L-Mag

15 lesbische Momente 2018

Wir blicken auf Ereignisse des Jahres 2018 zurück, die der Hetero-Welt (und auch uns selbst!) zeigten, dass es überall lesbische, bisexuelle und queere Frauen gibt - und wie viele wir sind!

Im Uhrzeigersinn ab links oben: Ruby Rose als Batwoman, Emma González, Hayley Kiyoko, Maren Kroymann, Ellen DeGeneres, Wanuri Kahiu

Von Karin Schupp, 1.1.2019

Januar:

Am 26. Januar feiert Ellen DeGeneres ihren 60. Geburtstag. Die wohl berühmteste und beliebteste Lesbe der Welt hat seit ihrem Coming Out 1997, vor allem mit ihrer täglichen The Ellen DeGeneres Show, mehr für lesbische Sichtbarkeit in den USA getan als alle Gay Prides zusammen. Seit zwei Wochen steht ihr neues Comedyprogramm “Relatable” bei Netflix (L-MAG-Rezension).

Screenshot In Ellens Geburtstagsshow war natürlich auch ihre Frau Portia de Rossi (l.) zu Gast

Februar:

Die Niederländerin Ireen Wüst (Foto, r.), eine von 16 offen LGBT-SportlerInnen bei den Olympischen Winterspielen in PyeongChang (wir berichteten), holt im Eisschnelllauf eine Gold- und zwei Silbermedaillen und reist als erfolgreichste Eisläuferin aller Zeiten nach Hause. Vor Ort dabei ist – von den Medien freundlich beachtet – auch ihre Frau Letitia de Jong (Foto, l.), die ebenfalls Eisläuferin ist, aber die Olympiaqualifikation verpasste.

März:

Die 17-jährige Emma González wird zu einem der Gesichter der neuen Antiwaffen-Bewegung der USA und kommt auf die Liste der “100 einflussreichsten Menschen des Jahres 2018” der US-Zeitschrift TIME. Seit einem Amoklauf an ihrer Highschool im Februar engagiert sich die bisexuelle Schülerin für schärfere Waffengesetze und gehört zu den MitorganisatorInnen des “March for Our Lives” am 24. März in Washington, an dem mindestens 1,5 Millionen Menschen teilnehmen.

ScreenshotIn ihrer Rede (Klick aufs Bild) beim "March for our Lives" erinnert Emma González - überwiegend schweigend - an die sechs Minuten und zwanzig Sekunden, die der Amoklauf an ihrer Schule dauerte

April:

Maren Kroymann wird für ihre ARD-Sendung Kroymann mit dem renommierten Grimme-Preis ausgezeichnet. „Für eine feministische Sketchcomedy mit einer 68-jährigen Lesbe! Geht doch!“, freut sie sich im Vorfeld.

cityInfo.tv/ ScreenshotMaren Kroymann auf dem roten Teppich der Grimmepreis-Gala in Marl

Mai:

Bei den Filmfestspielen in Cannes sorgt der kenianische Wettbewerbsbeitrag Rafiki  (D-Start: 31. Jan.) für Wirbel: Die Liebesgeschichte zwischen zwei jungen Frauen wurde in ihrer Heimat wegen angeblicher “Werbung für Lesbianismus“ verboten. Regisseurin Wanuri Kahiu erkämpft vor Gericht die Erlaubnis, Rafiki im September eine Woche lang zeigen zu dürfen. In dieser kurzen Zeit wird er zum zweiterfolgreichsten kenianischen Film aller Zeiten.

MisterEmma/ Screenshot"This is not a reason for anybody to be arrested!" - Wanuri Kahiu (l.) mit ihren Hauptdarstellerinnen Sheila Munyiva und Samantha Mugatsia nach der Premiere in Cannes

Juni:

In Norwegen wird Lise Klaveness Vorsitzende des nationalen Fußballverbands NFF und damit Chefin beider Nationalteams (die seit Frühjahr - beim DFB unvorstellbar - finanziell gleichgestellt sind). Die lesbische Ex-Nationalspielerin (37), die mit der Ex-Fußballerin Ingrid Camilla Fosse Sæthre verheiratet ist und einen Sohn hat, ist Juristin und kommentiert seit ihrem Karriereende 2012 nebenbei als TV-Expertin Länderspiele der Männer und Frauen.

Lise Klaveness und ihr Sohn Viljar

Juli:

Alle Welt spricht über das Comedy-Special Nanette von Hannah Gadsby (bei Netflix). Die lesbische Australierin sorgt darin für Lacher, in dem sie über ihre Erfahrungen mit Homophobie, Sexismus und Depressionen spricht – bis sie erklärt, wieso sie über solche selbstherabwürdigende Themen keine Gags mehr machen möchte: So eindrücklich wurde schon lange nicht mehr aufgezeigt, was Homophobie bedeutet und welche Folgen sie hat.

