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K-Word #548: Neues aus der Lesbenwelt

„Drive-Away Dolls“ und „Gondola“: Zwei neue Lesbenfilme im Kino, „Hotel Mondial“-Fans geben nicht auf, Zoe Lister-Jones outet sich, Gianna Nannini: neue Musik und Biopic bei Netflix, Renée Rapp, Hannah Gadsby, DFB-Frauen lösen Olympia-Ticket – und mehr!

Von Karin Schupp

1.3.2024 - Endlich mal wieder ein fröhlicher Lesbenfilm, in dem die Hauptfiguren ihr Coming-out längst hinter sich haben und es nicht (nur) um Liebesquerelen geht: In der Komödie Drive-Away Dolls (Kinostart: 7. Mrz.) machen zwei lesbische Freundinnen - die frisch verlassene Aufreißerin Jamie (Margaret Quallie,  Maid) und die brave Marian (Geraldine Viswanathan, Der Sex-Pakt) - einen Roadtrip von Philadelphia nach Florida und geraten dabei durch Zufall in Besitz eines Koffers, der Kriminellen gehört. Die klemmen sich natürlich an ihre Fersen, aber da Jamie für jede Lesbenparty einen Umweg in Kauf nimmt, dauert es, bis alle Beteiligten aufeinander treffen – und der überraschende Inhalt des Koffers enthüllt wird. In Nebenrollen des vergnüglichen Roadmovies von Ethan Coen (Fargo) und seiner queeren Frau Tricia Cooke sind die lesbische Schauspielerin Beanie Feldstein (K-Word #510) als Jamies Ex, Pedro Pascal und Matt Damon zu sehen.

Universal Pictures Geraldine Viswanathan, Margaret Quallie und Beanie Feldstein (v.l.n.r.) in „Drive-Away Dolls“ (der ursprünglich übrigens „Drive-Away Dykes“ heißen sollte)

Viel zartere Töne schlägt Gondola von Veit Helmer an: In der poetischen Liebeskomödie (Kinostart: 7. Mrz.), die in den georgischen Bergen gedreht wurde, sehen sich die zwei Seilbahnschaffnerinnen Iva (Mathilde Irrmann) und Nino (Nino Soselia) alle dreißig Minuten, wenn sich ihre beiden Gondeln auf halber Strecke begegnen. Aus kollegialen Grüßen und Scherzen wird zuerst ein Flirt und dann Liebe – zum Ärger ihres griesgrämigen Chefs. Als sie sich eines Abends nach Dienstschluss in einer Kneipe treffe, wird ihre zarte Beziehung auf die Probe gestellt… Das Besondere: All das wird ganz ohne Dialoge erzählt! Mehr zu beiden Filmen erfahrt ihr im aktuellen L-MAG (hier als E-Paper) oder nächste Woche auf l-mag.de.

„Ich bin hier, ich bin queer, ich habe ein bisschen Angst, aber ich bin dabei, sie zu überwinden“: Mit diesen Worten outete sich Zoe Lister-Jones am Montag im Branchenblatt The Hollywood Reporter. Zuvor hatte sich die Schauspielerin und Regisseurin, bekannt aus der Comedyserie Life In Pieces und zuletzt in dem Kinofilm Beau Is Afraid zu sehen, bei den Independent Spirit Awards zum ersten Mal mit ihrer neuen Liebe Sammi Cohen, Regisseur:in der lesbischen Teeniekomödie Crush (Disney+), gezeigt. Lister-Jones trennte sich 2021 nach 17 Jahren Beziehung von ihrem Mann, einen ersten Hinweis auf ihre Queerness gab sie im letzten Jahr mit einem Instagram-Post zum Pride-Monat Juni.

