K-Word #636: Neues aus der Lesbenwelt
Ein lesbisches Weihnachtsfilm-Special, Nations League-Finale mit Ann-Katrin Berger, aber ohne Lea Schüller, Doechii, lesbische Miss England, Keir Starmer: lesbische Nichte zusammengeschlagen - und mehr!
Tello „The Christmas Writer“, der diesjährige lesbische Weihnachtsfilm von TelloVon Karin Schupp
28.11.2025 - Im US-Fernsehen laufen in der Adventszeit fast rund um die Uhr Weihnachtsfilme, darunter knapp 100 Neuproduktionen, und – anders als in Deutschland - wird inzwischen auch die lesbische und queere Zielgruppe bedient. Schade nur: diese Filme kommen nur selten zu uns. Auch die Weihnachtskomödie Oh. What. Fun (Amazon Prime, ab 3. Dez.) scheint trotz drei queerer Schauspielerinnen - Chloe Grace Moretz (Peripherie, K-Word #624), Havana Rose Liu (Bottoms) und Devery Jacobs (Reservation Dogs) – nur am Rande lesbisch zu sein. Es geht um eine gestresste Mutter (Michelle Pfeiffer), deren Kinder ihre weihnachtlichen Bemühungen erst zu schätzen lernen, als sie plötzlich verschwunden ist. Im Trailer ist zu sehen, dass ihre Enkelin (Moretz) ihre vegane Freundin ankündigt; ob wir die zu Gesicht bekommen (und sie von Liu oder Jacobs gespielt wird), ist noch nicht bekannt.
Prime Video „Oh. What. Fun“ mit drei queeren Schauspielerinnen, darunter Chloe Grace Moretz (hinten, 2.v.r.)Auch der lesbische US-Streamingdienst Tello veröffentlich jedes Jahr einen eigenproduzierten Weihnachts-Liebesfilm. In der diesjährigen Produktion, The Christmas Writer, leidet die lesbische Liebesroman-Autorin Noel (Shelby Allison Brown) seit dem Tod ihrer Mutter und einer überraschenden Trennung an einer Schreibblockade. Auf der Suche nach Inspiration kehrt sie in ihr Heimatstädtchen zurück und trifft dort auf die Buchhändlerin Callie (Callie Bussell), eine alleinerziehende Mutter. Die Funken sprühen, aber Noel steht ihrer eigenen Liebesgeschichte zunächst im Wege… Den Film kann man auch aus Deutschland streamen oder kaufen.
Vorerst nur in Kanada läuft The Firefighter’s Christmas Wish: Die Feuerwehrfrau Dani (Holly Deveaux) organisiert zu Weihnachten eine Spendenaktion und verliebt sich dabei in die charmante Fotografin Sasha (Kyana Teresa). „Es ist eine große Ehre und ein Privileg, positive queere Charaktere und Geschichten darstellen zu dürfen“, schrieb Teresa, die selbst queer ist, auf Instagram. „Vor allem in einer Zeit, in der wir das mehr denn je brauchen. Die Rechte von LGBTQ+-Personen stehen unter Beschuss, Queeres verschwindet still und leise von unseren Bildschirmen. Und alles, was wir tun können, um sichtbar zu bleiben und dem Ganzen mit Widerstandskraft zu begegnen, ist ein absoluter GEWINN.“
W Network „The Firefighter's Christmas“: Ja, es ist Kitsch, aber...…Zwei Fan-Lieblinge spielen die Hauptrollen in The Christmas Baby, den der US-Sender Hallmark Channel am 21. Dez. zeigt. Die lesbische Schauspielerin Ali Liebert (Bomb Girls) und Ehrenlesbe Kat Barrell (Wynonna Earp, L-MAG-Interview) spielen ein frisch verliebtes Paar, vor dessen Tür kurz vor Weihnachten überraschend ein Baby liegt - und daneben eine Nachricht, die sich speziell an sie beide richtet. Natürlich wächst ihnen das Findelkind schnell ans Herz…
Hallmark … immerhin ist es lesbischer Kitsch: „The Christmas Baby“ mit Ali Liebert (l.) und Kat BarrellDas deutsche Fußballnationalteam muss im Nations League-Finale gegen Welt- und Vizereuropameister Spanien leider auf Lea Schüller (K-Word #616) verzichten. Die Stürmerin (54 Tore in 82 Länderspielen) musste aus - nicht näher genannten - familiären Gründen absagen. Wieder dabei ist Torfrau Ann-Katrin Berger (K-Word #634), die im Halbfinale verletzt ausfiel. Sie reist mit ordentlich Rückenwind an: Am letzten Wochenende gewannen sie und ihre Verlobte Jess Carter (K-Word #619) mit dem Gotham FC den Meistertitel der US-Profiliga NWS (im Clip sind sie rechts zu sehen).
