K-Word #557: Neues aus der Lesbenwelt
Wieder ein TV-Frauenpaar weniger: „Navy CIS: Hawaii“ gecancelt, lesbische Sängerinnen beim Eurovision Song Contest, Gina-Lisa Lohfink liebt jetzt eine Frau, Kim Kulig, Ann-Katrin Berger, Brittney Griner über ihre Zeit im russischen Knast - und mehr!
Von Karin Schupp
3.5.2024 - Früher mussten lesbische TV-Charaktere oft sterben – heute wird gleich die ganze Serie gecancelt. Was zuletzt die Fans von Hotel Mondial erlebten (K-Word #548), kommt jetzt auch auf die Navy CIS Hawai’i-Fans zu: Die Krimiserie wird nach der 3. Staffel eingestellt – und das bedeutet auch das Ende des Frauenpaars Lucy (Yasmine Al-Bustami) und Kate (Tori Anderson). „Es fällt mir wirklich schwer, das zu verarbeiten“, reagierte Anderson enttäuscht auf TwiX und richtete sich ans Publikum: „Mein Herz bricht auch für euch. Das ist ein riesiger Verlust für die Repräsentation.“ Die letzten Folgen laufen aktuell in den USA; wann sie nach Deutschland – voraussichtlich zu Sat.1, Joyn und Paramount+ - kommen, ist noch nicht bekannt.
Nationaltorfrau Ann-Katrin Berger wechselte - noch vor Ende des Saison - nach New York und stand am Sonntag erstmals für den US-Meister Gotham FC zwischen den Pfosten. Die frühere Stammtorhüterin des FC Chelsea, mit dem sie seit 2019 vier Meisterschaften holte, spielte zuletzt kaum für den Club. Es gebe wohl „ein paar Probleme“ mit Coach Emma Hayes, deutete Bundestrainer Horst Hrubesch im März an, was die jedoch dementierte: Berger sei wegen einer Gehirnerschütterung nicht eingesetzt worden. Hayes, die ab Sommer das US-Nationalteam übernimmt, zog kürzlich den Unmut lesbischer Spielerinnen auf sich, als sie Pärchen innerhalb von Teams als „unanbgebracht“ kritisierte und danach nur ihre Wortwahl bedauerte (K-Word #551). Zu den Paaren in ihrem Kader gehörten auch Berger und deren Lebensgefährtin Jess Carter, die vorerst beim Verein bleibt.
Kim Kulig habe das Zeug zur Bundestrainerin, sagt Ex-Nationalcoach Silvia Neid in der Sportschau-Doku Vom Pechvogel zum Vorbild einer neuen Generation über die Ex-Fußballnationalspielerin – und die kann sich’s vorstellen: „Ich strebe nach dem Größten“, sagt Kulig, die seit 2023 den FC Basel trainiert (aktuell auf Platz 3 der Schweizer Women’s Super League). Der Titel der Doku bezieht sich zwar auf ihre Vorbildfunktion als Trainerin in einem Männerjob, ein Rollenmodell ist sie aber auch in Sachen lesbischer Sichtbarkeit: Auch ihre Frau Melanie Soyah ist darin ausführlich zu sehen; schon aus ihrer Hochzeit 2016 hatten die beiden kein Geheimnis gemacht (K-Word #150).
Gina-Lisa Lohfink ist offenbar mit einer Frau zusammen: Ende März postete die Reality-Darstellerin ein Foto, das die Hand ihrer Liebsten zeigte, und fügte die Worte „Real Love“ hinzu. Anhand eines Tattoos identifizierten Fans schnell die deutsch-dominikanische Rapperin La Missy (die letztes Jahr in der lesbischen Ausgabe der RTL-Show Take Me Out zu sehen war) – und die revanchierte sich ebenfalls mit einer Liebeserklärung auf Instagram: „Und plötzlich flüstert das Glück ganz leise: DU BIST DRAN ❤“. Gina-Lisa bestätigte gegenüber Bild: „Ja, es stimmt, ich bin verknallt. Es geht schon länger und es ist ein echtes Gefühl. Aber ich will meine Liebe noch ein bisschen beschützen.“ Dass Gina-Lisa bisexuell ist, hielten viele bisher für einen PR-Stunt, ihren Flirt mit Stephie Stark (Princess Charming 3) in ihrer Dokuserie Bei Gina-Lisa läuten die Hochzeitsglocken (Joyn) für allzu inszeniert. Bleibt zu hoffen, dass es für die 37-Jährige besser läuft als mit den Männern – gerade wird sie von einem Ex verklagt, der 22.000 Euro von ihr zurückfordert.
Wer am 11. Mai beim Eurovision Song Contest in Malmö auftreten will, muss erst mal eins der beiden Halbfinale überstehen (nur Deutschland und vier weitere Länder sind automatisch qualifiziert). Besonders interessant ist das 2. Halbfinale (9. Mai, 21 Uhr bei ONE), denn hier treten zwei lesbische Sängerinnen an: Für Dänemark ist Saba mit „Sand“ am Start. Die gebürtige Äthiopierin, die von dänischen Eltern adoptiert wurde, ist mit der Musicaldarstellerin Aviaya Steinø liiert. Und San Marino schickt die spanische Metalband Megara mit „11:11“ ins Rennen. Deren Sängerin Kenzy Loevett war mit der Schauspielerin Aria Bedmar (bekannt aus ihrer lesbischen Rolle in der spanischen Telenovela Acacias 38, K-Word #341) verheiratet - nach ihrer Trennung 2021 scheinen sie inzwischen wieder zusammen zu sein. Eine Chance aufs Finale scheinen Megara laut der aktuellen Wettquoten nicht zu haben, auch für Saba könnte es knapp werden.
