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Beten genügt - Papst will homosexuelle Kinder nun doch nicht zum Psychiater schicken

Nachdem der Papst gesagt hatte, dass man bei homosexuellen Kindern „noch viel mit Psychiatrie machen“ könne, zog der Vatikan diese Äußerungen nun offiziell zurück.

BookMama, CC-BY

Von Karin Schupp

28.8.18 - Jetzt will er’s doch nicht so gemeint haben. Auf dem Rückflug nach seinem Besuch in Irland beantwortete der Papst Fragen von JournalistInnen und sprach auch darüber was er Eltern (möglicherweise) homosexueller Kinder raten würde.

Sie sollten dies nicht ignorieren, sagte er, da das „ein Mangel an Väterlichkeit oder Mütterlichkeit“ sei. Stattdessen empfahl er ihnen, zu ihren Söhnen und Töchtern zu stehen, „zu beten, nicht zu verurteilen, Gespräche zu führen, zu verstehen, dem Sohn oder der Tochter einen Platz zu geben.“

Und dann kam die Äußerung, mit der er Kritik und Empörung auslöste: Bei Kindern, so sagte er, gäbe es - anders als bei Erwachsenen - noch „viel, das mit Psychiatrie gemacht werden kann, um zu sehen, wie die Dinge liegen.“

"Den Gedankengang des Papstes nicht verfälschen"

Im offiziellen Transkript der Pressekonferenz über den Wolken fehlt diese Passage nun. Man habe das Zitat „den Gedankengang des Papstes nicht verfälschen“ wollen, erklärte eine Sprecherin des Vatikans. Denn Franziskus habe nicht sagen wollen, dass er Homosexualität für eine Krankheit halte, „sondern dass man vielleicht schauen muss, wie sich die Dinge auf psychologischer Ebene darstellen.“

Zuvor hatte der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) den Papst heftig kritisiert. „Äußerungen wie diese schüren Homosexuellenfeindlichkeit und geben menschenverachtenden Konversionstherapien Rückenwind. Homosexualität ist keine Krankheit und bedarf folglich auch keiner Therapie“, sagte Henny Engels vom LSVD-Bundesverstand der Nachrichtenagentur AFP.

Franziskus zur Abdankung aufgefordert

„Wer bin ich, ihn zu verurteilen?“ Mit diesem Satz hatte Franziskus 2013 gläubigen Lesben und Schwulen Hoffnung auf Akzeptanz in der katholischen Kirche gemacht. „Diese Hoffnungen scheinen nun zunichtegemacht“, so Engels.

Nicht äußern wollte sich der Papst während des Flugs zu den Missbrauchsvorwürfen gegen den früheren US-Kardinal Theodore McCarrick, von denen er gewusst haben soll. Erzbischof Carlo Maria Vigano, Ex-Botschafter des Vatikans in den USA, hatte ihn deshalb zur Abdankung aufgefordert.

Die katholische Kirche steht weltweit (mal wieder) unter Beschuss, nachdem weltweit etliche neue Fälle von Kindermissbrauch durch katholische Priester bekannt geworden waren. Dafür hatte Franziskus bei seiner Messe am Sonntag in Dublin um Vergebung gebeten - dass diese Geste allein nicht genügt, dürfte wohl auch ihm klar sein.

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