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K-Word #634: Neues aus der Lesbenwelt

„Selling Sunset“ wieder hetero: Chrishell Stause steigt aus, Ann-Katrin Berger: Autobiografie, lesbischer Ex-Fußballstar im englischen Dschungelcamp, queere Grammy-Nominierungen, Brandi Carlile: Karaoke in Lesbenbar, Badmómzjay, Serientipps - und mehr!

Von Karin Schupp

14.11.2025 - Selling Sunset-Star Chrishell Stause ist nach Staffel 9 aus der Glamour-Trash-Reality-Serie (Netflix) ausgestiegen. Zuvor hatte sie bereits einige ihrer Luxusmakler-Kolleginnen und insbesondere den Lover ihrer bisherigen BFF Emma wegen queerfeindlicher Bemerkungen und problematischen Verhaltens angeprangert (K-Word #633). Jetzt zog sie Konsequenzen: „Ich bin an einem Punkt, an dem ich die Show finanziell nicht mehr brauche“, sagte Stause im Interview mit Bustle. „Ich habe zum Glück auch andere Jobs, denn für meine mentale Gesundheit ist das Ganze einfach nicht mehr gut.“ Die Ex-Soapschauspielerin, die seit 2022 mit der nichtbinären Musiker:in G Flip verheiratet ist (K-Word #506), sieht sich künftig in queeren TV-Rollen – andere würden ihr auch gar nicht mehr angeboten. „Zuerst sagte ich: ‚Leute, ich kann auch hetero spielen!‘ Aber jetzt will ich da richtig reingehen.“ Privat werde sie sich künftig weniger mit Heteros umgeben, sagte die 44-Jährige, und kündigte an, sich einen „wahrscheinlich queereren“ Stil zuzulegen.

Netflix Chrishell Stause (l., mit G Flip in Staffel 6): „Ich glaube, in der Gruppe hat es eine Weile gedauert, bis sie meine Beziehung ernst genommen haben.“

Letzte Woche veröffentlichte Englands Ex-Nationaltorhüterin Mary Earps ihre Autobiografie, in der sich outete. Und am Wochenende legt Ann-Katrin Berger mit „Das Spiel meines Lebens“ nach. Im Mittelpunkt des Buchs von Deutschlands Nr. 1 im Tor stehen ihre zwei überstandenen Krebserkrankungen. Auf Instagram schrieb Berger: „Wenn ich nur einen Menschen durch das Teilen meiner Geschichte helfe, an sich selbst zu glauben, reicht mir das. (...) Ich möchte andere ermutigen, niemals aufzugeben und ihre eigene Geschichte zu schreiben.“ Die 35-Jährige, die ihre Beziehung mit der englischen Nationalspielerin Jess Carter schon lange offen lebt (K-Word #620), musste beim Nations League-Halbfinale verletzungsbedingt aussetzen. Bis zu den beiden Finalspielen gegen Spanien am 28. Nov. und 2. Dez. soll sie aber wieder fit sein.

Riva Verlag

Die Rapperin Badmómzjay („Ohne Dich“) wird beim „Women of the Year“-Award mit dem „Gamechanger“-Award ausgezeichnet. Sie zeige, „dass Mut und Verletzlichkeit zusammengehören“, erklärte die Zeitschrift Glamour, die die Preisverleihung am 14. Nov. in Berlin ausrichtet. „Sie sprengt Grenzen, zeigt Haltung und setzt neue Maßstäbe.“ Über ihren offenen Umgang mit ihrer Bisexualität sagte die Brandenburgerin im Interview: „Es ist auch mein eigener Kampf, den ich schon führe, seit ich klein war. Für mich ist das Normalität. Ich bin so, also stehe ich dafür ein. Ich liebe meine queere Community und die Energie auf meinen Konzerten. Es ist so ein schöner Zusammenhalt – aber man weiß eben auch, warum Sichtbarkeit so wichtig ist.“ Sie bekomme „viele Nachrichten von jungen Fans, die sich nicht trauen, sich zu outen“, sagte die 23-Jährige. „Das macht mich traurig – als ich 14 war, war das schon ein Thema.“

