K-Word #616: Neues aus der Lesbenwelt
Daria Kasatkina in Wimbledon, Lea Schüller bestätigt Beziehung mit Nationalspielerin, Renee Rapp, royales Coming-out in Norwegen, dreifache Olympiasiegerin outet sich, neue ZDF-Serie mit zwei lesbischen Hauptfiguren, Filmtipps – und mehr!
Von Karin Schupp
4.7.2025 - Beim Tennisturnier in Wimbledon, das am Montag begann, möchte Daria Kasatkina wieder zurück in die Top 10 der Weltrangliste (derzeit steht sie auf Platz 18). Die gebürtige Russin, die inzwischen für Australien antritt (K-Word #603), erreichte die dritte Runde. Aber so viel Zeit muss sein: Gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin Natalia Zabiiako (seit Anfang Juni sind sie verlobt) machte sie ein Selfie mit Lesbenikone Cate Blanchett. Kasatkina ist die einzige offen lesbische Einzelspielerin im Turnier, nachdem die Belgierin Greet Minnen (K-Word #522) verletzt absagen musste. Im Doppel erreichte die Niederländerin Demi Schuurs (K-Word #593) gerade die zweite Runde.
Die Fußball-EM läuft auf Hochtouren, und auch wer sich nicht so für Fußball interessiert, kann doch zumindest Lesben gucken: In 15 der 16 Teams sind insgesamt (derzeit) 77 offen lesbische, bisexuelle und queere Spielerinnen - hier stellen wir sie vor (der Beitrag bekommt auf Instagram übrigens viel Hate von Männern - ein Dank geht raus an alle Leser:innen, die dagegenhalten!).
Zu den sieben EM-Paaren von letzter Woche kommen noch zwei weitere: Die Italienerinnen Giada Greggi und Rachele Baldi gehörten schon zu den Spielerinnen-Paaren der WM 2023. Und Lea Schüller bestätigte kurz vor Turnierstart gegenüber Bild das Gerücht (K-Word #613), dass sie schon seit einigen Monaten mit Martina Piemonte (Lazio Rom), ebenfalls im italienischen Kader, zusammen ist. Die beiden, die vor dem Turnier gemeinsam auf Ibiza urlaubten, könnten frühestens im Halbfinale auf dem Platz aufeinander treffen.
Auch Tinder springt auf den Zug auf und wirbt mit der niederländischen Nationalspielerin Kerstin Casparij (Manchester City) und ihrer Freundin Ruth, die sich dank ihrer Dating-App kennen lernten:
„Happy Pride von einer bisexuellen Person“: So outete sich Maud Angelica Behn (22), Enkelin von Norwegens König Harald V., auf Instagram zu Fotos vom Oslo Pride. Die Unterstützung ihrer Mutter Märtha Louise, die ebenfalls auf dem CSD war, hat sie: „Liebe ist Liebe. Happy Pride“, kommentierte die Prinzessin darunter und lobte in einem eigenen Post den Mut all derer, „die ihre Wahrheit leben“, denn: „Liebe ist nicht dazu da, versteckt zu werden.“ Die Nummer vier in der norwegischen Thronfolge ist in zweiter Ehe mit dem „Schamanen“ Durek Verrett verheiratet, der ebenfalls offen bi ist. Ihre älteste Tochter, die selbst keinen Adelstitel trägt (in Norwegen ist das kein Automatismus), ist Schriftstellerin, Künstlerin und trat auch schon mal in der norwegischen Version von The Masked Singer auf.
Dieses Coming-out war schon im April: Die tschechische Eisschnellläuferin Martina Sáblíková, machte auf Instagram öffentlich, dass sie und ihre Eislauf-Kollegin Nikola Zdráhalová seit zwölf Jahren ein Paar sind. Dem Text der dreifachen Olympiasiegerin und 21-fachen Weltmeisterin ist zu entnehmen, dass mit ihrem Schritt einem Outing zuvorkam: Ihr Privatleben sei ihr wichtig, schreibt sie, „aber in letzter Zeit haben einige Leute versucht, in meinem Namen zu sprechen, und das ist mir ein bisschen zu viel.“ (Das Beispiel zeigt, wie wichtig es immer noch ist, zwischen den Begriffen „Coming-out“ und „Outing“ zu unterscheiden – lest hier mehr darüber).
