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K-Word #579: Neues aus der Lesbenwelt

Billie Eilish will nie mehr über ihre Sexualität sprechen, „Bachelorette“-Männer schießen sich auf Kandidatinnen ein, queere Oper: Eklat in Stuttgart, Lesben in „Hacks“ (Foto) und „Agatha All Along“, deutsche Version der Serie „Euphoria“ – und mehr!

Max Fulminanter Gastauftritt in „Hacks“: Christina Hendricks (l.) als erzkonservative Schranklesbe, die mit Hannah Einbinder im Bett landet

Von Karin Schupp

11.10.2024 - Schade eigentlich: „Ich werde nie wieder über meine Sexualität sprechen. Und ich werde nie wieder darüber reden, mit wem ich zusammen bin“, sagte Billie Eilish der Vogue. In dem Interview bedauerte die US-Sängerin ihre frühere Offenheit zu diesem Thema: „Ich wünschte, niemand wüsste etwas über meine Sexualität oder über mein Dating-Leben. Niemals, niemals, niemals.“ Die 22-Jährige hatte vor einem knappen Jahr in Variety verraten, dass sie sich „körperlich zu Frauen hingezogen“ fühle. Danach beschwerte sie sich aber darüber, von der Zeitschrift „geoutet“ worden zu sein (K-Word #536). Zuetzt sprache sie im Frühjahr im Rolling Stone über ihr Coming-out (K-Word #556): „Ich war schon mein Leben lang in Mädchen verliebt, aber ich habe es einfach nicht verstanden - bis mir letztes Jahr klar wurde, dass ich mein Gesicht in einer Vagina sehen wollte.“ Was ihre politische Präferenz angeht, hält sich Billie aber nicht zurück: In einem Clip ruft sie mit ihrem Bruder Finneas zur Wahl von Kamala Harris auf:

In den USA war die HBO-Jugendserie Euphoria ein großer Erfolg - jetzt kommt die deutsche Version des ursprünglich aus Israel stammenden Stoffs. In Euphorie kehrt Hauptfigur Mila (Derya Akyol) nach einem Psychiatrieaufenthalt in ihre Schule zurück, ihr Love Interest ist – anders als in der US-Ausgabe – keine trans Mitschülerin, sondern ihre Klinikbekanntschaft Ali (Sira-Anna Faal). Akyol ist eine erfolgreiche Synchronsprecherin – sie spricht zum Beispiel die lesbische Tara in Heartstopper -, Faal spielte in der funk-Serie Druck eine lesbische Rolle. Die acht Folgen, die derzeit in Köln und dem Ruhrgebiet gedreht werden, laufen 2025 bei RTL+.

Zeitsprung/ Nirén Mahajan Ali (Sira-Anna Faal, 4.v.l.) und Mila (Derya Akyol, vor ihr sitzend) und ihre Freund:innen in „Euphorie“

An der Staatsoper Stuttgart sorgte die queere Opern-Performance Sancta von Florentina Holzinger für Jubel – und einen Eklat: In den ersten zwei Vorstellungen wurde (trotz Altersfreigabe ab 18 Jahren und Trigger-Warnungen) 18 Gästen im Publikum schlecht, in drei Fällen musste ein Arzt geholt werden. In ihrer freizügigen, mitunter auch blutigen und trashigen Inszenierung bringt die österreichische Aktionskünstlerin „mit aufreizender Deutlichkeit lesbische Liebesszenen auf die Bühne, zieht christliche Rituale ins Lächerliche und prangert die sexuelle Unterdrückung der Frau an“, wie es in Medienberichten heißt. Inspiriert wurde Holzinger von Paul Hindemiths Einakter „Sancta Susanne“ (1921), den er wegen des „gotteslästerlichen Texts“ nicht in Stuttgart uraufführen durfte. Das Stück des Mecklenburgischen Staatstheaters war auch schon in Schwerin und Wien zu sehen - ohne Erste-Hilfe-Einsätze. In Stuttgart sind die weiteren fünf Vorstellungen ausverkauft, am 16./17. November kommt Sancta an die Berliner Volksbühne.

Nicola Marianna Wytyczak Eine der harmlosen Szenen aus der queeren Opern-Performance „Sancta“ von Florentina Holzinger

Ab 15. Okt. läuft endlich die dritte Staffel der preisgekrönten Comedyserie Hacks bei RTL+. Zuletzt hatten sich die Wege von Comedy-Diva Deborah (Jean Smart) und ihrer bisexuellen Gag-Autorin Ava (Hannah Einbinder, K-Word #568) getrennt, aber das Odd Couple findet wieder zusammen, als Deborah sich für die Moderation einer Late Night-Show ins Spiel bringt. Avas On-Off-Beziehung Ruby (Lorenza Izzo) ist auch wieder dabei, die wahren queeren Highlights sind aber die Gastauftritte von Helen Hunt als bisexuelle Senderchefin und – in Folge 6 - Christina Hendricks als erzkonservative Schranklesbe mit kinky sexuellen Vorlieben.

Den Trailer gibt's leider nur in der englischen Originalversion.

