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Corona trifft lesbische Infrastruktur – Zusammenhalt ist angesagt!

Das Corona-Virus bringt auch die lesbische Infrastruktur zum Erliegen – schade und für viele Läden wie auch Freischaffende eine echte wirtschaftliche Bedrohung. Die Community rückt zusammen: L-MAG hat für euch viele Kulturtipps fürs Quarantäne-Sofa!

Canva

Von Dana Müller

19.3.2020 - Während täglich neue politische Entscheidungen getroffen werden, um die Ausbreitung der Corona-Pandemie einzudämmen, kommt der soziale Alltag zum Stillstand, und die Wirtschaft gerät ins Schwanken. Viele Bundesländer haben Einschränkungen des öffentlichen Lebens beschlossen: Schulen, Bibliotheken, Clubs und Kneipen, Unis und Volkshochschulen bleiben geschlossen, Gaststätten dürfen nur tagsüber geöffnet haben. Auch die Besuchszeiten in Krankenhäusern werden auf ein Minimum beschränkt. Ausgenommen bleiben weiterhin (und sollen auch in Zukunft!) Supermärkte, sowie Apotheken, Drogerien, Tankstellen, Banken, Poststellen, Friseure, Zeitungsverkauf und Buchhandel und weitere Geschäfte für den täglichen Bedarf.

Was ist mit kleinen Unternehmen und Freiberuflerinnen?

Die vielen zwischenzeitlichen Schließungen von mittelständischen und großen Unternehmen bedeuten für die Wirtschaft einen enormen Einbruch. Für sie hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie) extra eine Hotline für Fragen zu „Auswirkungen des Coronavirus“ eingerichtet.

Doch was ist mit kleinen Betrieben, Kunstschaffenden und Freiberuflerinnen? Auch Buchautorinnen, Journalistinnen, Musikerinnen und Künstlerinnen geraten angesichts der hagelnden Absagen sämtlicher Veranstaltungen unter Druck. Während die Berliner Clubs bereits um Hilfe rufen, sind auch viele Freelancer aus der queeren Szene von enormen Einkommenseinbußen betroffen.

Deshalb unterstützt jetzt unter anderem das „Institut für Queer Theorie“ die Petition „Mit dem bedingungslosen Grundeinkommen durch die Coronakrise“ auf Change.org. Sie fordert eine Zahlung von 800-1200 Euro pro Person für sechs Monate - nicht als Kredit, sondern als Zuschuss. Rund 245.000 Unterschriften sind bereits erreicht.

Auch lesbische Projekte und Treffpunkte sind geschlossen

Von Schließungen betroffen sind auch lesbische Bars, Treffpunkte und Vereine, die seit Jahren eine engagierte und teilweise prekäre Arbeit leisten.

So musste die älteste Lesbenkneipe in Deutschland, das „La Gata“ in Frankfurt vorübergehend schließen. Die langjährige Betreiberin Ricky beklagt auf Facebook: „Ich kann ja nicht MONATELANG euren LA GATA TEMPEL zu lassen. Ich vermisse EUCH und freue mich, dass wir uns evtl. ,bald‘ wieder sehen dürfen/ können!“ Aber wann es soweit ist, bleibt vorerst unklar. In Berlin verkündet die Begine, seit 34 Jahren ein etablierter kultureller Treffpunkt, auf ihrer Webseite: „Alle Veranstaltungen und Gruppen müssen leider bis auf weiteres ausfallen.“ Bei den Berliner Butch BarFlys, einem ehrenamtlichen Partykollektiv, heißt es zur für Samstag geplanten Party: „Es wäre so schön gewesen, Euch endlich wieder zu sehen! Das Leben hat es anders entschieden.“

Auch geschlossen bleibt vorerst das Jugendzentrum des Netzwerks Lambda Berlin-Brandenburg, eine wichtige Anlaufstelle für queere Jugendliche. Der Berliner Sportverein Seitenwechsel kann derzeit keine Kurse durchführen. In München sagte die Lesbenberatungsstelle LeTRa alle öffentlichen Veranstaltungen ab. Und das RuT (Rad und Tat: Offene Initiative Lesbischer Frauen e.V.) in Berlin bleibt nur noch telefonisch und per Mail zu den gewohnten Öffnungszeiten erreichbar.

Auch das für Pfingsten in Heidelberg geplante Lesbenfrühlingstreffen fällt aus, ebenso wie das Internationale Frauen Film Festival in Köln und das Pink Apple Filmfestival in Zürich und Frauenfeld, die beide neue Termine im Herbst 2020 anvisieren.

Die vielen Schließungen und Absagen haben sicher weitreichende gesellschaftliche Foglen. An wen wenden sich jetzt Lesben, die Beratung und Unterstützung brauchen?

Hilfspakete für die Community

Welche wirtschaftlichen Folgen das mit sich bringt, wird die Zukunft zeigen. Ohne Einnahmen wird es jedenfalls schwer, die laufenden Kosten (wie Miete und Lohnkosten für Angestellte) weiterhin zu decken.

