K-Word #619: Neues aus der Lesbenwelt
„Princess Charming“: Premierenevent mit drei Princesses, Fußball-EM: Jess Carter prangert Rassismus an, Sara Doorsoun geht in die USA, Ellen DeGeneres: Auswanderung wegen Trump, wie queer ist Julia Roberts‘ neuer Film? Und mehr!

Von Karin Schupp
25.7.2025 - Zum Start der fünften Staffel von Princess Charming schenkte RTL+ seiner lesbischen Datingshow erstmals ein Premieren-Event: In einem Berliner Kino gab's am Dienstag ein exklusives Screening der ersten Folge. Man sieht: Der Streamingdienst setzt voll auf seine Influencerinnen-Princess Nessi, die „nicht für Reichweite oder zum Spaß“ mitmachte, wie sie betonte, sondern um sich „wirklich zu verlieben.“ Und da sie vor der Show nur ihre Ex-Frau Ina gedatet hatte, bestand auch keine Gefahr, dass sie auf eine Ex trifft, wie es in Staffel 4 passierte. Speaking of: Auch Nessis direkte Vorgängerin Lea war da, ebenso Staffel 3-Princess Madleen und - neben dem vollständig erschienenen aktuellen Cast - auch zahlreiche Ex-Kandidat:innen wie Maike und Marlene (Staffel 4), Stephie und Aileena (Staffel 3), Lou und Bine (Staffel 1). Episode 1 steht bereits bei RTL+ online (es gibt keine Ausstrahlung im Fernsehen!), und auf l-mag.de findet ihr wie immer unsere beliebten Folgen-Recaps - hier geht’s zum Rückblick auf Folge 1 - und sonstigen Princess Charming-Klatsch.

Nach dem EM-Viertelfinale prangerte die englische Nationalspielerin Jess Carter rassistische Angriffe auf ihre Person an. „Auch wenn ich finde, dass jeder Fan das Recht auf eine Meinung zu Leistung und Ergebnis hat, halte ich es nicht für richtig oder akzeptabel, jemanden wegen seines Aussehens oder seiner Herkunft anzugreifen“, schrieb die Schwarze Spielerin auf Instagram und erklärte, sich aus den Sozialen Medien zurückzuziehen. Ihr Team und Nationalcoach Sarina Wiegmann („Lächerlich und ekelhaft.“) solidarisierten sich mit der Verteidigerin, aus anderen Teams war leider nichts zu hören. Da Deutschland im Halbfinale ausschied, spielt Carter im Finale am Sonntag gegen Spanien und nicht gegen das Team ihrer Verlobten Ann-Katrin Berger (lest hier, welche weiteren Finalistinnen lesbisch/ queer sind). Aber die DFB-Heldin wird ihr von den Publikumsrängen die Daumen drücken.

Überraschung: Auch Sara Doorsoun wechselt in die USA und erfüllt sich damit einen „Traum, von dem ich spreche, seit ich 14 Jahre alt bin“, wie sie in einer Pressemitteilung von Eintracht Frankfurt sagte. Den Bundesligisten verlässt sie nach dreieinhalb Jahren Richtung Los Angeles und unterschrieb beim Angel City FC. Im Team von Ex-Bayern-Trainer Alexander Straus sind auch die lesbischen Spielerinnen Christen Press (K-Word #618), Ex-Nationalspielerin der USA, und die australische „Matilda“ Alanna Kennedy. Sara Doorsoun, die sich 2022 geoutet hat, war leider nicht im deutschen EM-Kader und trat vor dem Turnier als Nationalspielerin zurück (K-Word #613).

Ellen DeGeneres bestätigte erstmals, dass sie und ihre Frau Portia de Rossi wegen Trump nach England ausgewandert sind. Das Ehepaar, das kurz vor dessen Wiederwahl in die Region Cotswolds zog (K-Word #585), wollte ursprünglich dort nur drei, vier Monate überwintern, aber: „Wir kamen am Tag vor der Wahl hier an und wachten mit vielen Textnachrichten unserer Freunde mit weinenden Emojis auf“, sagte die Ex-Moderatorin am Sonntag bei einem Auftritt in Cheltenham. „Da sagten wir uns: ‚Wir bleiben hier.‘“ In dem Talk sprach die 67-Jährige auch darüber, dass sie erwägen, in ihrer neuen Heimat noch einmal zu heiraten. „Die Baptistenkirche in Amerika versucht, die Homo-Ehe rückgängig zu machen“, sagte sie und meint deren - von bisher neun Bundesstaaten unterstützte - Initiative, gegen die Ehe für alle zu klagen. „Wenn sie das tun, heiraten wir hier.“ In der letzten Woche unterstützte Ellen bereits ihre ebenfalls ausgewanderte lesbische Kollegin Rosie O’Donnell, der Trump eine Ausbürgerung angedroht hatte.

