L-Mag

6 neue Filme mit L-Faktor, auf die wir uns schon freuen

„Tár“ mit Cate Blanchett und Nina Hoss, „The Almond & the Seahorse“ mit Rebel Wilson und Charlotte Gainsbourg, „Eileen“ mit Anne Hathaway und drei weitere Filme mit lesbischen/ queeren Hauptfiguren: unser Blick ins Kinoprogramm der nächsten Monate.

IFC Films/ Screenshot Trailer Charlotte Gainsbourg und Rebel Wilson in „The Almond and the Seahorse“

Von Karin Schupp, 5.2.2023

1. Tár, USA, 2022, Regie/ Buch: Todd Field, 158 min.

Macht und Musik: Die weltberühmte Dirigentin Lydia Tár (Cate Blanchett) leitet, auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, die Berliner Philharmoniker. Auch privat scheint’s gut zu laufen: Sie ist mit ihrer Konzertmeisterin (Nina Hoss) verheiratet und hat mit ihr ein Kind. Dass Lydia mit ihr untergebenen Musikerinnen Affären hat, wird nur angedeutet - bis ein Shitstorm gegen sie startet, ein #MeToo-Vorwurf Wellen schlägt und Lydia, blind für den drohenden Verlust ihrer Kontrolle und Macht, eine Obsession für die neue, junge Cellistin Olga (Sophie Kauer) entwickelt. Tár wurde für sechs Oscars nominiert, darunter in den Kategorien „Bester Film“ und „Beste Hauptdarstellerin“.

Gut zu wissen: Blanchett glänzt in der Rolle, aber dass dieser problematische Charakter eine Lesbe ist und nicht – naheliegender – ein Mann, ist fragwürdig. Field erklärte das so: Man erkenne „dadurch hoffentlich die Macht als das, was sie ist, nämlich etwas, dass jeden, der sie berührt, korrumpiert.“

Wann? Ab 2. März 2023 im Kino

2. Two, Israel 2022, Regie/ Buch: Astar Elkayam, 75 min., OmU

Der lange Weg zur Regenbogenfamilie: Die Tänzerin Omer (Mor Polanuer) und die Köchin Bar (Agam Schuster) sind heiß verliebt und wünschen sich ein Kind. Anfangs sind sie voller Energie und Vorfreude, aber als ihre Besuche bei der Samenbank immer wieder erfolglos bleiben, kommt es allmählich zu Spannungen. Und als Omers Ex-Freund Yoni (Gil Desiano) als Samenspender ins Spiel kommt, müssen sich die beiden fragen, wie weit sie gehen wollen, um ihren Kinderwunsch zu erfüllen.

Gut zu wissen: Astar Elkayam, die hier ihren ersten Kinofilm vorlegt, unterzog sich während der Dreharbeiten selbst einer künstlichen Befruchtung und war schwanger, als sie im Schneideraum saß.

Wann? Ab 23. Feb. 2023 im Kino; bereits am 20. Februar in der „Pride Night“ der Cineplex-Kinos

3. Sisi und ich (D/ A/ CH, 2023), Regie: Frauke Finsterwalder, Buch: F. Finsterwalder/ Christian Kracht), 132 min.

Endlich eine lesbische Sisi-Verfilmung: Irma Gräfin von Sztáray (Sandra Hüller) wird Hofdame von Elisabeth von Österreich-Ungarn (Susanne Wolff) aka Sisi, die sich in ihrer zweiten Lebenshälfte von ihrem Mann, Kaiser Franz-Joseph, und vom Hof gelöst und in einer Art adeligen Frauen-Kommune in Griechenland niedergelassen hat. Die beiden reisen gemeinsam durch die Welt, und alles könnte perfekt sein, wäre Sisi nicht Kaiserin und würde sich Irma nicht unsterblich in ihre charismatische Chefin verlieben.

