K-Word #571: Neues aus der Lesbenwelt
Die Bi-„Bachelorette“ macht der Princess Konkurrenz, Marta beendet internationale Karriere, Ann-Katrin Berger, Holland Taylor & Sarah Paulson, Martina Navratilova: Mutter mit 67, C’est Karma - und mehr!
Von Karin Schupp
16.8.2024 - Die Princess ist noch nicht unter der Haube, da geht schon die Bachelorette ins Rennen, und die ist diesmal bi: Ab 26. Aug. buhlen bei RTL+ fünf Frauen und fünfzehn Männer um das Herz von Model/ Influencerin Stella Stegmann (K-Word #555), bekannt aus Too Hot To Handle, hat schon „recht früh angefangen, diese heteronormative Beziehungsform zu hinterfragen“, wie die 26-Jährige im Pressetext sagt, und sucht jemanden, der oder die das auch tut. Erschreckend sind die vielen homophoben Kommentare auf Instagram (vom genervten „Gibt‘s dafür nicht schon Charming?“ bis zum „Woker Bullshit“-Hate), während von queerer Seite kritisiert wird, dass die Kandidatinnen derart in der Unterzahl sind. Das Geschlecht sei „nicht das entscheidende Kriterium für ihre Teilnahme, sondern vielmehr ihre Persönlichkeit und ihre Kompatibilität mit der Bachelorette“, erklärte RTL dazu auf Instagram. Gut möglich, dass sich einfach nicht so viele Bewerberinnen fanden, die mit Männern konkurrieren wollten. Und von Princess Charming wissen wir ja auch, dass nicht die Liebe, sondern die lesbische Community in der Villa der Hauptgrund für die Teilnahme ist. Eine Ex-Charming-Kandidatin versucht's aber trotzdem hier noch mal: Aysun (24) war in Staffel 3 bis Folge 6 dabei.
Gut lief’s bei den Olympischen Spielen in Paris für die 199 offen queeren Sportlerinnen: 65 von ihnen, also fast ein Drittel, gewann ein Medaille (letzte Woche habe ich schon einige vorgestellt). Im Fußball freuten sich die DFB-Frauen über Bronze, wozu Torfrau Ann-Katrin Berger entscheidend beitrug: Im Spiel gegen Spanien hielt sie in der Nachspielzeit einen Elfmeter von Alexia Putellas, nachdem sie zuvor schon im Elfmeterschießen gegen Kanada zwei Schüsse gehalten und schließlich selbst zum Sieg getroffen hatte. Auch privat läuft’s für die 33-Jährige gut: Nach ihrem Wechsel zum Gotham FC in New York im April folgte ihr jetzt ihre Verlobte, die englische Nationalspielerin Jess Carter (K-Word #561), zum amtierenden US-Meister nach.
Brasiliens Fußball-Ikone Marta (K-Word #542) verabschiedete sich nach dem (verlorenen) Finale gegen die USA von der internationalen Bühne. Die 6-fache Weltfußballerin war bei rekordverdächtigen sechs Weltmeisterschaften und sechs olympischen Spielen dabei und gewann in Paris ihre dritte Silbermedaille nach Athen (2004) und Peking (2008). Angekündigt hatte die 38-Jährige ihren Rücktritt bereits im Frühjahr; dem US-Club Orlando Pride, wo auch ihre Lebensgefährtin Carrie Lawrence spielt, bleibt sie allerdings erhalten.
Obwohl das brasilianische Fußballteam mit acht lesbischen Spielerinnen nach Paris reiste – Adriana, Lauren, Lorena, Luciana, Marta, Taina, Tamires und Tarciane – heißt das nicht, dass es in ihrer Heimat keine Homofeindlichkeit gibt. Die Nationalspielerin Geyse Ferreira (die im WM-Kader 2023, aber nicht im Olympiakader war) schrieb am letzten Sonntag auf X, dass sie „zum Ziel von homophoben Angriffen“ wurde, nachdem sie ein Foto mit ihrer Freundin gepostet hatte. „Ich möchte klarstellen, dass Liebe in all ihren Formen etwas ist, das respektiert und gefeiert werden sollte, unabhängig von Geschlecht, Orientierung oder anderen Merkmalen“, schrieb die 26-Jährige, die bei Manchester United spielt. Sie werde „weiterhin authentisch und mutig mein Leben leben und teilen, in der Hoffnung, dass eines Tages jeder frei sein wird, zu lieben, wen er will, ohne Angst vor Verurteilung oder Repressalien.“ Schon Mitte Juli hatte Geyse auf X ein Pärchenfoto mit den Worten „Wir gegen den Rest der Welt“ gepostet (s. unten), das aber für viele noch nicht eindeutig genug war.
