K-Word #486: 25 Coming-outs 2022
Ein Hollywood-Star, eine Oscar-nominierte Schauspielerin, Fußball-Nationalspielerinnen, olympische Medaillengewinnerinnen, Schönheitsköniginnen: Sie gehören zu den 25 Frauen, die sich 2022 als lesbisch, bisexuell, queer oder pansexuell outeten.
Von Karin Schupp
23.12.2022 - Sie sind zwischen 13 und Anfang 50, einige taten’s per Instagram, andere per Interview im Fernsehen, Podcast oder Zeitung. Für die einen war’s keine große Sache, andere hatten zuvor jahrelang mit ihrem Versteckspiel gehadert. Und alle gingen 2022 den Schritt, sich als lesbisch, bisexuell, queer oder pansexuell zu outen. Hier stellen wir sie euch vor.
Film und Fernsehen:
Filmstar Rebel Wilson (Pitch Perfect), von der zuvor nur Heterobeziehungen bekannt waren, kam mit ihrem Coming-out einem Outing durch eine australische Tageszeitung vor (K-Word #459). „Ich dachte, ich würde nach einem Disney-Prinzen suchen… aber was ich vielleicht die ganze Zeit gebraucht habe, war eine Disney-Prinzessin“, schrieb die Australierin (42) Anfang Juni auf Instagram und machte ihre Beziehung mit der Modedesignerin Ramona Agruma publik. Im November wurden sie und Agruma dank einer Leihmutter Eltern.
Cristina do Rego (36), die als motzige Kim in der Comedyserie Pastewka bekannt wurde, outete sich im April in Bettina Böttingers Podcast Wohnung 17. „Es gab niemanden, und ich konnte auch mit niemandem darüber reden“, sagte sie über ihr Coming-out als Teenie in der westfälischen Provinz. Und ihre sexuelle Identität als Schauspielerin auszuleben, sei „auf keinen Fall möglich [gewesen], verpönt einfach.“ Erst dank der #actout-Aktion 2021 fühle sie sich ausreichend geschützt. In ihrem eigenen Podcast Unter Dry wunderte sich die Deutsch-Brasilianerin anschließend, dass ein Coming-out heutzutage noch News-Wert hat - und über die vielen Dickpics, die ihr danach geschickt wurden.
Sie habe sich immer „als heterosexueller Mann in einem Frauenkörper“ gefühlt, schrieb die Golden Globe-nominierte Schauspielerin Jena Malone (Die Tribute von Panem) im August auf Instagram – aber jetzt habe sie die „besser geeigneten“ Worte Pansexualität, Sapiosexualität und Polyamorie gefunden. Auch wenn sie „das Gefühl [hatte], dass ich ein bisschen zu spät dran bin“, sei ihr Coming-out „so schön“ gewesen, sagte die 37-Jährige, die bei zwei Müttern aufgewachsen ist, danach dem Hollywood Reporter.
Im Juni outete sich eine weitere Tribute von Panem-Schauspielerin: „Hi I'm bi. Happy Pride!!!“, schrieb Willow Shields (die in der Filmreihe Katniss Everdeens jüngere Schwester Primrose spielte) Anfang Juni auf Instagram und postete Fotos von einem CSD-Besuch mit ihrem Boyfriend.
Danielle Savre, die im Grey's Anatomy-Spin off Seattle Firefighters die bisexuelle Feuerwehrfrau Maya Bishop spielt, beantwortete im Mai in einem Podcast die Frage „Warst du schon einmal in eine Frau verliebt?“ mit einem strahlenden „Ja!“ Ein paar Tage später erklärte sie auf der Bühne einer Fan-Convention: „Mit der LGBTQ-Community wird eine Menge Scham verbunden und uns auferlegt. Und das ist falsch, und es ist scheiße. Ich habe mich geschämt, weil ich Gefühle, romantische Beziehungen mit Menschen beiderlei Geschlechts hatte.“
Ebenfalls als bisexuell outete sich Aunjanue Ellis (King Richard), die 2022 für einen Oscar nominiert war. Sie habe ihr Coming-out erst mit über 30 gehabt und dann ihre Bisexualität nie versteckt, sagte die 53-Jährige im Juni dem Film-Branchenblatt Variety.
