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K-Word #475: Neues aus der Lesbenwelt

Erste offen lesbische Nobelpreisträgerin, ein neues lesbisches Power-Couple im Profi-Tennis, Kehlani getrennt, Brittney Griner verliert im russischen Knast die Hoffnung, Melissa Etheridge, Velma in „Scooby-Doo“, Kerstin Ott, „Sturm der Liebe“ – und mehr!

Von Karin Schupp

7.10.2022 - Die Biochemikerin Carolyn Bertozzi erhält als erste offen lesbische Frau den Nobelpreis. Die US-amerikanische Professorin an der Stanford University wird (gemeinsam mit zwei weiteren Wissenschaftlern) für ihre Forschung zur Click-Chemie gewürdigt, deren Prinzip es ist, chemische Bausteine ähnlich wie Legosteine miteinander zu verbinden. Mit Bertozzis Methode konnte unter anderem bereits die Präzision von Krebsmedikamenten verbessert werden. Die 56-Jährige hat nie versteckt, dass sie lesbisch ist, und sagte im April auf die Frage, ob sie es deshalb in ihrem Fach schwer habe: „Ich habe definitiv Trolle auf Twitter, das hat jede Frau in den sozialen Medien. Aber das ist nichts im Vergleich zu der unverhohlenen Homophobie, die in meiner Studienzeit herrschte. Überraschenderweise war und ist es aber immer noch schlimmer, eine Frau zu sein als eine Lesbe.“ Mit Selma Lagerlöf (Literaturnobelpreis 1909) und Jane Addams (Friedensnobelpreis 1931) gab es in der Vergangenheit zwei lesbische Nobelpreisträgerinnen, die jedoch zu ihren Lebzeiten nicht offen lebten.

Maia Weinstock/ CC-BY-NC-NDCarolyn Bertozzi mit Legofigur, die vermutlich die Click-Technik symbolisieren soll

Und auch Svante Pääbo, Professor an der Uni Leipzig, schreibt Geschichte: Er erhält in diesem Jahr als erster offen bisexueller Mann den Nobelpreis für Medizin. Die Preise werden am 10. Dezember in Stockholm verliehen.

Hoher Besuch bei The L Word: Generation Q: Ilene Chaiken schaute am Set vorbei. Die Ko-Schöpferin und Ex-Showrunnerin der Lesbenserie hat mit dem Reboot nichts aktiv mehr zu tun, zuletzt produzierte sie Law & Order: Organized Crime. Die dritte Gen Q-Staffel, in der die Hauptdarstellerinnen Leisha Hailey (Alice) und Kate Moennig (Shane) ihr Regie-Debüt geben, startet in den USA am 18. November, der deutsche Starttermin ist noch nicht bekannt.

J. Beals/ InstagramWie in alten Zeiten: Laurel Holloman (die wir auch gerne hier sehen, da sie ja leider immer noch nur einen „Special Guest“-Status hat), Kate Moennig, Ilene Chaiken und Jennifer Beals (v.l.n.r.)

Kehlani, die in Staffel 3 von The L Word: Generation Q als Visagistin in Alices Talkshow zu sehen sein wird (und sich Gerüchten zufolge in ihre Chefin verliebt), scheint die Gerüchte um ihre Trennung von der Rapperin 070 Shake bestätigt zu haben. In einem Video, das in den sozialen Medien die Runde machte, sieht man die lesbische Sängerin (K-Word #401), wie sie in einem Club tanzt und zu den Worten der DJ „Who's nearly single, y’all?“ die Arme hochreißt. Das Paar machte seine Beziehung im Mai öffentlich, die beiden sollen aber schon seit 2021 zusammen gewesen sein. Das Trennungsgerücht kam auf, nachdem sie sich auf den sozialen Medien entfolgt hatten.

Screenshot/ YoutubeKehlani (r.) mit 070 Shake im Video zu ihrem Song „melt“, mit dem sie im Mai ihre Beziehung offiziell besiegelten

Ein neues lesbisches Power-Couple im Profi-Tennis: Die argentinischen Spielerinnen Nadia Podoroska und Guillermina Naya, die beide dem Fed Cup-Teams ihres Landes angehören, haben sich als Paar geoutet. Podoroska, aktuell auf Platz 203 der Weltrangliste (beste Platzierung: 36), sprach in einem Interview mit der Tennis-Webseite Clay zum ersten Mal über ihre Beziehung und nannte Naya (der sie letzte Woche per Instagram Story zum 25. Geburtstag gratulierte – siehe unten) als wichtigen Faktor für ihre Genesung von mehreren Verletzungen, für die sie eine zehnmonatige Pause einlegen musste. „Als ich wusste, dass es länger dauern würde, konnte mich meine Mutter besuchen. Dann kam meine Freundin. So fing es an“, sagte die 25-Jährige, die im spanischen Alicante lebt. Jetzt aber fühle sie sich „an einem guten Punkt meiner Karriere“ und träumt groß: „Ich möchte die Nummer 1 der Welt werden und ein Grand-Slam-Turnier gewinnen.“ Ihren bisher größten Erfolg feierte Podoroska, die ukrainische Vorfahren hat, als sie 2020 das Halbfinale der French Open erreichte, im selben Jahr wurde sie zum „WTA Newcomer of the Year“ gekürt. In diesem Jahr outete sich bereits die russische Weltranglisten-Elfte Daria Kasatkina als lesbisch (K-Word #465).

