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K-Word #545: Neues aus der Lesbenwelt

Lucy Diakovska ist Dschungelkönigin - und verliebt?! Boygenius gewinnen drei Grammys und lösen sich auf, mal wieder nur kurzes lesbisches Glück in deutscher Serie, Cara Delevingne, Tracy Chapman, Kerstin Ott, „Wynonna Earp“ kehrt zurück – und mehr!

Von Karin Schupp

9.2.2024 - Am Sonntag wurde Deutschlands erste lesbische Dschungelkönigin gekrönt: Lucy Diakosvka gewann zu Recht die RTL-Show  Ich bin ein Star, holt mich hier raus  und rief auf bulgarisch überglücklich gen Himmel: „Mama, ich wünschte, du könntest mich jetzt sehen!“ Über das schwierige Verhältnis zu ihrer Mutter, die auf den Tag genau vor vier Jahren verstarb, hatte sie zuvor am Lagerfeuer gesprochen. Die No Angels-Sängerin, die anfangs nur im Mittelfeld der Publikumsgunst gelegen hatte, war erst in der letzten Tagen der Show zur Favoritin geworden und setzte sich am Ende mit 64 % der Anrufe gegen die Zweitplatzierte Leyla durch. „Meine Tapferkeit, mein Mut, mein Fleiß, meine Ehrlichkeit, meine Kampfbereitschaft und meine Lust am Leben“ könnten die Gründe für ihren Sieg gewesen sein, mutmaßte Lucy anschließend im RTL-Interview und freute sich, dass die Zuschauer:innen „mich so angenommen haben, wie ich bin.“ Ihr schönster Moment im Dschungel war der Brief, den sie - vermutlich von ihrer „Situationship“ (K-Word #543) - ins Camp geschickt bekam: „Da war die Welt zu Ende für mich, in einer sehr, sehr schönen Form. Da öffnete sich was, und es kam nur Sonnenlicht.“ Das klingt doch sehr nach Liebe - vielleicht wird also doch noch mehr draus!

RTL/ Stefan Thoyah Lucy (nach ihrer letzten Dschungelprüfung) - ihr erster Weg nach ihrer Rückkehr aus Australien führte sie jedoch nicht zu der Frau ihres Herzens, sondern ans Grab ihrer Mutter und zu ihrer Oma in Bulgarien

Aufhören, wenn’s am schönsten ist: Die queere Indie-Supergroup boygenius, bestehend aus Phoebe Bridgers, Julien Baker und Lucy Dacus, gewann bei der Grammy-Verleihung am letzten Sonntag drei Awards – und löste sich danach (vorerst) auf. Schon einige Tage zuvor hatten sie bei einem Auftritt in Los Angeles ihren „Abschied für die absehbare Zukunft“ angekündigt, gegenüber der Gay Times bestätigte Bridgers (die für „Ghost in the Machine“ mit SZA einen weiteren Grammy gewann) Anfang der Woche: „Wir haben es niemandem erzählt, aber wir haben zu Beginn dieses Projekts gesagt, dass es ein Enddatum haben wird. Und jetzt ist diese Zeit vorbei, und wir sind in den Sonnenuntergang gegangen.“ Verschwinden werden sie jedoch nicht: Alle drei haben ja auch eine solide Solo-Karriere, die sie seit der Bandgründung 2018 schleifen ließen.

Screenshot/ Recording Academyboygenius bei den Grammys: Phoebe Bridgers, Lucy Dacus und Julien Baker (v.l.n.r.): Ihr Song „Not Strong Enought“ wurde als „Best Rock Song“ und „Best Rock Performance“ ausgezeichnet, ihr Album „The Record“ als „Best Alternative Music Album“

Weitere queere Grammy-Gewinnerinnen 2024: Billie Eilishs (K-Word #536) „What Was I Made For?“ aus Barbie wurde zum „Song of the Year“ und „Best Song written for Visual Media“ gekürt. Victoria Monét wurde als „Best New Artist“ ausgezeichnet, ihr Album „Jaguar II“ als bestes R&B-Album. für ihren gemeinsamen Song „Dear Insecurity“ bekamen Brandy Clark und Brandi Carlile einen Grammy für die beste „Americana Performance“, und Meshell Ndegeocello gewann für „The Omnichord Real Book“ in der Kategorie „Best Alternative Jazz Album“.