S.Cohen/ InstagramZoe Lister-Jones (l.) und Sammi Cohen

Die lesbische Schauspielerin und Sängerin Renée Rapp (K-Word #543) war gerade in der Highschoolsatire Mean Girls zu sehen (unsere Filmkritik) und beendete kürzlich ihre ausverkaufte Tour zu ihrem Debüt-Album „Snow Album“. Bekannt wurde sie aber bereits durch ihre lesbische Rolle in der Serie The Sex Lives of College Girls (u.a. bei Amazon), wo auch ihr - zunächst bisexuelles – Coming-out seinen Anfang nahm. Dem Hollywood Reporter  verriet die 24-Jährige nun, dass sie ihren Song „I Do“, der von einer unerwiderten Liebe handelt, über ihre beste Freundin Alyah Chanelle Scott (die in der Serie ihre Mitbewohnerin Whitney spielt) schrieb: „Ich glaube nicht einmal, dass ich ihr jemals gesagt habe, dass ich ihn über sie geschrieben habe. Aber ich erinnere mich daran, wie ich dachte: ‚Ich liebe dich so sehr, und das fühlt sich so romantisch auf eine platonische Art an, aber ich verstehe nicht, wie ich es erklären soll.‘“ In dem Interview schwärmt Rapp auch von Justin Bieber: „Er war so ziemlich der einzige männliche Prominente, in den ich je verknallt war. Als ich älter wurde, merkte ich, dass ich einfach nur so sein wollte wie er“, sagte sie. „Ich bin lesbisch, aber wow, ich liebe Justin Bieber. Er erinnert mich an eine wirklich sexy Lesbe.“

Julia & Vincent Wahrlich nicht die erste Lesbe, die auf Justin Bieber steht: Renée Rapp

Die Fans von Hotel Mondial geben nicht auf: Mit mehreren Großplakaten in der ZDF-Stadt Mainz protestieren sie aktuell gegen die Absetzung ihrer geliebten Sendung nach zwei Staffeln (K-Word #540). Die ZDF-Hotelserie hatte einen recht diversen Cast und erzählte die Liebesgeschichte zwischen der lesbischen Direktorin und der Foodchefin (die aber mit einem weiteren Mitarbeiter verheiratet ist) erzählt. Die Aktion erinnert an die Billboards der Wynonna Earp-Fans, die 2019 für eine vierte Staffel der queeren Kultserie kämpften – und sie auch bekamen (plus einen Kinofilm, der gerade gedreht wird, K-Word #545). Während hier allerdings die neuen Folgen bereits beauftragt waren und nur wegen finanzieller Probleme der Produktionsfirma zunächst nicht gedreht werden konnten, sind die Hotel Mondial-Verträge wahrscheinlich längst abgewickelt. Aber auch wenn die Rettung  nicht gelingen sollte, ist die Kampagne doch eine gelungene Mahnung an das ZDF (und das Fernsehen allgemein!), mehr Vielfalt zu zeigen – und das nicht nur in ihren ans jüngere Publikum gerichteten Serien, die sie in den Mediathekenv erstecken, sondern auch in der Primetime.

Push ist da leider auch kein echter Ersatz: In der neuen ZDF-Serie über drei Hebammen in einem Berliner Krankenhaus verliebt sich zwar die Hebammenschülerin Greta (Lydia Lehmann) in ihre Oberärztin Dr. Charlotte Mohn (Katia Fellin), aber die Story läuft erst in der fünften (von zunächst nur sechs!) Folgen langsam und stockend an; in Episode 6 kommt auch ein schwangeres lesbisches Paar vor. Push steht ab heute in der ZDF-Mediathek und startet am 10. März bei ZDFneo.

ZDF/ Richard Granzin Greta (Lydia Lehmann, Mitte) und Dr. Charlotte Mohn (Katia Fellin, r.)

