Australier stimmen über die Ehe-Öffnung ab
In Australien läuft gerade eine Volksbefragung zur Öffnung der Ehe für Lesben und Schwule. Dagegen laufen nicht nur homophobe Gruppen Sturm – auch lesbisch-schwule Aktivisten wollten das Referendum verhindern. Wir erklären, worum es geht.
Von Karin Schupp
19.9.2017 - Australien tut sich mit der Öffnung der Ehe für lesbische und schwule Paare noch schwerer als Deutschland. Obwohl die Mehrheit der Bevölkerung die Gleichstellung befürwortet, konnte sich Premierminister Malcolm Turnbull von der konservativen Liberal Party bisher nicht dazu überwinden, das Parlament über ein entsprechendes Gesetz abstimmen zu lassen.
Stattdessen lässt er jetzt eine Volksbefragung durchführen: Die Wählerinnen und Wähler – die sich hierfür eigens registrieren mussten – bekamen in den letzten Tagen einen Stimmzettel mit folgender Frage zugeschickt: „Soll es eine Gesetzesänderung geben, die es gleichgeschlechtlichen Paaren erlaubt zu heiraten?“
Das Ergebnis kommt am 15. November
Noch bis zum 7. November kann das Votum abgegeben werden, das Ergebnis wird am 15. November veröffentlicht. Rechtlich bindend ist es zwar nicht, aber Turnbull – der bekannt gab, mit „Ja“ zu stimmen – kündigte an, den Wählerwillen zu achten. Das bedeutet allerdings auch: Wenn die „Nein“-Stimmen überwiegen, rückt die Ehe-Öffnung in weite Ferne.
Kein Wunder also, dass homophobe und christlich-konservative Gruppen zunächst gegen das Referendum protestierten und sich jetzt engagiert ins Zeug legen, um so viele Ablehner wie möglich zur Stimmabgabe zu motivieren – in der Hoffnung, eine Entscheidung in ihrem Sinne zu erzielen.
Teuer, unnötig und löst homophobe Aktionen aus
Aber wieso wollten bis zuletzt auch LGBT-Aktivist*innen und die beiden Oppositionsparteien Labor und Die Grünen „The Australian Marriage Law Postal Survey“, so der offizielle Name, verhindern, wo sie doch inhaltlich klar für die Ehe-Gleichstellung sind?
Schon im letzten Herbst forderten sie, auf das enorm teure Referendum (umgerechnet etwa 80 Mio. Euro) zu verzichten und über das Gesetz doch ganz einfach im Parlament abstimmen zu lassen (wir berichteten). Zudem warnten sie vor einer Polarisierung der Bevölkerung: Wie man in anderen Ländern beobachten konnte, ziehen solche Volksbefragungen homophobe Kampagnen und mehr Aggressivität und Gewalt gegenüber LGBT nach sich.
Nachdem sie vor Gericht gescheitert waren - der Oberste Gerichtshof von Australien ließ die Abstimmung Anfang September zu – schwenkten die Befürworter natürlich um, demonstrierten bei Kundgebungen in Sydney (mit 40.000 Teilnehmern) und in anderen Städten für ein „Ja“ zur Ehe für alle und brachten den Hashtag #PostYourYES auf den Weg.
Werbespot, der für ein "Ja" zur Ehe-Öffnung wirbt:
Together, let's get it done.#VoteYespic.twitter.com/6THxn7aOW9
— AU Marriage Equality (@AMEquality) 7. September 2017
"Let's do this, Australia!"
Auch viele Prominente riefen dazu auf, sich an der Abstimmung zu beteiligen und für „Ja“ zu stimmen, darunter australische Stars wie Kylie Minogue, Margot Robbie (Suicide Squad), Chris Hemsworth (Thor) und das Popduo The Veronicas (dem Ruby Roses Lebensgefährtin Jess Origliasso angehört) und US-Stars wie Miley Cyrus, Meghan Trainor und Ellen DeGeneres, die mit der Australierin Portia de Rossi verheiratet ist.
Wir werden über den Ausgang der Volksbefragung berichten.
“Should the law be changed to allow same-sex couples to marry?” Yes, it should. (Let’s do this, Australia.) pic.twitter.com/EslAlb3KyQ
— Ellen DeGeneres (@TheEllenShow) 12. September 2017
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