K-Word #583: Neues aus der Lesbenwelt
Chloë Grace Moretz outet sich als lesbisch, Fazit zur Bi-„Bachelorette“, Aubrey Plaza in queerer Rolle, lesbische Hymne von Chappell Roan, Jamie Lee Curtis, Lara Hulo - und mehr!
Von Karin Schupp
8.11.2024 - Die US-Schauspielerin Chloë Grace Moretz (zuletzt in der Hauptrolle der Amazon-Serie The Peripheral zu sehen) konnte mit ihrem Wahlaufruf für Kamala Harris der Kandidatin zwar nicht zum Sieg verhelfen, nutzte ihren Instagram-Post aber wenigstens, um ihr öffentliches Coming-out zu feiern. „Als lesbische Frau glaube ich an die Notwendigkeit eines rechtlichen Schutzes für die LGBTQ+-Community“, schrieb sie dort. Dass der Ex-Kinderstar mit dem Model Kate Harrison liiert ist, war schon länger ein offenes Geheimnis (K-Word #557), aber die 27-Jährige hatte zuvor nie über ihre sexuelle Identität gesprochen. Demnächst ist Moretz nebenMichelle Pfeiffer in der Weihnachtskomödie Oh. What. Fun (Amazon Prime) zu sehen.
Nach Billie Eilishs „Lunch“ und Ebows „lesbisch“ bewirbt sich jetzt auch Chappell Roan (K-Word #575) um den Pokal für die lesbische Hymne des Jahres. In der Comedyshow Saturday Night Live stellte der lesbische Shootingstar ihre neue Single „The Giver“, vor. „I get the job done“, singt sie im Refrain des Countrysongs und meint damit, dass sie eine Frau sogar blind besser sexuell befriedigen kann als jeder Mann: „And other boys may need a map/ But I can close my eyes/ And have you wrapped around my fingers like that“. Denn schließlich gilt: „Well, only a woman knows how to treat a woman right.”
Neu bei Amazon Prime Video: In My Old Ass begegnet Elliott, gespielt von der queeren Schauspielerin Maisy Stella (K-Word #578), während eines Mushroom-Trips ihrem zwanzig Jahre älteren Ich. Old Elliott (Aubrey Plaza) gibt ihr nur wenige Ratschläge, warnt sie aber eindringlich davor, sich in einen Typen namens Chad zu verlieben. Kein Problem, denkt Elliott, die sich als lesbisch identifiziert. Aber es kommt natürlich anders… Auch wenn Sexualität für viele Menschen fließend ist und Old Elliott in einem Halbsatz erwähnt, eine Freundin zu haben: Die ansonsten unterhaltsame Komödie bedient leider doch das Klischee, dass „nur der richtige Mann“ kommen muss. Schade - da muss wohl die Fanfiction ran.
Die Bi-Bachelorette (RTL+) endete hetero: Im Finale standen Devin und Ferry und Stella entschied sich für ersteren (die Beziehung hielt nicht lange, wie sie im RTL-Podcast Aftershow verrieten, aber sie „daten“ mittlerweile wieder - „ohne Druck“). Mein Fazit: Mit 15 - überwiegend genretypisch gecasteten und in queeren Fragen völlig ahnungslosen - Männern und nur fünf (vermutlich mit Ach und Krach zusammengekratzten) Frauen konnte die Sendung nicht funktionieren – zumal Aysun (K-Word #579) und Leila (K-Word #582) auch noch freiwillig gingen. Die Kandidatinnen waren von Anfang in der Defensive, mussten Machoverhalten à la Martin und Jan ertragen und waren auch noch zu LGBTQ-Aufklärungslektionen verdonnert. Dafür muss man an keiner Datingshow teilnehmen: so etwas haben wir jeden Tag. Wenn es das Format noch einmal geben sollte, dann nur, wenn besser - und nicht auf Geschlechterkampf angelegt - gecastet wird und zahlenmäßige Ausgeglichenheit herrscht. Andernfalls wird es sich ohnehin von alleine erledigen – schließlich winkt ja auch eine neue Staffel von Princess Charming (K-Word #582).
