K-Word #516: Neues aus der Lesbenwelt
Lena Oberdorf will sich nicht outen müssen, spricht aber über ihre Freundin, Megan Rapinoe als lesbischer Anime-Star, queerfeindliche Kommentare gegen „Princess Charming“-Lou, Frauenpaar in neuer Erotik-Reality-Show, „Sturm der Liebe“ und mehr!
Von Karin Schupp
21.7.2023 - Adleraugen entdeckten in Lena Oberdorfs Instagram-Storys natürlich längst ihre Freundin Kimberly (s. Foto unten). Zu Beginn der Fußball-WM aber sprach's die Nationalspielerin zum ersten Mal aus und zwar so beiläufig, wie es eben Normalität sein sollte: Ihre Freundin sei neben der Bundestrainerin und Vereinsverantwortlichen eine wichtige Ansprechpartnerin für sie, sagte sie auf sportschau.de, „weil sie gar keinen Bezug zum Fußball hat. Sie arbeitet bei der Polizei.“ Gegenüber dem britischen Guardian wurde Obi noch deutlicher und kritisierte die ursprünglichen Pläne der FIFA, Saudi-Arabien zum WM-Sponsor zu machen: „Ich habe eine Freundin, und das würde ich nicht wollen.“ Mit ihrem Coming-out, das ihrer Meinung nach keins ist („Ich habe nicht gesagt: ‚Leute, ich habe eine Freundin.‘ Sie ist manchmal auf meinen sozialen Medien zu sehen, also können die Leute denken, was sie wollen.“), ist die 21-Jährige die sechste offen queere Fußballerin im DFB-Team und eine von über 100 bei der WM – auf l-mag.de stellen wir sie am Samstag alle vor.
Die gestiegene Bedeutung des Frauenfußballs lässt sich auch daran ablesen, wie viele - auch offen lesbische und queere - Spielerinnen inzwischen Werbeverträge bekommen. So hat sich etwa die Baumarktkette OBI – natürlich! – Lena „Obi“ Oberdorf geschnappt, und Sam Kerr (AUS) und Megan Rapinoe (USA) werben für Lego (K-Word #510) und Nike. Kerrs Werbespot ist eher klassisch, während Rapinoe im Anime-Stil mit Motorrad, Regenbogenfahnen und ihrer Freundin Sue Bird (nehme ich jedenfalls an) am Strand als „American Hero“ zu sehen ist.
Auch Brasiliens Star Debinha, eine von 10 (!) offen lesbischen Spielerinnen der „Seleção“, zeigt für Nike in einem Supermarkt ihre Zauberfüße:
Auf l-mag.de berichten wir in den nächsten Wochen über die WM, und schon jetzt geben wir dort einen Überblick übers Turnier und stellen euch die lesbischen Paare in den Nationalteams vor.
Stranger Sins heißt ein neues Reality-Format von RTL+, das Menschen mit Hilfe von Sex-Coachs dabei helfen will, ihre erotischen Fantasien umzusetzen. Zu den acht Paaren, die man dafür nach Mexiko schickte, gehören auch Kate (27) und Angel (26) aus Berlin, die laut Pressetext seit vier Jahren zusammen sind, sich auf „Only Fans“ präsentieren und herausfinden wollen, „wie sie ihre Orgasmen in die Länge ziehen können.“ Ein Problem scheinen da wohl Angels lange Fingernägel zu sein, die sich nicht zur „Intim-Massage“ eignen… Also, für den Tipp, kürzere Nägel zu tragen, hätte es aber nicht den „Tantracoach Eric“ gebraucht! Ich würde ja spontan „Oh je!“ sagen, aber laut der Medienwebseite DWDL bedient die Sendung „zwar auch eine gewisse Art des Voyeurismus, ist aber an keiner Stelle billig“ und kein „klassisches Trash-TV mit viel Sex.“ Zwei der acht Folgen stehen schon online.
Kommen wir in harmlosere Gefilde: In der ARD-Soap Sturm der Liebe wurde Vanessas (Jeannine Gaspár) und Carolins (Katrin Anne Heß) Hochzeit Ende Juni von Vanessa eifersüchtigem Ex Max (Stefan Hartmann) gestört (K-Word #513), und nach der Tour de France-Pause geht’s ab Montag (15:10 Uhr) endlich weiter: Das Paar sagt die Hochzeit tatsächlich ab. Aber Max tut’s dann doch Leid, und er versucht, es wieder gutzumachen, sodass es am Dienstag hoffentlich ein Happy End gibt.