Sind Chloë Grace Moretz und Kate Harrison verlobt? Dass die Schauspielerin (zuletzt spielte sie die Hauptrolle in der Prime-Serie Peripherie) und das Model ein Paar sind, ist kein Geheimnis, aber auf Bildern eines Disneyland-Besuchs der beiden glaubten Adleraugen jetzt, Verlobungsringe an ihren Fingern zu entdecken. Harrison (dunkle Kappe im Clip) und Ex-Kinderstar Moretz, die durch Filme wie Hugo Cabret (2011) und das Horror-Remake Carrie (2013) bekannt wurde, wurden 2018 von Paparazzi beim Knutschen geknipst (K-Word #279). Dass sie zusammen sind, bestätigten sie bisher nicht offiziell, aber Harrisons Gruß am Valentinstag 2023 wurde als „Soft Launch“ ihrer Beziehung verstanden.
Brittney Griner spricht zum ersten Mal öffentlich über ihre Zeit im russischen Knast. Der US-Basketball-Star war 2022 am Moskauer Flughafen mit 0,5 Gramm Cannabisöl im Gepäck - in ihrer Heimat legal - festgenommen und wegen Drogenschmuggels zu neun Jahren Gefängnis verurteilt worden. Nach fast zehn Monaten kam sie dank eines Gefangenenaustauschs frei (K-Word #484). „In den ersten Wochen wollte ich mir mehr als einmal das Leben nehmen“, sagte die 33-Jährige dem Sender ABC. Die Bedingungen im Gefängnis und in einer Strafkolonie schildert sie als menschenunwürdig: Die Wände seien schimmlig gewesen, ihre Matratze hatte einen riesigen Blutfleck und pro Monat bekam sie nur eine Rolle Klopapier. Sie musste Militäruniformen zuschneiden („Es ist ein Arbeitslager. Es gibt dort keine Ruhepausen.“) und schnitt wegen der eisigen Temperaturen ihre Dreadlocks ab, weil sie „einfach nass und kalt blieben“. Griner, die mit ihrer Frau Cherelle im Juli ein Kind bekommt (K-Word #555), schildert ihre Erlebnisse ausführlich in ihrem Buch „Coming Home“, das in den USA am 7. Mai erscheint.
Neu das Netflix: Das Biopic Die schöne Rebellin erzählt das Leben der italienischen Rock-Ikone Gianna Nannini und räumt erfreulicherweise auch der Liebesgeschichte mit ihrer heutigen Frau Carla viel Platz ein. Lest unsere Filmkritik auf l-mag.de - und einen deutschen Trailer gibt's jetzt auch endlich:
In dieser Woche begannen die Dreharbeiten zur dritten Staffel von And Just Like That. In den neuen Folgen des Sex and the City-Spinoffs (bei RTL+, WOW und Sky Go), in dem Miranda (Cynthia Nixon) ihr queeres Coming-out erlebte, wird ihre (inzwischen Ex-)Lover:in Che (Sara Ramírez) nicht mehr dabei sein. Die Vermutung liegt nahe, dass die umstrittene Figur (K-Word #441) nach ihrer Trennung in Staffel 2 genauso aus der Serie verschwinden muss wie die meisten Exen der Hauptcharaktere, aber Ramírez warf der Produktion vor, sie wegen ihrer heftigen Kritik an Israels Krieg im Gazastreifen auf eine „Blacklist“ gesetzt zu haben. Der Sender ließ dies unkommentiert. Neu an Bord ist die lesbische Schauspielerin Rosie O’Donnell (The L Word: Generation Q), über deren Rolle bisher nur ihr Vorname - „Mary“ - bekannt ist.
Heute erscheint Wilhelmines (K-Word #550) zweites Album, dem sie den Titel „Meere“ gab, „weil ich mich manchmal in Meeren total verloren fühle und mich damit aus meiner Komfortzone begebe”, wie die queere Sängerin im L-MAG-Interview erklärte (im aktuellen Heft – hier erhältlich). Am Sonntag hat auch ihr Duett „Vergleiche“ mit Mele Video-Premiere auf Youtube. Wilhelmine tourt im Mai (Termine), Mele könnt ihr ab Mitte Oktober live sehen (Termine).
K-Word: Jeden Freitag neu auf l-mag.de!
Weiterlesen: K-Word #556: Neues aus der Lesbenwelt
Die aktuelle Ausgabe der L-MAG erhältlich am Kiosk (Kiosk-Suche), im Abo, als e-Paper und bei Readly.
L-MAG, frei und selbstbewusst!
Wir wollen unabhängig und selbstbestimmt bleiben. Zum Jahresende wenden wir uns an unsere Leser:innen: Ihr wisst am besten, warum es uns braucht und was ihr an uns schätzt. Helft uns, damit wir uns für die Zukunft wappnen können, die in politischer wie finanzieller Hinsicht nicht einfach wird.
Gute Artikel gibt es nicht umsonst!
Vielen Dank!
Euer L-MAG-Team