Am Mittwoch trafen sich nun Minister, Gewerkschaftler und Vertreter des Arbeitgeberverbände in Berlin. Noch während des Treffens hieß es auf Twitter: „Selbstständige und Freiberufler bekommen ihren Verdienstausfall ersetzt.“ Das Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten sehe das bereits vor. Demnach wird zur Ermittlung des Verlustes der Steuerbescheid des vergangenen Jahres zu Grunde gelegt. Wie konkret die Umsetzung aussieht, wird in Kürze besprochen. Auch der Umgang mit fälligen Mieten für Selbstständige und Unternehmen soll diskutiert werden.

The Ellen Show/ InstagramPuzzeln geht natürlich auch, aber wir haben noch mehr gute Tipps für euch!

Kreative Lösungen gegen Einsamkeit und Langeweile

Nun braucht es kreative Lösungen. Da lässt sich die Community nicht lange bitten. So gibt es einige Livestreams zu Veranstaltungen, die in Berlin abgesagt wurden.

Party/ Musik:

Berliner Clubs bieten in Zusammenarbeit mit Arte und Radio 1 täglich ein mehrstündiges virtuelles Programm. „Alle Einnahmen der Streams fließen in einen Hilfsfonds, mit dem notleidende Clubs und Veranstalter*innen unterstützt werden können“, heißt es auf der Webseite. Die Initiative der Berliner Clubcommission und des Reclaim Club Culture-Netzwerk zeigt DJ-Sets und Performances aus wechselnden Clubs, zudem wird es Gesprächsrunden und Vorträge zu clubkulturellen Themen geben.

Die Kinderliedermacherin Suli Puschban streamt am Freitag um 11 Uhr eine Live-Konzert via Facebook, die Sängerin Wilhelmine sendet mit TVNoir am Freitag um 20:15 „live aus meinem Wohnzimmer“, und auch Rockstars machen mit: Gianna Nannini spielt, wie schon letzte Woche, heute um 16 Uhr live auf Instagram, und Melissa Etheridge ist, ebenfalls auf Instagram, täglich um 11 Uhr live zu hören.

Theater:

Auch das Bühnenprogramm bietet mehr digitale Teilhabe - frau muss also nicht extra in andere Städte fahren und kann trotzdem Kultur erleben. Die Münchener Kammerspiele stellen jeden Tag den internen Mitschnitt einer aktuellen Inszenierung online, die Berliner Bühnen haben einen digitalen Spielplan zusammengestellt, und auch Kleinkunstbühnen stellen Online-Programme auf die Beine, etwa das Berliner BKA mit abendlichen Livestreams.

Dragqueens:

Die Drags der Szene sind schon lange digital. L-MAG-Kollegin Margot Schlönzke begrüßt am Samstag (ab 20 Uhr) in „ANGESAGT - Die Quarantäne-Show“ die wunderbare Sängerin Sigrid Grajek, bekannt durch ihre Figur Coco Lorès und ihr einmaliges Claire Waldoff-Programm, und auch L-MAG-Liebling Jurassica Parka rast weiter mit ihrer Kamera durch Berlin.

Bücher:

Und endlich haben wir mehr Zeit zum Lesen! Der lesbische Ylva Verlag stellt bis Ostern jeden Sonntag ein E-Book kostenlos zur Verfügung, in dieser Woche ist es „Heart's Surrender“ von Emma Weimann (in englischer Sprache).

Die Berliner Szene-Buchhandlung Eisenherz, die ein breites lesbische und feministisches Angebot bietet, hat noch geöffnet und bietet zudem einen kostenlosen Versandservice. Eine Liste mit packenden lesbischer Büchern haben wir schon für euch vorbereitet. 

Zeitschriften:

Und natürlich gibt’s auch die L-MAG weiter am Bahnhofskiosk (die haben überall geöffnet), per Abo und als praktisches E-Paper - einfach klicken, kaufen und sofort auf der Couch lesen. Damit unterstützt ihr einen unabhängigen, von Lesben geführten Verlag!

Eine weitere Alternative für Zeitschriften-Fans ist Readly. Mit der Flatrate für Zeitschriften und Magazine könnt ihr auch L-MAG in Ruhe lesen und obendrauf viele weitere Hefte. Zurzeit gibt es 40 Prozent Rabatt auf den ersten Monat.

Unser Schwester-Magazin SIEGESSÄULE hält euch auf ihrer neuen Webseite auf dem Laufenden. Das kostenlose E-Paper der gedruckten Ausgabe bietet jede Menge Politik, Kultur und Szenenews aus Berlin.

Comedy:

Und auch den Promis unter den Lesben wird langsam langweilig. Ellen DeGeneres postet auf Instagram ständig aus ihrem privaten Leben. Schafft sie das 4.000 Teile Puzzle? Soll sie ein Buch lesen? Mehr von ihr sehr ihr hier.

Zusammenhalten ist jetzt angesagt, helft euch gegenseitig, bleibt – wann immer es geht - zu Hause und vor allem: bleibt gesund!

 

Die aktuelle L-MAG: jetzt an jedem Bahnhofskiosk, bei Readly, im Abo oder als e-Paper-Abo.

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