zu kommen scheinen, verdächtigen sie eine große, unbewegliche Wolke über ihnen, ein außerirdisches Raumschiff zu sein.
Wenn beliebte Serien abgesetzt werden, gibt‘s häufig einen Rettungs-Hashtag und eine Petition – und das gibt’s natürlich auch für die historische Lesbenserie Gentleman Jack, die nach Staffel 2 nicht fortgesetzt werden soll (#SaveGentlemanJack, Petition). Aber die Fans ließen sich noch etwas Besonderes einfallen: Sie veranstalteten am letzten Samstag einen Flashmob vor Shibden Hall in Yorkshire, wo die Titelheldin Anne Lister tatsächlich lebte und die Serie auch gedreht wurde. Und wer nicht anreisen konnte, steuerte einen Clip mit der Choreografie zur Titelmelodie bei. Mehr Infos und weitere Ideen für Rettungsaktionen findet ihr auf der Webseite Bring Back Gentleman Jack. Die Zukunft der Serie, die Creatorin Sally Wainwright auf vier Staffeln anlegte, ist bedroht, weil HBO aus der Ko-Produktion mit der BBC ausstieg. Ob sich der britische Sender aktiv um einen neuen Finanzpartner bemüht, ist aktuell nicht bekannt. Bei uns stehen beide Staffeln in der Flatrate von Sky Go und WOW sowie zum Kauf bei vielen Streamingdiensten.
First Kill-Showrunnerin Felicia D. Henderson lieferte gegenüber der Webseite Daily Beast eine Erklärung, weshalb Netflix ihre lesbische Vampirserie (K-Word #459) schon nach einer Staffel absetzte, obwohl die Sehdauer als fast doppelt so hoch eingeschätzt wird als bei der - ebenfalls queeren, aber eher schwulen - Serie Heartstopper, die gleich für zwei Staffeln verlängert wurde (Netflix selbst veröffentlich keine Zahlen). First Kill wurde ihrer Ansicht nach zu wenig beworben, und zudem hätten zu wenige Zuschauer:innen die Serie zu Ende geschaut – und eine geringe „Completion Rate“ deutet Netflix als Hinweis, dass das Interesse zwar da war, die Serie dann aber die Erwartungen nicht voll erfüllen konnte. Also: Serien nicht liegen lassen, sondern schnell durchbingen!
Dafür jetzt neu auf Netflix: Staffel 3 der Highschool-Komödie Noch nie in meinem Leben von Mindy Kaling mit Lee Rodriguez als beste lesbische Freundin der Hauptfigur Devi und – neu – Disney-Newcomer:in Terry Hu in einer weiteren nichtbinären Rolle nach ZOMBIES 3 (K-Word #464).
Und in Neil Gaimans Fantasyserie Sandman, in der der Titelheld (Tom Sturridge) nach 100 Jahren Gefangenschaft sein Traumreich wiederaufbauen will, gibt’s genau wie in Gaimans gleichnamigen Comicbuchreihe (1989-1996) viele LGBTQ-Charaktere, darunter Jenna Coleman (Doctor Who) als bisexuelle Detektivin Johanna Constantine (in der Vorlage war die Rolle ein Mann), deren Ex-Loverin Rachel (Eleanor Fanyinka), die nichtbinäre Figur Desire (Mason Alexander Park) und Game of Thrones-Star Gwendoline Christie als geschlechtslose:r Lucifer. Im Cast sind auch die queeren Schauspieler:innen Vanesu Samunyai (in einer Rolle, die queer gelesen werden kann), Stephen Fry und John Cameron Mitchell.
Parallel zum Finale von Princess Charming (bei RTL+, unser Folgenrückblick) erschien der neue Playboy mit Hanna Sökeland auf dem Cover, was vermutlich alle in ihrer jeweiligen – positiven oder kritischen – Meinung über die Staffel 2-Princess bestätigen wird. Sie selbst sagte dazu im Interview: „Ich wünsche mir, dass mehr Frauen ein Nackt-Shooting machen. Man arbeitet viel mit sich und seinem Körper, ist viel mehr man selbst – und wenn man dann sieht, wie schön das Ergebnis ist, ist das ein unglaubliches Gefühl. Ich glaube, das trägt viel zum Selbstbewusstsein und Wohlbefinden bei.“
Achtung, unter dem Foto kommen *** Finale-Spoiler***!
Im Princess Charming-Finale entschied sich Hanna für Jessi, die von Anfang an ihre Nummer 1 war, auch wenn das Produktionsteam angestrengt versuchte, das nicht als zu offensichtlich erscheinen zu lassen. Ob die beiden Lovebirds noch ein Paar sind und was aus dem freiwillig gegangenen Traumpaar Paula und Dora wurde, erfahren wir in der Wiedersehensfolge am nächsten Dienstag bei RTL+. Wer die Staffel noch mal Revue passieren lassen will: Hier stehen unsere Recaps aller neun Folgen.
Ein glückliches Charming-Paar gibt’s aber schon jetzt zu vermelden, und das ist eine echte Crossover-Überraschung: Laura, eben noch als zweite Finalistin in Staffel 2 zu sehen, und Wiki (Staffel 1) sind glücklich verliebt, wie sie nach dem Finale auf Instagram verkündeten.
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