Geschafft: Nach der WM-Pleite 2023 lösten die deutschen Fußballfrauen am Mittwoch ihr Ticket für die Olympischen Spiele 2024! Was dem Team im Halbfinale der Nations League gegen Frankreich (1:2) noch nicht gelungen war, schaffte es im zweiten Anlauf: Im Match um Platz 3 gewann die Elf um Kapitänin Alex Popp 2:0 gegen die Niederlande, die Tore schossen Lea Schüller (K-Word #500) und Klara Bühl. Die Gruppen-Auslosung für die Sommerspiele in Paris findet am 20. März statt.

Am 5. März erscheint bei Netflix Hannah Gadsbys neues Comedy-Special. Die queere, nichtbinäre Australier:in (K-Word #505) überlässt in Gender Agenda die Bühne allerdings sieben unbekannteren Comedians, die nichtbinär, genderqueer und/ oder trans sind. Der Streamingdienst steht zwar in der Kritik, auch Comedians, die transphobe Witze verbreiten, eine Plattform zu bieten, doch Gadsby hält an der Zusammenarbeit fest und sagte dazu letztes Jahr: „Wenn du die Diskussion ändern willst, musst du immer noch Teil der Diskussion sein.“ Den Vertrag mit Netflix hatte Gadsby 2022 mit der Begründung unterschrieben, der „notorisch transphoben Branche“ etwas entgegen setzen zu wollen.

Die Teddy-Jury der Berlinale 2024 kürte das Lesbendrama All Shall Be Well aus Hongkong zum besten queeren Spielfilm (hier stellen wir die lesbischen Berlinale-Filme vor). Bei der Verleihung am letzten Freitag erinnerte sich der Regisseur Ray Yeung in seiner Dankesrede daran, wie schwer die Finanzierung des Films war: „Mir wurde gesagt, dass niemand zwei Lesben über 60 sehen wolle, die eine Beziehung haben.“ Zum besten Dokumentarfilm wurde Teaches of Peaches von Philipp Fussenegger und Judy Landkammer gekürt, das Porträt über die Musikerin Peaches startet am 9. Mai im Kino. Den Preis für den besten queeren Kurzfilm bekam Grandmamauntsistercat von Zuza Banasińska, der Spielfilm Crossing von Levan Akin bekam den Jury-Award.

Mise en Scene Filmproduction „All Shall Be Well“: Nach dem plötzlichen Tod ihrer langjähriger Lebensgefährtin muss Angie (Patra Au) auch noch befürchten, ihre Wohnung an deren Verwandte zu verlieren

Ab 5. März bei Disney+: In der Whodunit-Krimiserie Death and other Details genießen die Gäste einer reichen Fabrikantenfamilie eine Luxuskreuzfahrt, bis ein Passagier ermordet aufgefunden wird. Zum Glück ist auch Meisterdetektiv Rufus Coteworth (Mandy Patinkin) an Bord, der mit Imogene (Violett Beane), Assistentin und beste Freundin der Juniorchefin Anna (Lauren Patten), die Ermittlungen aufnimmt. Im Cast sind drei lesbische Charaktere: Neben Anna auch ihre paranoid wirkende Frau Leila (Pardis Saremi) und ihre Ex Eleanor (Karoline), Erbin des chinesischen Unternehmens, mit dem die Colliers ins Geschäft kommen wollen – da sprühen die Funken, und es geht nicht immer nur um Mord…

Disney Anna, ihre Frau Leila und ihre beste Freundin Imogene (v.l.n.r.) in „Death and other Details“

2024 wird das Jahr von Gianna Nannini (K-Word #438): Die italienische Rockmusikerin kündigte neue Musik, einen Film über ihr Leben und eine Tour an. Am 22. März kommt ihr neues Studio-Album „Sei nell‘ anima“, am 2. Mai erscheint bei Netflix das Biopic Die schöne Rebellin mit Letizia Toni in der Hauptrolle, und im November geht die 69-Jährige, die mit Frau und Tochter (13) in London lebt, auf Tour und tritt unter anderem in Zürich (25. Nov.) und München (28. Nov.) auf.

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Weiterlesen: K-Word #547: Neues aus der Lesbenwelt

 

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