Die Autorin und Aktivistin Dr. Ilse Kokula ist am 2. Juli die erste Empfängerin des “Preises für lesbische Sichtbarkeit” (wir berichteten), nominiert waren auch die Kabarettistin und Sängerin Sigrid Grajek und İpek İpekçioğlu, deutsch-türkische Sozialpädagogin und DJ. Die Auszeichnung der Berliner Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung wird künftig alle zwei Jahre an Lesben verliehen, die sich für lesbische Belange einsetzen oder eingesetzt haben. Die Jury entschied mit typisch lesbischem Gerechtigkeitsempfinden, das Preisgeld von 3000 Euro auf alle drei Nominierte aufzuteilen.

jackielynn Jurorin Stephanie Kuhnen, die den Preis für die erkrankte Ilse Kokula entgegen nahm, İpek İpekçioğlu und Sigrid Grajek (v.l.n.r.)

August:

Ein neuer Meilenstein im Fernsehen: In einer neuen TV-Serie wird Batwoman so lesbisch sein, wie sie es in den Comics schon seit 2009 ist. Und nicht nur das: Für die Hauptrolle suchte das schwul-lesbische Producer-Duo Greg Berlanti und Caroline Dries eine lesbische Schauspielerin und castete im August Ruby Rose (Orange is the New Black, xXx3). Im Dezember gab die Superheldin bei einem Crossover-Event der Schwesterserien Arrow, Supergirl und The Flash ihr Debüt. Die Serie soll, wenn alles gut geht, noch in diesem Jahr starten.

The CW Ruby Rose als Batwoman (die in den Comics mit Maggie Sawyer - Alex Danvers' großer Liebe in "Supergirl" - verlobt ist)

Die US-Popsängerin Hayley Kiyoko (Interview im aktuellen L-MAG - auf hier erhältlich), auch „lesbian Jesus“ genannt, wird bei den MTV Video Music Awards zum „MTV Push Artist of the Year“ gekürt. „Das bestätigt alle queeren Frauen of Color darin, ihrem Traum folgen zu können“, freut sich die 27-Jährige und ruft das Jahr „20GayTeen“ aus. Auf ihrer Tour macht sie im Februar auch in Hamburg, München, Köln, Zürich und Wien Station.

September:

Nach einem viel beachteten Wahlkampf unterliegt in New York die links-progressive Gouverneurskandidatin Cynthia Nixon (Sex and the City) bei einer Vorwahl der Demokraten dem amtierenden Gouverneur Andrew Cuomo (der im November wiedergewählt wurde). Die Schauspielerin, LGBT- und Bildungsaktivistin, die seit 2012 mit ihrer Frau Christine Marinoni verheiratet ist und drei Kinder (darunter einen trans* Sohn) hat, gewinnt aber immerhin in 13 Bezirken, darunter in New Yorks Hauptstadt Albany, die Mehrheit.  

Nixon/ Instagram Cynthia Nixon (l.) und Christine Marinoni beim NYC Pride 2018

Lesbisches Happy End im Bachelor: Truc Nhu und Minh Thu, zwei Kandidatinnen in The Bachelor Vietnam, erklärten sich nach der "Rosenzeremonie" gegenseitig ihre Liebe und verließen zusammen die Bachelor-Villa. Truc Nhu kehrte zwar anschließend in die Show zurück, nach ihrem Ausscheiden zwei Folgen später wurden die beiden aber tatsächlich ein glückliches Paar, wie sie nach dem Finale in der Sendung After The Rose erzählten.

Oktober:

Bei einer Nachwahl in Sydney am 20. Oktober gewinnt die bekannte lesbische Ärztin und LGBT-Aktivistin Kerryn Phelps überraschend einen Sitz im australischen Parlament und bringt damit die konservative Regierungspartei um ihre Mehrheit von nur einer Stimme (wir berichteten). Die Nachwahl im sonst eher konservativen Bezirk Wentworth war durch den Rücktritt von Ex-Premierminister Malcolm Turnbull nötig geworden.

November:

Lesben am Broadway: Das Musical The Prom von Matthew Sklar und Chad Beguelin (The Wedding Singer) feiert zwei Jahre nach seiner Uraufführung in Atlanta Premiere in New York. Das Stück spinnt eine wahre Geschichte weiter – um zu verhindern, dass eine lesbische Schülerin ihre Freundin mit zum Abschlussball bringt, verbot die Schulleitung das ganze Event – und lässt eine alternde Broadway-Truppe anreisen und die Kleinstadt aufmischen. Zwei Wochen später machte der Cast mit einem lesbischen Kuss (huch!) in der live im Fernsehen übertragenen Macy’s Thanksgiving-Parade Schlagzeilen.

Dezember:

Ein Statement der erfolgreichsten Sängerin Deutschlands: Vor fast sechs Millionen FernsehzuschauerInnen singt Helene Fischer in ihrer ZDF-Weihnachtsshow mit Kerstin Ott deren Song „Regenbogenfarben“. In der Hymne für Toleranz und Offenheit aus Otts aktuellen Album „Mut zur Katastrophe“ (erschien im Juli) heißt es unter anderem: „Er und er/ Zwei Eltern, die ihr Kind zur Kita bringen./ Sie und sie/ tragen jetzt den gleichen Ring./ Alles ganz normal.“ Das Publikum klatscht begeistert mit!

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Genderneutrale Erziehung - Elizabeth Kerekere, Aktivistin aus Neuseeland - Internationales FrauenFilmFestival - LGBTIQ* Community in Armenien mehr zum Inhalt




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