Für alle, die sich fragen, wieso man heutzutage eigentlich noch Pride-Paraden braucht: Princess Charming-Gewinnerin Lou Schaaf veröffentlichte heute einen Clip, in dem sie homophobe Kommentare vorliest, die sie zu einem ihrer Reels bekommen hat. Achtung: nur anschauen, wenn ihr Hass-Kommentare aushalten könnt! Sorry, Lou, dass du so etwa lesen musst - helft ihr und anderen Betroffenen dabei, dagegen zu halten! Die Hater dürfen sich nicht in der Mehrheit fühlen!
Im Rahmen des Schauspieler:innen-Streiks in den USA sprachen Ex-Stars von Orange is the New Black (2013-2019) darüber, wie schlecht sie von Netflix bezahlt wurden. Obwohl sie durch die erfolgreiche Frauenknastserie weltbekannt wurden, mussten viele ihre alten Zweitjobs behalten - Diane Guerrero („Maritza“) arbeitete als Kellnerin, Emma Myles („Leanne“) für einen Finanzleister, und Beth Dover („Linda Ferguson“) zahlte noch drauf, weil sie ihre Gage für Flüge nach New York ausgeben musste, wo die Serie gedreht wurde. Knapp 900 Dollar pro Drehtag klingen zwar viel, doch bei rund vier Drehtagen im Monat blieben davon netto etwa 1800 Dollar übrig, wie Kimiko Glenn („Brook Soso“) auf Instagram vorrechnete. „Wir haben immer gesagt: ‚Gebt uns das Geld!‘“, sagte Lea DeLaria („Big Boo“). „Wir waren uns sehr wohl bewusst, dass wir nicht bezahlt wurden.“ Im Streik geht es unter anderem um eine bessere Bezahlung von Kompars:innen und Nebendarsteller:innen; für Gagen nahe dem Existenzminimum seien vor allem die Streamingdienste verantwortlich.
Durch ihre Rollen in Heavenly Creatures (1994) und Weil ich ein Mädchen bin (1999) ist sie ja schon Ehrenlesbe, aber es hätte noch besser kommen können: Melanie Lynskey verriet der Webseite Shut Up Evan, dass ihr die Rolle „Willow“ in Buffy – Im Bann der Dämonen (1997-2003) angeboten wurde, die - ab Staffel 4 - eine der ersten lesbischen Seriencharaktere war. Damals lehnte sie ab, weil „ich nicht sicher war, ob ich Fernsehen machen will.“ Als aber „Willow“ nach dem Dreh des Piloten neu besetzt wurde, habe sie sich dann doch dafür beworben („Ich hatte den Pilot gesehen und gedacht: ‚Oh, das ist gut.‘), die Rolle aber an Alyson Hannigan verloren. Lynskey, in diesem Jahr Emmy-nominiert für Yellowjackets und The Last of Us, weint der Serie jedoch nicht hinterher: „Ich bin der festen Überzeugung, dass es nie dein Job war, wenn du ihn nicht bekommen hast.“
Am 23. Juli (So, 17:10) zeigt das ZDF die Sportstudio-Reportage Freiheit durch Fußball, die Tuğba Tekkal, Ex-Nationalspielerin und Initiatorin des internationalen Fußballprojekts Scoring Girls, undSara Doorsoun (K-Word #515) bis in den Irak und Kurdistan führte. Wer in Berlin lebt: Im BRLO Brauhaus gibt's ein öffentliches Live-Screening.
Zum Schluss noch mal Fußball-WM: Nach Carolin Kebekus („Wir Ihr Alle Eins“) veröffentlichte auch der Hamburger Damenlikörchor einen WM-Song. „Haut sie weg“ entstand nach einem Auftritt in der NDR-Talkshow Anfang Mai, bei der auch Martina Voss-Tecklenburg zu Gast war, und alle „auf der Stelle schockverliebt“ waren. Im Video hat die Bundestrainerin auch einen Kurzauftritt:
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K-Word: Jeden Freitag neu auf l-mag.de!
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