Velma aus dem Zeichentrickklassiker Scooby Doo darf endlich lesbisch sein! In einer Szene in Trick or Treat Scooby-Doo!, dem neuen Film der Reihe, zeigt die nerdige Rollenkragenpulloverträgerin beim ersten Anblick der Schurkin Coco Diablo klare Anzeichen von Schockverliebtheit: Zu pompöser Orchestermusik errötet sie und ihre Brillengläser beschlagen. In einer späteren Szene vertraut sie sich ihrer Freundin Daphne an: „Ich bin total verknallt, Daphne. Was soll ich tun? Was soll ich sagen?“ Schon lange spekulieren Fans über Velmas sexuelle Identität, und 2020 berichteten mehrere Producer und Autoren, darunter James Gunn (Guardians of the Galaxy), dass das Studio Warner Bros. ihnen nicht erlaubt hätte, sie lesbisch sein zu lassen (K-Word 361). Der Film steht bei US-Streamingdiensten, einen deutschen Starttermin gibt’s noch nicht. Für 2023 kündigte Mindy Kaling mit Velma eine eigene Serie über die 1969 geschaffene Figur an.

„Ich weiß nicht, ob sie noch etwas in ihrem Tank hat, um weiterhin jeden Tag aufzuwachen und an einem Ort zu sein, an dem sie niemanden hat“, sagte Cherelle Griner (K-Word #473) in dieser Woche bei CBS This Morning über ihre Frau: US-Basketball-Star Brittney Griner sitzt seit Februar in einem Moskauer Gefängnis und wurde Anfang August wegen Drogenbesitzes zu neun Jahren Gefängnis verurteilt (K-Word #467). „Sie hat große Angst davor, in Russland zurückgelassen und vergessen oder einfach nur zu ihrem Nachteil völlig ausgenutzt zu werden.“ Auch sie selbst habe große Angst, sagte die Juristin. „Denn wenn man sich Filme ansieht, gehen solche Situationen manchmal nicht gut aus. Manchmal bekommen sie die Person nie wieder zurück.“ Die US-Regierung, die Griners Inhaftierung für unrechtmäßig hält, bietet schon seit Monaten erfolglos einen Gefangenenaustausch an. Am 25. Oktober findet Griners Berufungsverhandlung statt.

Jetzt bei Netflix: Die Derry Girls sind zurück! In der dritten und letzten Staffel der charmanten, witzigen Serie, die in den Neunzigern in Nordirland spielt, richten die fünf Teenies ihr gewohntes Chaos an, und die lesbische Clare (Nicola Coughlan) findet endlich die Liebe!

Netflix Nicole Coughlan (vorne) drehte parallel zur dritten Staffel von „Derry Girls“ die Serie „Bridgerton“, in der sie „Penelope“ spielt

Letzte Woche habe ich einen Lesbenplot in der ARD-Soap Sturm der Liebe (Mo-Fr, 15:10 Uhr) angekündigt, und langsam nimmt die Story an Fahrt auf: Carolin (Katrin Anne Heß) versucht zwar noch, sich – die noch ahnungslose - Vanessa (Jeannine Gaspár) aus dem Kopf zu schlagen, vertraut sich aber in der heutigen Folge Leon an, der sie ermutigt, zu ihren Gefühlen zu stehen.

ARD/ WDR/ Bojan Ritan Carolin (l.) und Vanessa in „Sturm der Liebe“

In der britischen Tanzshow Strictly Come Dancing tanzt zum ersten Mal ein Hetero-Promi mit einer gleichgeschlechtliches Tanzpartnerin: Comedian Jayde Adams, die mit einem Mann verheiratet ist, erklärte im Vorfeld, dass sie sich für die führende Rolle und Karen Hauer als Partnerin entschied, weil sie zu schwer für die Hebefiguren sei: „Zeig mir einen der Jungs, der mich hochhebt“, sagte sie. „Jetzt kann ich Karen Hauer auf der Tanzfläche herumschleudern.“ Als Kind und Jugendliche habe sie in der Tanzschule ihrer Tante häufig auch mit ihrer Schwester (die 2011 verstarb) getanzt: „Also fühlt sich das für mich ganz natürlich an.“

2020 nahm in Strictly Come Dancing erstmals ein gleichgeschlechtliches Paar teil: die Boxerin Nicola Adams (K-Word #379) und Profi-Tänzerin Katya Jones. Die Doppel-Olympiasiegerin und ihre Lebensgefährtin wurden im Juli Eltern eines Jungen.

N. Adams/ InstagramNicola Adams (r.) und Ella Baig beim Verlassen der Geburtsklinik – wer wissen will, wie ihr Sohn Taylor aussieht: Er hat bereits einen eigenen Instagram-Account

Melissa Etheridge gibt am 13. Oktober im New Yorker Theater New World Stages ihr Off-Broadway-Debüt: Mit ihrem Bühnenprogramm My Window: A Journey Through Life, lädt die lesbische Rockikone zu einem Abend voller Songs und Geschichten – von ihrer Kindheit in Kansas bis hin zu den Höhen und Tiefen ihres Lebens und ihrer Karriere – ein. Bis Ende Oktober sind zwölf Vorstellungen angekündigt.

„Ich bin nicht anders, um zu rebellieren. Ich bin nun mal so. Ist doch gut, dass der Schlager das nicht nur aushält, sondern offen empfängt“, sagte Kerstin Ott dem Bahn-Magazin DB Mobil, dessen Cover sie in diesem Monat schmückt. Anfang 2016 wurde die sympathische Butch mit dem Ohrwurm „Die immer lacht“ schlagartig berühmt (K-Word 140) und zum ersten offen lesbischen Schlagerstar. Sechs Jahre später reichen die Hits schon für ein Best-of-Doppelalbum: „Best Ott“ enthält 34 Songs, darunter vier neue Titel wie „Mädchen“ – ein Gegenstück zum Die Ärzte-Song „Junge“. Am 16. November startet in Zwickau ihre Tour 2022/23.

 

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