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K-Word #85: Neues aus der Lesbenwelt

Heute: Lesbisches von der Oscar-Verleihung, ein Kinofilm mit Katharina Wackernagel als Lesbe, Scarlett Johansson gründet mit lesbischer Musikerin eine Frauenband, Anni & Jasmin in "GZSZ", lesbisch-schwule Doppelhochzeit in der TV-Serie "Glee" und mehr!

Von Karin Schupp

l-mag.de, 27.2.2015 - Bei der Oscar-Verleihung am Sonntag blieb der L-Faktor klein: Tegan and Sara  performten „Everything Is Awesome“ aus The Lego Movie, der als „Bester Song“ nominiert war (aber nicht gewann), die Edward Snowden-Doku Citizenfour der lesbischen Regisseurin Laura Poitras (die in Berlin lebt) wurde als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet, und im Autorenteam des Moderators Neil Patrick Harris saßen zwei Lesben: Liz Feldman (deren Lesben-Sitcom One Big Happy - wir berichteten - im März startet) und Paula Pell (Saturday Night Live).

Liz Feldman (Mitte) mit Tegan and Sara - Foto: Instagram/ Feldman

Für die größte Frauenpower sorgte zweifellos Oscar-Gewinnerin Patricia Arquette (Boyhood), die gleichen Lohn und gleiche Rechte für Frauen forderte und damit nicht nur Meryl Streep und Jennifer Lopez zum Jubeln brachte.

Kritik fing sich Arquette allerdings ein, als sie hinter der Bühne noch einmal ausholte und ausdrücklich "all the gay people and all the people of color" aufforderte, jetzt auch einmal für Frauenrechte zu kämpfen - als seien Homosexuelle und Schwarze alle männlich und als hätten Lesben nicht immer schon in der ersten Reihe der Frauenbewegung gestanden!

Jetzt im Kino: die Komödie bestefreunde mit Katharina Wackernagel als lesbische Fotografin Susi Q, die sich von ihrem besten Hetero-Kumpel (Sebastian Schwarz) vernachlässigt fühlt, seit der sich verliebt hat und heiraten will. Was liegt da näher, als zu versuchen, die Hochzeit zu verhindern und sich zu diesem Zweck einen Fake-Lover zuzulegen? Whaaat? Wie wär’s denn mit einer Fake-Loverin gewesen? Oder besser: einer echten Loverin? Aber darum geht’s ja gar nicht: Susi ist halt lesbisch, damit klar ist, dass es nicht auf eine Lovestory rausläuft - es geht nämlich um das „Erwachsenwerden“.

A propos Heiraten: die TV-Serie Glee widmete in seiner sechsten und letzten Staffel eine ganze Folge der Hochzeit von Santana (Naya Rivera) und Brittany (Heather Morris) zur Freude der lesbischen Fans, die sich häufig darüber beklagt hatten, dass dem schwulen Produzenten Ryan Murphy das Paar Kurt und Blaine immer viel mehr am Herzen lag. Natürlich stahlen ihnen "Klaine" auch hier wieder ein wenig die Show, indem sie spontan ebenfalls heirateten… Die Highschool-Musik-Serie, die elf schwule, lesbische, bisexuelle und trans* Charaktere aufbot, bekam im deutschen Fernsehen nie einen Fuß auf den Boden: zuletzt lief bei uns die 4. Staffel bei VIVA.

Oh je: das GZSZ-Paar Anni (Linda Marlen Runge) und Jasmin (Janina Uhse) hat eine Beziehungspause eingelegt - und am Mittwoch taucht auch noch eine Rivalin für Jasmin auf… Linda, die den Song „is love enough“, der zur (hoffentlich vorübergehenden) Trennung führte, mit Uli Beck geschrieben hat (er spielte bei ihrem GZSZ-Auftritt die Gitarre), hat dazu eine klare Meinung: „Ganz ehrlich? Ich bin hier nicht auf der Seite meiner Rolle“, sagte sie im RTL-Interview. Anni hat wieder mal so viel Feinfühligkeit bewiesen wie ein Elefant im Porzellanladen.“ Trotzdem glaubt sie fest an „Jasmanni“: „Ich sag: die beiden kommen, zumindest im Herzen, nie voneinander los.“ 

Filmstar Scarlett Johansson hat mit der lesbischen Musikerin Holly Miranda (unbestätigten Gerüchte zufolge die Ex von Kate Moennig) eine Frauenband gegründet und jetzt ihre erste Single "Candy" veröffentlicht - noch namenlos, da es einen Rechtsstreit um ihren Wunschnamen The Singles gibt (wären sie mal bei "The One and Only Singles" geblieben: so nannten sie sich noch bei ihrer Gründung im letzten Sommer). „Super-pop dance music“ nach dem Vorbild der Bangles und der Go-Gos schwebt Johansson vor. „Ultra-pop, aber auch ein bisschen ironisch.“ Zur Band gehören auch die Soulsängerin Kendra Morris, Julia Haltigan und Este Haim vom kalifornischen Schwesterntrio Haim.

Holly Miranda (l.) und Scarlett Johansson - Fotos: lamusiquedenosvies, CC-BY-NC-ND, Georges Biard, CC-BY-SA

Bei den César Awards, den französischen Oscars, bekam Kristen Stewart den Preis für die beste weibliche Nebenrolle in Sils Maria, als beste Hauptdarstellerin wurde Adèle Haenel für Les Combattants - Liebe auf den ersten Schlag (im Juli im Kino) ausgezeichnet. Die 26-Jährige gewann schon im letzten Jahr einen César und outete sich in ihrer Dankesrede, indem sie sich bei ihrer Lebensgefährtin Céline Sciamma bedankte. Mehr erzählte sie seitdem aber nicht: „Ich habe keine Lust, mein Intimleben zu öffnen, das nervt mich“, sagte sie letztes Jahr dem Schwulenmagazin Têtu. "Und ich habe keine Lust, die Fahnenträgerin der LGBT-Bewegung zu sein."

Adèle Haenel - Foto: Screenshot César Awards

Sciamma war mit Girlhood - ihrem ersten Heterofilm nach Water Lilies (2007) und Tomboy (2011) mit einer starken jungen Frau im Mittelpunkt (jetzt im Kino) - für fünf Césars nominiert, ging aber leer aus (hier der Trailer).

Kein glückliches Ende im klassischen Sinne bietet der deutsche Lesbenfilm Happy End?!  (jetzt auf DVD) von Petra Clever (die u.a. bei Verbotene Liebe Regie führte) - das deutet das Fragezeichen im Titel ja schon an. Die brave Abiturientin Lucca (Sinha Gierke) bricht aus ihrem vorgezeichneten Leben - Einser-Abi, Jurastudium, Kanzlei ihres Vaters - aus, indem sie sich mit der verwegenen, lesbischen Sängerin Val (Verena Wüstkamp) befreundet und mit ihr durchbrennt, als die den letzten Willen ihrer verstorbenen Freundin Herma erfüllen will. Ihnen auf den Fersen: Luccas Vater, Hermas Sohn und die Polizei. Das Roadmovie mit einigem Kölner Lokalkolorit braucht eine Weile, um in die Gänge zu kommen und ist nicht frei von Klischees und hölzernen Dialogen, aber: ich freue mich über jeden deutschen Lesbenfilm, der produziert wird - ist ja viel zu selten der Fall!

Val (Verena Wüstkamp, l.) und Lucca (Sinha Gierke) in "Happy End?" - Foto: Salzgeber & Co. Medien GmbH

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