In der Queerfilmnacht Juli (in knapp 50 Städten in Deutschland und Österreich: Orte/ Termine): Drama Queens ist ein französisches Popmusical über zwei junge Frauen, die sich bei einer Castingshow kennen lernen und verlieben: Die eine, Punk-Rebellin Billie (Gio Ventura), fliegt aus der Show, die andere, Mimi (Louiza Aura), wird als Popstar aufgebaut und landet tatsächlich einen Welthit. Und auch Billie feiert plötzlich Erfolge. Schaffen es die beiden, dass ihre - heimliche - Beziehung nicht auf der Strecke bleibt? Der in den 2000er Jahren spielende Film läuft ab 7. August auch regulär im Kino. Lest nächste Woche unsere Filmkritik auf l-mag.de.
Noch eine letzten von vielen Fußballerinnen-Hochzeiten im Juni (K-Word #613, #614): In Kalifornien heiratete die US-Nationalspielerin Tierna Davidson (Gotham FC) ihre langjährige Freundin Alison (K-Word #499).
Kaum zu glauben, aber wahr: Das ZDF dreht tatsächlich eine Serie mit gleich zwei lesbischen Hauptfiguren! In Bust up (Arbeitstitel), einer Koproduktion mit Sky New Zealand, treffen sich die Polizistinnen Deb (Morgana O’Reilly) und Mihi (Roimata Fox) zehn Jahre nach dem Ende ihrer Liebesbeziehung wieder – als Kolleginnen in einem Provinz-Revier. Zusammenareiten mit der Ex? Begeistert sind sie nicht, aber natürlich entpuppen sie sich als unschlagbares Team! Die Dreharbeiten enden im Juli, der Sendetermin steht noch nicht fest.

Seit 3. Juli im Kino: Hot Milk ist ein Mutter-Tochter-Drama mit der lesbischen Schauspielerin Fiona Shaw (Killing Eve) und Emma Mackey (Sex Education), die eine heiße Affäre mit Vicky Krieps (Das Boot) beginnt – „ein wütendes Sommermärchen“ titelte unsere Rezensentin in der L-MAG-Filmkritik.
Neu beim Streamingkanal ARD Plus: Der norwegische Film Thelma ist eine Mischung aus Coming-out-Story und Mystery-Thriller. Die schüchterne Thelma (Eili Harboe) verlässt ihr streng religiöses Elternhaus auf dem Land, um in Oslo zu studieren. Als sie sich dort in ihre Kommilitonin Anja (Kaya Wilkins) verliebt, neue Freiheiten und das Partyleben entdeckt, erleidet sie plötzlich epilepsieartige Anfälle und scheint merkwürdige Dinge um sie herum auszulösen… (L-MAG-Filmkritik)
In ihrem neuen Song „Mad“ versteht Renee Rapp einfach nicht, wieso ihre Liebste so dauergenervt ist – verschwendete Zeit, die man doch besser im Bett verbringen könnte: „We could have been having sex / You could have been gettin’ head.” Alexandra Shipp (X-Men: Apocalypse, Love, Simon), selbst queer, spielt im Video ihre übelgelaunte Loverin und sagte im Interview, dass diese Rolle zwar nicht auf ihrer „Bingokarte für 2025“ stand, sie und Rapp aber „definitiv ein sehr heißes Power-Paar abgeben.“ „Mad“ gehört zu unseren 10 lesbischen Lieblings-Musikvideos im 1. Halbjahr 2025, die wir am Sonntag hier auf l-mag.de vorstellen.
Doku-Tipp zur Euro: Mädchen können kein Fußball spielen (ARD, 4. Juli nach dem Gruppenspiel GER-POL und ARD-Mediathek) erzählt von einer Zeit, in der Frauen noch nicht offiziell kicken durften – und wir reden hier nicht vom Mittelalter: Bis 1970 verbot es der DFB (in der DDR war’s nicht verboten, wurde aber auch nicht gefördert), erst 1982 gab’s das erste vom DFB anerkannte Länderspiel. Zu Wort kommen viele Fußball-Pionierinnen wie Anne Trabant-Haarbach und Bärbel Wohlleben (die 1974 als erste Frau ein „Tor des Monats“ der ARD-Sportschau erzielte), aber auch aktuelle Spielerinnen wie Svenja Huth, Lina Magull und Giulia Gwinn – unbedingt anschauen!
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