„Team L“ wird im deutschen Kader daneben aktuell nur noch durch Laura Freigang (K-Word #621) vertreten, bei den Spanierinnen sind es Kapitän Irene Paredes, Alexia Putellas, Alba Redondo (K-Word #614), Esther Gonzalez, Claudia Pina, Ona Batlle (K-Word #620), Torfrau Cata Coll und die Rückkehrerinnen Jenni Hermoso (K-Word #597) und – nach drei Jahren Rebellion gegen den Verband - Mapi Léon (K-Word #631). Das Final-Hinspiel findet am 28. Nov. in Kaiserslautern statt (20:30 Uhr, ZDF), das Rückspiel am 2. Dez. in Madrid (18:30 Uhr, ARD).
ingird_engen/ InstagramMapi Léon (l., mit ihrer Freundin, der norwegischen Nationalspielerin Ingrid Engen) boykottierte drei Jahre lang das Nationalteam und ließ sich erst von der neuen Nationaltrainerin wieder berufenIn Wolverhampton wurde am letzten Freitag die erste offen lesbische „Miss England“ gekrönt: Grace Richardson, Musicalstudentin aus Leicestershire hatte während des Wettbewerbs offen darüber gesprochen, dass sie nach ihrem Coming-out in der Schule gemobbt wurde. „Ich bin stolz darauf, lesbisch zu sein“, sagte sie nach ihrer Wahl der Times. „Warum sollte ich es verstecken?“
In Paris wurden letzte Woche vier Männer wegen Cybermobbing gegen die lesbische DJane Barbara Butch verurteilt: Sie erhielten Freiheitsstrafen zwischen vier Monaten auf Bewährung und zehn Monaten Haft; ein fünfter Angeklagter wurde freigesprochen. Die Französin war bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2024 mit Dragqueens in einer Szene aufgetreten, die einige als Verhöhnung des religiösen Gemäldes „Letztes Abendmahl“ missverstanden (tatsächlich war’s ein dionysisches Festmahl). Daraufhin war sie Hassbotschaften und Gewaltandrohungen ausgesetzt und entwickelte unter anderem Platzangst und Schuppenflechte, auch Antidepressiva musste sie nehmen. „Es hinterließ ein Loch in meinem Herzen“, sagte die 44-Jährige im Zeugenstand. Die Angeklagten gestanden, die Nachrichten geschickt zu haben, bestritten aber, dass dies Cybermobbing gewesen sei; nur zwei Männer entschuldigten sich. Butch, die im September ihre Frau Camille Robbinsheiratete, gehört zu den bekanntesten LGBTQ- und Fat Acceptance-Aktivist:innen Frankreich (unser Artikel zu dem Thema).
Ab 4. Dez. im Kino: 15 Liebesbeweise von Alice Douard folgt einem Paar, das sich auf die Geburt ihres ersten Kinds vorbereitet. Während Nadia (Monia Chokri) schwanger ist, muss sich ihre Frau Céline (Ella Rumpf) für die spätere Adoption von 15 Freund:innen und Verwandten bescheinigen lassen, dass sie eine „gute Mutter“ sein wird... Der französische Film, der in Cannes Premiere feierte, wurde durch Douards eigene Erfahrungen als Mitmutter inspiriert. Lest am Wochenende auf l-mag.de unser Interview mit der Regisseurin und Ella Rumpf.
Seit 27. Nov. im Kino: In der Tragikomödie Sehnsucht in Sangerhausen verkliebt sich eine der beiden Hauptfiguren, die Kleinstadt-Kellnerin Ursula (Clara Schwinning), an einem Sommerabend in die geheimnisvolle Geigerin Zulima (Henriette Confuríus), die in Sangerhausen gastiert. Weitere Charaktere sind die iranische YouTuberin Neda (Maral Keshavarz), die in einem schweigsamen Straßenkehrer einen alten Freund aus Teheran wiederzuerkennen glaubt. Und Lotte (Paula Schindler), eine junge Magd im 19. Jahrhundert, die die Geschichten durch einen magischen blauen Stein verbindet.
Grandfilm, Blue Monticola Film Zarte Bande in „Sehnsucht in Sangerhausen“Der britische Premierminister Keir Starmer sprach in einem Interview darüber, dass seine Nichte und deren Frau Opfer homofeindlicher Gewalt wurden. Das erzählte er in dem Podcast Man Made auf die Frage, wann er zuletzt wütend gewesen sei. Die beiden seien im Jahr nach ihrer „fantastischen“ Hochzeit in ihrer Heimatort von mehreren Männer brutal zusammengeschlagen wurden, nur weil sie Händchen gehalten hatten. Nachdem er Fotos ihres verletzten und geschwollenen Gesichts gesehen habe, sei er „fast ausgerastet“, sagte der Labour-Politiker. „Ich dachte eigentlich, die Zeiten, in denen Leute wegen ihrer Homosexualität zusammenschlägt, wären längst vorbei.“
Man Made/ Screenshot Keir Starmer in „Man Made“Zwei queere Frauen und ein Lapdance - darüber freute sich die Community: Die Rapperin Doechii (aktuell für fünf Grammys nominiert, K-Word #634) gab bei einem Auftritt in Los Angeles einen solchen der Emmy-Gewinnerin Ayo Edebiri (The Bear).
Ayo Edebiri joined Doechii on stage for "CRAZY" at Camp Flog Gnaw Carnival 2025 #LiveFromTheSwampTourpic.twitter.com/9t98p6zvrg
— Everything Doechii (@EDoechii) November 24, 2025
K-Word: Jeden Freitag neu auf l-mag.de!
Weiterlesen: K-Word #635: Neues aus der Lesbenwelt

Bleibt out und proud!
Nur mit euch, unseren Leser:innen und online-Nutzer:innen, bekommen wir das hin! Helft uns, damit wir diese Zeiten durchstehen, die in politischer wie finanzieller Hinsicht nicht einfach sind. Journalismus, der nicht nur in Social Media Bubbles stattfindet, unabhängig ist und dialogbereit bleibt, hat es zunehmend schwer.
Unterstützt unsere Arbeit!
Vielen Dank!
Euer L-MAG-Team








