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K-Word #482: Neues aus der Lesbenwelt

TV-Zweiteiler über Alice Schwarzer, Inka Grings wird Schweizer Nationaltrainerin, Cara Delevingne in Sex-Dokuserie, Doreen Steinert outet sich in „Promi Big Brother“, Kristen Stewart dreht Film mit bisexueller Hauptfigur, „Willow“, „Wednesday“ und mehr!

Von Karin Schupp

25.11.2022 - Anlässlich Alice Schwarzers 80. Geburtstags (der am 3. Dezember ist) kommt ein TV-Zweiteiler über ihr Leben: Alice mit Nina Gummich in der Titelrolle spielt in den 60er und 70er Jahren, als Schwarzer zunächst noch in Paris lebte, dann zur Galionsfigur der Frauenbewegung wurde und 1977 die Zeitschrift Emma gründete. Die Themen, für die Deutschlands bekannteste Feministin heute umstritten ist, spart der Film somit aus (heftigen Anfeindungen war sie aber auch damals schon ausgesetzt). „Die Vorstellung, dass ein Spielfilm über dreizehn Jahre meines Lebens gedreht werden soll, war natürlich erst mal ziemlich eigenartig für mich“, sagte Schwarzer in der Pressemeldung des produzierenden Senders RBB. „Doch nach einem gewissen Zögern habe ich zugestimmt.“ Welche Rolle ihre Männer- und Frauenbeziehungen spielen (die sie 2011 in ihren Memoiren Lebenslauf zum einzigen Mal erwähnte), wird sich zeigen; immerhin gibt’s eine (fiktive?) Lebensgefährtin namens Ursula (Katia Fellin). Schwarzers heutige Frau Bettina Flitner (K-Word #255) trat erst später in ihr Leben. Alice läuft am 30. Nov. im Ersten (20:15 Uhr) und steht schon jetzt in der Mediathek.

rbb/ Alexander Fischerkoesen Offizieller ARD-Text zu diesem Foto: „Alice (Nina Gummich, r.) mit ihrer Lebensgefährtin Ursula (Katia Fellin)“

Topmodel/ Schauspielerin Cara Delevingne erkundet in ihrer neuen BBC-Dokuserie Planet Sex die Welt der Sexualität – von weiblichem Begehren über Poly-Beziehungen, von queeren und trans Identitäten bis Pornographie – und es bleibt in den sechs Folgen nicht beim Beobachten: So besucht sie ein Masturbationsseminar und macht einen Bluttest während eines Orgasmus. Die Britin, die Teilhaberin einer Sextoy-Firma ist (K-Word #419), ging in den letzten Jahren sehr offen mit ihrer queeren Identität um. Auch wenn sie im Trailer „Ich date Männer, aber, oh, ich liebe Frauen“ erklärt, waren zuletzt nur Frauenbeziehungen von ihr bekannt: Michelle Rodriguez (2013/ 2014), St. Vincent (2015/ 2016), Paris Jackson (Frühjahr 2018) und Ashley Benson (2018-2020), im Sommer soll sie mit der Londoner Sängerin Minke getechtelt haben. Wann Planet Sex zu uns kommt, ist noch nicht bekannt.

Doreen Steinert hat sich bei Promi Big Brother (Sat.1) geoutet. „Ich bin bisexuell. Ich mag beides“, sagte die Sängerin, deren Karriere 2004 bei der Castingband Nu Pagadi begann, im TV-Container. An Frauen möge sie das „ganz Softe, Sensible und Weiche“ und „egal wie sehr ich den Mann liebe, könnte ich mir nicht vorstellen, nie wieder eine Frau anzufassen.“ Mit einer Frau zusammengelebt habe sie aber noch nie: „Ich war zwar schon mit Frauen zusammen, aber das Zusammenleben stelle ich mir komplizierter vor als mit einem Mann. Ich glaube, ich würde eine Macke kriegen“, sagte die 36-Jährige, die lange mit Sido zusammen war.

Sat.1 Doreen Steinert (l.) mit Mitkandidatin Micaela Schäfer, die mit ihrer Nachfrage, ob sie „wenn du mit einem Mann zusammen warst, auch parallel was mit einer Frau“ hatte, ein seltsames Verständnis von Bisexualität zeigte.

Ex DFB-Stürmerin Inka Grings wird ab Januar die neue Trainerin des Schweizer Fußballnationalteams - das bis 2018 von ihrer Ex Martina Voss-Tecklenburg trainiert wurde. Grings und die heutige deutsche Bundestrainerin waren Ende der 90er Jahre ein Paar, ihre Trennung im Jahr 2000 führte zu Voss' Rauswurf aus dem damaligen Olympiateam. 2005 machte Grings Schlagzeilen in der Boulevardpresse, als sie ihre Freundin und FCR Duisburg-Kollegin Linda Bresonik für den Fußballtrainer Holger Fach verließ, mit dem Bresonik einige Monate später eine Affäre begann (beide Frauen kehrten danach wieder zur Frauenwelt zurück). Seit 2014 ist Grings als Trainerin aktiv, 2019/ 2020 übernahm sie den Männer-Regionalligisten SV Straelen (dem Voss‘ Mann Hermann Tecklenburg vorsteht) und war damit die erste Übungsleiterin in den obersten vier Männerligen. 2022 führte die 44-Jährige den FC Zürich Frauen zu Meisterschaft und Pokalsieg. Die Schweiz tritt in der Frauen-WM 2023 an, aufs DFB-Team könnten sie frühestens im Halbfinale treffen.