Maren Kroymann bleibt die meistgeehrte Lesbe Deutschlands: Nach dem Bundesverdienstkreuz und etlichen Fernseh- und Comedypreisen bekam die Schauspielerin, Sängerin und LGBTQ-Aktivistin, die im Juli ihren 75. Geburtstag feierte (K-Word #568), letzte Woche auch den Verdienstorden der Stadt Berlin.

Die queere Oscar-Gewinnerin Ariana DeBose (K-Word #449) spielt in dem Horrorfilm House of Spoils (neu bei Amazon Prime Video) eine Köchin, die butchig-lesbisch konnotiert ist, ohne dass das jedoch in der Handlung aufgegriffen wird. Die Schauspielerin sieht das positiv: Die „androgyne Energie“ ihrer Figur gefalle ihr, sagte sie der Webseite Queer. „Und ich mochte auch, dass ihr Auftreten oder ihre Sexualität in der Geschichte des Films kein bisschen im Vordergrund stehen. So etwas sieht man viel zu selten in Filmen, in denen nicht eine weiße, heterosexuelle Person im Zentrum steht.“ In House of Spoils eröffnet sie auf einem einsamen Anwesen ihr erstes Restaurant - ein ohnehin schwieriges Unterfangen. Als aber der Geist der früheren Besitzerin beginnt, sie zu peinigen, verblassen schnell die anderen Hürden, wie etwa das Unvermögen ihrer Sous-Chefin (Barbie Ferreira, die übrigens ebenfalls queer ist)…

Amazon MGM Nur Grusel, keine Lovestory: Die queeren Schauspielerinnen Ariana DeBose (l.) und Barbie Ferreira in „House of Spoils“

In der letzten Folge der Bi-Bachelorette küsste Stella zum ersten Mal eine weibliche Kandidatin: Leila. Aysun ging freiwillig - und die restlichen Frauen wünschten sich wohl endgültig, lieber zu Princess Charming gegangen zu sein, denn die Männer begannen, sich auf sie einzuschießen: Beim Spiel um ein Einzeldate kickte Jan, unterstützt von Devin und Martin, Emma aus dem Rennen, weil - so erklärte er das Stella - die nicht zu ihr passen würde und es auch nicht wirklich ernst mit ihr meine (später leugnete er diese Aussage schlichtweg). Und Martin, Jan, Eric und Ferry machten Luna den guten alten „Drama-für-Sendezeit“-Vorwurf, weil sie bei Aysuns Auszug Tränen vergoss. In Folge 9 (Mo, RTL+) explodiert der Konflikt dann so richtig, außerdem muss in der Nacht der Rosen (endlich gibt's mal wieder eine!) auch eine Frau gehen - und eine andere darf beim Einzeldate Stella küssen.

RTL Schöner Moment ohne Männer: Luna (l.) mit Stella in „Die Bachelorette“

Das überrascht nicht: Bachelorette-Kandidatin Aysun, die auch Princess Charming-Erfahrung hat (Staffel 3), erzählte im Interview mit Youtuber Nico, dass es ihr in der lesbischen Datingshow „zu 100%“ besser gefiel. „Ich hatte nie einen Unwohlfühlmoment bei Princess Charming, bei der Bachelorette fast jeden Tag“, sagte die Mannheimerin. Wegen diskriminierender Sprache und Themen der Männer habe sie sich „die ganze Zeit innerlich schlecht gefühlt“ – vieles sei da gar nicht gezeigt worden. Gut weg kam bei ihr nur Kandidat Ferry, mit dem sie sich nach ihrem Krach in Folge 7 wieder versöhnt habe.

RTL Aysun (r., mit Leila): „Ich hatte nie einen Unwohlfühlmoment bei ‚Princess Charming‘, bei der ‚Bachelorette‘ fast jeden Tag.“

Die Youtuberinnen Annikazion (lesbisch) und Silvi Carlsson (bi), bekannt für ihre Reaction-Videos zu Princess Charming und anderen Datingshows, haben sich zusammengetan: Auf dem Youtube-Kanal von Amazon Prime präsentieren sie künftig gemeinsam alle 14 Tage den Video-Podcast Fanbedienung  (zunächst 8 Folgen), in dem es offenbar um Fans, Filme und Serien (vermutlich vorzugsweise bei Amazon Prime) gehen wird.

Da freuten sich die lesbischen Fans der Hexenserie Agatha All Along (Disney+) und die Homophoben hatten wieder was zu hassen: In Folge 4 bestätigte sich die Ahnung vieler, dass Haupthexe Agatha Harkness (Kathryn Hahn) and Hexenkollegin Rio Vidal (Aubrey Plaza) Ex-Loverinnen sind. Beinahe kam es auch zu einem Kuss - und jetzt kam auch die Hoffnung auf eine Sexszene auf, denn ein Adlerauge entdeckte, dass auf der Filmwebseite IMDb für die Folgen 6 und 8 eine Intimitätskoordinatorin gelistet ist...

In ihrem Song „Gorgeous Girls“ feiert die queere Kölner Indie-Band Privacy Please “Weiblichkeit in all ihren Facetten – die Schönheit der queeren Liebe und unsere Erfahrungen als lesbische Frauen“, wie sie uns schrieben. „Dieser Song ist eine Hommage an all die starken, wunderschönen Frauen, die unser Leben prägen.“

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Weiterlesen: K-Word #578: Neues aus der Lesbenwelt

 

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