Screenshot/ Recording AcademyMeshell Ndegeocello bedankte sich auch bei ihrer Frau Alison Riley, mit der sie seit 2005 verheiratet ist, und ihren Söhnen Solomon (34) und Attakus (14)

Zu den Höhepunkten der Verleihung gehörte Tracy Chapmans Auftritt: Sie performte mit Luke Combs ihren Song „Fast Car“ aus dem Jahr 1988, den der Countrysänger zurück in die Charts gebracht hat; bei den Country Music Awards 2023 wurde er zum „Song of the Year“ ernannt. Die vierfache Grammy-Gewinnerin (die nicht offen lesbisch ist, aber laut der Autorin Alice Walker in den Neunzigern mit ihr zusammen war) hat sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, seit 2009 stand sie nur drei Mal auf einer Bühne. In „Fast Car“ geht’s übrigens nicht um ein schnelles Auto, sondern um eine Frau, die versucht, dem Teufelskreis der Armut zu entkommen.

Die frischgebackene zweifache Grammy-Gewinnerin Victoria Monét erzählte in einem Interview, dass ihr das bisexuelle Coming-out 2018 nicht leicht fiel. „Ich dachte, dass ich weiter käme, wenn ich mich anpasse. Hübsch und heterosexuell zu sein… Es fühlte sich fast so an, als wollte man sich nicht noch mehr Gewichte an die Knöchel hängen, um ein Rennen zu gewinnen. Ich war ja schon eine Frau und Schwarz“, sagte sie der Zeitschrift Variety. „Da ich aber das Privileg habe, darüber reden zu können, sollte ich es tun und ehrlich sein.“ Die 34-Jährige, die 2018 mit ihrer Kollegin Kehlani zusammen war (K-Word #519), ist seit drei Jahren mit einem Fitnesstrainer liiert, mit dem sie ein Kind (2) hat.

Screenshot/ Recording AcademyFrauen dominierten die Grammys 2024, darunter auch Victoria Monét, die zum „Best New Artist“ gekürt wurde

In der ARD-Krimireihe Der Kroatien-Krimi landeten im letzten Jahr die Chefermittlerin Staša (Jasmin Gerat) und die Pathologin Brigita (Sarah Bauerett) miteinander im Bett – und in der neuen Folge „Scheidung auf Kroatisch“ (ARD-Mediathek) sind sie tatsächlich seit einem Jahr ein Paar. Zu Brigitas Bedauern halten sie das allerdings noch geheim, und die Beziehung leidet unter dem typischen TV-Kommissar:innen-Problem: Staša ist vor allem mit ihrem Beruf verheiratet. Leider wurde mit dieser Story aber wohl nur die Rampe für Brigitas Ausstieg gebaut: In der nächste Woche (ARD, 15. Feb., 20:15 Uhr; ab 12. Feb. in der Mediathek) wird sie nach fünf Jahren „das Team verlassen“, wie es auf der Sender-Webseite heißt. „Manchmal muss man weiterziehen“, sagt Sarah Bauerett dort. „Der Abschied ist Brigita und aber vor allem mir nicht leicht gefallen. Es ist ein bisschen so, als würde ich von Zuhause ausziehen…“ Wirklich schade, dass in deutschen Primetime-Serien dauerhafte Frauenpaare immer noch ein Problem sind!

ARD Degeto/ Constantin Film/ Conny Klein Weniger sexy, als es aussieht: Staša (Jasmin Gerat, re.) und Brigita (Sarah Bauerett) diskutieren auch im Bett ihre Mordfälle

Am 15. Februar startet in der Hauptstadt das Filmfestival Berlinale, wo auch die Teddy Awards für die besten LGBTQ-Filme vergeben werden. Zur Wahl steht auch der lesbische Romantic Thriller Love Lies Bleeding mit Kristen Stewart und Katy O’Brian, der - wie der neue Trailer verrät - sexy, aber auch brutal wird. Weitere Perlen aus dem Programm stellen wir am Sonntag hier auf l-mag.de vor. P.S. Das Festival steht übrigens künftig unter lesbischer Leitung: Die US-Amerikanerin Tricia Tuttle wechselt im April vom Londoner Film Festival BFI nach Deutschland und wird damit die erste Frau, die allein an der Spitze der Berlinale steht.