Glamour Badmómzjay

Die englische TV-Sportmoderatorin und Ex-Fußballnationalspielerin Alex Scott zieht ins Dschungelcamp I’m a Celebrity… Get Me Out of Here!, das am 16. November im britischen Fernsehen startet. Nach ihrer Ankunft in Brisbane sagte Scott, die seit 2023 mit der Popsängerin Jess Glynne zusammen ist (K-Word #549): „Ich vermisse Jess jetzt schon. So lange waren wir noch nie getrennt, seit wir zusammen sind.“ Gerüchten zufolge plant Glynne jedoch, ihre Freundin nach ihrem Auszug im Baumhaus zu überraschen. Scott ist übrigens nicht die erste lesbische Fußballerin n der Show: Europameisterin Jill Scott wurde 2022 britische Dschungelkönigin (K-Word #483).

ITV Alex Scott

Jetzt bei Apple TV+: Die Dokumentation Come See Me in the Good Light porträtiert das Dichter:innen-Paar Andrea Gibson und Megan Falley und ihren Umgang mit Gibsons unheilbarer Erkrankung an Eierstockkrebs – ein zugleich tieftrauriger und lebensfroher Film. Gibson starb am 14. Juli im Alter von 49 Jahren, bekam den Erfolg des Films aber noch mit: Unter anderem gewann er den Publikumspreis des Sundance Film Festivals. Produziert wurde Come See Me... unter anderem von den lesbischen Koryphäen Tig Notaro (K-Word 498), Brandi Carlile und ihrer Frau Catherine (K-Word #632) sowie Ex-Fußballstar Abby Wambach und ihrer Frau Glennon Doyle (K-Word #200).

Zwei neue Serien mit lesbischen Hauptfiguren: In The Beast in Me (Netflix) geht’s um die preisgekrönte Autorin Aggie (Claire Danes, Homeland), die seit dem tragischen Tod ihres Sohns und der Scheidung von ihrer Frau Shelley (Natalie Morales, Grey's Anatomy) eine Schreibblockade hat. Ihre Inspiration wird jedoch durch ihren neuen Nachbarn wieder erweckt: der reiche Immobilienhai Nile (Mathew Rhys) war nach dem spurlosen Verschwinden seiner Frau der Hauptverdächtige, konnte aber bisher nicht überführt werden. Auch Carol (Rhea Seehorn, Better Call Saul), ebenfalls Schriftstellerin, verliert in Pluribus (Apple TV+) ihre Frau Helen (Miriam Shor). Und stellt dann fest, dass sie eine der Handvoll Menschen ist, die immun gegenüber einem seltsamen Virus ist, der die Menschheit zu einer einzigen „glücklichen“ Masse zusammenschmelzen lässt. Neue Folgen der Serie von Breaking Bad-Schöpfer Vince Gilligan kommen immer freitags.

Netflix/ Chris Saunders Aggie (Clare Danes, r.) mit ihrer Ex-Frau Shelley (Natalie Morales) in „The Beast in Me“

In Staffel 4 der True-Crime-Reihe Monster (Netflix), die gerade gedreht wird, geht‘s erstmals um mörderische Frauen: Im Mittelpunkt steht die mutmaßliche Axtmörderin Lizzie Borden (Ella Beatty), die 1892 angeklagt war, ihre Eltern getötet zu haben, aber freigesprochen wurde – auch dank ihres Dienstmädchens Bridget (Vicky Krieps, Hot Milk), das sie vor Gericht entlastete. Der schwule Serienschöpfer Ryan Murphy wird sicherlich das Gerücht aufgreifen, dass die beiden ein Paar gewesen sein sollen. Der Stoff wurde schon häufig verfilmt, zuletzt spielten Chloë Sevigny und Kristen Stewart in Lizzie Borden (2018) das heimliche Paar (unsere Filmkritik). Auch die lesbische Serienmörderin Aileen Wuornos (Sarah Paulson) wird auftauchen (es wird wohl ein Mörderinnen-Special?!). Für dieselbe Rolle in dem Spielfilm Monster (2003) gewann Charlize Theron einen Oscar.