Olaf Kosinsky/ CC-BY-SA Inka Grings

Kristen Stewart dreht demnächst ihren ersten Film als Regisseurin und Drehbuchautorin: Sie verfilmt die Memoiren The Chronology of Water der bisexuellen Schriftstellerin Lidia Yuknavitch. An dem Projekt arbeitet die Oscar-nominierte Schauspielerin schon seit 2018 (K-Word #266), jetzt steht endlich die Finanzierung. Als Hauptdarstellerin wurde letzte Woche Imogen Poots bekannt gegeben, Stewart selbst spielt wohl nicht mit. Zuvor – voraussichtlich 2023 - sehen wir sie aber in dem romantischen Thriller Love Lies Bleeding, in dem sie die Lebensgefährtin einer Bodybuilderin (Katy O’Brian, K-Word #471) ist.

MichaelKovac1/ CC-BY-SA, Instagram Kristen Stewart (l.) und ihre Hauptdarstellerin Imogen Poots

Aktuell im Kino: Der berührende Dokumentarfilm Nelly & Nadine erzählt die lebenslange Liebesgeschichte zweier Frauen, der belgischen Opernsängerin Nelly Mousset-Vos und der chinesischen Diplomatentochter Nadine Hwang, die sich im Konzentrationslager Ravensbrück kennen lernten. Lest hier unsere Filmkritik und am Wochenende auf l-mag.de unser Interview mit dem Regisseur Magnus Gertten.

Jetzt in österreichischen Kinos: In Breaking the Ice von Clara Stern geht's um Mira (Judith Schaller,Vorstadtweiber), die mit ihrer Mutter und ihrem immer dementeren Opa das Weingut der Familie führt und sich auch als Kapitänin ihres Eishockeyteams ganz der Verantwortung stellt. Als sich Theresa (Judith Altenberger) dem Verein anschließt, ist die dauergestresste Mira von deren spontaner Unbekümmertheit gleichermaßen verunsichert wie fasziniert und schafft es allmählich, loszulassen - und sich zu verlieben… Einen deutschen Kinostart-Termin gibt’s leider noch nicht.

Im Juli erlitt Ina (26) vom lesbischen Influencerinnen-Ehepaar Coupleontour einen schweren Schlaganfall (K-Word #466), während ihre Frau Vanessa einen Tag später ihre gemeinsame Tochter zur Welt brachte. Am letzten Wochenende aber durfte Ina nach mehrmonatigem Krankenhaus-Aufenthalt für einen Tag nach Hause. „Man hat sich ein bisschen an die Situation gewöhnt und trotzdem trauert man dem alten Leben sehr stark nach. Wie wird es irgendwann sein? Was wird sich alles ändern? Was kommt wieder?“, schrieb Vanessa zu dem Foto, das sie auf Instagram postete (siehe unten). „Wir beide waren ganz schön nervös - ängstlich, weil vieles anders ist und haben gleichzeitig Vorfreude verspürt, weil wir endlich wieder etwas zusammen erleben konnten.“

Coupleontour/ InstagramIna auf Instagram: „Es hat sich für ein paar Minuten alles etwas ‚normal‘ angefühlt - okay, normal ist das falsche Wort. Wie wäre es mit ‚gewohnt‘?“

Fantasy-Fans freuen sich auf die neue Serie Willow, der Fortsetzung des gleichnamigen Kultfilms von 1988 (ab 30. Nov. bei Disney+) – und lesbische Fans hoffen auf eine Lovestory zwischen der Ritterin Jade (Erin Kellyman) und der Prinzessin Kit (Ruby Cruz), die sich mit dem Zauberer Willow (Warwick Davis) auf den Weg machen, um Kits Zwillingsbruder zu befreien. Die bisherigen L-Indizien: Der Trailer zeigt einen kurzen, aber tiefen Blick zwischen Jade und Kit, und Kellyman ist im echten Leben lesbisch. Wer's schaut und mehr weiß, kann mir gerne Bescheid sagen (Start: 30. Nov.).

Disney+/ Screenshot Trailer Jade (l.) und Kit in "Willow"

Die neue Netflix-Serie Wednesday zerstörte definitiv Hoffnungen auf eine lesbische Liebesgeschichte – und das nachdem der Streaminganbieter zum Start des Addams Family-Spinoffs sogar eine Party mit dem Namen „WednesGay“ gefeiert hatte. Hauptfigur Wednesday (Jenny Ortega) hat zwar viel Chemie mit ihrer Internats-Zimmergenossin Enid (Emma Myers), aber das Drehbuch steckt sie beide in Hetero-Beziehungen – wer bei Twitter #wenclair, den Hashtag ihres Pärchennamens, eingibt, kann an der Enttäuschung der Fans (und dem Beginn einer neuen Fanfiction) teilhaben. Netflix, früher wegweisend in Sachen LGBTQ-Content, steht durch die Einstellung einiger beliebter queerer Serien, zuletzt First Kill (K-Word #471), ohnehin gerade in der Kritik – hoffentlich wird das kein Trend!

Netflix Wednesday (l.) und Erin in "Wednesday"

Am 26. November erscheint „Cello in Reflection“ von Natasha Jaffe. Das zweite Album queeren Cellistin und Komponistin, die in Berlin lebt, entstand dank einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne. Das Record Release-Konzert findet ebenfalls am 26. Nov. in der Berliner Bar Kallasch& statt.

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Weiterlesen: K-Word #481: Neues aus der Lesbenwelt

 

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