Bisexuelle Frauen: Häufiger Gesundheitsprobleme als Heteros und Homosexuelle
Eine englische Studie ergab, dass lesbische, schwule und bisexuelle Menschen weniger gesund als Heterosexuelle sind und schlechtere Erfahrungen im Gesundheitswesen machen. Am stärksten betroffen sind bisexuelle Frauen.
8.8.2023, red. - Längerfristige körperliche und psychische Gesundheitsprobleme treten bei lesbischen, schwulen und bisexuellen Menschen mehr als doppelt so häufig auf als bei Heterosexuellen. Besonders betroffen sind bisexuelle Frauen: Bei ihnen ist die Wahrscheinlichkeit sogar mehr als viermal so hoch. Das ergab eine Studie der britischen Brighton and Sussex Medical School, die Ende Juli veröffentlicht wurde.
Um die Gesundheit von Homo-/ Bisexuellen mit der von Heterosexuellen zu vergleichen, untersuchte das Forscher:innen-Team Daten, die in den Jahren 2015/ 2016 von rund 836.000 Erwachsenen erhoben wurden, darunter knapp 24.000 Menschen, die sich als lesbisch, schwul, bisexuell oder „anders“ (LGB) identifizierten. Die Befragten hatten hier ihre Lebensqualität, ihre körperliche und psychische Gesundheit, ihren Umgang mit der eigenen Gesundheit und ihre Erfahrungen im Gesundheitswesen selbst eingeschätzt.
Bi-Frauen stark von psychischen Problemen betroffen
Die Ergebnisse sind erschreckend: LGB erlebten deutlich häufiger als Heterosexuelle eine schlechtere Lebensqualität, und fast alle fühlten sich unsicher im Umgang mit ihrer Gesundheit. Außerdem berichteten sie häufiger als Heterosexuelle, dass sie an einer chronischen Krankheit oder einer langfristigen psychischen Erkrankung leiden. Von länger anhaltenden psychischen Problemen sind bisexuelle Frauen besonders stark betroffen: 22,1 % berichteten davon (Hetero-Frauen: 5,5 %).
Die Autor:innen der Studie weisen deshalb darauf hin, dass LGB zwar insgesamt gesundheitlich weniger gut da stehen als Heterosexuelle, dass jedoch Bisexuelle - und hier vor allem Frauen - die schlechtesten gesundheitlichen Ergebnisse haben und die negativsten Erfahrungen im Gesundheitswesen machen.
Zur allgemeinen Homofeindlichkeit kommt noch Biphobie dazu
Dieses Ungleichgewicht schreiben sie der Biphobie und den Vorurteilen zu, den Bisexuelle zusätzlich zur Diskriminierung, die alle Nicht-Heterosexuellen erleben, ausgesetzt sind – und das nicht nur von Seiten der Hetero-Gesellschaft, sondern auch innerhalb der LGBTQ-Community.
Durch diesen „zusätzlichen Stress“ seien „bisexuelle Männer und Frauen einem erhöhten Risiko ausgesetzt, aufgrund ihres Umfelds negative psychologische Probleme und negative Verhaltensweisen zu entwickeln, was letztlich zu einem erhöhten Risiko für negative gesundheitliche Folgen führt“, heißt es in der Studie.
Im Gesundheitswesen sollten sich alle willkommen fühlen
Die Forscher:innen fordern deshalb das britische Gesundheitswesen auf, sich besser auf LGBTQ-Menschen einzustellen und darauf Rücksicht zu nehmen, dass sie sich in ihren Bedürfnissen erheblich unterscheiden, etwa je nach ethnischer Herkunft. „Dies muss von den Gesundheitsdienstleistern anerkannt werden, sowohl in Bezug auf die Bereitstellung einer gerechten Versorgung als auch bei der Schaffung eines Gesundheitsumfelds, in dem sich alle Personen ungeachtet ihrer Identität willkommen fühlen.“
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