8 Filme mit lesbischen und bisexuellen Hauptfiguren, auf die wir uns 2020 freuen
Kate Winslet, Saoirse Ronan, Kristen Stewart, Margot Robbie, Jella Haase, Rosie Perez und St. Vincent: Wir stellen acht neue Filme vor, in denen sie (und andere) lesbische, bisexuelle und queere Hauptrollen spielen.
Von Karin Schupp, 12.1.2020
1. Ammonite (GB, 2020)
Was? Südengland im 19. Jahrhundert: Die in ärmlichen Verhältnissen lebende Mary Anning sammelt an der Küste Fossilien und verkauft sie an Touristen. Als sich die Chance ergibt, sich um die wohlhabende Londonerin Charlotte zu kümmern, ist das für sie zunächst nur ein Job. Doch aus der Begegnung der beiden Frauen wird schnell mehr: Sie beginnen eine leidenschaftliche Affäre.
Wer? Mit Oscargewinnerin Kate Winslet (Der Vorleser) und der dreifach Oscar-nominierten Saoirse Ronan (Lady Bird, Maria Stuart). Regisseur/ Drehbuchautor Francis Lee drehte auch das schwule Liebesdrama God’s Own Country (2017). Mary Anning (1799–1847) galt als Mitbegründerin der Paläontologie und blieb zeitlebens unverheiratet und kinderlos; über ihre sexuelle Orientierung ist jedoch nichts bekannt.
Wie? Im Vorfeld wurde kritisiert, dass Annings Geschichte durch einen fiktionale Lesbenstory „sensationalisiert“ würde. Die Forscherin sei doch wohl auch so schon interessant genug.
Wann? Wird in diesem Jahr Weltpremiere feiern, der deutsche Starttermin ist noch nicht bekannt.
Bilder von den Dreharbeiten im März 2019:
2. Happiest Season (USA, 2020)
Was? Abby möchte ihrer Freundin Harper während der Weihnachtsfeiertage bei deren Eltern einen Heiratsantrag machen – muss dort aber feststellen, dass die sich bei ihren konservativen Eltern noch gar nicht geoutet hat.
Wer? Mit Kristen Stewart in ihrer dritten queeren Rolle (nach Lizzie Borden und - noch ohne Kinostart - JT Leroy) und Mackenzie Davis (Terminator 6), die schon in der tollen Black Mirror-Folge „San Junipero“ (Netflix) eine lesbische Rolle spielte. Von Clea DuVall, die uns schon in ihrem Regiedebüt Bis dass die Freunde euch scheiden damit erfreute, dass sie und Natasha Lyonne – wie schon 1999 in Weil ich ein Mädchen bin - ein Paar spielten.
Wie? Eine romantische Komödie, die nach Meine lesbische Frau, ihr Vater und ich klingt? Hollywoods bekannteste queere Schauspielerin? Eine Filmpartnerin mit ebenfalls großer lesbischer Fangemeine? Dazu noch eine lesbische Regisseurin? Noch Fragen?
Wann? Wird gerade in Pittsburgh gedreht. US-Start ist am 20. November, einen deutschen Starttermin gibt’s noch nicht.
3. Kokon (Deutschland, 2020)
Was? Die Kreuzberger Teenagerin Nora hängt viel mit ihrer großen Schwester und deren besten Freundin rum, es geht es um Selbstdarstellung auf Instagram, den Druck, Schönheitsidealen zu entsprechen, Kiffen, erwachendes sexuelles Begehren – und ihre Begegnung mit Romy, durch die sie ihren Weg zu ihrer eigenen Weiblichkeit und zu ihrer Liebe findet.
Wer? Hauptdarstellerin Lena Urzendowsky könntet ihr aus Bibi & Tina 3 und der Netflix-Serie Dark kennen, 2019 bekam sie den Förderpreis des Deutschen Fernsehpreises. Fuck ja Göthe-Star Jella Haase (Nora) spielte auch in Looping, dem ersten – und ebenfalls lesbischen - Film von Regisseurin/ Drehbuchautorin Leonie Krippendorff eine Hauptrolle.
Wie? Ihr Film, so Krippendorff, erzählte davon, „wie befreiend es ist, medial erschaffene Körperbilder abzustreifen und sich das erste Mal wirklich zu spüren.“
Wann? Premiere Ende Februar auf der Berlinale, Kinostart: 30. April.
4. The Nowhere Inn (USA, 2020)
Was? Die Musikerin St. Vincent aka Annie Clark heuert für einen Dokumentarfilm, der die Frau hinter ihrer extravaganten Bühnenpersona zeigen soll, ihre beste Freundin Carrie Brownstein an. Weil die „echte Annie“ aber zu langweilig ist, beginnt sie, ihr Leben mit ausgedachten Storys, konstruierten Ausrastern und bizarren Beziehungsdramen aufzupeppen und treibt damit ihre Regisseurin in die Verzweiflung.
Wer? Clark (zu deren Exen Cara Delevingne und Kristen Stewart gehören) und die bisexuelle Schauspielerin/ Musikerin/ Regisseurin Carrie Brownstein (Portlandia, Transparent) sind tatsächlich enge Freundinnen und sollen mal ein Paar gewesen sein.