Seit fast zehn Jahren sind die Schauspielerinnen Holland Taylor und Sarah Paulson ein Paar, aber Hochzeitspläne haben sie keine. „Ich denke nicht“, sagte Taylor in der Sendung Andy Cohen Live. „Wir haben nie mit Interesse darüber gesprochen. Es scheint für uns nicht die Bedeutung zu haben, die es für viele Menschen hat.“ Die 81-Jährige sprach auch über den Altersunterschied zu ihrer Lebensgefährtin, der 32 Jahre beträgt. „Wir interessieren uns sehr für die gleichen Dinge und dennoch gibt es große Unterschiede zwischen uns”, sagte sie. „Ich meine, wir haben einen großen Generationsunterschied zwischen uns, was mir ihretwegen Sorgen bereitet, aber: was kann ich tun?“ Beide sind in diesem Jahr für einen Emmy nominiert, Taylor für The Morning Show, Paulson für ihre Gastrolle in Mr. and Mrs. Smith.
Am 20. August startet bei Sat.1 die dritte und letzte Staffel von Navy CIS Hawaii (Di, 21:15 Uhr). Die Krimiserie war dem US-Sender trotz solider Einschaltquoten zu teuer, und so nehmen wir Abschied von einem weiteren TV-Frauenpaar, Junior Agent Lucy Tara (Yasmine Al-Bustami) und FBI-Agentin Kate Whistler (Tori Anderson), deren Liebesgeschichte schon in der allerersten Folge begann. Immerhin überleben die beiden am Ende, was man nicht von allen Mitgliedern ihres Einsatzteams (und nicht allen queeren TV-Charakteren in der Vergangenheit!) behaupten kann.
Martina Navratilova (67) geht den Elton-John-Welt der Elternschaft: Sie wurde mit über 60 zum ersten Mal Mutter. Mit ihrer Frau Julia Lemigova (52) adoptierte die Tennis-Ikone zwei Söhne. „Wir sind überglücklich“, heißt es in einer knappen Pressemitteilung. Das Paar ist seit zehn Jahren verheiratet, Lemigova brachte zwei mittlerweile erwachsene Töchter mit in die Ehe. Navratilova hatte das Thema Anfang 2023, als sie gerade zwei Krebserkrankungen hinter sich hatte, eigentlich ad acta gelegt: „Das war eine Zeitlang ein netter Gedanke“, sagte sie damals. „Aber ich bin wirklich nicht mehr die Jüngste und möchte nicht die Großmutter auf dem Spielplatz sein.“ (K-Word #499). Ihre Frau, die zum Cast von The Real Housewives of Miami gehört, äußerte sich schon damals weniger entschieden: In der Reunion-Show zu Staffel 5 sagte sie, dass sie die Adoptionspläne (die in der Sendung Thema waren) während Navratilovas Genesung „auf Eis legen.“
In Folge 7 von Princess Charming flirten sich Christine und Katharina gekonnt ins Blickfeld von Princess Lea. Es fallen Küsse, das Pärchendrama zwischen Marlen und Inci findet ein Ende, und es hätte sich fast wie eine normale Charming-Folge anfühlen können – wenn nicht Maike doch noch einen Grund gefunden hätte, der ihrem Happy End im Weg stehen könnte. Lest hier unseren Folgen-Rückblick und Incis Sicht der Dinge könnt ihr in ihren Interviews auf Youtube – hier und hier - hören. Wer sich Sorgen macht, ob Lea überhaupt noch genug Zeit hat, die wirkliche und wahrhaftige Liebe zu finden: Immerhin kriegt sie ein bisschen mehr dafür Zeit als bisher üblich: Das Finale findet erst in der 10. Episode statt, eine Wiedersehensshow gibt's dafür leider nicht.
„I wanna be a superstar“, singt C’est Karma in ihrer neuen Single „Handlebar“, einem „Statement an die Welt, allen Widrigkeiten zum Trotz“, wie die queere Indiepop-Musikerin aus Luxemburg im Pressetext zitiert wird. „Ich sage es laut und deutlich und nehme mein Schicksal selbst in die Hand, anstatt nur darauf zu warten und zu hoffen, dass es eines Tages von selbst passiert.“ Am 13. September veröffentlicht die 22-Jährige ihr Debütalbum „how to peel an orange“, im Herbst tritt sie in Hamburg (20. Sept.) und Berlin (24. Okt.) auf.
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