Gut zu wissen: Frauke Finsterwalder und ihr Ko-Drehbuchautor, der Schriftsteller Christian Kracht, sind ein Ehepaar. Und wem Susanne Wolff bekannt vorkommt: Sie spielte die Hauptrolle in dem ARD-Lesbenfilm Unser Kind (2018)

Wann? Im Februar auf der Berlinale; ab 30. März 2023 im Kino

4. The Almond and the Seahorse, GB 2022, Regie: Celyn Jones/ Tom Stern, Buch: C. Jones/ Kaite O'Reilly, 96 min.

Psychologisches Drama: Die Archäologin Sarah (Rebel Wilson), deren Mann an anterograder Amnesie leidet (sich also neue Dinge nur wenige Minuten merken kann), lernt bei der Gehirnspezialistin Dr. Falmer (Meera Syal) Toni (Charlotte Gainsbourg) kennen, die ein ähnliches Schicksal teilt: Ihre Partnerin (Trine Dyrholm) leidet ebenfalls unter Gedächtnisverlust. Und die beiden Leidensgenossinnen kommen sich bald näher…

Gut zu wissen: Im Drehbuch war Toni ursprünglich ein Mann, aber „ich war diejenige, die sagte: Ich finde, das könnte auch eine Frau spielen“, sagte Rebel Wilson (Pitch Perfect) dem Hollywood Reporter und verriet, dass Gainsbourg die erste Frau war, die sie küsste – prompt erlebte sie ihr persönliches queeres Coming-out und lernte einige Monate später ihre erste Freundin kennen (siehe K-Word #460).

Wann? Noch ohne Starttermin in Deutschland.

5. Eileen, USA 2023, Regie: William Oldroyd, Buch: Ottessa Moshfegh/ Luke Goebel, 96 min.

Psychothriller: Ein eiskalter Winter in Massachussetts 1964. Eileen (Thomasin McKenzie) führt ein dröges, unglückliches Leben – sie arbeitet als Sekretärin in einem Gefängnis und muss sich um ihren Alkoholiker-Vater kümmern -, bis die schöne, gebildete Psychologin Dr. Rebecca St. John (Anne Hathaway) im Knast anfängt. Eileen ist verzaubert, und zwischen den beiden entwickelt sich eine intensive Beziehung. Doch ihre Freundschaft nimmt eine Wendung, als als Rebecca ein dunkles Geheimnis lüftet und Eileen mit in ein Verbrechen reinzieht. Verfilmung des gleichnamigen Romans von Otessa Moshfegh.

Gut zu wissen: Die Parallelen zu Carol sind nicht zu übersehen, eine Kritikerin bezeichnete Eileen als „verfluchte, verdorbene Version“ des berühmten Lesbenfilms. Der Film soll jedoch nicht so lesbisch sein, wie die Prämisse hoffen lässt.

Wann? Feierte im Januar beim Sundance Filmfestival Weltpremiere, einen deutschen Starttermin gibt’s noch nicht.

Sundance Institute Rebecca (Anne Hathaway, l.) und Eileen (Thomasin McKenzie) in „Eileen“

6. Blue Jean, GB 2022, Regie/ Buch: Georgia Oakley, 97 min.

Erst 40 Jahre her: England 1988. Jean (Rosy McEwen) ist bei ihrer Familie als lesbisch geoutet und muss doch ein Doppelleben führen und ihre Lebensgefährtin Viv (Kerrie Heayes) verstecken, um ihren Job als Sportlehrerin an einer Highschool nicht zu gefährden. Denn ein neues Gesetz verbietet die „Förderung von Homosexualität“ durch lokale Behörden, also auch Schulen. Als die lesbische Schülerin Lois (Lucy Halliday) zum Mobbingopfer wird, gerät Jean in einen inneren Konflikt: Soll sie ihr helfen und dabei riskieren, dass ihre Tarnung auffliegt?

Gut zu wissen: Die britische „Clause 28“, unter der konservativen Regierung von Margaret Thatcher beschlossen, trat 1988 in Kraft. Erst 2003 wurde sie von der Labour-Regierung abgeschafft.

Wann? Feierte beim Filmfestival in Venedig 2022 Weltpremiere, einen deutschen Starttermin gibt’s noch nicht.

 

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