Wie? Die satirische „Mockumentary“ (= fiktionale Dokumentation), in der die beiden Frauen überhöhte Versionen ihrer selbst spielen, nimmt aufs Korn, dass in unserer Gesellschaft Entertainment zunehmend wichtiger als Authentizität wird.
Wann? Premiere Ende Januar beim Sundance Film Festival, noch kein deutscher Starttermin.
5. Bombshell – Das Ende des Schweigens (USA, 2019)
Was? Eine wahre Geschichte: Mitarbeiterinnen des rechten TV-Kanals Fox News brachten den Sender-Gründer Roger Ailes 2016 wegen sexueller Belästigung und Nötigung zu Fall. Möglich wurde das erst, als die prominenten Moderatorinnen Gretchen Carlson und Megyn Kelly Klage einreichten. Die dritte (und fiktionale) Hauptfigur ist die Newsproduzentin Kayla, die eine heimliche Beziehung mit ihrer lesbischen Kollegin Jess hat.
Wer? Nicole Kidman und Charlize Theron als Carlson und Kelly, Margot Robbie als Kayla und die lesbische Schauspielerin Kate McKinnon (K-Word #334) als Jess. Die jungen, queeren Schauspieler_innen Brigette Lundy-Paine (Atypical) und Liv Hewson (Santa Clarita Diet) spielen Nebenrollen.
Wie? Da Carlson und Kelly als erzkonservative Journalistinnen keine Sympathiefiguren und schon gar keine feministischen Koryphäen sind, sind Kayla und Jess das Herz des Films.
Wann? Kinostart: 13. Februar 2020
6. Benedetta (Frankreich, 2020)
Was? Die Geschichte der Nonne Benedetta Carlini, die im Italien des 17. Jahrhunderts wegen ihrer sexuellen Beziehung mit einer Ordensschwester verurteilt wurde und bis zur ihrem Tod 35 Jahre später eingekerkert blieb.
Wer? Regie führte Paul Verhoeven (Basic Instinct), Hauptdarstellerin Virginia Efira spielte auch schon in seinem Film Elle mit. In weiteren Rollen: Charlotte Rampling und Daphne Patakia (Versailles) als Benedettas Loverin Bartolomea.
Wie? Auch wenn Verhoevens Darstellung von Frauen kontrovers diskutiert wird, steht Benedetta auf zahlreichen Listen der meisterwarteteten Filme des Jahres.
Wann? Wurde bereits 2018 gedreht, aber die Fertigstellung verzögerte sich wegen einer Hüftoperation Verhoevens. Für die Weltpremiere peilt er möglicherweise das Filmfestival in Cannes 2020 an.
7. Adam (USA, 2019)
Was? New York 2006: Der brave Kleinstadt-Teenie Adam verbringt dort die Sommerferien bei seiner lesbischen Schwester Casey und taucht in ihren queer-lesbisch-trans-aktivistischen Freund*innenkreis ein. Kompliziert wird’s, als Adam sich in die lesbische Studentin Gillian verliebt, die ihn für trans hält - ein Missverständnis, das Adam nicht auflöst.
Wer? Basiert auf dem Debütroman der lesbischen Comiczeichnerin und Ex-The L Word-Autorin Ariel Schrag. Regisseur Rhys Ernst ist trans und war zuvor Producer bei Transparent. Die Hauptdarsteller_innen Nicholas Alexander, Margaret Qually, Bobbi Salvör Menze sind No Names, Leo Sheng, inzwischen im Serien-Reboot The L Word: Generation Q zu sehen(K-Word #307), spielt hier seine allererste Rolle als Caseys Mitbewohner.
Wie? Die Komödie war ein Publikumsliebling beim Sundance Film Festival 2019, aber vor dem US-Kinostart gab's in den Sozialen Medien Boykott-Aufrufe: Dem Film wurde – vor allem auf Basis der Romanvorlage - vorgeworfen, transphob und lesbophob zu sein. Ernst betonte daher in Interviews, dass Adam in wichtigen Punkten davon abweiche.
Wann? Noch kein deutscher Starttermin bekannt.
8. Birds of Prey (USA, 2020)
Was? Die DC Comicfigur Harley Quinn in ihrem ersten Solofilm: Nach der Trennung von ihrem Freund Joker (endlich…!) schließt sich die Superheldin der Girl-Gang „Birds of Prey“ (= Raubvögel) von Huntress, Black Canary und der lesbischen Polizistin Renee Montoya an, um den Gangsterboss Black Mask zur Strecke zu bringen.
Wer? Hauptdarstellerin Margot Robbie übernimmt ihre Rolle aus Suicide Squad, Rosie Perez spielt Renee Montoya, Ali Wong (Gerüchten zufolge) ihre Loverin. Regisseurin Cathy Yan hat bisher nur die chinesische Komödie Dead Pigs auf dem Konto.
Wie? Zu groß sollten die lesbischen Erwartungen nicht sein: Bei so einem Blockbuster-Film ist schon allein die Tatsache, dass es queere Charaktere gibt, eine Sensation. Aber es wäre schon schön gewesen, auch Harley Quinn - wie in den Comics - bisexuell sein zu lassen!
Wann? Kinostart: 6. Februar 2020
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