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K-Word #623: Neues aus der Lesbenwelt

Lesbische Filme beim Filmfestival in Venedig, „Princess Charming“: Alia, Chantal-Jale und Anna melden sich zu Wort, Laura Freigang, Maren Kroymann, lesbischer Tennisprofi verlobt - und mehr!

Von Karin Schupp

21.8.2025 -  Luca Guadagninos (Call Me By Your Name) neuer Film After the Hunt mit Julia Roberts und Ayo Edebiri als College-Professorin und Starstudentin hat bei den Filmfestspielen in Venedig (27.8.-6.9.) Premiere - und dann werden wir endlich erfahren, wie queer der Film tatsächlich ist (K-Word #619). Im Festivalprogramm stehen aber (mindestens) zwei definitiv lesbische Spielfilme: In Bearcave geht’s um Argiro (Chara Kyriazi) und Anneta (Pamela Oikonomaki), zwei Sandkastenfreundinnen aus einem Bergdorf. Bevor Anneta mit ihrem Freund in die Stadt zieht, wandern die beiden zu einer mystischen Bärenhöhle, die sie seit ihrer Kindheit fasziniert – und müssen sich mit ihren Gefühlen füreinander auseinander setzen. Das griechische Regie-Duo Stergios Dinopoulos und Krysianna Papadakis verspricht „eine bisher unbekannte Perspektive auf das Leben zweier junger queerer Frauen in Griechenland.“

Pameligo Collective „Bearcave“ zeigt das Leben zweier queerer Frauen in einem griechischen Dorf

Premiere am Lido feiert auch 100 Nights of Hero. Die Graphic Novel-Verfilmung ist eine queere und feministische Variante der „Märchen aus 1001 Nacht“: Zwei verliebte Frauen, Cherry (Maika Monroe) und Hero (Emma Corrin, K-Word #560), setzen sich gegen die perfide Wette zwischen Cherrys Mann und seinem Hausgast Manfred zur Wehr: Der soll Cherry „bekommen“, wenn er sie innerhalb von 100 Nächten verführt. Das weiß Hero aber zu verhindern, indem sie ihn Nacht für Nacht mit 100 fesselnden Geschichten ablenkt.

Erebus Pictures Emma Corrin (l.) und Maika Monroe in „100 Nights of Hero“

Tennisprofi Tara Moore hat sich verlobt. Die Britin machte ihrer Freundin Khloe Cortrecht einen Antrag, wie Bilder auf Instagram zeigen. Zuvor war Moore mit ihrer Schweizer Doppelpartnerin Conny Perrin liiert und danach mit der US-Spielerin Emina Bektas verheiratet (K-Word #458). Die 33-Jährige, die im Juli eine Dopingsperre für 19 Monate bekam (gegen die sie zunächst erfolgreich geklagt hatte) gehört zu acht offen queeren Spielerinnen im Welttennis: Neben ihren Exen sind da noch Nadia Podoroska, das Ex-Paar Greet Minnen und Alison Van Uytvanck und – am bekanntesten – Daria Kasatkina (aktuell Weltranglistenplatz 17) und Demi Schuurs (Doppelweltranglistenplatz 19).

T. Moore/ InstagramTara Moore (r.) und Khloe Cortrecht auf Instagram: „Eine Liebe wie diese kommt nur einmal im Leben“

Die Fußballnationalspielerin Laura Freigang setzt ihren Lowkey-Ansatz fort und versteckte ein paar queere Easter Eggs in ihrem aktuellen Foto-Karussell auf Instagram. Ähnlich nebenbei outete sich die Stürmerin von Eintracht Frankfurt auch Anfang August (K-Word #621).

„Das ist eine ganz schlimme Entwicklung. Da sind wir wieder gefragt“, sagte Maren Kroymann am letzten Freitag in der NDR-Talkshow über die Gefahr, dass Trumps menschenfeindliche Politik zu uns überschwappt und auch in Deutschland LGBTQ-Rechte zurückgefahren werden. „Ganz furchtbar“ findet sie etwa, dass große Unternehmen ihre Diversity-Programme beendet haben: „Das was Trump sagt, wird hier in vorauseilendem Gehorsam übernommen.“ Die lesbische Schauspielerin und Sängerin, die sich häufig (queer)politisch äußert, befürchtet, dass „jetzt einige Leute froh sind, dass es wieder einen Rollback gibt, weil sie auch nicht wirklich davon überzeugt waren, dass jetzt Homosexuelle heiraten und Kinder adoptieren dürfen.“ In der ARD-Mediathek stehen vier neue Folgen ihrer vielfach preisgekrönten Sketchcomedy Kroymann, ab 22. August laufen sie wöchentlich im Ersten.