Einen ersten Blick auf Sydney Sweeney (Euphoria, White Lotus) als lesbische Boxerin Christy Martin hat das kanadische Filmfestival TIFF veröffentlicht: Dort feiert Christy im September Weltpremiere. Die Schauspielerin, die kaum wiederzuerkennen ist, hat für die Rolle knapp 14 Kilo zugenommen. Martin, die bekannteste und erfolgreichste Boxerin der USA, unterdrückte während ihrer Karriere (1989-2012) ihre lesbische Identität und heiratete ihren Trainer. Der versuchte sie umzubringen, als sie ihn für ihre wiedergefundene Highschool-Liebe Sherry verlassen wollte. Heute ist Martin mit ihrer früheren Box-Konkurrentin Lisa Holeywine verheiratet, die im Film von Katy O’Brian (Love Lies Bleeding, L-MAG-Interview) gespielt wird. Einen deutschen Starttermin gibt's noch nicht.
#TIFF50 World Premiere:
— TIFF (@TIFF_NET) July 21, 2025
CHRISTY
dir. David Michôd pic.twitter.com/oNphwy3Z3P
Der neue Film von Julia Roberts und der queeren Schauspielerin Ayo Edebiri (K-Word #618) könnte einen queeren Twist haben. In After the Hunt (Kinostart: 16. Okt.) gerät eine College-Professorin (Roberts) in einen Konflikt, als ihre Starstudentin (Edebiri) ihren Kollegen (Andrew Garfield) beschuldigt, „eine Grenze überschritten“ zu haben. Der letzte Woche erschienene Trailer deutet an, dass zwischen den beiden Frauen ein bisschen mehr als Freundschaft (gewesen) sein könnte. Zumindest sagt Roberts an einer Stelle: „Ich weiß, dass du Gefühle für mich hast.“ Das MeToo-Drama stammt von Luca Guadagnino (bekannt für die schwulen Filme Call Me By Your Name und Queer), der im Podcast WTF allerdings sagte: „Es ist kein Film über Sexualität oder Liebe. Es ist ein Film, der genau den Nerv der heutigen Zeit trifft.“
True Crime: Netflix widmet sich in Amy Bradley ist spurlos verschwunden einem rätselhaften Vermisstenfall aus den USA: Die 23-Jährige verschwand 1998 auf rätselhafte Weise von einem Kreuzfahrtschiff, auf dem sie mit ihrer Familie Urlaub gemacht hatte. Seitdem gab es aber immer wieder Hinweise darauf, dass sie noch am Leben ist. Die Story wurde im US-Fernsehen und Podcasts immer wieder thematisiert, aber die 3-teilige Doku ist die erste, die darauf eingeht, dass Amy offen lesbisch war. Das muss zwar für den Fall keine Rolle spielen, erzählt aber eine interessante zweite Geschichte über homophobe Eltern, die bis heute behaupten, dass ihre Tochter bisexuell war und zum Zeitpunkt ihres Verschwindens einen Boyfriend gehabt habe. Dem widersprechen der Kreuzfahrtmusiker Yellow Douglas, der sie als einer der letzten gesehen hat, und ihre Ex-Freundin Mollie McClure, die sagt, dass Amys Eltern über die sexuelle Identität ihrer Tochter „nicht glücklich“ waren.

Noch bis Ende August läuft in den ARD-Sendern rbb, BR und MDR die QUEER-Reihe mit LGBTQ-Filmen. Nächste Woche zeigt der rbb Light Light Light (27. Juli, 22:00 Uhr): Mariia (Rebekka Bear) kehrt nach zwanzig Jahren in ihre Heimat zurück und trifft Mimi (Anni Iikkanen) wieder, mit der sie als 15-Jährige ihre erste Liebe erlebte. Der finnische Film wechselt zwischen den zwei Zeitebenen 1986 und 2006 und erzählt von großen Gefühlen, sozialen Kluften und dem Erwachsenwerden in unsicheren Zeiten. Light Light Light steht anschließend für 30 Tage in der ARD-Mediathek, wo ihr auch die bereits ausgestrahlten Lesbenfilme Ebbie & Abbie (steht dort bis Anfang Aug.) und Shiva Baby (bis Ende Aug.) findet.

Renee Rapp zementiert ihren Status als derzeit lesbischsten Popstar: Nach „Leave Me Alone“ (K-Word #612) und „Mad“ (K-Word #616) hat auch „Why is She Still Here“ lesbische Lyrcis: Diesmal hadert sie damit, dass ihre Freundin noch mit ihrer Ex befreundet ist. „You can tell me you don’t love her/ But you should probably tell her too“, singt sie. „It’s like she’s always in the room.“ Erschwerend kommt hinzu, dass ihre Liebste nicht mit offenen Karten spielt: „I didn’t say s**t when you introduced me as your friend (…) / It’s funny ’cause it didn’t feel like friends on the kitchen floor, no.“ Am 1. August erscheint Bite Me, das zweite Album der 25-Jährigen.
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