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Angriff auf LGBT-Clubs in Slowenien: „Ein klarer Versuch, uns zum Schweigen zu bringen“

In Ljubljana kam es am letzten Freitag zu einem homofeindlichen Übergriff: Aggressive Hooligans stürmten einen schwulen und einen lesbischen Club. Aber die Community lässt sich nicht einschüchtern.

FacebookProtest vor dem Club "Tiffany" am Abend nach dem Überfall

Von Hannah Geiger

5.11.19 – Die Clubs waren bereits geschlossen, als am Freitagmorgen um 6 Uhr aggressive, homofeindliche Hooligans den schwulen Club „Tiffany“ und den lesbischen Club „Monokel“ stürmten. Beide befinden sich im selben Gebäude.

Laut einem Post auf der Facebook-Seite der Clubs traten die Angreifer die Vordertür ein und drangen in das Gebäude ein. Das Clubpersonal, das sich noch im Inneren befand, verbarrikadierte sich in einem der Räume. Die Angreifer versuchten zu ihnen vorzudringen und riefen wohl: „Wo seid ihr, kommt raus, ihr Schwuchteln!“ Sie randalierten im Flur, zerstörten Mobiliar und schlugen Fenster ein.

Sorge über die zunehmend homophobe Gewalt in Slowenien

Nachdem die vom Clubpersonal informierte Polizei eintraf, flohen die Angreifer. Wie viele es waren und ob die Polizei eine Spur hat, ist offenbar nicht bekannt. Verletzt wurde niemand, die Betroffenen erlitten laut der österreichischen Tageszeitung Der Standard aber Angst- und Schockzustände. Die Polizei leitete diesem Bericht zufolge Ermittlungen ein. Aus Solidarität zum Club und der LGBTIQ*-Community fand gleich am Freitagabend ein Protest vor dem Club statt.

In ihrer Facebook-Mitteilung schrieben die Betreiber*innen des Clubs zudem, dass sie über die zunehmende homophobe Gewalt in Slowenien besorgt seien, und forderten die Behörden auf, gegen die Täter vorzugehen. „Erst im letzten Monat haben wir zwei gewaltsame Angriffe auf LGBT-Menschen in Slowenien erlebt. Jegliche Gewalt, Hassreden oder sexuelle Identität, Aufstachelung und Aufstachelung zum Hass gegen LGBT-Minderheiten müssen sofort gestoppt werden!“, hieß es weiter.

FacebookSo sah es nach dem Überfall im Flur des Clubs aus

„LGBTs werden als Sündenböcke benutzt“

Auch Simona Muršec, eine der Organisatorinnen der jährlich stattfindenden Pride in Ljubljana, äußerte sich gegenüber L-MAG sehr deutlich: „Das war ein klarer Versuch, die LGBTIQ*-Community – besonders diejenigen, die öffentliche LGBT-Räume besuchen – zum Schweigen zu bringen und einzuschüchtern.“ Ihrer Meinung nach sei die Attacke nur der Gipfel des hasserfüllten öffentlichen Klimas, der politischen Meinungsmache und dem schwachen institutionellen Schutz gegenüber LGBTIQ*-Personen in Slowenien. „LGBTs werden als Sündenböcke benutzt und in einer clero-faschistischen Politik als ‚der Feind‘ angesehen.“

Das alternative Kulturzentrum „Metelkova Mesto“, wo die beiden Clubs zu finden sind, ist ein beliebter Treffpunkt für die alternative, queere Szene und Künstler*innen. Es war einst ein leerstehender Kasernenkomplex, das von Aktivist*innen besetzt wurde. Heute sind auf dem Gelände viele kleine Kunstwerke zu finden. Der schwule Club „Tiffany“ sowie der lesbische Club „Monokel“, die beide jeweils nur aus einer Tanzfläche bestehen, befinden sich im selben Gebäude, das mit seiner bunt bemalten Fassade einem alternativen Jugendzentrum ähnelt.

„Wir sind hier, und wir werden nicht gehen“

Dass Medien in ihren Berichten nur das „Tiffany“ erwähnen, ist also nicht ganz korrekt, da sie sich Tür an Tür befinden, also beide Orte angegriffen wirden. Der Ort ist als queerer Ort bekannt, in dem sich Schwule, Lesben, trans Menschen und andere, die nicht ein heteronormatives Bild passen, aufhalten. Der Angriff war also mehr als „nur“ schwulenfeindlich.

Doch die Leute in Ljubljana lassen sich so leicht nicht einschüchtern. Der Solidaritäts-Versammlung, die es gleich am Abend nach dem Angriff vor den Clubs gegeben hatte, folgte eine Party. Und auch Simona gibt sich unerschütterlich: „Wir wollten eine klare Botschaft aussenden: wir sind hier, und wir werden nicht gehen!“

 

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