Das Ende von Wynonna Earp (2016-2021) wurde vor allem von ihrer großen lesbischen Fangemeinde beweint, aber jetzt kehrt die Kult-Mysteryserie zurück! Der US-Streamingdienst Tubi kündigte am Donnerstag ein Special in Spielfilmlänge an. In Wynonna Earp: Vengeance werden alle vier Hauptfiguren – Wynonna (Melanie Scrofano), Doc Holliday (Tim Rozon), Waverly (Dom Provost-Chalkley) und ihre Frau Nicole (Katherine Barrell) - einige Zeit nach den Ereignissen der finalen Staffel 4 wieder gemeinsam gegen Dämonen kämpfen müssen, das Drehbuch schrieb die Serienschöpferin Emily Andras. Premiere soll Ende 2024 sein.

Waverly (l.) und Nicole haben seit ihrer Hochzeit in Staffel 4 „zu Hause ihr Ding gemacht“, während Wynonna und Doc „Abenteuer erlebten“, erklärte Emily Andras in „Vanity Fair“ die Ausgangssituation von „Wynonna Earp: Vengeance“ und kündigte eine „eine ziemlich intensive“ Herausforderung an

Alice Walkers historischer Emanzipations-Roman Die Farbe Lila läuft seit gestern als Musical-Neuverfilmung im Kino – und enttäuscht wieder einmal lesbische Hoffnungen. Nachdem Steven Spielberg in seiner Version (1985) die Lovestory zwischen Hauptfigur Celie und der Sängerin Shug verschämt ignoriert hatte, hatte der queere Drehbuchautor Marcus Gardley im Vorfeld versprochen, es besser zu machen: „Ich wollte, dass die Liebesgeschichte im Vordergrund steht. Das war das Wichtigste für Alice Walker.“ In der Umsetzung ist davon jedoch nicht viel zu sehen: Es gibt nur einen kurzen Kuss zwischen Celie (Fantasia Barrino) und Shug (Taraji P. Henson) und implizierten Sex . Für manche ist aber selbst das schon zu viel: Der homophobe Rapper Boosie empörte sich auf X, dass er wegen des lesbischen Inhalts das Kino mit seinen zwei Töchtern verlassen „musste“.

Warner Bros. Entertainment Inc./ Ser Baffo Auch in den Version von 2024 keine Postergirls für lesbische Sichtbarkeit: Celie (Fantasia Barrino, l.) und Shug (Taraji P. Henson) in „Die Farbe Lila“

Kerstin Ott („Die immer lacht“) erhielt am Donnerstag in Berlin den Deutschen Musikautor*innenpreis in der Kategorie „Komposition Schlager“. „Mit ihrer Geschichte, ihrer Authentizität und enormen Präsenz hat Kerstin Ott den Olymp des Schlagers im Sturm erobert. Ihre facettenreichen Songs sind eindringliche Plädoyers für eine tolerante und offene Gesellschaft“, urteilte die 7-köpfige-Jury (der neben Inga Humpe und Fritz Kalkbrenner auch - nun ja, die Welt ist klein - ihr Ko-Autor Thorsten Brötzmann angehören). Mit dem Preis, der seit 2009 in zwölf Kategorien vergeben wird, ehrt die GEMA verdiente Komponist:innen und Texter:innen der deutschen Musikbranche.

Kerstin Ott/ InstagramKerstin Ott (Mitte) mit ihrer Frau Karolina und ihrem Manager Holger Storm

Sie kann ja wohl alles: Schauspielerin/ Supermodel Cara Delevingne steht bald zum ersten Mal auf einer Musicalbühne: Im Londoner Playhouse Theatre spielt sie ab März für zwölf Wochen die ikonische Rolle der Sally Bowles im Musical Cabaret. Die 31-Jährige, die seit 2022 mit ihrer Freundin Minke glücklich ist (K-Word #517), hat schon einige Film- und TV-Hauptrollen gespielt (zuletzt in American Horror Story: Delicate), als Sängerin war sie bisher aber nur im Background zu hören, etwa in „Pills“ (2017) ihrer Ex St. Vincent oder in „Fetch the Bolt Cutters“ (2020) von Fiona Apple.

Playhouse Theatre London Cara Delevingne als Sally Bowles

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Weiterlesen: K-Word #544: Neues aus der Lesbenwelt

 

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