John Sears/ CC-BY-SA, E. Beatty/ Instagram Sarah Paulson (l.) und Ella Beatty

Letzte Woche wurde Pia Sundhage als Trainerin des Schweizer Fußballnationalteams der Frauen mit sofortiger Wirkung entlassen. Die lesbische FIFA-Welttrainerin von 2012 zeigte sie angesichts der erfolgreichen Heim-EM (Viertelfinale) „überrascht und enttäuscht“, wie sie der schwedischen Zeitung Expressen sagte. Sie habe direkt nach der Europameisterschaft erklärt, dass sie weitermachen wolle. „Seitdem gab es keinerlei Diskussionen“, aber als sie sich Anfang November mit dem Verband traf, „hatten sie sich schon entschieden.“ Torwarttrainerin Nadine Angerer (K-Word #553), die von Sundhage persönlich rekrutiert worden, scheint ihren Job (vorerst) zu behalten.

Anders Henrikson/ CC-BY-NC Pia Sundhage hatte zuvor die Nationalteams von USA, Schweden und Brasilien gecoacht

Leider kein Frauenpaar im Finale der polnischen Tanzshow Taniec z gwiazdami (= Dancing with the Stars bzw. Let’s Dance). Die Olympia-Rudererin Katarzyna Zillmann (K-Word #414) und ihre Profi-Tanzpartnerin Janja Lesar sind im Halbfinale nach einem „Dance-Off“ausgeschieden, obwohl sie zuvor für ihre zwei Tänze, einen Walzer und einen Paso Doble, jeweils die volle Punktzahl der Jury bekommen hatten.  Den Kommentaren zu Zillmanns Dankeschön-Post ist zu entnehmen, wie viel ihr offen lesbischer Auftritt vielen Zuschauenden bedeutet hat. In der letzten Woche hatte die 30-Jährige auf den Hass reagiert, der ihr während der Show entgegenschlug: Sie postete eine dankbaren Brief, den ihr eine lesbische Zuschauerin geschickt hatte.(K-Word #633).

Die Grammy-Nominierungen sind da und die queere Liste führt in diesem Jahr Doechii (K-Word #595) an: Die Rapperin ist für „Anxiety“ in fünf Kategorien nominiert, darunter „Song of the Year“ und „Record of the Year“. Mehrere lesbische, bisexuelle und queere Künstlerinnen bekamen jeweils zwei Nominierungen: Billie Eilish (K-Word #579) für „Wildflower“ (Song/ Record of the Year), Chappell Roan (K-Word #575) für „The Subway“, Kehlani (K-Word #401) für „Folded“, Lola Young (K-Word #628) für „Messy“ und als „Best New Artist“, Brandi Carlile für „Never Too Late“ und „Who Believes in Angels“, ihre Kollabortion mit Elton John, Cynthia Erivo (K-Word #632) für „Be Okay“ und „Defying Gravity“ mit Ariana Grande. Die sechsköpfige K-Pop-Girlgroup Katseye mit ihren zwei bisexuellen Mitgliedern Lara und Megan (K-Word #613) wurde als „Best New Artist“ und für ihren Song „Gabriela“ nominiert und die Band Linkin Park mit ihrer neuen queeren Sängerin Emily Armstrong (K-Word #581) für „From Zero“ und „The Emptiness Machine“. Die Grammy-Verleihung findet am 1. Februar 2026 in Los Angeles statt.

Instagram Insgesamt für 9 Grammys 2026 nominiert: Doechii, Chappell Roan und Kehlani (v.l.n.r.)

So geht Viral Marketing: Die 11-fache Grammy-Gewinnerin Brandi Carlile (K-Word #632) bewarb ihr neu erschienenes Album „Returning to Myself“ mit einem unangekündigten Karaoke-Auftritt in der ältesten Lesbenkneipe der USA, „The Wildrose Bar“ in Seattle. Die 44-Jährige, die als Countrysängerin startete, begeisterte das zufällig anwesende Publikum „Fancy“ von Reba McEntire. Es war nicht der erste Überraschungs-Gig der lesbischen Musikerin: Schon im September stand sie in Nashvilles Lesbenbar „The Lipstick Lounge“ mit lokalen Sänger:innen auf der Karaoke-Bühne.

@brandicarlile

Celebrating the release of my new album the only way anyone should - singing karaoke in a lesbian bar

original sound - Brandi Carlile

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