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Die ganz großen Gefühle

Er brachte Cate Blanchett und Rooney Mara Oscar-Nominierungen ein, und wir kürten ihn zum Film des Jahres: "Carol". Jetzt erscheint die Verfilmung von Patricia Highsmiths Roman, der weltweit ersten Lesbenstory mit einem hoffnungsvollen Ende, auf DVD.

Cate Blanchett und Rooney Mara - Foto: Number 9 Films Ltd./ Wilson Webb

Von Manuela Kay

l-mag.de, 21.4.2016 – Wir schreiben das Jahr 1952 in New York: Es herrscht romantische Vorweihnachtsstimmung und in einem großen Kaufhaus der Ausnahmezustand. Die junge Therese (Rooney Mara) arbeitet in der Spielzeugabteilung. Hier begegnet ihr eine mondänen Kundin namens Carol (Cate Blanchett), eine wunderschöne, offensichtlich reiche und etablierte Frau, deren Blicke sie geradezu verschlingen. Die beiden Frauen fädeln ein weiteres Treffen ein.

Was zunächst wie eine harmlose Freundschaft zwischen einer unreifen, jungen, abenteuerlustigen Verkäuferin und einer Ehefrau und Mutter aus der Oberschicht aussieht, entwickelt sich zu einer leidenschaftlichen Liebesgeschichte. Gegen alle Konventionen und die Widerstände von Thereses Lover und Carols Ehemanns begeben sich beide auf eine Reise durchs Land und auf den risikoreichen Weg einer lesbischen Liebesbeziehung in den prüden USA der 50er Jahre.

Gar nicht so weit von Patricia Highsmiths eigenem Leben entfernt

In der Realität von 1952 in New York vögelt sich eine noch nicht sehr bekannte Schriftstellerin durch die Schlafzimmer von High-Society-Damen und inszenierte zahlreiche lesbische Liebesdramen. Ihr Name ist Patricia Highsmith (1921-1995), und sie soll in den kommenden Jahrzehnten eine der erfolgreichsten Krimi-AutorInnen der Welt werden.

Mit Carol (Originaltitel: „Salz und sein Preis“) bringt sie 1952 nach Strangers on a Train (1950) ihr zweites Buch auf den Markt, allerdings unter dem Pseudonym Claire Morgan. Man kann nur staunen, warum sie bis Anfang der 90er Jahre brauchte, um ihr Coming Out als Autorin von Carol zu haben. So richtig wollte sie nie zu dem Roman stehen und auch nicht darüber reden.

Umso dankenswerter, dass die lesbische Drehbuchautorin Phyllis Nagy aus der Vorlage ein spannendes Script machte, dass wunderbar gelungen vom schwulen Regisseur Todd Haynes verfilmt wurde.  In den Hauptrollen bezaubern eine verführerische Cate Blanchett als Carol und Rooney Mara als die vermeintlich unschuldige Therese.

Patricia Highsmith 1942, also ungefähr im Alter von Therese - Foto: Schweizerisches Literaturarchiv

Der erste Lesbenroman mit hoffnungsvollem Ende

Als „eines der bedeutendsten lesbischen Bücher überhaupt“ bezeichnete Haynes im L-MAG-Gespräch Carol. „Dazu noch ein lesbischer Liebesroman, der als erster in der Geschichte kein tödliche Ende hat.“ Tatsächlich: Total untypisch für die Ära bringt sich keine Lesbe um oder wird umgebracht. Im Gegenteil, es gibt ein hoffnungsvolles Ende und vor allem keinerlei „heterosexuelle Bekehrung“.

Wo Blau ist eine warme Farbe von der Kritik – zu Unrecht – dafür verrissen wurde, dass hier ein Mann eine lesbische Geschichte inszeniert, hatte an Carol bisher niemand auszusetzen, dass ein männlicher Regisseur diese fragile, romantische und gefühlvolle lesbische Geschichte verfilmte. Allerdings waren außer Haynes auch fast nur Frauen an dem Projekt beteiligt. Und gemeinsam ist es ihnen gelungen, einen der wichtigsten lesbischen Romane von einer der berühmtesten Lesben des 20. Jahrhunderts angemessen, unterhaltsam und herrlich gefühlvoll zu verfilmen. Ein ganz großer lesbischer Liebesfilm für die ganz großen Gefühle des Lebens.

Carol, GB/ USA 2015, Regie: Todd Haynes, mit Cate Blanchett, Rooney Mara, Sarah Paulson, 118 min. - ab 22. April auf DVD


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