Ashly Burch, die wir als lesbische Spieletesterin in der Comedserie Mythic Quest (AppleTV+) kennen lernten, outete sich im Sommer auf Twitter als queer und pansexuell und verriet, dass sie seit fünf Jahren mit einem Mann zusammen ist. In den USA ist die 32-Jährige eine der bekanntesten Sprecherinnen von Videogames und verkörpert meist queere Charaktere.
In der Zeitschrift People outete sich im Februar die Broadway-Veteranin Jessica Phillips, bei uns bekannt aus Law & Order: Special Victims Unit. Ihr queeres Coming-out erlebte sie während der Corona-Pandemie, trennte sich in dieser Zeit von ihrem Ehemann und kam mit der Theaterkritikerin Chelsea Nachman zusammen.
Noch mal Februar und noch mal Phillips: Die Schauspielerin Mackenzie Phillips outete sich im Podcast Behind the Velvet Rope als bisexuell. Die 63-Jährige, die bisher mit drei Männern verheiratet war, wurde durch den Filmklassiker American Graffiti (1973) bekannt und spielte in Staffel 6 von Orange is the New Black die Antagonistin Barb.
Sport:
Ein Nachtrag aus dem Vorjahr: Die österreichische Freestyle-Skifahrerin Lara Wolf outete sich kurz vor Silvester 2021 als lesbisch. „Ich bin es leid, mich zu verstecken, denn ich weiß, dass es nicht verschwindet, wenn ich mich verstecke. Das Stärkste, was ich tun kann, ist ICH SELBST zu sein!“, schrieb die Olympiateilnehmerin (2018, 2022) auf Instagram. Zuletzt landete die 22-Jährige beim Freeski Big Air-World Cup in Copper Mountain (USA) auf Platz 9.
„Also, ich bin bisexuell. Vor dem Saisonstart will ich offen sagen, wer ich bin“, ließ uns die US-Skirennläuferin Breezy Johnson (26) im November auf Instagram wissen. Die Olympiateilnehmerin 2018 verpasste verletzungsbedingt die Winterspiele 2022, wurde zuvor aber im Abfahrts-Weltcup 2021/22 drei Mal Zweite.
Im Mai outete sich die russische Fußballspielerin Nadeschda Karpowa als erste russische Profisportlerin als lesbisch. Die Ex-Nationalspielerin (27), die seit 2017 bei spanischen Clubs spielt, kritisierte in dem BBC-Interview nicht nur Russlands Homophobie, sondern auch dessen Einmarsch in die Ukraine.
Mit ihrem Coming-out inspirierte Karpowa den russischen Tennis-Star Daria Kasatkina (Platz 8 der Weltrangliste): Sie outete sich im Juli in einem Youtube-Interview als lesbisch und stellte auf Instagram ihre Freundin, die russisch-estnische Ex-Eiskunstläuferin Natalia Zabiiako, vor. Seitdem fühle sich sich „freier und glücklicher“, sagte die 25-Jährige anschließend der Sportwebseite ESPN. „Es war nicht nur für mich gut, sondern hat auch anderen Menschen geholfen.“ Zabiiako holte 2019 WM-Bronze im Paarlauf und bei den Olympischen Spielen 2018 Silber in der Teamwertung.
Und ein neues Power-Couple im Profi-Tennis gibt’s auch: Die argentinische Spielerin Nadia Podoroska machte im September auf der Tennis-Webseite Clay ihre Beziehung mit Guillermina Naya, die wie sie dem Fed Cup-Teams ihres Landes angehört, öffentlich. Podoroska, aktuell auf Platz 194 der Weltrangliste (beste Platzierung: 36), feierte ihren bisher größten Erfolg, als sie 2020 das Halbfinale der French Open erreichte und zum „WTA Newcomer of the Year“ gekürt wurde. Naya hat's bislang noch nicht in die Top 500 geschafft.
