L-Mag

8 neue Serien mit L-Faktor

Im Weltall, an der Adria, in den 1930er Jahren und in der Zukunft – wir sind überall! Wir stellen acht neue Streamingserien mit lesbischen und bisexuellen Hauptfiguren aus USA, Italien, Spanien, Großbritannien und Brasilien vor.

Netflix/ Vanessa Bumbeers Fran (Iza Moreira, l.) und Bel (Luana Nastas) in „Mund zu Mund“

Von Karin Schupp

15.9.2020 - Bei neuen Streamingserien stehen die Chancen inzwischen sehr gut, dass es darin mindestens einen LGBTQ-Charakter gibt, und das gilt längst auch weltweit (außer - leider - in Deutschland!). Natürlich sind nicht alle Serien und nicht alle Figuren gelungen, aber dafür habt ihr ja uns: Wir haben das Angebot vorsortiert und sagen euch, was sich lohnt und wo ihr weiterzappen könnt. 

*** Achtung: zum Teil leichte Spoiler! ***

 

1. Away (USA, 2020), 10 Folgen, Netflix

Weltraumdrama mit Hilary Swank: Die Oscar-Gewinnerin spielt Emma Green, die Kommandantin der allerersten, auf drei Jahre angesetzten Mars-Mission, deren Start unter keinem guten Stern steht: Nicht alle Mitglieder der internationalen Besatzung erkennen ihre Autorität an, und zu Haue bei ihrem Mann und ihrer Tochter läuft auch nicht alles rund. Brisante Ereignisse an Bord wechseln sich mit Szenen aus Emmas Familie ab, auch die Geschichten der anderen vier Astronaut_innen werden erzählt. Weniger Science Fiction als eine recht rührselige Familienserie.

L-Faktor: In Folge 3 erfahren wir, dass hinter der emotionslosen Fassade der linientreuen chinesischen Astronautin Lu Wang (Vivian Wu) mehr steckt als nur das Klischee der kompetenten, aber kühlen Asiatin - nämlich eine spannende Stoyline vor dem Hintergrund, dass sich in China nur 15 Prozent der LGBTQ in ihren Familien outen.

Netflix/ Diyah Pera Lu Wang (Vivian Wu, l.) und die restliche Besatzung der Mars-Mission

2. Valeria (Spanien, 2020), 8 Folgen, Netflix

Das spanische „Sex and the City“: Valeria ist eine Autorin in Schaffens- und Ehekrise, ihre drei Freundinnen Carmen, Lola und Nerea stehen ihr zur Seite und haben auch ihre eigenen Abenteuer und Krisen zu bewältigen. Dabei geht’s sehr oft um Männer…

L-Faktor: … außer bei Nerea (Teresa Riott), die lesbisch ist. Sie rückt leider erst in Folge 4 in der Vordergrund (zudem die einzige Episode, die nicht mit Heterosex, sondern mit lesbischem Sex beginnt!) und thematisiert dann genau das: Dass ihre Freundinnen sich nicht für ihre Themen interessieren und sie daher ihren eigenen „lesbischen Teich“ braucht. Den findet sie in einem feministischen Frauenzentrum - eine mal etwas andere Storyline in einer eher belanglosen und sehr heterosexuellen Serie. Das Finale deutet aber an, dass Nereas Rolle in Staffel 2 (kommt 2021) interessanter wird.

Netflix Allein unter Heten: Nerea (Teresa Riott, ganz links) in „Valeria“

3. Don’t Look Deeper (USA, 2020), 14 Folgen, Quibi (nur im engl. Original/ mit engl. Untertiteln verfügbar)

„Westworld“ für Teenies: Aisha (Helena Howard), bisher eine ganz normale Jugendliche im Kalifornien der nahen Zukunft, findet heraus, dass sie ein Android ist. Dieses Wissen bringt sie nicht nur in eine existentielle Krise (sind meine Gefühle und Talente echt oder programmiert?), sondern auch in Gefahr. Gelungene „Häppchen-Serie“ (jede Folge dauert nur 8-10 Minuten) von Quibi, dem neuen Streamingdienst für Smartphones. Nicht so komplex wie die Kultserie Westworld, aber von Twilight-Regisseurin Catherine Hardwicke spannend inszeniert und mit einigen überraschenden Wendungen, darunter auch…

L-Faktor: … eine innige lesbische Liebe zu einer Mitschülerin, die von Aishas Festplatte gelöscht wurde. Zu viel darf hier nicht verraten werden, aber es ist eine schön erzählte Geschichte, die im Nachhinein einiges erklärt. 

4. Trigonometry (GB, 2020), 8 Folgen, Amazon, iTunes

Liebe zu dritt mit L-Faktor: Rettungssanitäter Kieran (Gary Carr) und Gemma (Thalissa Teixeira), Cafébesitzerin mit lesbischer Vergangenheit, sind ein gückliches Paar, das aus Geldmangel ein Zimmer untervermieten muss. Ihre Wahl fällt auf Ray (Ariane Labed), die gerade ihre Karriere als olympische Synchronschwimmerin beendet hat und erst jetzt das reale Leben kennen zu lernen scheint. Aus dem Untermietverhältnis wird eine WG, aus Freundschaft wird Liebe – aber die britische Serie fällt nicht mit der Tür ins Haus und lässt sich Zeit, die drei und ihr Umfeld vorzustellen und ihre gegenseitige Anziehung wachsen zu lassen. Im Grunde wird dasselbe erzählt wie in der einzigen anderen Polyamorie-Serie, You Me Her, aber in einem anderen Rhythmus und ohne dabei zu vergessen, dass es in Kierans, Gemmas und Rays Alltag noch mehr als nur ihre Dreierbeziehung gibt. Vielleicht kommt Trigonometry auch deshalb so angenehm glaubwürdig und authentisch rüber.