Preise, die die Welt nicht braucht: Am 7. Dezember werden bei RTL+ die „Reality Awards“ vergeben. Nominiert sind – Zufälle gibt’s - fast nur Formate der RTL-Gruppe, und wer für lesbische Sichtbarkeit sorgen will, kann für Princess Charming abstimmen: Die vierte Staffel steht als „Beliebteste Reality des Jahres“ zur Wahl, das Kandidatinnenpaar Seleya & Lucia (Recap Folge 4) in der Kategorie „Sexytime des Jahres“: die beiden waren die ersten, die in einer Datingshow lesbischen Sex vor der Kamera (aber unter einer Decke) hatten. Außerdem ist das Ex-Paar Gina Beckmann und Emily Katarzyna aus Prominent getrennt 2024 (K-Word #556) für den zweifelhaften Award „Beef des Jahres“ nominiert. Wer ein RTL+-Konto hat, kann hier voten.
Oscar-Gewinnerin Jamie Lee Curtis (K-Word #556), die eine trans Tochter hat, postete nach Donalds Trumps Wahl zum Präsidenten eine Instagram-Kachel mit den Worten: „I will say gay and I will protect trans kids“ und erklärte in einem zweiten Post: „Es bedeutet eine sichere Rückkehr zu einer restriktiveren, vielleicht auch drakonisches Zeit. Viele fürchten, dass ihre Rechte behindert und verweigert werden. Viele Minderheiten und junge Menschen werden Angst haben. Homosexuelle und trans Menschen werden noch mehr Angst haben. Wir wissen, dass es für viele Frauen nun schwierig sein wird, die reproduktive Gesundheitsfürsorge zu erhalten, die sie brauchen und verdienen. Für all diese Menschen wird es Menschen geben, die ihnen helfen werden. Mich eingeschlossen.“
Die Queerfilmnacht zeigt im November in 40 deutschen und vier österreichischen Städten (Orte/ Termine) Close to You, Elliot Pages ersten Kinofilm seit seinem trans Coming-out 2020. Der Oscar-nominierte Schauspieler (Juno) spielt Sam, der nach vier Jahren und erstmals seit seiner Transition seine Familie besucht - ein Spannungsfeld, das sich durch mehr als nur Sams trans Identität aufgeladen hat. Entspannter ist die Begegnung mit seiner alten Highschool-Freundin Katherine, gespielt von der gehörlosen Schauspielerin Hillary Baack: Hier köcheln damals unterdrückte Gefühle füreinander wieder hoch. Ein romantisches Feuerwerk solltet ihr aber nicht erwarten, der Film ist insgesamt sehr ruhig, es wird viel geweint und durch die überwiegend improvisierten Dialoge määandert die Handlung manchmal ein bisschen herum. Für Page, der mit dem Regisseur Dominic Savage auch Ko-Autor und Ko-Produzent ist, war der Film jedoch „ein Höhepunkt meiner Karriere“, wie er sagte. „Ich bin dankbar, dass ich Teil seiner Arbeit sein durfte, und hoffe, dass ich es wieder tun kann.“
Deutliche Worte: Lara Hulo (K-Word #577) singt in ihrem neuen Song „Fick sie doch“ über eine Situation, die wir alle kennen: Das verzweifelte Festklammern an einer kaputten Beziehung in dem Wissen, dass man sie längst loslassen müsste...
„Lesbian Electroclash“ heißt der neue Song von Migati, dem Solo-Projekt des queeren Allroundkünstlers Michael Gaschler, der von Hamburg aus ein Electroclash-Revival starten will. Dazu gibt’s ein sehenswertes Video - oder besser - einen Kurzfilm, der auch ein schwules Statement zur fehlenden lesbischen Sichtbarkeit enthält.
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