Als lesbisch outete sich im Juni die britische Leichtathletin und Olympiasiegerin Kelly Holmes. „Endlich kann ich aufatmen. Ich habe 34 Jahre lang in Angst gelebt, und ich bin erschöpft und will das nicht mehr“, sagte sie der Zeitung Mirror. Die heute 52-Jährige holte 2004 zwei Goldmedaillen (über 800 und 1500 Meter), wurde damals zu Europas Sportlerin des Jahres und Weltsportlerin des Jahres gekürt und mit dem Adelstitel „Dame“ geehrt.
Dass die US-Fußball-Nationalspielerinnen Tobin Heath und Christen Press liiert sind, galt schon seit Jahren als offenes Geheimnis, im Juni bestätigten sich endlich das Gerücht und outeten sich zunächst einzeln – Press auf der Webseite ihres Kleiderlabels „re-inc“ (K-Word #460) , Heath veröffentlichte ihr selbst gestaltetes Gemälde mit der Aufschrift „I Am Gay“ (K-Word #461) - und anschließend auf der Sportpreisverleihung ESPYS auch als Paar.
Wer Sara Doorsoun (Eintracht Frankfurt) auf Instagram folgt, wusste längst, dass die Fußballnationalspielerin mit der Princess Charming-Gewinnerin Lou Schaaf zusammen ist, aber so richtig öffentlich machte es die 31-Jährige erst im Juli in der Doku Born for this – Mehr als Fußball (K-Word #463). Sie wolle sich „nicht verstecken“, sagt sie darin, halte sich aber aus Respekt ihrem iranischen Vater zurück. Ihre Sorge, „dass ich ihm sehr weh tue damit“, habe sich nicht bestätigt, sagt die Vize-Europameisterin in Folge 4 (die im November lief) – das Thema blieb bisher einfach unerwähnt.
Musik:
„Sie ist die Eine fürs Leben“, outete die R&B-Sängerin Emeli Sandé („Read All About It“) sich und ihre Beziehung mit der Pianistin Yoana Karemova im April in der Zeitung Metro. „Ich fühle mich glücklicher als je zuvor.“ Ihr neues Management habe sie zu dem Schritt ermuntert, sagte die Schottin, die bis 2014 mit einem Mann verheiratet war, anschließend dem Magazin Attitude. Im Oktober verlobte sich das Paar.
Die Sängerin Doreen Steinert, deren Karriere 2004 bei der Castingband Nu Pagadi begann, sagte im November bei Promi Big Brother: „Ich bin bisexuell. Ich mag beides.“ Die 36-Jährige, die mehrere Jahre mit dem Rapper Sido liiert war, schränkte aber ein: „Ich war zwar schon mit Frauen zusammen, aber das Zusammenleben stelle ich mir komplizierter vor als mit einem Mann. Ich glaube, ich würde eine Macke kriegen.“
Töchter:
Sie wolle ihre Sexualität nicht labeln, sondern fühle sich „von Menschen angezogen“, sagte Ava Phillippe, die Tochter von Reese Witherspoon und Ryan Phillippe, im Januar in einem Q&A auf Instagram. „Gender is whatever.“
Zur Freude der LGBTQ-Community in den USA outete sich im Januar Caroline Cruz (13), Tochter des texanischen US-Senators Ted Cruz, im Januar als bisexuell - so stand’s jedenfalls in ihrer TikTok-Bio, bevor ihr Account auf „privat“ gestellt wurde (K-Word #438). Trump-Loyalist Cruz gehört nämlich zu den homo- und transphobsten Politikern der USA.
Und sonst noch…
Chrishell Stause wurde durch die Netflix-Dokuserie Selling Sunset (über eine Edel-Maklerfirma in L.A.) bekannt, und versteckte darin weder ihre Scheidung von Schauspieler Justin Hartley noch ihre Liaison mit ihrem Boss Jason Oppenheim - und im Mai verriet sie in der Wiedersehensfolge nach Staffel 5, dass ihre neue Liebe die australische nichtbinäre Musiker:in G Flip ist. Die beiden lernten sich im Frühjahr beim Dreh zu G Flips Video „Get Me Outta Here“ kennen.
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