Mark Johnson/ BBC/ House Productions Drei sind keine(r) zu viel: Gemma, Ray und Kieran in „Trigonometry“

5. Drei Meter über dem Himmel (Italien, 2020), 8 Folgen, Netflix

Statt Sommerurlaub: In einem Ferienort an der Adria feiern, befreunden und verlieben sich Einheimische und Touris. Im Mittelpunkt steht die – natürlich hürdenreiche – Liebe zwischen der Schülerin Summer (Rebecca Coco Edogamhe) und dem Motorradrennfahrer Ale (Ludovico Tersigni). Irgendwie altmodisch-vertrauter Jugend-im-Sommer-Stoff im Stil der La Boum – Die Fête-Filme der achtziger und neunziger Jahre. Das einzig Moderne an Drei Meter ist tatsächlich, dass …

L-Faktor: Summers beste Freundin Sophia (Amanda Campana) offen lesbisch ist. Ihre zahlreichen Tinder-Eroberungen bekommen wir leider kaum zu sehen, stattdessen ist sie vor allem die tröstende Schulter und Beraterin für Summer und den sexuell unerfahrenen Dario. Erst in den letzten drei Folgen lernen wir eine ihrer Affären kennen und erfahren, wem Sophias Herz im Geheimen gehört. Staffel 2 ist angekündigt.

Netflix Sophia (Amanda Campana, hinten links) und ihre Sommer-Clique in „Drei Meter über dem Himmel“

6. Kleine Feuer überall (USA, 2020), 8 Folgen, Amazon

Hochkarätig besetzte Romanverfilmung: Das geordnete Leben von Elenas (Reese Witherspoon) weißer, wohlhabender Bilderbuchfamilie gerät aus den Fugen, als die nomadische Künstlerin Mia (Kerry Washington) und ihre Tochter Pearl (Lexi Underwood) in ihren Mustervorort ziehen. Die abgeschlossene Miniserie weicht zum Teil von der gleichnamigen Buchvorlage (OT: „Little Fires Everywhere“) von Celeste Ng ab, wodurch die Story geschärft und verbessert wird (wenn man von dem geänderten Schluss absieht). So sind Mia und Pearl - anders als im Roman - Schwarz, wodurch das Thema (Alltags-)Rassismus eine prominente Rolle bekommt, und…

L-Faktor: … Elenas rebellische Tochter Izzy (Megan Stott) erlebt ihr Coming Out. Außerdem entpuppt sich in Folge 6 eine weitere weibliche Hauptfigur überraschend als queer.

Den Trailer gibt’s nur mit Untertiteln, die Serie aber auch in deutscher Synchronfassung.

7. Perry Mason (USA, 2020), 8 Folgen , Amazon, Sky Go, Sky Ticket, Maxdome, Sony, Videoload

Serie Noir: Die Neuauflage des Anwaltsserienklassikers (1957-1966) um den genialen Strafverteidiger Perry Mason ist ein Prequel, das im düsteren Los Angeles der 1930er Jahre spielt. Mason (Matthew Rhys) ist noch ein mittelloser, unrasierter Privatdetektiv, der - anfangs - für den Anwalt E.B. Jonathan (John Lithgow) arbeitet. Die gesamte Staffel erzählt nur einen Fall: den Mord an einem Säugling, in den auch irgendwie Orphan Black-Star Tatiana Maslany als evangelikale Priesterin verwickelt ist. Staffel 2 ist beauftragt.

L-Faktor: Della Street (Juliet Rylance), zunächst Jonathans energische Sekretärin und später Masons Assistentin, ist lesbisch, was aber nur der ebenfalls heimlich schwule Staatsanwalt Hamilton Burger (Justin Kirk) weiß. Dellas Freundin Hazel (Molly Ephraim) taucht erst ab Folge 4 auf und spielt leider keine große Rolle.

HBO/ Screenshot Della Street (r.) und Hazel in „Perry Mason“

8. Mund zu Mund (Brasilien, 2020), 6 Folgen, Netflix (nur mit deutschen Untertiteln)

Die Serie zum Social Distancing: In einer Kleinstadt erkrankt ein Teenie nach dem anderen an einem geheimnisvollen Virus, das durch Speichel übertragen wird. Blöd nur, dass kurz zuvor bei einem Rave im Wald alle mit allen geknutscht haben… Weil es sonst niemand tut, gehen die drei Schüler:innen Fran, Chico und Alex der Sache auf den Grund. Für eine Horror- oder Katastrophenserie zu popelig - aber das will Boca a Boca (Originaltitel) auch gar nicht sein: „Es geht darum, wie sich angesichts dieser Krise menschliche Beziehungen und die Beziehungen, die wir zu unseren Körpern haben, verändern“, erklärte Showrunner Folha De S. Paulo.

L-Faktor: Fran (Iza Moreira) ist in ihre beste Freundin Bel (Luana Nastas), die das erste Opfer des Virus ist, verliebt, wird aber durch die Geschehnisse bald in eine passive Rolle gedrängt und kommt leider insgesamt viel zu kurz. Ausführlich erzählt wird hingegen die Story um den schwulen Chico, der eine heimliche Affäre mit einem älteren Farmarbeiter hat.

Den Trailer gibt’s nur im Original, aber man versteht auch ohne Portugiesisch-Kenntnisse gut, worum’s geht:

 

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