NDR/ Uwe Ernst Maren Kroymann - immer noch eine der wenigen offen lesbischen Promis in Deutschland

Princess Charming ist mit Princess Nessi weiterhin erfolgreich: Die lesbische Datingshow steht in den Top 10 der Charts der deutschen Streaminganbieter! Allein an der Influencerinnen-Princess liegt’s aber nicht, denn in der aktuellen Folge 5 (unser Rückblick) *** Achtung, Spoiler! *** ist das Geschehen in der Villa spannender als beim Gruppendate mit Donija, Jessica, Lara, Shirine und Anna: Es gibt das traditionelle Rudelküssen, das Liebesdrama zwischen Alia und Chantal-Jale findet einen überraschenden Höhepunkt und ein Ende - sie ziehen gemeinsam aus - und auch Caro packt freiwillig ihren Koffer: Plötzlich Ko-Mutter zu werden, passt nicht in ihren aktuellen Lebensplan. Wem Chantals Gefühlswandel gegenüber Alia zu schnell ging: Im RTL Aftershow Podcast (bei RTL+) spricht sie darüber: „Ich verstehe mich da manchmal selber nicht. Ich war schon ein bisschen delulu.” Und sie verrät: Ein Paar ist aus den beiden am Ende doch nicht geworden. 

Alia, die von Anfang an sicher war, wen sie will, hat sich zu dem Auszug noch nicht geäußert, rief aber nach der kontrovers diskutierten Folge 4 (unser Recap) auf Instagram zu Respekt und Mäßigung in der Diskussion auf. Außerdem nahm sie Jeni, die sie auf ihre abrupten Stimmungswechsel angesprochen hatte, gegen Vorwürfe der „Übergriffigkeit“ in Schutz und schrieb, dass sie, auch ADS-bedingt, ihre Emotionen nun mal nicht steuern könne – sonst hätte sie’s getan.

alia.lasanthi/ Instagram

Und Anna erzählte im Podcast Queer Revier mit Aileena (aus Staffel 3), dass es bei ihrem Einzeldate mit Nessi bei ihr tatsächlich gefunkt habe – offenbar so sehr, dass sie sich ansonsten an wenige andere Begebenheiten aus der Show erinnern konnte...

RTL Anna (r.) nach dem Date mit Nessi: „Ich bin verknallt.“

Eine Actionkomödie mit zwei queeren Hauptdarstellerinnen - könnte lesbisch sein, ist es aber leider nicht: In Bride Hard (Kinostart: 28. Aug.) spielt Rebel Wilson (K-Word #614) eine Geheimagentin, die beherzt eingreift, als eine Truppe bewaffneter Söldner die (Hetero-)Hochzeit ihrer Sandkastenfreundin (Anna Camp, K-Word #621) überfällt. Da müssen wir jetzt wohl dennoch alle reingehen, damit es bei einem Flop nicht heißt, dass offen queere Schauspielerinnen in Hauptrollen nicht funktionieren...

Magenta Light Studios Rebel Wilson und Anna Camp (2. und. 3. v.r.) in „Bride Hard“

Und fürs Sofakino: Zum Abschluss der QUEER-Filmreihe in den ARD-Regionalprogrammen winkt ein Lesbenklassiker (rbb, 31. Aug., 22:00 Uhr): When Night Is Falling (1995) der lesbischen Regisseurin Patricia Rozema erzählt die sinnliche Lovestory zwischen einer - zunächst noch heterosexuell liierten - Uni-Dozentin (Pascale Bussières) und einer Zirkusartistin (Rachael Crawford). Ihre Sexszene unterm Zeltdach findet ihr in unserer Liste der „12 aufregendsten Liebesszenen der lesbischen Filmgeschichte“. Nach der Ausstrahlung steht When Night... noch für 30 Tage in der ARD-Mediathek.

Salzgeber „When Night is Falling“ - auch in den 90ern gab's schon sexy Lesbenfilme

Beim Streamingabieter MUBI steht jetzt Hot Milk: In dem Mutter-Tochter-Drama stürzt sich Sofia (Emma Mackey, Sex Education) in Andalusien in eine leidenschaftliche Affäre mit der freigeistigen Ingrid (Vicky Krieps, Das Boot), während ihre kranke Mutter (Fiona Shaw, Killing Eve) dort Hilfe bei einem alternativen Heiler sucht. Lest hier unsere Filmkritik.

Ja, ist denn schon wieder L-Beach? Unter den rund 100 Veranstaltungen des Pop-Kultur Festivals in Berlin (25.-30. Aug.) sind auch 15 queere FLINTA*-Acts, etwa die Berliner Indiepop-Musikerin Malonda (K-Word #485), die iranischstämmige Sängerin Faravaz, die K-Punk-Band Horizontaler Gentransfer, Empowerment-Popper:in Gigolo Tears, DJ Saeko Killy, das norwegisch-isländische Duo Ultraflex und (in einem Talk) die Rapperin Ebow (K-Word #578). Der queere (und sogar kostenlose!) Hotspot des Festivals ist die Çaystube in der Kulturbrauerei. Lest hier unseren Artikel zum Festival.

K-Word macht eine Woche Urlaub - am 5. September sind wir wieder da!

Weiterlesen: K-Word #622: Neues aus der Lesbenwelt

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